Kein Mann für eine Nacht. Fae Clarke
Sterbenswörtchen wird sie mehr an ihn richten. Aber das scheint ihn nicht einmal zu interessieren. Als wir zur Garderobe gehen, zeigt dieser mal wieder demonstrativ, dass ich ihm gehöre, indem er mich am Po packt und vor sich herschiebt.
Rob tritt überraschenderweise aus der Kleiderabgabe, er muss sich während der Verabschiedungsrunde vorbeigeschlichen haben, und Pete schaut ihn an, als ob er ihn töten wollte. Ein Blick in meine Richtung reicht dafür schon aus. Doch dieser beachtet ihn gar nicht, bietet ihm keine Angriffsfläche, schaut allerdings an der Tür noch einmal zurück. Dabei beobachtet er, wie mein sogenannter Freund mir auf den Hintern haut, unterdessen ich mich nach unten beuge, um meine Jacke aufzusammeln.
Bestürzt blicke ich den süßen Typen an, in der Hoffnung, dass er es nicht mitbekommen hat. Meine Augen füllen sich mit Tränen, denn er tat es und das ist erniedrigend, der Schlag schmerzt zudem auch noch. Kopfschüttelnd verlässt der Schöne den Club.
Auf der Heimfahrt schiebe ich Robs kleingefalteten Zettel unter meinen großen Ring und schalte vorsichtshalber mein Smartphone aus. Später werde ich noch einmal darauf schauen. Nur jetzt will ich auf Nummer sichergehen.
Der Fernseher flimmert vor sich hin, während ich in meinem Bett Robs Nachricht lese, die er mir vor wenigen Minuten geschickt hat. »Hallo Schöne. Ich hoffe, dir geht es gut! Wenn ich gedurft hätte, würde dein Macker jetzt nicht mehr aufrecht stehen. Sollte etwas sein, melde dich. LG Rob
PS: Verrätst du mir deinen Namen? x«
Als ob er ihn nicht schon längst kennen würde. Schmunzelnd streife ich den Ring ab und der Zettel fällt auf mein Kissen. Vorsichtig falte ich ihn auseinander und streiche ihn glatt. Er hat eine schöne Handschrift, was ich von meinem Gekrakel nicht behaupten kann. Kurz überlege ich.
»Hallo Rob. Mir geht es gut, danke. Auch dafür, dass du meinem Macker nicht die Rübe eingehauen hast. LG Abby
PS: Jetzt kennst du ihn. x«
Noch einmal lese ich den Text durch und drücke anschließend auf Senden. Völlig harmlos und unverbindlich, bis auf das x, aber er hat damit angefangen. Ich lege das Handy beiseite und starre in den Fernseher. Eine dieser allgegenwärtigen Krimiserien läuft und lullt mich bald ein, zumindest bis mein Smartphone erneut vibriert. Schlaftrunken taste ich danach. Das Licht blendet mich und ich kneife die Augen zusammen, um überhaupt etwas entziffern zu können.
»Hey Abby. Schön endlich deinen Namen zu kennen. Sweet dreams, Rob. x« Seufzend drücke ich die Nachricht weg. Schmetterlinge, ach was, ein ganzer Bienenstock schwirrt durch meinen Bauch. Mit einem wohligen Gefühl schlafe ich ein.
4
A
us Gewohnheit schaue ich als Erstes nach dem Aufwachen auf mein Handy. Tatsächlich hat er mir erneut geschrieben. »Guten Morgen Abby. Sorry, dass ich dich schon wieder anschreibe, aber ich kann nicht anders, du gehst mir einfach nicht mehr aus dem Kopf! Wenn dir das alles zu viel wird, sag es bitte. Dann werde ich mich zurückziehen. LG Rob. x«
Hm, ob das eine Masche von ihm ist? Es könnte ja auch sein, dass er mich nur in sein Bett zerren will, um mich danach wegzuschmeißen, denn immerhin denkt er ja, ich wäre vergeben. Solch eine Methode kenne ich bereits, damals fing es genauso an, das war allerdings weit vor Pete und ich war jung und dumm. Wie kann ich nur herausfinden, ob er mit mir spielt? Will ich das überhaupt? Hm, und wenn er so wäre, was sollte ich dann tun? Außerdem müsste er mich ja erst einmal dazu bringen, mit ihm in die Kiste zu steigen und das werde ich bestimmt nicht in Erwägung ziehen! Niemals … Sicher … Okay, eventuell.
Hallo! Spinne ich jetzt vollkommen? Was mache ich denn da? Denke ich gerade ernsthaft darüber nach, etwas Dummes zu tun? Ärgerlich werfe ich mein Handy aufs Bett zurück, dabei wird es von der Matratze zurückgefedert und fällt prompt hinter das Bett. Das ist mir jetzt aber auch egal, ich bin sauer, auf mich selbst. Was ist nur mit mir los? Da sehe ich einmal einen attraktiven Typ und in meinem Kopf geht alles drunter und drüber. Wie bescheuert bin ich eigentlich?
Noch stundenlang grübele ich darüber nach, dass ich bloß nicht so dämlich sein sollte, mich jetzt gleich wieder auf den nächsten Typen einzulassen. Zuerst einmal sollte ich meine bald neu gewonnene Freiheit genießen, dann kann ich ja immer noch entscheiden. Bloß nicht zu früh auf etwas Neues einlassen und nur nicht auf den Nächsten hereinfallen!
Am späten Abend, als Pete endlich ins Bett gegangen ist, rufe ich Alice vom Festnetz aus an, weil ich mein Handy auf die Schnelle nicht finden kann, um mit ihr die Umzugsvorbereitungen zu besprechen. In drei Tagen wird es so weit sein, sogar zwei Tage früher als geplant, denn ich halte es einfach nicht mehr aus. Alice meint auch, je früher, desto besser. Sie wird das schon machen, dass Tom frei bekommt und sie kann sich eh immer freinehmen, immerhin sei sie nicht umsonst selbstständig.
Kaum lege ich auf, packe ich meine Nähsachen zusammen. Diese Kleinigkeiten rauben sonst ungemein viel Zeit. Morgen werde ich die letzten Ummeldungen vornehmen. Kurz nach Mitternacht tappe ich früher als sonst müde in mein Schlafzimmer.
Die nächsten zwei Tage verfliegen im Nu, da ich schlicht und ergreifend viel zu tun habe. Das Einzige, was mir momentan Sorgen macht ist mein Smartphone, das ich seit Tagen nicht finden kann. Irgendetwas war damit, aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, was wohl auch der stressigen Situation zuzuschreiben ist. Ich weiß nur, dass es hier im Haus sein muss, also wird es schon wieder auftauchen, spätestens beim Umzug.
Am Mittwochmorgen schlüpfe ich behände aus dem Bett, sobald ich höre, dass Pete die Haustüre hinter sich zuschlägt. Rücksichtsvoll wie eh und je, aber das kann mir ab sofort egal sein. Er ahnt noch immer nichts und denkt nach wie vor, dass alles seinen gewohnten Gang geht. Heute Abend wird er mit Sicherheit aus allen Wolken fallen! Beschwingt kleide ich mich an, reiße das Fenster ein letztes Mal auf und begebe mich nach unten.
Während der Kaffee vor sich hin tröpfelt, baue ich Kartons zusammen, die ich gestern von Alice bekommen habe. Diese hatte ich vorsorglich unter meinem Bett versteckt. Eine Stunde habe ich Zeit, bevor sie und Tom auftauchen. Hastig räume ich meinen Kleiderschrank leer und stopfe die Klamotten in meine Koffer. Gut, dass ich wenigstens diese behalten kann, denn sie gehören mir.
Gerade als ich den Rest in einen der Kartons verfrachte, klingelt es an der Haustür. Freudig eile ich nach unten, um die Freunde zu begrüßen. Überrascht erblicke ich hinter Alice Max, der wiederum zwei Kumpels, Frank und Matt, motivieren konnte, die ich aus dem Club vom Sehen her kenne. Tom eilt auf mich zu. Sowohl er als auch der Türsteher haben Transporter organisiert, sodass wir alles in einem Aufwasch schaffen sollten. Das geht dann sicherlich schneller, als ich vermutete.
»Bevor wir loslegen, wird erst einmal gefrühstückt. Und bitte Süße, hast du Kaffee?«, erkundigt sich Alice und hält dabei Tüten hoch, die mit Backwaren gefüllt sind.
»Ja klar, sogar zwei Kannen!«
»Sehr gut Abbymaus«, meint Tom und schiebt sich an mir vorbei in die Küche, nachdem er mich auf die Wange geküsst hat.
Unterdessen wir gemütlich essen, besprechen wir den Ablauf, was wer wann machen wird. Nun heißt es all meine Filme, Bücher und CDs aussortieren. Gut, dass ich bereits am Montag eine Liste geschrieben hatte, somit können Alice und ich gleich loslegen. Zudem habe ich eine wirklich umfangreiche Büchersammlung. Beinahe alle Bücher gehören mir und jedes Einzelne davon kommt mit. Da kann rummeckern, wer will.
»Ich glaube, wir werden spätestens am frühen Nachmittag fertig sein«, verkündet Max zuversichtlich und geht nach oben, um mit Frank den Kleiderschrank zu zerlegen. Tom baut unterdessen mit Matt mein Nähzimmer ab, da ich nur ihn an meine geschäftlichen Unterlagen lasse, die auch noch verpackt werden müssen. Ganz schön viel Arbeit für ein paar Stunden! Nur gut, dass Pete heute länger arbeitet, das war auch einer der Gründe, warum ich den Umzug vorgezogen hatte, da er eine Besprechung hat, die bis zum späten Abend dauern wird. Somit haben wir genügend Zeit.
Gemeinsam mit Alice sitze ich auf dem Boden des Wohnzimmers und lege die letzten Bücher in einen Karton. Plötzlich höre ich Max rufen: »Abby! Hier liegt ein Handy unter dem Bett!«