Kein Mann für eine Nacht. Fae Clarke

Kein Mann für eine Nacht - Fae Clarke


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acht Jahren hatten wir uns in ebendiesen Club kennengelernt. Wir hatten uns unterhalten und uns bereits nach wenigen Sätzen sympathisch gefunden, aber anscheinend nicht anziehend genug, um uns zu verabreden. Bei einem zweiten zufälligen Aufeinandertreffen einige Wochen später, hatte er mir Komplimente über meinen Tanzstil, meine Kleidung, meine fröhliche Art gemacht. Damals hatte ich eine enganliegende kurze Hose und eine Korsage getragen, das weiß ich noch bis heute. Genauso wie ich mich daran erinnern kann, dass er mit einer dunkelblauen Jeans und einem schwarzen Shirt bekleidet war. Insbesondere waren mir seine außergewöhnlichen Chucks aufgefallen, woraufhin ich ihn auch ansprach.

      Auf meine Frage, ob er überhaupt etwas mit der Szene anfangen könne, da er so schlicht gekleidet war, hatte er gemeint: »Ja klar, sonst wäre ich ja nicht hier, oder?«

      Schon bald stellte sich heraus, dass dies eine Lüge war, denn er hatte nur vorgegeben, diese Art Musik zu mögen. Nach kurzer Zeit hatte ich den Eindruck, dass er das nur gesagt hatte, um auf diese perfide Weise an eine Frau heranzukommen, dabei war ihm anscheinend egal, wen er da anbaggerte. Wieso er sich überhaupt in dieser Szene aufgehalten hatte, kann er mir bis heute nicht beantworten.

      Bei dem dritten Treffen und dem tatsächlich ersten Date, nach über drei Monaten, waren wir zusammengekommen, obwohl ich mich dabei nicht wirklich wohlgefühlt hatte. Irgendetwas in meinem Inneren hatte mir damals gesagt, dass ich es bleiben lassen sollte, doch ich tat dieses Gefühl als trügerisch ab, ignorierte meine Intuition und verrannte mich prompt in eine für mich beinahe ausweglose Situation.

      Die ersten Wochen waren romantisch, zu romantisch, wenn ich genau darüber nachdachte. Dieses Level konnte er auf Dauer nicht halten. Oft hatte er mir irgendwelche Kleinigkeiten geschenkt, meist alte oder gebrauchte Dinge von sich, was mich eigentlich stutzig hätte machen sollen. Stattdessen hatte ich mich über diese kleinen Gaben gefreut, wenngleich es schon merkwürdig war, dass er mir CDs und Filme aus seiner Sammlung geschenkt hatte. Nach Monaten stellte sich dann auch heraus, dass er damit nichts mehr anfangen konnte. Diese wären ihm zu düster, wie er meinte. Demzufolge gab er diese Dinge einfach an mich weiter und beschenkte mich damit nicht, wie ich anfangs annahm.

      Zu Beginn hatte er mir unmissverständlich erklärt, dass er nicht mit mir zusammenziehen wolle, da er seinen Individualismus beibehalten und sein eigenes Leben weiterführen möchte. Das wäre ja an und für sich in Ordnung gewesen, wenn er sich nicht nach nur vier Wochen klammheimlich bei mir eingerichtet hätte. Wieso kam ich damals nicht auf den Gedanken, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging? Denn er bestand nach wie vor darauf, offiziell nicht bei mir zu wohnen. Immer mehr meiner Dinge wurden verdrängt, da er seine eigenen Sachen platzieren wollte. Was ich damals nicht merkwürdig fand, sondern toll. Wie dumm, wie blauäugig von mir!

      Nach einem halben Jahr gab er seine Einzimmerwohnung endgültig auf. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich einfach alles. Er mäkelte an meinem Kleidungsstil herum, wollte nicht, dass ich so gekleidet in den Club ging. Warum? Immerhin hatte er mich doch genauso kennengelernt. Auf meine Fragen hatte er keine für mich befriedigenden Antworten. Dennoch, ich unternahm schlichtweg nichts! Wieso hatte ich ihn nicht spätestens in diesem Moment meiner Wohnung verwiesen?

      Nach und nach schränkte er mich ein, ich durfte mich nicht mehr allein mit Freunden treffen, was ich auch noch okay fand, da er mich immer und überallhin begleitete. Meine Freunde erklärten mich für verrückt, ich empfand es als normal. Dieser Eindruck änderte sich, sobald er nicht mehr mit mir weggehen wollte und mir dementsprechend nicht mehr erlaubte, weiterhin meine Bekannten zu besuchen oder allein in den Club zu gehen. Damit verlor ich nach und nach alle, die mir lieb waren und war plötzlich allein. Zumindest fast, denn meine beste Freundin Alice blieb an meiner Seite, bis heute.

      Was ich an ihm von Anfang an mochte, war, dass er sich pflegte. Jeden Tag rasierte er sich, duftete fantastisch und seine glatte Brust lud dazu ein, diese berühren zu wollen. Bis der Zeitpunkt kam, als er sich zu vernachlässigen begann. Plötzlich sprießten Bart- und Brustbehaarung. Grundsätzlich habe ich nichts gegen Haare auf der Brust, solange es gut aussieht, aber das ist bei ihm eben nicht der Fall. Sein Bart ist zudem äußerst kratzig und ungepflegt, und er ist irrsinnigerweise stolz darauf.

      Am schlimmsten war aber der Geruch. So etwas Grauenvolles hatte ich noch nie zuvor wahrgenommen. Zum ersten Mal fiel es mir beim Sex auf. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich auch, warum er immer so viel Deodorant und Eau de Toilette verwendete. Gut, er kann nichts dafür, das sah ich ein, aber die Körperpflege vernachlässigte er schließlich ebenfalls. Er duschte sich nicht mehr regelmäßig und wo sich vorher seine Duschgels stapelten, gähnte auf einmal Leere.

      Nach gut zwei Jahren begann die für mich schlimmste Zeit, die bis heute andauert. Er fing an, mich zu bedrängen, immer und überall Sex zu wollen. Am liebsten hätte er täglich gewollt, doch das konnte ich nicht, weil sich in mir alles blockierte. Durch meine Zurückweisungen wurde er aggressiv und enthüllte sein wahres Ich, welches er so lange vor mir versteckt hielt. Deshalb lasse ich ihn bis heute zuweilen über mich rutschen, damit ich für die nachfolgenden Tage meine Ruhe habe.

      Obwohl ich es nicht mag, befummelt er mich in der Öffentlichkeit. Er verstand mein Nein nicht, im Gegenteil, er deklarierte es sogar als Spiel, als ob ich ihn damit anheizen wolle. Manchmal packte er mich auch am Arm und tat mir weh, wenn ich ihm sagte, dass ich keine Lust habe. Seine laute Stimmlage machte mir immer öfter Angst, ebenso wie seine Wutausbrüche. Vermehrt zog ich mich deshalb zurück, wollte von mir aus nicht mehr weggehen.

      Selbst wenn wir uns mit seinen Freunden trafen, zog er mich vor ihnen durch den Kakao, verkaufte sich als starken Macker. Ich war nur sein lästiges Anhängsel, das er fertigmachen konnte, wann und wo er wollte. Nach einer Weile ertrug ich das nicht mehr und stellte ihn nach etlichen Malen zur Rede. Das war ein großer Fehler, denn nun muss ich mir beinahe täglich anhören, dass ich mich nicht anstellen soll. Schließlich habe ich gewusst, worauf ich mich einlasse. Was aber schlichtweg gelogen war, denn so gab er anfangs überhaupt nicht.

      Vermehrt lud er all seinen Frust auf mir ab, seine Ausbrüche eskalierten immer mehr. Die Arbeit ist Scheiße, alle Mitmenschen sind dämlich und das Leben ist eh sinnlos und stinklangweilig, es gab andauernd etwas auszusetzen. Sobald sich der Unmut in meiner Mimik widerspiegelte, weil ich seine Tiraden einfach nicht mehr ertrug, donnerte er los, warum ich solch ein Gesicht ziehe, ich habe schließlich keinerlei Probleme. Die habe doch nur er. Bis heute tut er so, als ob das ganze Leid der Welt auf seinen Schultern laste.

      In all diesen Jahren waren wir nie gemeinsam im Urlaub, wobei ich sagen muss, dass das wohl auch besser ist, denn ich möchte nicht wissen, wie er sich gibt, wenn ich ihn zwei Wochen am Stück um mich habe. Nichtsdestotrotz vermisse ich es sehr, mich an den Strand zu setzen, um abschalten zu können. Oder Städtereisen zu unternehmen. England hat so viel zu bieten, es muss ja kein Auslandsaufenthalt sein.

      Verträumt blicke ich auf die Postkarten meiner ehemaligen Freunde, die sich über die Jahre bei mir angehäuft haben und mit Magneten an dem großen Kühlschrank heften. Madeira, Toskana, Alpen, sogar eine aus Florida ist dabei. Aber am schönsten finde ich die aus der Provence und den Highlands. Sacht streiche ich über die farbenprächtigen Karten und verliere mich in meinen verflixten Gedanken.

      Als wir vor drei Jahren in dieses Haus zogen, hätte ich das nicht tun sollen, ich hätte stattdessen die Flucht ergreifen müssen. Warum tat ich es nur nicht? Ob es daran gelegen hatte, dass er all meine Sachen zuvor entsorgte? Ich hatte zu dem Zeitpunkt kaum mehr etwas besessen, was rein mir gehörte. Als er vor dem Umzug meine Bücher auszusortieren begonnen hatte, bin ich das erste Mal ausgetickt. Niemand darf sich an meiner heiß geliebten Bibliothek vergreifen! Nicht einmal mein cholerischer Freund.

      Das hatte er sich natürlich nicht gefallen lassen. Er hatte mich damals gegen das Regal gestoßen, sodass ich mir eine Prellung zuzogen hatte. Ab diesem Moment hatte er anscheinend Blut geleckt, denn die harten Klapse auf mein Hinterteil empfindet er bis heute als lustig, sogar anregend, genauso wie seine Kniffe in meine Brust oder den Bauch. Ich konnte es ihm hundert Mal erklären, dass ich das nicht mag und er mir damit wehtut, es interessierte ihn nicht.

      Schlussendlich hatte er begonnen, mich wegen meiner Figur aufzuziehen. Ich hatte zugenommen, das ist richtig, doch so, wie er mich vorzugsweise vor anderen


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