Kein Mann für eine Nacht. Fae Clarke

Kein Mann für eine Nacht - Fae Clarke


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war er sofort beleidigt und zog noch mehr über mich her, um sogleich von sich abzulenken. Seine Hartherzigkeit zehrte nach und nach an mir.

      Bis zum heutigen Tag zieht er über die Menschen und die Musik der Szene her, da er nichts mit ihnen anfangen kann. Dabei sind die meisten intelligente Leute, die genauso ihren Spaß haben wie andere auch. Er behauptet allerdings immer wieder, dass sie alle selbstmordgefährdet und viel zu düster wären. Man könne keine normalen Gespräche führen und die Musik, die sie alle hören, ist krank und öde.

      Ja, warum war er damals überhaupt in diesem Club und weshalb lief ihm damit über den Weg? Wieso komme ich verdammt noch mal nicht aus dieser verflixten Beziehung raus? Weswegen lasse ich es zu, dass er mich so behandelt? Immer wieder frage ich mich das - seit Jahren. Die Vermutung liegt nahe, dass ich mich mittlerweile mit all dem abgefunden habe. Zudem bin ich auch nicht mehr die Jüngste, um mich so mir nichts, dir nichts auf Partnersuche zu begeben. Kann ich das überhaupt noch – flirten? Hm, zu gern würde ich wissen, wie sich diese berühmten Schmetterlinge im Bauch anfühlen. Ich weiß es nämlich nicht mehr, denn selbst als ich mit Pete zusammenkam, hatte ich dieses Gefühl nicht verspürt. Leider … oder doch nicht?

      Warum denke ich eigentlich über dieses verfluchte Gefühl der Verliebtheit nach, anstatt erst einmal mit meinem Leben zu Recht zu kommen? Verdammt! Das kann doch nicht sein? Denn falls ich mich endlich dazu aufraffen kann, mich zu trennen, sollte ich erst einmal das Alleinsein genießen, die Ruhe. Niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen, das wäre ein Traum! Aber wahrscheinlich kann ich gar nicht allein sein, zumindest vermute ich das.

      Obwohl … Ich wäre nie ganz allein, da Alice immer für mich da wäre, auch wenn ich sie in den letzten Jahren sehr vernachlässigt hatte. Aber eine beste Freundin ist kein Partner, der mich vielleicht einmal glücklich machen könnte, woran ich allerdings nicht mehr so recht glaube. Und wieder schweifen meine Gedanken ab. Nein, Stopp, rüge ich mich selbst und schüttle energisch den Kopf.

      Langsam ziehe ich mir die kniehohen Stiefel an. Vor Langeweile wische ich noch einmal über das schwarze Leder. Die Zeit rast davon, es ist mittlerweile nach 23 Uhr, wir werden erst kurz vor Mitternacht im Club sein. Mit einem enttäuschten Gefühl krame ich in meiner Handtasche, hole einen Geldschein heraus. Heute muss ich alles bezahlen, damit er überhaupt mitfährt.

      Niedergeschlagen setze ich mich auf einen Küchenstuhl, rutsche nervös hin und her. Das Nichtstun lässt mich immer wieder grübeln. Ich empfinde schon lange nichts mehr für Pete und er tut so, als ob er das nicht wüsste. Wie dumm oder blind muss man sein? Der Sex ist stinklangweilig, Einheitsbrei und er merkt nicht einmal, dass ich währenddessen keine Gefühlsregung zeige. Hinterher tue ich so, als ob ich erschöpft wäre, um ihn schnell wieder loszuwerden. Er schwitzt und stinkt dabei. Oh Gott! Was habe ich nur für abscheuliche Gedanken?

      Schnell schüttele ich mich, um nicht erneut in einen Strudel aus Hass und Ekel zu fallen. Rücksichtsvoll sollte ich schon noch bleiben. Aber warum eigentlich? Er beschimpft mich aufs Übelste, zieht bei Freunden und hinter meinem Rücken über mich her und denkt, dass ich davon nichts mitbekomme. Nun bin ich auch noch den Tränen nahe! Klasse ganz toll gemacht, Abby! Ich sollte mir abgewöhnen nachzudenken.

      Erstaunt höre ich ihn schwerfällig die Treppe heruntertappen. Schnell wische ich mir über die Augen, fächle mir Luft zu, damit er nichts bemerkt.

      »Na? War ich schnell, oder was?«, tönt er auch bereits hinter mir.

      Der Blick auf die Uhr zeigt mir allerdings, dass mittlerweile vierzig Minuten vergangen sind, von wegen. »Ja, ich bin baff«, sage ich und hoffe inständig, dass ich damit überzeugend klinge.

      »Siehst du, so geht das! Ich zieh mich an und schau noch was nach, dann können wir meinetwegen los«, lässt er beinahe stolz verlauten und brummelt etwas, als er denkt, dass ich ihn nicht mehr hören kann. Er meckert wieder herum, dass er keine Lust auf den ganzen Mist hat.

      Zorn kocht in mir hoch, ich muss jetzt wahrscheinlich weitere zwanzig Minuten warten. Frustriert rauche ich die nächste Zigarette. Wie oft hatte ich mir schon vorgenommen, einfach jemanden zu kontaktieren, der mich mitnimmt. Immer wieder bot Alice mir an, mich abzuholen. Was will er schon machen, außer toben und das tut er so oder so bereits. Warum habe ich es bloß noch nie gemacht? Weil ich einfach dumm bin, antworte ich mir selbst. Etwas anderes kann es schlichtweg nicht sein.

      Hach, wäre es nicht einmal schön, ohne größeren Ärger im Vorfeld in den Club zu fahren und einfach den Abend zu genießen? Die Musik, die Gespräche, das Tanzen. Aber Nein, ich dumme Pute muss mich ja immer runterziehen lassen, sodass ich die Zeit, die eh schon so knapp bemessen und vor allem so selten ist, kaum mehr genießen kann.

      Grinsend muss ich plötzlich daran denken, dass mich die letzten Male etliche Männer angestarrt haben und ich bis heute nicht weiß, warum. Abgesehen davon war eh keiner darunter, der mir auch nur ansatzweise gefallen hätte. Ja, ich weiß, ich bin oberflächlich, doch seit Monaten habe ich das unergründliche Verlangen, nur einmal einen Mann küssen zu wollen, der ein ansprechendes Äußeres hat. Nur ein einziges Mal, sodass ich mich nur seufzend und schwerlich von ihm lösen kann.

      Wieso hege ich solch einen quälenden Gedanken überhaupt? Schließlich weiß ich, dass es nie dazu kommen wird. Klar, ein attraktiver Kerl küsst mich einfach so, ohne Hintergedanken. So was Dummes, schelte ich mich selbst und richte mich auf. Ich gehe in den Vorraum, ziehe meine Jacke über und stelle mich dabei vor den großen Spiegel, um mein Make-up noch einmal zu überprüfen. Das bekommt Pete natürlich im Vorbeigehen mit, fasst es sofort als Druck auf und murrt erneut herum. Mit den Händen in der Jackentasche versuche ich unsichtbar zu wirken, was ihn aber anscheinend noch wütender macht.

      »Dadurch gehts auch nicht schneller!« Nicht dass er noch herummault, weil ich atme oder existiere! »Geh doch schon raus, wenn du es nicht erwarten kannst.«

      Pete öffnet die Haustür und schmeißt mich tatsächlich hinaus. Es sind Minusgrade, ziemlich kalt in dem gerade einmal knielangen Rock. Zitternd gehe ich zum Zaun und warte frierend weitere fünf Minuten, bis er endlich herauskommt. Aufgebracht knallt er die Tür zu, schließt nicht ab, wie immer. Mittlerweile weise ich ihn nicht mehr darauf hin, da er mich doch nur anfährt. Sollen sie eben bei uns einbrechen, dann hat er wieder etwas zum Meckern, wenn die Versicherung nichts zahlt, da nicht abgeschlossen wurde. Soll mir nur recht sein, gebe ich resigniert auf.

      Mit schnellen Schritten rauscht er an mir vorbei und lässt mich links liegen. Wie ein begossener Pudel trotte ich ihm zum Auto hinterher. Auf dem Beifahrersitz liegen wie immer CDs, Kopfhörer, Essensreste. Und wieder muss ich warten, nimmt das heute denn gar kein Ende? Kaum sitze ich endlich im Auto, fährt er auch schon los, ohne dass ich mich anschnallen konnte. Hastig greife ich nach dem Gurt, um ihn zu fixieren.

      Fluchend, worüber weiß er wohl selbst nicht, rast er die schmale Gasse entlang. Auf dem Weg in den Club herrscht eisiges Schweigen, ich starre aus dem Seitenfenster und tue so, als ob es etwas Interessantes in der Dunkelheit zu sehen gäbe. Besser diese bedrückende Stille ertragen als eine dieser endlos nervigen Diskussionen.

      »Was ist los?«, fragt er mich plötzlich allen Ernstes. Zu früh gefreut.

      »Nichts«, antworte ich ihm tonlos. Augenverdrehend wende ich mich wieder dem Fenster zu und starre hinaus. Wie sehr ich diese Fragerei satthabe. Was soll schon los sein?

      Anfangs habe ich zu Genüge den Fehler begangen und ihm ehrlich darauf geantwortet. Das Ergebnis war meist, dass wir uns stritten, über nichts. Nie wieder werde ich auf diese Frage wahrheitsgemäß Auskunft geben, zumal er weiß, was los ist. Und erst recht nicht jetzt, wo wir doch bald da sind.

      Endlich wieder tanzen, mich mit den wenigen Freunden und Bekannten, die mir noch geblieben sind, unterhalten und mit denen ich Spaß haben kann. Er wird wiederum dumm rumstehen und sich deplatziert vorkommen. Über die Musik und die Leute nörgeln, nur ab und an frustriert nach draußen gehen, um zu rauchen. Die restliche Zeit wird er mich genau beobachten, jeden Mann um mich herum mustern, um sich aufregen zu können. Jeder Typ will schließlich etwas von mir.

      Nun muss ich doch schmunzeln, er sieht es glücklicherweise nicht. Es ist Jahre her, dass es einer gewagt hatte mich anzusprechen. Sofort


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