Tödliches Verlangen. Madlen Schaffhauser

Tödliches Verlangen - Madlen Schaffhauser


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sagen Sie scheint so? Wissen Sie das nicht mehr?“

      Ich wende den Kopf zu ihm. „Ich leide an einem Gedächtnisverlust, was den Unfall betrifft. Erst letzten Montag habe ich mein Bewusstsein wieder erlangt.“ Ich kämpfe fest gegen meine Tränen an, die sich wieder in meine Augen stehlen. Ich senke meine Lider für einen kurzen Moment und blinzle die Tränen so gut es geht weg. Alexander darf nicht erfahren, dass mich etwas aus der Fassung zu werfen droht.

      „Es tut mir Leid, dass Sie so etwas durchmachen müssen.“

      Er sieht mich mit seinem warmen Blick an und wartet geduldig ab, bis ich weiter rede. Diese Augen machen es noch schwieriger für mich, ihm etwas vorzuspielen.

      „Ich war zu Hause und habe mich für das Treffen mit meiner besten Freundin fertig gemacht. Sie war es auch, die mich gefunden hat und den Notarzt gerufen hat.“ Meine Stimme droht mir zu versagen.

      „Was belastet Sie, dass Sie so sehr mit sich ringen müssen?“ Behutsam legt er eine Hand auf die Meine, die auf meinem Bein liegt. Ich zucke zusammen, als ich seine Berührung spüre und möchte sie schon zurückziehen. Doch er hält sie mit einem zärtlichen Druck fest. Meine Brust hebt und senkt sich heftig, als ich mich zu beruhigen versuche und mit einem Mal finde ich seine Berührung nicht mehr als eine Bedrohung, sondern als etwas Beschützendes. Aber ich bin nicht imstande ihn anzusehen. Aus meinem Augenwinkel bemerke ich eine langsame Bewegung. Seine andere Hand nähert sich meinem Gesicht. Vorsichtig streicht er meine Haare, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst haben, hinter mein Ohr und nimmt mein Kinn sanft zwischen Daumen und Zeigefinger. Er dreht mein Gesicht zartfühlend in seine Richtung. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn anzusehen. Diese olivgrünen Augen, die mich intensiv mustern, öffnen mein Herz und ich kann die heraufkommenden Tränen nicht mehr stoppen. Noch bevor ich weiss wie mir geschieht, liege ich in seinen Armen und weine hemmungslos an seiner Schulter. Mein Körper wird immer wieder durch meine Schluchzer geschüttelt, während ich mich an seinen muskulösen Oberarmen festkralle.

      Ich möchte es mir nicht eingestehen, aber seine Umarmung spendet mir wahren Trost. Ein feiner Duft eines Eau de Toilette umhüllt ihn und riecht ganz schwach nach.... Ja nach was denn? Verbranntem Benzin? Nachdem die Tränen endlich versiegt sind, hole ich nochmals tief Luft und ziehe seinen Duft mit mir, als ich mich von ihm löse. Verlegen sehe ich ihn an und setze mich aufrecht hin.

      „Geht es wieder?“

      Ich zucke nur mit den Schultern und schaue zu Boden. „Im Moment schon, danke.“

      Er fragt mich nicht mehr weiter aus, was mich beeindruckt und zugleich verwirrt und spüre seinen Blick auf mir.

      „Irgendwann wirst du es mir erzählen.“ und streicht über meine Wange.

      Überrascht über seine knappe Bemerkung, wie über seine Berührung sehe ich ihn befangen an. Hat er meine Notlüge etwa schon durchschaut?

      Seine Hand liegt immer noch an meiner Wange und ich mache keine Anstalten, irgendwas daran zu ändern. Es fühlt sich so an, als würden wir uns schon lange kennen und seine Berührung ganz normal ist. Alexander reicht mir ein Taschentuch, um die letzten Tränenspuren von meinem Gesicht zu wischen.

      „Zum Glück habe ich mich nicht so geschminkt, wie ich es normalerweise tue. Sonst wären meine Augen vom Mascara total verschmiert.“

      „Du brauchst gar keine Schminke. Du bist wunderschön und besitzt eine warmherzige Natürlichkeit, die einen unverschämt anstrahlt.“

      Mir bleibt der Mund offen stehen. Hat er das jetzt wirklich gesagt oder habe ich mir das nur eingebildet?

      Ich möchte nicht, dass er das sagt. Ich bin nicht bereit, so was zu hören. Unwohl von diesem Kompliment, versuche ich mich von der Bank zu erheben, doch er hält mich sogleich zurück.

      „Tut mir Leid. Es ist mir einfach so herausgerutscht. Es sollte ein Kompliment sein. Ich wollte dich auf keinen Fall bedrängen oder in Verlegenheit bringen. Ich habe nur das gesagt, was ich schon seit dem ersten Moment an denke.“ Seine Hand umschliesst immer noch meinen Arm, als ich mich wieder neben ihn setzte.

      „Es ist schmeichelhaft, so etwas zu hören. Aber ich bin nicht bereit dazu, solche Komplimente zu hören. Noch nicht.“

      „Ich werde es versuchen.“ und sieht mich mit seinem verführerischen Lächeln an.

      Wir sassen noch lange auf der Bank und unterhielten uns über Gott und die Welt. Es war ein angenehmer Nachmittag, wie ich es seit längerer Zeit nicht mehr erlebt habe. Wir verstanden uns einfach wunderbar. Er brachte mich, mit seinen heiteren Spässen und seiner aufgeweckten Art sogar zum Lachen.

      Ich erzählte ihm fast alles, was er wissen wollte, sogar dass ich mich erst kürzlich von meinem langjährigen Freund getrennt habe. Aber die Wahrheit über meinen “Unfall“ verschwieg ich ihm.

      Jetzt, wo ich die letzten Stunden Revue passieren lasse, stelle ich fest, dass ich fast gar nichts von ihm erfahren habe. Er hat eine jüngere Schwester, die wie seine Eltern in der Ostschweiz wohnen. Offenbar sieht er seine Familie viel zu selten, da ihn sein Beruf ziemlich in Beschlag nimmt, was auch immer seine Arbeit sein mag. Er verriet mir nur so viel, dass er irgendwas mit Autos macht.

      Wir schreiten Richtung Krankenhaus zurück. In dem Augenblick, in dem wir uns erheben, stehen die Leute auf der Nachbarbank gleichfalls auf. Nach einem genauen Blick erkenne ich die Männer, die Alexander schon an den vorigen Male begleiteten, an denen ich auf ihn traf. Mir wird es ein wenig unwohl in meiner Haut und spreche Alexander auf seine Begleiter an.

      „Das sind meine Bodyguards.“

      „Deine Bodyguards? Warum...?“ Ich verstehe nicht, warum er Leibwächter braucht und offenbar will er mich auch nicht aufklären.

      „Das verrate ich dir zu einem späteren Zeitpunkt.“ Ein verschmitztes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht.

      „Das ist nicht fair. Ich habe dir alles erzählt, was du wissen willst. Aber du.. Was verheimlichst du mir?“

      „Auch du verheimlichst mir irgendwas. Und was es ist, werde ich irgendwann erfahren. So wie du irgendwann mein Geheimnis erfährst.“

      „Du bist einfach unglaublich.“

      „Nein du.“

      Plötzlich stehen wir vor meiner Zimmertür. Ich möchte mich noch nicht von ihm verabschieden, aber ich bin vom langen sitzen ziemlich erschöpft und mir tun die Seiten weh, an denen meine gebrochene Rippen pochen. Noch bevor ich mich der Tür zuwenden kann, umschliesst er mit dem Daumen und Zeigefinger mein Kinn.

      Er sieht mir tief in die Augen, bevor er sich meinem Gesicht nähert. „Ich wollte mich beherrschen, aber ich schaffe es einfach nicht.“ flüstert er dicht vor mir und seine Lippen streichen sanft über meinen Mund. Der Kuss ist viel zu kurz, aber intensiver als jeder vorherige Kuss, den ich bis jetzt erlebt habe.

      Als er sich langsam von mir löst, kann ich die eine Frage, die sich in mir aufdrängt einfach nicht mehr ignorieren, vor deren Antwort ich mich schon eine ganze Weile fürchte. „Was ist mit der Frau, die du jeden Tag in diesem Spital besuchst?“

      „Sie ist meine Managerin.“

      „Wofür?“

      Einer der Bodyguards kommt auf uns zu und bleibt dicht vor Alexander stehen. Beide haben eine beachtliche Grösse und sehen äusserst kräftig aus. Ihre Oberteile drohen an ihren Bizeps zu bersten. Ich frage mich, wie sie in ihre Kleider kommen, ohne dass diese zerreissen.

      „Herr Drenk, entschuldigen Sie bitte die Störung, aber wir müssen gehen.“

      Ich kann den kahlgeschorenen Mann, mit einem Headset an seinem linken Ohr, kaum verstehen. Warum hat er seine Stimme gesenkt. Was sollte ich oder sonst wer nicht hören?

      Alexander reisst mich aus meinen Überlegungen. „Sorry Zoe. Aber ich muss gehen. Sehen wir uns morgen wieder?“

      „Vielleicht treffen wir uns ja im Café wieder.“

      Alexander nimmt meine


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