Sea and Fall. Svea Dunnabey
gerne kommen, wenn sich nichts anderes ergibt.<<
>> Dann bis heute Abend Ms Huber.<<
>> Einen angenehmen Arbeitstag Mr. Thatcher.<<
Als er zur Tür ging, bewunderte ich seinen knackigen Hintern, der sich bei jedem Schritt unter der gespannten Hose des Anzugs abzeichnete. Beim Schließen der Tür sah er mich noch einmal lächelnd an und zwinkerte mir zu. Automatisch lächelte ich zurück und merkte erst jetzt, dass es mir überhaupt nicht Recht war, dass er ging. Nun war ich allein in diesem Zimmer und auf einmal fühlte es sich auch wie ein richtiges Krankenhauszimmer an. Die negativen Gefühle, die ich mit Krankenhäusern verband stiegen in mir auf und ich merkte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte und mein Herz immer schneller schlug. Ich bekam eine Panikattacke. Ich musste hier unbedingt raus. Ich konnte mich doch auch zu Hause ausruhen. Eilig drückte ich auf den Knopf, damit eine Schwester zu mir käme.
Wenig später öffnete sich wieder die Tür und eine ältere Schwester kam zu mir ans Bett.
>> Was kann ich für Sie tun. Ms Huber?<<
>> Könnte ich vielleicht kurz einen Arzt sprechen?<<
>> Geht es ihnen nicht gut?<<
>> Doch, doch, ich würde nur gern wissen, wann ich nach Hause darf.<<
>> Ich werde Dr. Welsh später zu Ihnen schicken, aber im Moment operiert er noch.<<
Immerhin hatte sie nicht sofort gesagt, dass ich hier bleiben musste. Aber auch wenn sie das gesagt hätte, würde ich mich durchsetzen. Das hatte ich bisher immer getan. Ich würde hier nicht bleiben!
>> In Ordnung, vielen Dank.<<
Im Verlauf des Tages schlief ich immer wieder ein. Aber was sollte ich auch anderes machen. Ich durfte weder lesen noch fernsehen, geschweige denn aufstehen. Es war wirklich langweilig.
Jacob war noch einmal kurz vorbeigekommen, aber auch er musste zur Arbeit. Immerhin war es Montag und die Arbeit vom Wochenende konnte auf niemanden warten. Sogar Julian kam vorbei, aber auf ihn hatte ich wirklich keine Lust. Wir unterhielten uns nur kurz, klärten, dass er unsere Kinder anrief und Entwarnung gab. Sie mussten sich nicht extra auf den Weg zu mir machen.
Als wir nach Australien gekommen waren, war es der Wunsch von beiden gewesen auf ein Internat zu gehen. Emma war sehr sportlich und betrieb schon von klein auf Kunstturnen und Ballett, weswegen sie auf ein Sportinternat ging. So konnte sie täglich stundenlang trainieren und hatte dennoch Zeit für ihre Freundinnen.
Bei Ben war es etwas schwieriger gewesen. Im Alter von vier Jahren machten wir einen Intelligenztest bei ihm, da er sehr wissbegierig und den anderen Kindern in seinem Alter immer ein weites Stück voraus war. Dabei kam heraus, dass er hochbegabt war.
Zunächst ließen wir ihn auf eine normale Schule gehen, doch als nach ein paar Monaten die ersten Probleme auftraten, schickten wir ihn auf eine Schule für Hochbegabte. Ich wollte nicht, dass er unter seiner Hochbegabung leiden musste. Leider war diese Schule eine Stunde entfernt, sodass er viel Zeit für die Fahrerei opferte. Deshalb entschied auch er sich für ein Internat in Australien und war dort sehr glücklich.
An den Wochenenden kamen sie zu uns. Immer abwechselnd ein Wochenende zu ihrem Vater und anschließend ein Wochenende zu mir, es sei denn, es gab Wettbewerbe oder dergleichen.
Am Abend kam dann endlich Dr. Welsh, als ich schon gar nicht mehr mit ihm rechnete und ich schon etliche Panikattacken überstanden hatte.
>> Sie wollen wissen, wann Sie nach Hause gehen können?<<
>> Richtig. Ich kann mich doch auch zu Hause ausruhen.<<
>> Ich möchte Sie gerne noch ein bis zwei Tage hier behalten. Sie haben ein leichtes Schädelhirntrauma. Das sollten Sie nicht unterschätzen. Sie haben immer noch starke Kopfschmerzen und auch die Übelkeit ist ein Indiz dafür, dass wir Sie weiter beobachten sollten.<<
>> Aber ich kann mich doch zu Hause ausruhen und wenn ich merke, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist, komme ich wieder.<<
>> Ms Huber...<<
In diesem Moment klopfte es an der Tür und Ethan kam herein.
>> Mr Thatcher.<< begrüßte ihn Dr. Welsh mit einem Nicken, bevor er sich wieder zu mir drehte und fortfuhr.
>> Ms Huber, ich rate ihnen dringend davon ab. Seien Sie vernünftig.<<
>> Wovon raten Sie ab?<< mischte sich Ethan ein.
>> Dass ich nach Hause gehe.<< antwortete ich scharf, da mir die Antwort von Dr. Welsh überhaupt nicht gefiel. Eigentlich war ich nicht sauer auf Ethan, auch nicht auf Dr. Welsh, aber es gefiel mir einfach nicht, hier bleiben zu müssen.
>> Ms Huber möchte gern entlassen werden, aber das halte ich für keine gute Idee. Sie war lange bewusstlos, was ein Zeichen dafür ist, dass ihre Verletzungen massiv waren. Wir sollten sie lieber noch ein paar Tage beobachten, um sicher gehen zu können, dass alles in Ordnung ist.<<
>> Sie wird hier bleiben.<<
Ich glaubte mir fielen gleich die Augen heraus. Ungläubig starrte ich Ethan einen Moment an, bevor ich meine Fassung wiedererlangte. Ethan und Dr. Welsh unterhielten sich, als ob ich überhaupt nicht anwesend wäre. Das ging zu weit. Auch wenn er es nett meinte und viel für mich getan hatte, aber das ging definitiv zu weit!
>> Das entscheide immer noch ich. Ich kann selbst Entscheidungen treffen!<< fauchte ich Ethan an.
>> Dann triff auch die richtigen Entscheidungen!<< Bei seinem Ton zuckte ich ein wenig zusammen. Ich hätte nie gedacht, dass er so wütend klingen und dabei so sexy aussehen konnte.
>> Du hattest einen schweren Autounfall. Ich musste sehen, wie du bewusstlos wurdest und erst gute 30 Stunden später wieder zu dir kamst. Das, zusammen mit deinen Schmerzen, zeigt doch, dass dein Körper noch Ruhe braucht und die hast du hier. Die wirst du nicht zu Hause haben.<<
>> Das kann ihnen doch egal sein.<<
>> Ist es aber nicht!<<
>> Aber....<<
>>Kein „aber“ Sarah! Du bleibst hier!<<
Dabei klang er so aufgebracht und angespannt, dass ich mich ein wenig vor ihm fürchtete. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Wenn ich ihn so betrachtete, war er insgesamt sehr angestrengt, wahrscheinlich war jeder Muskel in seinem Körper auf Hochspannung und kurz davor zu explodieren, wenn ich ihm noch weiter Paroli bot. Dabei fiel mir auf, dass er mich zum ersten Mal Sarah genannt hatte, was mir gut gefiel.
>> Wann darf ich denn wenigstens aufstehen Dr. Welsh?<< fragte ich, um Ethan zu beruhigen.
Ich würde mich nicht gegen den Willen des Arztes entlassen, auch wenn ich es noch so sehr wollte und ich wollte es nicht mit einem wütenden Ethan zu tun bekommen. Dieser Gedanke machte mir mehr Angst, als ein Aufenthalt im Krankenhaus und das sollte was heißen.
>> Sie können es gleich einmal versuchen, aber nur zur Toilette und dann wieder direkt ins Bett.<<
>> Danke.<<
Ethan stand immer noch unter Hochspannung neben mir und beäugte mich kritisch. Er hatte sich keinen Zentimeter gerührt. Atmete er überhaupt noch? Wir sahen uns die ganze Zeit über entschlossen in die Augen, als ob Leben und Tod davon abhinge, wer zuerst dem Blick ausweichen würde.
Als die Tür sich schloss und Dr. Welsh draußen war, atmete er hörbar aus, ohne jedoch den Blick abzuwenden. Eine Zeitlang standen wir reglos da und starrten einander an. Ich wusste nicht warum, aber ich wollte nicht diejenige sein, die die Ruhe unterbrach. Er sollte sich zuerst äußern, immerhin war er es, der sich in meine Angelegenheiten eingemischt hatte.
>> Du bleibst so lange hier bis Dr. Welsh grünes Licht gibt.