Kein Mann für eine Nacht. Fae Clarke
in mein Bett, um ihn überwinden zu können. Die Nacht wird fürchterlich werden, aber danach werde ich ihn bestimmt so gut wie vergessen haben, da bin ich mir sicher. Morgen sieht alles anders aus.
Gerade bin ich mal wieder mehr als froh darüber, dass wir seit Jahren in getrennten Zimmern schlafen. Pete hatte mir vorgeworfen, ich würde ihn zu sehr herumschubsen, wenn er schnarcht. Was stimmt, denn sein lautes Schnarchen machte mich damals wahnsinnig, ließ mich keine Nacht mehr durchschlafen. Jeden Morgen war ich wie gerädert und gereizt. Heute ist mir diese Tatsache mehr als recht. Herrje, wieso habe ich auf einmal solch bösartige Gedanken?
Kaum halten wir vor unserem Haus, steige ich aus. Der kalte Wind lässt mich auf der Stelle wieder zur Besinnung kommen. Als wir das Haus betreten, drängt Pete mich gegen die Kommode und beginnt mich abzuschlabbern. Augenblicklich fühle ich mich ausgeliefert, komme weder vor noch zurück. Unbewusst macht sich Abscheu in meinem Gesicht breit und sofort stößt er mich von sich.
»Na dann mal wieder nicht. Wann willst du mal wieder ficken? Mir steht das Weiße schon in den Augen«, keift er bissig und findet seinen Spott auch noch lustig. »Dann muss ich eben wieder selbst Hand anlegen. Willst du zuschauen, vielleicht törnt dich das ja an?«
Seine Worte verletzen mich, ich will ihn anbrüllen, doch keine Silbe verlässt meine Kehle. Ich bin wie gelähmt, will nur noch hinauf in mein Zimmer, will mich zurückziehen. Er wettert immer weiter, lässt mich nicht gehen.
»Ich bin müde, Pete. Bitte, ich möchte ins Bett«, bettle ich ihn nach einer Weile regelrecht an.
Abwinkend geht er wütend nach oben in sein Zimmer. Erleichtert lehne ich mich gegen die Kommode und atme tief durch. Das war verdammt knapp. Geräuschlos ziehe ich die Jacke und Stiefel aus, damit ich ihn nicht noch einmal auf mich aufmerksam mache und gehe hinauf, um mich abzuschminken. In meinem Zimmer ziehe ich mich um und schlüpfe anschließend unter die wärmende Decke, wickle mich regelrecht darin ein. Hoffentlich kann ich schnell einschlummern.
Doch je mehr man um Schlaf bemüht ist, desto wacher und aufgedrehter wird man, das ist immer so. Denn kaum schließe ich meine Augen, sehe ich den Schönling vor mir. Sein süßes Lächeln, seine tollen Augen, seinen Duft. Immer wieder schalte ich das Licht ein, um zu lesen. Was mich kurzfristig auch ablenkt, doch an Schlaf ist bis in die frühen Morgenstunden nicht zu denken. Erst nach stundenlangem Herumwälzen dämmere ich endlich mit einem letzten Gedanken an den schönen Unbekannten fort.
2
I
ch vergaß die Jalousien herunterzulassen. Zum ersten Mal seit Wochen scheint die Sonne und genau heute mitten in mein Gesicht. Missmutig kehre ich dem Fenster den Rücken und zähle sinnloserweise die Muster auf meinem Kissen, nur um nicht aufstehen zu müssen.
Jeder Sonntag verläuft ähnlich; erst fläzt er mit seinem Handy auf dem Sofa, zappt sich anschließend durch die Fernsehprogramme, um sich einen Mist nach dem anderen anzusehen und schnauzt mich nach Stunden an, warum ich nicht mit ihm kuschle, sondern in meinem Arbeitszimmer am Rechner sitze oder nähe.
Wenn ich dann doch mal einen Sonntag neben ihm auf der Couch Platz nehme, langweile ich mich zu Tode, da mich seine merkwürdigen Männerserien nicht die Bohne interessieren. Am Anfang war es ja noch amüsant, da es mal etwas Neues war, aber mittlerweile sind sie nur noch trivial oder er schaut sich tatsächlich die Wiederholung der Wiederholung an. Nach einigen Stunden meint er dann meistens, dass wir uns irgendeinen grottenschlechten Film anschauen könnten, zumindest empfinde ich seine vorgeschlagenen Werke als solche, denn sie sind genauso langweilig wie er. Also versuche ich mich meist um einen gemeinsamen Sonntag zu drücken.
Wie erwartet schläft er noch, als ich in die Küche herunterkomme. Wieder darf ich alles allein machen. Während der Kaffee vor sich hin tröpfelt, drehe ich das Radio auf und putze summend die Küche. Da ich morgens nie etwas esse, schenke ich mir nur eine Tasse ein und setze mich nach getaner Arbeit an den Küchentisch. Rauchend lese ich in dem Buch weiter, welches ich bereits in der Nacht begonnen hatte.
Nach knapp einer Stunde kommt Pete nur in Unterhose bekleidet in die Küche geschlurft und kratzt sich erst einmal demonstrativ vor mir im Schritt. Sehr sexy, schießt es mir durch den Kopf und wende mich angewidert ab.
»Gu’n Morng«, nuschelt er gähnend.
»Guten Morgen«, erwidere ich und bin von seinem fast nackten Anblick nicht unbedingt beeindruckt.
Er denkt noch immer, dass er gut gebaut ist. Ja, er ist groß, aber seine Proportionen stimmen nicht. Sein Bauch wackelt, als er sich zu mir hinunterbeugt, um mich feucht zu küssen. Dabei schiebt er mir die Zunge beinahe bis zum Anschlag in den Hals.
Ich weiß selbst, dass ich nicht mehr die Schlankeste bin, was auch daran liegt, dass mein einziger Sport das Tanzen und Schwimmen war, was ich ja nun nicht mehr machen kann oder darf. Denn weggehen will er sehr selten und schwimmen hasst er. Und allein darf ich nicht. Halb nackt vor anderen herumturnen, hatte er einmal verlauten lassen. Ja, soll ich im Ganzkörperanzug schwimmen gehen? Manchmal komme ich mir wie im Mittelalter vor.
Seit Monaten will ich wenigstens zu Hause Sport treiben, aber ich kann mich nicht zu diesen stupiden und monotonen Übungen hinreißen lassen, die ich zudem für absolut affig halte.
Pete stakst barfuß über den kalten Küchenboden und schenkt sich Kaffee ein. Seine Frisur ist zerzaust, ebenso wie sein ungepflegter Bart, den er sich seit Wochen wachsen lässt. Wenn ich mir vorstelle, dass er mit dem kratzigen Ding unten an mir rummacht … schnell schüttle ich jeden weiteren Gedanken ab. Wieso kommen mir seit einiger Zeit vermehrt solche gehässigen Eingebungen hoch?
Seit Monaten versuche ich mir vorzustellen, wie es wäre, mich von ihm zu trennen. Und immer öfter komme ich zu dem Schluss, dass es sein muss, auch wenn es alles andere als einfach werden wird. Aber ich muss hier raus, weg von ihm. Seine Psychospielchen machen mich krank, wirklich seelisch krank. Bis heute weiß ich noch nicht wann und wie. Planen tue ich es nicht, irgendein Wink des Schicksals wird mir schon aufzeigen, dass der richtige Zeitpunkt da ist.
Plump lässt er sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen, reißt mich damit aus meinen Überlegungen. Dabei entfleucht ihm ein Lüftchen, innerlich schüttle ich mich, er ist einfach nur noch widerlich! »Tschuldige, aber das muss raus«, meint er beinahe vorwurfsvoll.
Warum er mich anblafft, weil er seine Körperfunktionen nicht unter Kontrolle hat, wird mir ein Rätsel bleiben, denn das tut er immer.
»Und heute wieder PC«, fragt er abfällig, »oder meinst du, wir schaffen es mal einen Tag zusammen zu verbringen?« Und wie immer schwingt dieser missbilligende Tonfall mit.
»Was hast du denn geplant?« Ich versuche interessiert zu klingen, obwohl ich jetzt schon weiß, wie der Tag enden wird, wie immer.
»Du sollst auf meine Fragen nicht immer mit einer Gegenfrage antworten! Ich hasse das!« Erbost knallt er die Tasse auf den Tisch, sodass der Kaffee überschwappt. »Warum soll ich mir immer was einfallen lassen? Jedes Mal, wenn ich was vorschlage, jammerst du eh nur wieder rum, dass dir dies oder jenes nicht gefällt.«
Da hat er ausnahmsweise recht, aber nur, weil unsere Interessen so weit auseinanderliegen, dass wir uns niemals einig werden können, welchen Film wir beispielsweise anschauen wollen. Meist endet es damit, dass wir erst seine merkwürdigen Komödien ansehen, mit denen ich gar nichts anfangen kann und danach einen meiner DVDs, bei denen er grundsätzlich einschläft. Bei Thrillern oder Action einschlafen, am helllichten Tag!
»Okay, hm. Alien?« Der geht immer, denke ich mir und der gefällt ihm angeblich auch.
»Ach nee.« Und er schlägt wieder einen dieser langweiligen Filme vor. Abermals bestimmt er, was wir schauen, aber erst einmal Theater machen. Seufzend stimme ich zu und er erhebt sich, fasst sich wieder an seinen Sack. Wieso tut er das immer dann, wenn er vor mir steht, also direkt vor meiner Nase? Es kann nur Absicht sein, obwohl er mehrfach das Gegenteil behauptet hatte. Grinsend verschwindet er ins Bad. Ekliger Mistkerl. Hoffentlich lässt er mich heute in Ruhe.
Er kann sich keine halbe Stunde beherrschen. Sein Drängen