Puppenspiel mit Dame. Britta Bendixen

Puppenspiel mit Dame - Britta Bendixen


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ein paar Hänger, aber ansonsten ging es. Und was machst du so?“ fragte sie.

      „Gestern hatte ich ja frei, also habe ich die Wohnung geputzt. Was sagst du jetzt?“ fragte er stolz.

      „Dass ich dich liebe und vermisse“, sagte sie herzlich. „Ich freue mich schon auf das Wochenende. Holst du mich am Flughafen ab?“

      „Ja, klar. Sag mir nur vorher, wann du ankommst. Aber wir telefonieren doch morgen wieder, ja? Ich vermisse dich nämlich auch, Baby“, sagte er mit Sehnsucht in der Stimme.

      „Ich rufe dich morgen auf jeden Fall wieder an“, versprach Jasmin. „Ich liebe dich. Kuss.“

      „Ich liebe dich auch. Kuss.“

      Sie legte auf, nahm ihre Tasche und machte sich lächelnd auf den Weg zum Frühstück.

      Während der Dreharbeiten an diesem Tag stellte sie fest, dass es gut gewesen war, mit Steve essen zu gehen. Ihre offenen Worte und ihr Freundschaftsangebot hatten geholfen, eine lockere und freundliche Atmosphäre zwischen ihnen zu schaffen. Am Tag vorher hatte sie sich noch nicht ganz so wohl gefühlt, die Erinnerung an den Abend bei George White war für sie noch zu lebendig gewesen.

      Steve benahm sich im Grunde nicht anders als vorher, er war nach wie vor hilfsbereit und umgänglich. Doch jetzt lag da dieser kumpelhafte Unterton in seiner Stimme und hin und wieder erschien ein schalkhaftes Blitzen in seinen Augen, das gestern noch nicht da gewesen war. Beides sorgte für eine leichte und humorvolle Stimmung zwischen ihnen. Es machte Jasmin einfach Spaß, mit ihm zu arbeiten, und als er kurz vor Feierabend fragte: „Gehen wir gleich noch irgendwo einen Happen essen?“, nickte sie ihm lächelnd zu. „Sehr gerne.“

      Diesmal aßen sie im ‚Katsuya‘, einem schrillen und angesagten Japaner am Hollywood Boulevard, doch das Essen selbst war gar nicht so wichtig. Sie redeten. Über Filme, Musik, über sich.

      Irgendwann zwischen Sushi und süßen Chiligarnelen fragte Jasmin: „Bist du eigentlich noch mit Linda Cooper zusammen?“

      Steve trank einen Schluck Wein, ehe er antwortete. „Nein, eigentlich nicht.“ Er drehte bedächtig den Stiel des Glases zwischen Daumen und Zeigefinger und beobachtete scheinbar gebannt die helle Flüssigkeit.

      Sie sah ihn neugierig an. „Eigentlich?“

      „Wir sind nicht zusammen“, stellte er fest, wirkte jedoch etwas verlegen als er den Blick hob und Jasmin ansah. „Ich bin mir nur nicht sicher, ob ihr das klar ist.“ Er stellte das Glas ab.

      Linda rief noch immer fast täglich an. Er merkte bei diesen Gesprächen, dass sie darauf wartete, dass er für das Wochenende seinen Besuch in New York ankündigte oder sie bat, ihn zu besuchen. Den Gefallen tat er ihr jedoch nicht.

      Er konnte sehen, dass seine Antwort Jasmin amüsierte.

      „Du hast ihr nichts gesagt, nicht wahr?“ ahnte sie.

      Er schwieg lieber und widmete sich ausführlich einer Franse an der weißen Tischdecke, die immer länger wurde, während er daran zog. Jasmin hob missbilligend eine Augenbraue. „Verstehe. Du dachtest, mit deiner Abreise nach Los Angeles hat sich die Angelegenheit von selbst erledigt, richtig?“

      Er nickte peinlich berührt, ließ die Franse endlich wieder los und drehte erneut den Stiel seines Glases zwischen den Fingern.

      „Erwischt! Ja, ich hatte gehofft, dass ihr klar ist, dass die Sache zwischen uns zeitlich begrenzt ist“, gab er verlegen zu.

      Mit gerunzelter Stirn schüttelte Jasmin den Kopf. „Männer!“

      Der Hauptgang kam und Steve nutzte die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln.

      „Apropos Männer. Erzähl mir von deinem Verlobten. Was ist das für ein Typ?“

      Sie lächelte und griff nach ihren Stäbchen.

      „Ben ist ebenfalls Schauspieler, allerdings am Theater. Er liebt den direkten Kontakt zum Publikum.“

      „Woher kennst du ihn?“

      „Vom Theater. Wir sind gemeinsam am Broadway aufgetreten. Kein sehr erfolgreiches Stück“, gab sie zu. „Aber damals haben wir uns ineinander verliebt.“

      „Du hast ihn bei der Arbeit kennen gelernt?“

      „Ja, genau“, nickte sie. Irritiert sah sie ihn an, sein Blick war nachdenklich geworden.

      „Stimmt etwas nicht?“ fragte sie.

      Er sah ihr in die Augen und lächelte. „Nein, nein, es ist alles ok.“

      Am Mittwoch rief Jasmin bereits im Laufe des Vormittags während einer kurzen Drehpause bei Ben an, da sie ihn später vermutlich nicht würde erreichen können. Diesmal dauerte es ungleich länger bis er an den Apparat ging, sie wollte gerade wieder auflegen.

      „Hallo?“ Seine Stimme klang belegt, als wäre er gerade aufgewacht.

      „Ben, ich bin’s. Ist alles in Ordnung?“

      „Oh, hi, Baby. Ja, alles okay.“ Er räusperte sich und hustete. „Ich habe geschlafen, weißt du.“

      „Um diese Uhrzeit?“ fragte sie verwundert. Das war gar nicht seine Art.

      „Ach, weißt du, es ist gestern noch ziemlich spät geworden“, erklärte er. „Ein Kumpel von mir rief mich an. Allan, du kennst ihn doch. Er hat mich überredet, mich auf ein Bier mit ihm zu treffen.“

      „Lass mich raten“, lachte Jasmin. „Aus dem einen Bier wurden einige mehr.“

      „Erraten. Wir sind durch ein paar Clubs gezogen und ich habe keine Ahnung, wann ich nach Hause gekommen bin.“

      „Dann sei dankbar, dass ich dich geweckt habe, Liebling. Du musst doch sicher bald zur Probe, oder?“

      Sie hörte einen unterdrückten Fluch. „Verdammt, du hast recht. Ich muss mich beeilen. Bis bald, Baby.“

      Ein gleich bleibender Ton drang an Jasmins Ohr. Er hatte aufgelegt. Kein ‚Ich liebe dich‘ oder ‚Wann meldest du dich wieder?‘ Nicht einmal das obligatorische ‚Kuss‘. Eigenartig.

      Sie zuckte mit den Schultern und legte den Hörer auf. Sie musste wieder an die Arbeit und hatte keine Zeit, sich über Ben und sein merkwürdiges Verhalten den Kopf zu zerbrechen.

       New York

      Linda zerbrach sich den Kopf über Steve. Sie vermisste ihn schmerzlich. In den wenigen Wochen, die sie gemeinsam verbracht hatten, hatte sie sich heftig in ihn verliebt. Sie hatten fast täglich miteinander geschlafen und viel Spaß zusammen gehabt. Linda hatte sich unheimlich wohl mit ihm gefühlt und schätzte seine natürliche und charmante Art.

      Doch jetzt war er bereits seit mehr als zwei Wochen wieder in Kalifornien und hatte sich nicht ein einziges Mal bei ihr gemeldet. Stets rief sie an.

      Wie anders war Henry gewesen. Sobald er aus Chicago zurück gewesen war hatte er fast täglich angerufen. Einige Tage lang hatte sie ihre Arbeit vorgeschützt oder sich von ihrer Sekretärin verleugnen lassen, um einer Verabredung mit ihm aus dem Weg zu gehen. Sie wollte sich lieber mit Steve treffen, der ja zu der Zeit noch in der Stadt gewesen war.

      Schließlich war sie deutlicher geworden.

      „Hör zu, Henry“, hatte sie bei ihrem letzten Telefonat gesagt. „Ich treffe mich seit einiger Zeit mit einem anderen und denke, dass es besser ist, wenn wir zwei uns nicht mehr sehen.“

      Einige Sekunden lang war nichts zu hören gewesen, nur eisige Stille. Dann hatte Henry lediglich noch drei Worte gesagt.

      „Fahr zur Hölle!“

      Das war es dann.

      Linda dachte kurz darüber nach wie es wäre, wenn Steve ihr sagen würde, es gäbe eine andere Frau in seinem Leben.

      Es würde verdammt weh tun.

      „Miss Cooper?“


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