Puppenspiel mit Dame. Britta Bendixen
geleistet haben, Jasmin.“
Sie erwiderte seinen Blick mit einem kleinen Lächeln. „Danke. Ihre Tipps und Anweisungen haben mir sehr geholfen“, erwiderte sie höflich.
Dann schwieg sie und wartete ab. Er machte auf sie nicht den Eindruck, als hätte er das, was er eigentlich sagen wollte, bereits ausgesprochen.
Wieder räusperte er sich nervös, genau wie am Morgen.
„Und dann wollte ich Sie fragen, ob Sie gleich mit mir eine Kleinigkeit essen gehen würden.“
Jasmin griff nach ihrer Bürste. „Ich weiß nicht recht, eigentlich wollte ich…“ Als seine Hand sich sacht auf ihre Schulter legte verkümmerte ihr der Satz auf den Lippen. Ein angenehmer Schauer überlief sie. Unbewusst hielt sie ganz still.
„Ich kenne ein nettes italienisches Restaurant, ganz hier in der Nähe“, sagte Steve mit belegter Stimme. „Die Spaghetti Carbonara sind einfach köstlich.“
Sie sagte nichts. Er stockte und nahm die Hand von ihrer Schulter. „Bitte, Jasmin. Ich muss mit Ihnen reden.“
Sie legte die Bürste zurück und drehte sich zu ihm um. „Also gut, geben Sie mir zehn Minuten“, bat sie.
Er nickte ihr zu, erleichtert, wie es ihr schien, und verließ ihre Garderobe. Jasmin atmete tief durch. Der Anruf bei Ben musste wohl noch warten.
Das Restaurant war wirklich gut, das musste sie zugeben. Der Weißwein schmeckte himmlisch und war erfrischend kühl. Die Spaghetti waren al dente und die Carbonarasauce sahnig und - wie Steve gesagt hatte - einfach köstlich. Erst jetzt merkte sie, wie hungrig sie war.
Während des Essens unterhielten sie sich über die Dreharbeiten und die Pläne für den nächsten Tag. Steve war amüsant, freundlich und charmant. Sie entspannte sich. Doch nachdem die Teller fortgeräumt waren griff er über den Tisch hinweg nach ihrer Hand und wurde ernst.
„Jasmin, ich habe heute Morgen gelogen. Ich musste an dem Abend keine Bekannte nach Hause fahren“, gab er unvermittelt zu.
„Ja, ich weiß.“
Sie entzog ihm ihre Hand und griff nach ihrem Weinglas. „Aber warum haben Sie gelogen?“
Er lehnte sich zurück und seufzte leise. „Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Vielleicht wollte ich nicht, dass Sie eine schlechte Meinung von mir haben. Mir liegt erstaunlich viel an Ihrer Meinung und ich weiß nicht, warum das so ist.“
Jasmin musste lächeln. Er wirkte tatsächlich ein wenig verwirrt und ratlos. Seine Offenheit gefiel ihr.
„Ich finde Sie jedenfalls sehr sympathisch, das ist das Einzige, dessen ich mir sicher bin“, fuhr er fort.
„So sympathisch wie Linda Cooper?“
Sie biss sich ein klein wenig zu spät auf die Zunge. Das hatte sie gar nicht sagen wollen!
Er lächelte und beugte sich zu ihr. „Auf eine völlig andere Weise.“ Dann nahm er ihre Hand in seine beiden Hände, führte sie zu seinem Mund und küsste sie sanft.
Zögernd entzog Jasmin sie ihm. „Das ehrt mich sehr, Steve“, sagte sie, schlug für einen Moment die Augen nieder und sah ihn dann ernst an. „Aber Sie sollten wissen, dass ich verlobt bin und noch in diesem Jahr heiraten werde.“
Sie konnte sehen, dass ihre Mitteilung ihn unangenehm überraschte. Sein Lächeln verschwand und er lehnte sich wieder zurück.
Sie sprach weiter. „Und was meine Meinung über Sie angeht…“
Sie sah ihn nachdenklich an, die Stirn ein wenig gerunzelt, als wundere sie sich über etwas. „Ich bilde mir diese Meinung noch. Im Augenblick machen Sie auf mich den Eindruck eines Mannes, der sich seines guten Aussehens und seines ausgeprägten Charmes nur allzu deutlich bewusst ist und beides nutzt, um möglichst viele Frauen in sein Bett zu bekommen.“ Sie ergriff ihr Glas während sie ihn betrachtete und trank einen kleinen Schluck.
Er breitete in einer abwehrenden Geste die Arme aus und schüttelte den Kopf. „Also, das stimmt so wirklich nicht, ich -“
Sie stellte ihr Glas ab. „Ich war noch nicht ganz fertig, wenn Sie erlauben.“
Er schwieg und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich wollte noch sagen, dass Ihr Lebenswandel mich überhaupt nichts angeht, Ihre Mühe bei mir allerdings absolut verschwendet ist“, fuhr sie fort. „Ich hätte aber nichts dagegen, wenn wir uns besser kennen lernen und Freunde werden.“
Sein Lächeln kehrte zurück, er nickte, hob sein Glas und stieß mit ihr an. „Das würde mich freuen, Jasmin“, sagte er ehrlich. „Und jetzt bringe ich dich ins Hotel.“ Er winkte nach dem Ober.
Das Chateau Marmont war ein filigranes weißes Gebäude am Sunset Boulevard, das einem französischen Schloss nachempfunden worden war und dem Hotel schon dadurch einen speziellen Charme verlieh. Die Lobby war groß, sehr hoch und edel eingerichtet, der Fußboden bestand aus hellem Marmor und die Zimmer waren elegant und geräumig. Jasmin hatte gehört, dass hier unter anderem schon Billy Wilder und Greta Garbo genächtigt hatten.
Sie hatte ein langes, heißes Bad genommen und war dann erschöpft eingenickt.
Als sie erwachte war es bereits halb zehn.
Oh Gott, Ben! schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte völlig vergessen, ihn anzurufen. Heute war Montag und in New York war es bereits drei Stunden weiter, also halb eins, was bedeutete, dass Ben aller Wahrscheinlichkeit nach schlief. Der Anruf bei ihm musste also notgedrungen bis zum nächsten Morgen warten.
Jasmin beschloss, stattdessen den Text für den nächsten Tag noch einmal durchzugehen. Sie setzte sich auf, griff nach dem Drehbuch und begann zu lesen.
Schon nach wenigen Sätzen ließ ihre Konzentration nach. Steve Conellys dunkle Augen schoben sich zwischen sie und den Text, schienen in ihre einzutauchen. Wieder spürte sie seine Lippen auf ihrer Hand…
Ungeduldig verzog sie das Gesicht. Himmelherrgott, es hatten doch schon häufig Männer mit ihr geflirtet! Warum zum Teufel reagierte sie plötzlich wie eine Fünfzehnjährige? Sie liebte Ben und würde ihn bald heiraten. In ihrem Leben war kein Platz für Steve Conelly - jedenfalls nicht in ihrem Privatleben.
Sie schüttelte den Kopf, schob jeden Gedanken an ihn von sich und vertiefte sich erneut in das Skript.
Nur wenig später sah sie ein weiteres Mal Steves Gesicht vor sich, seine lächelnden Augen, hörte seine dunkle, wohlklingende Stimme, sein herzliches Lachen…
Es war verrückt, lächerlich, total albern. Sie schlug mit Schwung das Drehbuch zu und legte es zur Seite. Wahrscheinlich war sie nur übermüdet. Sie würde jetzt schlafen und am nächsten Morgen noch einmal ausgeruht den Text durchgehen, nahm sie sich vor.
Früh um halb sechs war sie bereit, um hinunter zum Frühstück zu gehen und anschließend ins Studio zu fahren. Doch vorher griff sie nach dem Telefon und wählte ihre Nummer in New York. Dort war es jetzt halb neun. Hoffentlich war Ben schon wach.
Direkt neben den Apparat hatte sie ein Bild von ihm und sich aufgestellt. Es war bei der Premierenfeier des Stückes aufgenommen worden, in dem er derzeit spielte. Sie strahlten sich darauf verliebt an.
Bereits beim zweiten Klingeln hob er ab.
„Jasmin?“
„Ja, ich bin’s. Hallo Schatz.“
„Warum meldest du dich erst jetzt? Ist alles in Ordnung?“ Er klang besorgt.
„Ja, es ist alles okay. Ich war gestern noch etwas essen und bin dann eingenickt. Als ich aufgewacht bin, war es zu spät, um dich noch anzurufen. Tut mir leid. Es war sehr anstrengend gestern, ich war völlig erledigt.“
„Mit wem warst du essen?“ fragte er.
Klang er misstrauisch? Eifersüchtig? Jasmin spürte ihre Handflächen feucht werden. „Nur mit einigen Mädchen