Kein Mann für eine Nacht. Fae Clarke

Kein Mann für eine Nacht - Fae Clarke


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Abend sind die Männer mit dem Aufbau der gesamten Möbel fertig. Selbst im Nähzimmer stehen die beiden Tische an Ort und Stelle, wie es Alice vorgegeben hatte. Ich muss ihr beipflichten, nicht, dass ich an ihrer Fertigkeit jemals gezweifelt hätte, aber es ist wirklich platzsparend und ich kann mich um die Arbeitsflächen herumbewegen. Besser als an die Wand geklatscht, wie ich es vorhatte.

      Gerade sitzen wir im Wohnzimmer auf meiner nigelnagelneuen Couch bei einem Glas Wein und plaudern über unsere liebsten Themen – Musik und Filme. So entspannt hätte ich mir das Ganze nicht vorgestellt. Nebenbei sortiert Tom die CDs in eines der Regale, was immer wieder für neuen Gesprächsstoff sorgt, sobald er einen interessanten Musikträger in Händen hält.

      »Apropos Musik: Sag mal, Abby«, beginnt Max, »was ist eigentlich aus Rob geworden?«

      Wie kommt er denn jetzt von Musik auf ihn?

      »Rob? Unser Rob?«, hakt Matt neugierig nach und erstickt meine Frage somit im Keim.

      Der Türsteher nickt zustimmend.

      »Was hast du denn mit ihm zu schaffen?«, fragt Frank mich interessiert.

      »Eigentlich nichts. Er hat mich angesprochen, nicht ich ihn«, erkläre ich errötend.

      »Okay? Und was ist daraus geworden?« Matt schaut mich erwartungsvoll an.

      »Nichts, da ich mein Handy ja verlegt hatte. Kennt ihr ihn wohl auch?«

      »Ja klar, wir hatten ihn damals das erste Mal mit in den Club geschleift«, erwidert Frank feixend.

      Nicht wahr, oder? Nun habe ich hier drei Typen sitzen, die ihn auch noch kennen. »Oh!«

      »Dann bist du also diejenige, weswegen er in den letzten Monaten so angespannt war. Ich verstehe.«

      Wie? Was sagt Matt da? Fragend schaue ich von einem zum anderen.

      »Genau, sie war der Grund«, lässt Max verlauten.

      Ach verdammt, nun starren mich auch noch alle an. »Ja, meine Süße verdreht eben jeden den Kopf«, hilft Alice mir aus der Bredouille. »Nun aber genug. Sie soll jetzt erst einmal wieder auf die Beine kommen, oder?«

      »Das stimmt allerdings«, tönt der Türsteher und erhebt das Glas. »Auf die Unabhängigkeit!«

      Keine halbe Stunde später lassen sie mich allein, damit ich anfangen kann, mich einzuleben. Ich freue mich auf die erste Nacht in meiner eigenen Wohnung. Keine Rechenschaft mehr, warum ich jetzt dies oder jenes mache. Lächelnd beginne ich meinen Kleiderschrank einzuräumen, dabei höre ich weiterhin Musik. Endlich kann ich rund um die Uhr das anhören, was ich möchte. Mit einem Mal wird mir bewusst, wie viele Freiheiten ich plötzlich habe. Aber ich bin zu müde, um mich weiter an diesem Gefühl zu laben, ich muss dringend ins Bett. Das war ein sehr langer und vor allem anstrengender Tag!

      Wo ist mein Handy? Ich habe seit heute Vormittag nicht mehr darauf geschaut. Wahrscheinlich werden etliche Anrufe von Pete eingegangen sein. Tatsächlich, 10 entgangene Anrufe prangt es auf dem Display, als ich es aus der Jackentasche krame. Morgen muss ein neuer Handyvertrag her, das ist ganz wichtig!

      Im Bett liegend döse ich etwas vor mich hin, bevor ich erneut das Mobiltelefon ergreife. Nachdem ich den Hinweis gelöscht habe, sehe ich, dass neue Nachrichten eingegangen sind. Diese werde ich morgen lesen, da ich ahne, dass keine Positive darunter sein werden. Weder von Pete noch von diesem Rob und das kann ich im Moment nicht brauchen. Kaum lege ich das Smartphone aus der Hand, schlummere ich schon ein.

      Verdammt, was ist das? Schlaftrunken öffne ich die Augen. Mein Handy klingelt penetrant, obwohl ich den Wecker gestern Nacht vorsorglich abgestellt hatte. Wer ruft mich denn bitte in aller Frühe an? Das kann ja wohl nicht wahr sein! Wütend starre ich aufs Display. Pete, wer sonst. Idiot!

      Wütend schalte ich das Handy aus. Es ist noch nicht einmal 8 Uhr und dieser Mistkerl hat nichts anderes zu tun, als mich zu terrorisieren? Bah! Die Wut kocht in mir hoch, das war’s mit Schlaf. Zornig springe ich auf und rumple erst einmal gegen einen Karton. »Autsch!«, schreie ich laut auf. Na, der Tag geht ja super los.

      Also krabbele ich über das Bett zum Fenster, um das Rollo hochzuziehen. Wenn ich mich vorbeuge, kann ich sogar Alices Haus teilweise sehen, die wahrscheinlich noch friedlich schlummert. Mürrisch tappe ich in die Küche, zumindest denke ich das. Verdammt, das ist das Badezimmer, stelle ich fest, als ich mich irritiert umschaue. Hier war doch … Mist, ich sollte mir Wegweiser basteln. Also wieder zurück in den Gang. Die Wohnung ist doch nun gar nicht so groß.

      Merke: Die Tür gegenüber vom Schlafzimmer ist die Küche. Nicht das ich eines Tages denke, dass ich im Bad bin und … ach, lassen wir das. Kichernd reibe ich mir die Augen. Ja, hier bin ich richtig. Gut, dass ich gestern Nacht alles neben die Maschine gestellt hatte, sonst würde ich vermutlich ewig das Kaffeepulver suchen. Danach gehe ich ins Wohnzimmer, um die Musik einzuschalten.

      Mmh, der Kaffeeduft durchzieht allmählich die gesamte Wohnung. Lecker! Sofort hebt sich meine Laune und ich tänzle ins Badezimmer, hier will ich diesmal wirklich hin. Der Blick in den Spiegel lässt mich stutzen. Meine Augen strahlen mich regelrecht an, trotz des wenigen Schlafes. Hat mir diese eine kurze Nacht in meinem eigenen Reich wirklich schon so gutgetan? Es muss wohl so sein. Kein Anmaulen vor dem Zubettgehen scheint wahrhaftig die Stimmung zu heben. Wieder wird mir bewusst, dass ich ab sofort das machen kann, was immer ich möchte.

      Am Küchentisch sitzend trinke ich den ersten Schluck Kaffee. Vor mir liegt das Handy. Soll ich, soll ich nicht? Nach einigem Hin und Her beschließe ich es einzuschalten. Wie erwartet etliche Anrufe und Nachrichten von Pete. Ich lese sie erst gar nicht, sondern schreibe ihm sofort, dass ich ihn nie wieder sehen möchte. Er solle doch bitte darüber nachdenken, was er mir in den letzten Jahren alles zugemutet hatte. Und als Abschluss fordere ich ihn auf, mich in Ruhe zu lassen.

      Mit zitternden Händen lege ich das Smartphone auf den Tisch. Langsam macht sich Erleichterung breit, dass tat verdammt gut! Moment! Waren da nicht noch Mitteilungen von Rob? Na, wenn schon, denn schon. Zur Musik wippend suche ich seine Nachrichten. Abrupt stoppe ich meine Bewegungen. Die Erste kam gestern Nachmittag. »Was meinst du damit? Denkst du ernsthaft, dass ich dich in mein Bett zerren will? Du bist schließlich vergeben und ich verfüge über Anstand.«

      Oh, ich habe ihn wohl wirklich verärgert und er hat mein Geschriebenes richtig gedeutet, ich habe ihn eindeutig unterschätzt. Am Abend folgte die Zweite. »Sorry, das war nicht so gemeint, wie es vielleicht rüberkam. Tut mir leid! Aber das war unfair von dir, findest du nicht? Ich finde dich überaus anziehend, aber nicht auf eine primitive Weise. Schätzt du mich wirklich so ein?«

      Kurz vor Mitternacht folgte die Letzte. »Okay, um dir deine Frage zu beantworten: Ich habe mich wohl etwas zu sehr in dich verguckt, als mir lieb ist, aber ich weiß auch, dass du in einer Zwickmühle steckst. Ich will einfach nur für dich da sein, wäre das in Ordnung? Rob x«

      Da ist es wieder, dieses x. Und wie auf Kommando kehrt das Kribbeln zurück, dieser Typ raubt mir noch den Verstand. Warum darf er mich so einfach mit ein paar Worten um den Finger wickeln? Unverschämtheit! Das habe ich ja noch nie erlebt. Dieses Gefühl ist einfach berauschend, ich erröte sogar, was mich wiederum zum Lächeln bringt. Was soll ich ihm nur darauf antworten? Eine Entschuldigung wäre nun wohl angebracht.

      »Hallo Rob. Bitte verzeih mir meinen Verdacht, tut mir wirklich leid. Ich habe natürlich gehofft, dass du nicht so bist! Ja, sicherlich wäre das in Ordnung. Hm, ich kann auf dein Geständnis leider nicht wirklich etwas erwidern, da ich mir über vieles klar werden muss. Sorry. Abby x«

      Es ist zwar hart, aber ehrlich. Klar, wenn er mich verführen würde, wäre ich wohl nur allzu gern bereit dazu, da brauche ich mir nichts vorzumachen, aber eine Beziehung? Nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, egal wie charmant er auch sein mag. Ich muss schließlich erst einmal mein eigenes Leben in den Griff bekommen.

      Apropos! Langsam sollte ich los, um mir eine neue Handykarte zu besorgen. Gemächlich spüle ich die Tasse ab, gehe auf den Balkon, um eine Zigarette zu rauchen. Erst danach streife ich den Mantel über und ziehe meine Stiefel an. Nach meiner Handtasche greifend verlasse


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