Kein Mann für eine Nacht. Fae Clarke

Kein Mann für eine Nacht - Fae Clarke


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zu seinem Auto. Er ist ungewöhnlich still. Was ist nur los? Plötzlich fällt mir wieder ein, dass heute eine etwas andere Veranstaltung stattfindet. Es werden vermehrt alte Sachen gespielt, die sogar ihm gefallen. Vielleicht wird es tatsächlich ein entspannter Abend? Die Hoffnung stirbt ja erfahrungsgemäß zuletzt.

      Max, der Türsteher, umarmt mich überraschend zur Begrüßung. Wir kennen uns eine halbe Ewigkeit, haben aber so gut wie nie miteinander gesprochen. Unterdessen Pete hineingeht, hält er mich überraschend fest.

      »Viel Spaß Abby.« Dabei zwinkert er mir verschwörerisch zu. Verwirrt gehe ich hinein, das hat er noch nie zu mir gesagt. Jetzt reicht es, ich muss auf der Stelle Alice suchen, denn irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht, etwas ist im Busch.

      Während ich meine Jacke abstreife, die ich heute tatsächlich einmal aufhängen kann, geht Pete bereits an die Bar. Als ich ihm folge, sehe ich, dass er sich mit mehreren Leuten unterhält. Er hat also etwas mit Bekannten ausgemacht, darum hatte er es so eilig, es hatte demnach gar nichts mit mir oder uns zu tun. Ein schwerer Brocken fällt mir vom Herzen und macht Platz für eine unsägliche Erleichterung. Dann habe ich tatsächlich einige Zeit für mich.

      Der Barkeeper stellt mir ungefragt eine Cola auf den Tresen, er kennt mich lang genug. Dankend zahle ich und schlendere in den Tanzbereich hinüber. Da es dank dieser Uhrzeit nicht einmal annähernd voll ist, kann ich Alice schnell ausfindig machen.

      »Was ist hier los?«, frage ich sie, anstatt sie zu begrüßen, während sie mich umarmt.

      »Was soll denn los sein?«, entgegnet sie verwirrt.

      »Nun tu bloß nicht so!«, sage ich etwas aufgebracht.

      »Sei doch nicht gleich sauer, Süße.«

      »Dann sag mir, warum Max mich so komisch angequatscht hat und warum du mir so eine ominöse Nachricht schickst.« Demonstrativ verschränke ich meine Arme vor der Brust und wippe theatralisch mit meinem rechten Fuß.

      »Okay, okay. Ich sag’s dir. Aber du musst mir versprechen nicht böse zu werden.«

      »Ich versuch’s.« Gespannt blicke ich sie an und mache mich auf das Schlimmste gefasst.

      »Mich hat letzte Woche ein Typ angesprochen. Hier, im Club. Er wollte wissen, wann du wieder auftauchst und …«

      »Bitte was? Wer?«, unterbreche ich sie beunruhigt.

      »Du kennst ihn nicht.«

      »Du aber?«

      »Nein. Na ja … also nicht direkt.«

      »Wie kommt er dann darauf dich anzusprechen? Ist er heute da?« Das ist mir ja noch nie passiert. Nun ist meine Neugier geweckt, ich will alles wissen.

      »Ja, er ist da, darum hab ich dir auch geschrieben, dass du kommen sollst«, verkündet sie grinsend. Reflexartig blicke ich mich um. »Du sollst jetzt nicht wie eine Irre herumschauen! Das ist nicht gerade unauffällig. Er meinte, dass er uns zusammen gesehen hatte, deshalb sprach er mich auch an.«

      »Wie sieht er aus?«

      »Gut! Sehr gut sogar.«

      Das ist alles? »Ach komm schon, erzähl mir mehr.«

      »Dunkle Haare, schwarze Klamotten.«

      Sehr witzig! Das trifft auf die meisten hier zu. »Na danke, das bringt mich ja auch sehr viel weiter.«

      Kichernd zuckt Alice die Achseln. »Jetzt wart’s mal ab.«

      Krampfhaft überlege ich, welchen Typ die Freundin meint. Das muss ja einer gewesen sein, der das letzte Mal da gewesen ist. So unauffällig wie möglich schaue ich mich um. Die Beschreibung ist wirklich nicht sehr hilfreich. Fast jeder hat dunkle Haare und schwarze Klamotten tragen sie alle. Klasse! Aber als attraktiv würde ich die meisten nun nicht gerade betiteln, da Alice und ich allerdings einen ähnlichen Geschmack haben, muss er tatsächlich gut aussehen.

      »Jetzt komm, lass uns tanzen«, unterbricht die Freundin meine Grübelei und zieht mich mit sich auf die Tanzfläche.

      Was solls! Kaum nehme ich die Musik zum ersten Mal bewusst wahr, bin ich auch schon in meinem Element und bewege mich automatisch im Rhythmus. Aber immer wieder schaue ich mich um. Kein männlicher Gast beobachtet mich, meine Nervosität ebbt nicht ab. Schnell drehe ich mich herum, um nicht ständig auf den Durchgang zu starren, in der Hoffnung, dass dieser geheimnisvolle Fremde auftaucht, der in Alice’ Augen als attraktiv gilt. In diesem Moment erblicke ich ihn.

      Mit verschränkten Armen steht er auf der anderen Seite der Tanzfläche und sieht mich regungslos an. Mit jedem hätte ich gerechnet, nur nicht mit ihm. Ich merke, dass ich erröte, wie peinlich. Hastig schaue ich weg. Ob er mich ebenfalls wiedererkannt hat? Oder meinte Alice womöglich ihn? Falls ja, dann muss ich ihr Recht geben, er sieht wirklich verdammt gut aus, aber das hatte ich bereits vor Monaten festgestellt. Ich rufe mir sein Gesicht in Erinnerung, als er an der Eingangstür unter dem doch grellen, unvorteilhaften Licht stand. Er wirkte jung, zumindest jünger als ich. Ist er sich dessen bewusst, dass er damals wie heute einen alten Hasen beobachtet? Wie soll ich mich jetzt verhalten?

      Kurz beäuge ich ihn, er schaut mich noch immer teilnahmslos an. Nichts lässt sich aus seinem Gesicht ablesen. Ist er angenehm überrascht oder schaut er mich nur desinteressiert an? Da ich nicht das typische Frauchen auf der Tanzfläche bin, ziehe ich die Blicke auf mich. Ich tanze wie die Männer im Club, nur bei langsamen Liedern lasse ich meine Hüften schwingen. Pete passt das bis heute nicht, da er nicht kapiert, dass mir beim Tanzen fast alles egal ist und ich meine introvertierte Art an der Garderobe ablege.

      Als ich erneut zu dem Typ herüber linse, lächelt er mich plötzlich an. Herrje, sein Lächeln ist zum Dahinschmelzen! Ob ihm das bewusst ist? Mit Sicherheit. Er weiß bestimmt, wie er auf Frauen wirkt. Tapfer lächle ich zurück, ich kann ihn ja nicht ständig ignorieren. Doch lange kann ich seinem Blick nicht standhalten, dazu bin ich einfach zu nervös.

      Dieses Hin und Her geht eine ganze Weile so weiter bis ich die Tanzfläche verlasse, um ihn nicht ständig zu fixieren. Alice folgt mir auf den Fuß und wir schlendern nach draußen an die Bar. Pete ist nirgends zu sehen, er wird sich wohl auf der Straße aufhalten.

      Mittlerweile ist das Gedränge größer geworden, da sich der Club gefüllt hat und das bereits um diese doch recht frühe Uhrzeit. Wir setzen uns rasch auf die letzten beiden freien Barhocker am hinteren Ende der halbrunden Theke. Von hier aus habe ich einen guten Blick über das gesamte Geschehen im Barbereich.

      »Vermute ich richtig, dass der besagte Typ hinten an der Tanzfläche steht?«

      Überrascht schaut die Freundin mich an. »Ich weiß nicht, ich habe leider nicht aufgepasst.«

      Na toll! Nach über einer Stunde weiß ich noch immer nicht, wen sie meint. Alice winkt den Barkeeper zu sich und bestellt etwas. Währenddessen blicke ich mich um. Das Stimmengewirr um mich herum ist extrem laut. Auf der anderen Seite der Bar drängen sich die Leute, sodass sich ein regelrechter Stau bildet, da es genau an dieser Stelle in den Eingangsbereich übergeht.

      »Zum Wohl, Abby«, meint Alice und reicht mir ein Glas meines Lieblingsweines, den sie gerade geordert hatte.

      »Cheers!«

      Ich setze zum Trinken an, als sie mich anstupst und ich mich am Wein verschlucke. »Da! Das ist er«, wispert sie aufgeregt.

      Hustend setze ich das Glas ab und schaue in die Richtung, in die Alice nickt. Eine schwarze Menschenmasse, aber dazwischen sehe ich ebendiesen süßen Typen. Also meinte sie tatsächlich ihn. Und er soll nach mir gefragt haben? Ernsthaft?

      »Ist er nicht ein Sahneschnittchen?«, höre ich sie sagen, denn ich kann meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er tritt an die gegenüberliegende Seite der Bar und bestellt etwas. Dann entdeckt er mich und beginnt beinahe automatisch zu grinsen. Nun muss er selbst den Blick abwenden, stelle ich amüsiert fest. Als der Barkeeper ihm eine Wasserflasche hinstellt, sagt er etwas zu ihm, woraufhin der Mann ihm Zettel und Stift reicht. Was tut er denn da? Kaum reicht er die Sachen wieder zurück, erhebt er sich und lächelt mich an. Dieses freche


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