Sea and Fall. Svea Dunnabey

Sea and Fall - Svea Dunnabey


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      Draußen sah ich das andere Auto. Es war eine schwarze Limousine, die ziemlich teuer aussah und vorne vom Aufprall leicht zusammengeschoben war. Ob es den Insassen gut ging?

      Ein Mann stieg hinten aus dem Wagen aus und rannte zur Fahrertür. Ein Passant half ihm den Fahrer herauszuholen und leistete wahrscheinlich erste Hilfe. Sie legten den Mann auf den Boden und brachten ihn in die stabile Seitenlage. Anscheinend war er ansprechbar, da ich sah wie sie mit ihm redeten und immer wieder nickten.

      Während der Passant beim Fahrer blieb, kam der adrette Typ zu mir herüber gerannt. Er war groß, trug einen Anzug und hatte, soweit ich es sehen konnte, längeres, dunkles Haar. Meine Sicht wurde jedoch immer verschwommener. Was war denn los mit mir? Warum wurde alles so undeutlich?

      >> Miss, alles in Ordnung? Sind Sie verletzt?<< hörte ich den Mann fragen, doch ich konnte ihm nicht antworten. Ich öffnete zwar meine Lippen, glaubte ich, aber irgendwie kam dabei kein Ton heraus.

      >> Mein Name ist Ethan, ich hole Sie jetzt hier raus, können Sie mir ihren Namen sagen?<<

      Das wollte ich wirklich gerne tun, aber es gelang mir einfach nicht. Sarah, dachte ich immer wieder, aber es blieb in meinem Kopf gefangen und schaffte es nicht über meine Lippen. Verdammt, es konnte doch nicht so schwer sein, ein paar Laute aus dem Mund zu bekommen. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, es gelang mir einfach nicht.

      >> Sie dürfen jetzt nicht einschlafen, Sie müssen wach bleiben. Ich hole Sie durch die Beifahrertür heraus, die andere kriege ich nicht auf, die klemmt zu sehr an der Häuserwand fest. Aber bitte bleiben Sie wach!<<

      Ich spürte, wie er mir am Arm zog, mich versuchte herauszuheben, doch ich klemmte anscheinend fest, denn im nächsten Moment war er direkt neben mir und hantierte an meinem linken Arm herum.

      Verdammt roch er gut. So männlich und frisch, aber dennoch nicht aufdringlich, sondern dezent. Der Duft erinnerte mich an das Meer, den Strand und an stürmische Tage, an denen die Wellen besonders hoch schlugen.

      Warum hatte ich eigentlich keine Schmerzen, schoss es mir plötzlich durch den Kopf. War es der Schock, oder war ich gar nicht schwer verletzt und war nur müde, weil mich der Abend so viel Kraft gekostet hatte. Weil Lydia mich etwa so viele Nerven gekostet hatte?

      >> Ihr Arm ist eingeklemmt, aber ich glaube ich kriege ihn da heraus. Kann sein, dass es ein wenig schmerzt.<<

      In dem Moment durchfuhr mich auch schon ein heftiges Ziehen und ich glaubte einen Laut des Schmerzes von mir gegeben zu haben, ein Stöhnen, doch dann war es auch schon wieder vorbei und er zog mich vorsichtig aus dem Wagen heraus.

      Es war umständlich und kostete ihn wohl eine Menge Kraft, da er ein wenig ächzte und lauter atmete. Ich war zwar nicht sonderlich schwer, wog in etwa 53 kg, aber mich über die Mittelkonsole und den Beifahrersitz herauszumanövrieren war ein Kunststück.

      Doch die Mühe hatte sich gelohnt, denn immerhin war ich endlich draußen, lag in seinen starken Armen und spürte die frische kühle Abendluft, die mir in die Nase stieg.

      >> Es kommt gleich ein Krankenwagen, der wird sich dann um Sie kümmern. Sie haben ordentlich was abbekommen, aber das wird schon wieder, ich passe auf Sie auf, also keine Angst, bleiben Sie bitte nur wach.<<

      Seine Stimme war mit ihrem angenehm tiefen und dunklen Ton sehr beruhigend, sodass ich mich ein wenig entspannte. Aber nicht nur seine Stimme, sondern auch sein Griff um mich herum, sorgte dafür, dass ich mich sicher und geborgen fühlte, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Müde und schlapp legte ich meinen Kopf an seinen harten Bizeps, den er vollkommen angespannt hatte und mir zeigte, wie trainiert er war.

      Er wollte mich grade auf den Boden legen und wahrscheinlich auch in die stabile Seitenlage bringen, als ich mich noch stärker an ihm festklammerte und versuchte zu sprechen.

      >> Ist gut. Ich halte Sie weiter fest, aber beruhigen Sie sich. Sie brauchen ihre Kraft um wach zu bleiben.<<

      Ich entspannte mich wieder ein wenig und genoss das Gefühl seiner Umarmung.

      Durch die Beleuchtung der Laternen und der Schaufenster konnte ich sein Gesicht nun genauer betrachten. Es hatte starke kantige Züge und war ziemlich maskulin, was mir sehr gefiel. Seine Haare waren wirklich schwarz, wie ich es eben gesehen hatte, dicht und leicht gewellt. Sie wurden hinter den Ohren zurückgehalten, nur eine Strähne war ihm ins Gesicht gefallen, die ich ihm zu gern weggestrichen hätte.

      Seine Lippen waren voll und hatten einen schönen Schwung. Unter seinen Lippen war ein kleiner Ziegenbart vorzufinden, der ihn ein wenig frech wirken ließ.

      Ein wenig Blut, das ihm an der Stirn klebte, verunstaltete sein perfektes Gesicht jedoch. War er auch verletzt? Oder war das mein Blut? Hoffentlich hatte ich nicht seinen schönen Anzug ruiniert, als er mich aus dem Auto gezogen hatte, schoss es mir durch den Kopf. Ein vollkommen unpassender Gedanke, da es das letzte war, worüber ich mir gerade den Kopf zerbrechen sollte, aber so war ich nun einmal.

      Als letztes schaute ich ihm in die Augen, sah das strahlende, dunkle grün, tief wie ein Ozean, in dem ich mich verlieren konnte, bevor sich alles drehte und ich nicht mehr gegen meine Müdigkeit ankämpfen konnte.

      >> Nein, nicht! Bleiben Sie wach!<<

      Ich versuchte krampfhaft mich an seinem Blick festzuhalten, der mich wie ein starker Magnet anzog, doch ich verlor den Kampf. So gerne wollte ich wach bleiben, ihn weiter ansehen, seiner Stimme lauschen und seinen betörenden Duft weiter einatmen, doch das schwarze Loch der Bewusstlosigkeit saugte mich immer tiefer in sich hinein, bis ich schließlich vor Erschöpfung losließ.

       Kapitel II

      Schmerzen. Unerträgliche Schmerzen. Ich konnte mich nicht erinnern schon einmal solche Kopfschmerzen gehabt zu haben.

      Was war passiert? Und wo war ich überhaupt?

      Hektisch blickte ich mich im Zimmer um. Zwar sah das Zimmer auf den ersten Blick nicht wie ein Krankenhauszimmer aus, aber es schien eins zu sein. Der Fußboden war mit Laminat verlegt, oder war es PVC? Jedenfalls war es eine helle Holzmaserung, die dem Raum, zusammen mit den gelben Wänden, einen warmen Ton verlieh. Die Beleuchtung war sehr gedämpft und die Vorhänge, die den Raum verdunkelten, sahen sehr edel aus.

      Alles in allem, sah dieses Zimmer überhaupt nicht nach einem Krankenhaus aus. Wenn ich nicht einen Tropf neben mir gehabt hätte und Monitore neben mir stünden, hätte ich gedacht, dass ich in einem Hotelzimmer gewesen wäre. Selbst die Bettwäsche war nicht typisch weiß, sondern dunkelblau mit goldenen Stickereien verziert.

      Um mich herum standen etliche Blumensträuße. Weiße Rosen, rote Germini, gelbe und orangene Tulpen, ein paar Blumen deren Namen ich nicht kannte und meine Lieblingsblumen, wunderschöne weiße Lilien. Rechts neben den Blumensträußen standen dutzend Pralinenpackungen aufgetürmt. Allein beim Anblick wurde mir schlecht. Wenn ich die alle essen würde, könnte ich meinen Krankenhausaufenthalt direkt verlängern, um eine Entschlackungskur durchzuziehen. Ich grinste leicht, doch als mich der Schmerz durchfuhr, ließ ich es schnell sein. Am besten ich verzog keine Miene.

      Plötzlich bewegte sich etwas an meinem linken Fußende. Ich versuchte mich ein wenig zu erheben, um zu sehen was oder besser wer das war, doch ich war zu schwach. Hatten diese Betten nicht immer solche Knöpfe, mit denen man es ganz einfach verstellen konnte?

      Ich griff zu der Fernbedienung auf dem Nachtschrank, was eine Ewigkeit zu dauern schien und anstrengender war, als gedacht, doch ich schaffte es und war anschließend stolz auf meine Leistung.

      Im nächsten Augenblick fuhr ich auch schon mit dem Kopfteil nach oben und schaute zum Fußende. Auf einem Stuhl saß ein Mann mit dunklen Haaren, dessen Kopf auf seinen Armen ruhte. Jacob. Erleichterung durchfuhr mich. Ich hätte ihn am liebsten schlafen lassen, doch da seine Position nicht gerade gesund aussah und ich wissen wollte, wo ich genau war, entschloss ich mich dazu, ihn zu wecken.

      >> Jacob.<< flüsterte ich sanft.

      Wer


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