Louisianas Eskorts. Georg von Rotthausen

Louisianas Eskorts - Georg von Rotthausen


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Der wehrte ab. „In Gedanken, nur in Gedanken.”

      „Feigling!”

      „Jetzt habe ich Hunger”, teilte Alexander der Runde mit. „Soll ich für jeden eine Pizza bestellen?”

      Allgemein zustimmendes Kopfnicken.

      „Lou, Du hast doch die erste Gage, nicht wahr?”

      Sie nickte.

      „Gut. Konstantin hat uns eingeladen. Wir nehmen alle dankend an.”

      Sie wußte, daß Widerspruch sinnlos sein würde. Den Einstand mußte Kon als erfolgreicher Debütant schon geben.

      Alexander rief auf seinem Handy, das er von einem Tisch nahm, eine gespeicherte Nummer auf, wartete kurz und dann bestellte er. Die Lieferung würde in einer knappen Stunde kommen, sagte man ihm, den Weg eingeschlossen. Bis dahin würde Kon genügend geschlafen haben, um wieder mithalten zu können und sie selbst könnten sich noch etwas sonnen.

      Lou legte nun auch ab und sorgte bei den Freunden für ein Staunen mit großen Augen. Das galt weniger dem Umstand, daß sie sich komplett auszog, gemeinsame Saunabesuche hatten längst alles offenbart, sondern einer Veränderung an ihr. Michael fand als erster seine Sprache wieder.

      „Heiliger Strohsack, Lou! Seit wann trägst Du dort denn Blau?”

      „Gefällt’s Euch?”

      Keck stellte sie sich in Pose und stemmte ihre zarten Hände in die Hüften.

      Ihre dichte goldblonde Wolle war ein himmelblauer Buschen geworden.

      „Wollt Ihr das vielleicht auch haben?”

      Mit leicht schräggestelltem Kopf lächelte sie die jungen Männer schelmisch an.

      *

      Konstantin hatte gut geschlafen und schickte sich an, zu seinen Freunden und Lou zurückzukehren. Gerade, als er den Eingangsbereich passierte, klingelte es an der Haustür. Vermittels der Sicherungskamera und der Gegensprechanlage erfuhr er, daß ein Pizzadienst liefern wollte. Er mußte sich etwas Zeit erbitten, da er so ganz „ohne” nicht öffnen konnte und wollte. Der nach seiner Schätzung etwa zwanzigjährige Kurier hätte das vielleicht gründlich mißverstanden und so rannte er los, um sich einen Bademantel und Geld zu holen.

      Als er öffnete, bemerkte er erst, was für einen großen und gutaussehenden Burschen er vor sich hatte, der ihn frisch und frech mit einem „Hi! Hast Du soviel Hunger oder steigt bei Dir ’ne Party?” begrüßte und fröhlich anlachte.

      „Hi! Bist Du immer so neugierig?”

      „Nö. Aber fünf Pizzen? Da geht doch ’was ab, oder?”

      „Wie heißt Du”, wollte Konstantin wissen, „und was kriegst Du?”

      „Jeremias, und das macht sechzig €uro.”

      „Ich bin Konstantin Seesenheim.”

      Die beiden lächelten sich an.

      Konstantin nahm die Packungen entgegen, die Jeremias aus einem Thermobehälter genommen hatte, und legte sie auf einem Stuhl neben dem Eingang ab. Er musterte den Boten, den er noch nie gesehen hatte.

      Jeremias wirkte nicht wie ein einfacher Stundenlöhner auf ihn. Neben seinem guten, bei näherem Hinsehen tatsächlich sehr guten Aussehen, hatte er etwas, das auf einen besseren sozialen Hintergrund schließen ließ.

      Seine körperliche Erscheinung deutete auf regelmäßigen Sport hin, vermutlich gar Fitnesstraining. Er trug enge Jeans, die einiges verrieten, und lediglich ein knappes T-Shirt, unter dem sich ein schönes Muskelspiel abzeichnete, dazu allerdings einen Nierenschutz wegen des Fahrtwindes auf seinem Motorrad.

      Konstantin nahm fünfundsechzig €uro aus seiner Börse und hielt Jeremias die Scheine hin. Der bemerkte das Trinkgeld und bedankte sich sehr höflich, während er das Geld einsteckte.

      „Sag’ mal, studierst Du oder warum fährst Du Pizzen aus? Bei Deinem Aussehen solltest Du als Fotomodell arbeiten. Bringt mehr.” Konstantin steckte die Hände in die Manteltaschen.

      Jeremias sah erstaunt auf.

      „Meinst Du wirklich?”

      „Ja, klar, sonst würde ich es nicht sagen. Ich sage immer, was ich denke.”

      „Danke für die gute Meinung. Hat mir noch kein Mann gesagt.” Jeremias lächelte ein wenig verlegen. „Und ja, ich studiere. Romanistik und Geschichte.”

      „Tatsächlich?”

      „Hm-hm.”

      „Militär?”

      „Fähnrich der Reserve. Warum?”

      „Ach, nur so. Wie alt bist Du?”

      „Einundzwanzig. Auch nur so?” Jeremias schmunzelte, obgleich ihm das Interview etwas seltsam vorkam.

      „Auch nur so. − Freundin?”

      „Nein.”

      „Schwul?”

      „Nein. Auch wenn’s Dich nichts angeht.” Jeremias runzelte ein wenig die Stirn. „Warum willst Du das alles wissen?”

      „Ach, nur so. Ich interessiere mich für Menschen.”

      „Ich auch”, konterte Jeremias. „Studierst Du?”

      „Ja, Politikwissenschaften, im Nebenfach Geschichte.”

      „Militär?”

      „Leutnant der Reserve.”

      „Ach ja? Und wie alt bist Du?”

      „Vierundzwanzig.”

      „Freundin?”

      „Nein.”

      „Schwul?”

      „Nein.”

      Nun lachten beide sich an und gaben sich fest die Hand.

      „Wir sehen uns”, meinte Konstantin.

      „Sicher”, erwiderte Jeremias. „Entweder hier an der Tür, wenn Du mal wieder großen Hunger hast oder in der Saunalandschaft. Du kennst doch die Römischen Thermen hier in der Nähe, nicht?”

      „Oh ja. Gehst Du regelmäßig hin?”

      „Jeden Freitag am Abend.”

      „Dann sehen wir uns.”

      „Na dann. Tschüs.”

      Damit schwang Jeremias sich auf sein Motorrad und brauste davon, während Konstantin ihm kurz nachsah, ehe er die schwere Haustür schloß und sich nun beeilte, die Pizzen in den Garten zu tragen, ehe sie abkühlen würden.

      „Ich freß’ ’nen Besen mit Pfeffer und Salz, wenn der unsere Truppe nicht verstärken wird”, murmelte Konstantin vor sich hin.

      Seine Menschenkenntnis hatte ihm Jeremias’ Eignung signalisiert, obschon er es sich nicht wirklich erklären konnte.

       *

      „Aaah, da ist er wieder”, schallte es Konstantin entgegen, als er am Pool auf seine Freunde und Louisiana zuging und sich anschickte, jedem eine Pizza auszuhändigen. Er bemerkte die optische Veränderung bei Lou, die sofort bemerkte, daß er es bemerkt hatte, aber er sagte nichts. Die kleine Diskussion in der Bibliothek von Madame hatte ihm zumindest für diesen Tag gereicht.

      „Jetzt siehst Du wieder besser aus”, versicherte ihm Michael, während der die Packung öffnete, freudig aufbrummte und genüßlich in die immer noch sehr warme Pizza biß. Daß das Besteck fehlte, störte ihn ausnahmsweise einmal nicht.

      „Das ist aber schön, daß ich Dir wieder besser gefalle, mein Lieber”, grinste Konstantin Michael an und dann aßen sie erst einmal alle. Er hatte einen Riesenhunger, war als Erster fertig, zog den Bademantel aus


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