Kein Mann für eine Nacht. Fae Clarke

Kein Mann für eine Nacht - Fae Clarke


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auf die Idee kommt mich anzusprechen, obwohl dies gar nicht meiner Natur entspricht. Ich würde mich nämlich sehr gern unterhalten, neue Freundschaften schließen, aber das kann ich mir abschminken. Jeden, den wir bisher zusammen kennengelernt haben, hat er auf seine Seite gezogen, für sich vereinnahmt und ich wurde außen vorgelassen. Allerdings sind das auch nie Leute aus dem Club gewesen. Tom war der Letzte, mit dem ich mich frei unterhalten konnte, bevor Petes Eifersucht zu groß wurde. Beinahe heimlich haben wir uns angefreundet. Ob er heute ebenfalls da ist?

      Auf dem Parkplatz hinter dem Club hält Pete an, doch er denkt nicht daran auszusteigen. Er werkelt hier und da herum, tut so, als ob er etwas suchen würde, wie immer eben. Dann schaut er mich gelangweilt an. »Na? Noch immer keinen Kuss?«, fragt er.

      Eigentlich ist das keine Frage, sondern eine Aufforderung. Ich weiß, wenn ich ihn jetzt nicht küsse, werde ich wieder vor allen anderen ein Drama erleben. Also beuge ich mich hinüber und spüre seine feuchten, aufgestülpten Lippen auf meinem Mund und Kinn. Rasch muss ich mich innerlich schütteln. Küssen konnte er wirklich noch nie, es ist nur ekelhaft nass. Tief einatmend steige ich nun doch aus, mir ist es plötzlich egal, ob er folgt oder nicht, ich muss auf der Stelle aus diesem Auto raus. Fort von dieser Enge, diesem Gefühl des Ausgeliefertseins und weg von ihm.

      Nun kann so einiges nachkommen, allerdings ist er heute erstaunlich gelassen und schlingt nur seinen Arm um mich. Die übliche Demonstration, dass ich ihm gehöre. So betreten wir auch den Club, jedoch muss er sich gezwungenermaßen von mir lösen, damit ich den Eintritt zahlen kann. Max, der Türsteher, zwinkert mir klammheimlich zu, als ich das Geld hinblättere.

      In der Garderobe im Eingangsbereich hilft Pete mir wie immer nicht aus der Jacke, sondern stöhnt erst einmal lautstark über die Menschenmassen und wie wenige Kleiderbügel es doch gäbe. Früher hatte er mir galant geholfen, aber auch nur, wenn er wollte, das macht er allerdings schon lange nicht mehr. Somit knülle ich meine Jacke zusammen und lege sie weit hinten in eine Ecke auf den Boden. Was soll ich groß herummachen? Mich über den Mangel an Aufbewahrungsmöglichkeiten ärgern?

      Bei dem ersten Schritt in den Barbereich erkenne ich einige bekannte Gesichter, umgehend werde ich kopfnickend gegrüßt. Nur Alice kann ich nirgends entdecken, wahrscheinlich steht sie wie üblich auf der Tanzfläche. Als Erstes besorge ich mir eine Cola und für Pete ein Bier. Kaum stehen die Getränke auf dem Tresen, schnappt er sich seine Flasche und geht seines Weges. Darüber bin ich sehr dankbar, denn nun kann ich mich um die Bekannten kümmern. Nach nur wenigen Minuten bin ich auch schon in ein Gespräch verwickelt und wippe dabei zur Musik, die dumpf aus dem Tanzbereich herüberschallt.

      Tom, der sich rasch zu mir gesellt hat, sieht mich nach einer Weile mit einem verschmitzten Grinsen an und meint: »Na los, gehen wir tanzen!« Noch einmal linse ich zu Pete hinüber, der mich aber schon vergessen zu haben scheint, da er einen alten Freund getroffen hat. Heute könnte ich Glück haben und die Zeit genießen, ohne mir ständig sein Gezeter anzuhören, wie Scheiße doch alles wäre. Ist das fies? Nein, es ist nur die Wahrheit!

      Aufgeregt folge ich dem Freund in den Tanzbereich hinüber. Sein hellblondes Haar fällt in der Menge ziemlich auf. Er nimmt mir die Flasche aus der Hand und stellt sie mit seiner auf den Tisch neben dem Eingang. Ich kann mich weder umsehen noch nach Alice suchen, denn er zieht mich augenblicklich mit sich auf die Tanzfläche und ich bin sofort in meinem Element.

      Diese Musik macht mich glücklich, lässt alle Sorgen von mir abfallen; ich werde augenblicklich zu dem Menschen, der ich eigentlich bin. Rhythmisch bewege ich meinen Körper im Takt, ich weiß selbst, dass das nicht uninteressant wirkt, doch keiner würde es wagen mich anzusprechen, ebenso wenig wie eine der anderen Frauen im Club. Hier wahren die Männer respektvoll Abstand. Die Jungs um mich herum nicken mir nur wiedererkennend zu. Ich bin bekannt, auch wenn ich in den letzten Jahren so selten anwesend war, kenne die meisten, zumindest vom Sehen oder vom Namen her. Früher war ich schließlich Stammgast und immer hier, wenn der Club geöffnet hatte, ließ kaum eine Veranstaltung aus, im Gegensatz zu heute.

      Als die Musik umschwenkt, kehre ich zu dem kleinen Tisch zurück. Heute sind ungewöhnlich viele neue Leute zugegen, fällt mir auf, während ich neugierig in die mir unbekannten Gesichter blicke. Aber was weiß ich schon, ich bin nicht mehr allzu oft hier und kann darüber gar nicht urteilen. Wahrscheinlich werde ich bereits als Neuling eingestuft, denke ich schmunzelnd.

      Ich greife zu der Flasche und lasse trinkend meinen Blick schweifen, nicke denen, die ich flüchtig kenne, leicht zu. In dem Moment, als ich mich herumdrehe, halte ich abrupt inne, sodass ich mich beinahe an der Cola verschlucke, und schaue ungläubig zurück.

      Ein äußerst attraktiver Mann, den ich noch nie hier gesehen habe, blickt mir direkt in die Augen. Er lehnt mit verschränkten Armen nur einige Meter von mir entfernt an der Wand gegenüber und mustert mich ebenfalls neugierig. Trotz der schummrigen Beleuchtung kann ich sein leichtes Schmunzeln, das seine Mundwinkel umspielt, erkennen. Verlegen schaue ich schnell weg, viel zu schnell. Auffälliger konnte ich das Ganze nicht gestalten!

      »Hey Süße!«, ertönt es neben mir und werde von der zuckersüßen Alice umarmt. »Bist du auch mal wieder da? Wie gehts dir? Wo ist Pete?«

      »Draußen an der Bar«, lasse ich recht abfällig verlauten, nachdem ich mich kurz gesammelt habe.

      »Na Gott sei Dank!«, ruft sie. Und schon schnattert die quirlige, schwarzhaarige Schönheit los. Verstohlen blicke ich wieder zu dem dunkelhaarigen Typ hinüber und bemerke, dass er mich unverhohlen von oben bis unten betrachtet. Fahrig streiche ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und versuche die plötzlich aufkommende Nervosität unter Kontrolle zu bekommen. Meine Hände zittern, als ich die Flasche auf den Tisch stelle. Was ist denn nur los mit mir? Ich muss mich auf der Stelle ablenken!

      »Entschuldige, ich geh tanzen«, unterbreche ich hastig den nicht enden wollenden Redeschwall der Freundin und flüchte regelrecht auf die Tanzfläche. Normalerweise lasse ich niemanden einfach so stehen, aber dieses Mal muss ich es tun. Alice wird das sicherlich verstehen, wenn ich es ihr in einer ruhigen Minute erkläre.

      Mal sehen, ob der alte Trick noch funktioniert, um herauszufinden, ob ich mir das nur einbilde oder er tatsächlich Interesse an mir zeigt. Ich positioniere mich so, dass er sich etwas vorbeugen muss, um mich beobachten zu können. Doch selbst nach einigen Minuten kann ich ihn nicht entdecken. Was solls, dann genieße ich eben seine Blicke, wenn ich wieder am Tisch stehe. Schulterzuckend drehe ich mich herum und tanze zu einem langsamen Lied.

      Jemand tippt mir nach einer Weile auf die Schulter und ich mache kehrt, um die Person böse anzufunkeln; ich mag es nämlich gar nicht, wenn man mich beim Tanzen stört. Nur sehr wenige dürfen das und einer derjenigen steht vor mir. Ich muss meinen Kopf in den Nacken legen, um dem Hünen Adam in die Augen sehen zu können. Dieser nimmt mich lächelnd in den Arm und hebt mich hoch. Laut aufquiekend schlinge ich meine Arme um seinen Hals und knuddle ihn.

      Adam ist mit seinen 48 Jahren einer der Ältesten unter den Stammgästen und ein langjähriger Bekannter, den ich bloß hier antreffe. Seitdem ich mit Pete zusammen bin, sehe ich ihn deshalb nur noch selten. Es ist immer spaßig, seinen Geschichten zu lauschen, die stets lustiger werden, je später der Abend wird und desto mehr Guinness er intus hat. Aber er ist selbst nach Stunden noch so klar, dass er beim nächsten Treffen weiß, was er wem erzählt hat.

      »Hey Abby, schön dich mal wieder zu sehen!«, sagt er freudig und stellt mich wieder auf den Boden zurück. »Lass dich nicht aufhalten. Ich wollte dich nur begrüßen.«

      Damit zieht er sich zurück und während ich wieder zu tanzen beginne, bemerke ich zufällig, dass der Schönling mich nun doch anschaut. Wie erwartet, muss er sich etwas zur Seite lehnen, um mich zu beobachten. Triumphierend senke ich den Kopf. Ja, ich habe mir das also doch nicht eingebildet!

      Aber was mache ich nun mit der Tatsache, dass er anscheinend Interesse an mir zeigt oder ich zumindest seine Neugier geweckt habe? Ich kann ihn ja schließlich kaum anquatschen. Pete würde vor Wut rasen und mich unter Dauerbeobachtung stellen, mich keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Das wäre mehr als peinlich und der Abend wäre somit gelaufen. Verzweifelt überlege ich hin und her, komme zu keinem Schluss.

      Kurz


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