Louisianas Eskorts. Georg von Rotthausen
mit einem Freund für die Dauer der Ferien auf die Balearen abgeflogen und würde sich dort heftig die Hörner abstoßen, dessen war seine Mutter sich gewiß. Er war ein schöner Junge und hatte „schwer Schlag” bei den Mädels.
Nun, da Adelaide „versorgt” war, hatte Berenice sich seit langem einmal wieder die ersehnte „sturmfreie Bude” geschaffen, nur daß es keine Bude war, sondern eine große Stadtvilla, in der sie sich von einem jungen Galan auch „jagen” lassen konnte. Mal wieder kreischend wie ein junges Mädchen vor einem wilden Hengst davonzulaufen, nur um sich einfangen zu lassen − darauf freute sie sich wie ein Teenager, der aufgeregt etwas Verbotenes tut, von dem die Eltern nichts wissen dürfen. Nur, daß es bei ihr die Kinder waren, vor allem ihre Kleine. Ihr Ehemann war ihr diesbezüglich eher gleichgültig. Wer konnte schon wissen, was er so alles im Dienst des Vaterlandes außerhalb der deutschen Grenze triebe, würde es ihm nach Dienstschluß langweilig.
„Der Kongreß tanzt”, hatte es schon 1814 in Wien geheißen und beim bloßen Tanzen war es damals ganz sicher nicht geblieben. Gerade Allerhöchste Personen waren dafür bekannt, ihre Gene fleißig verstreut zu haben. Was ihr Gatte innerhalb der deutschen Grenzen trieb, davon hatte sie eine gewisse Vorstellung.
Alexander genoß die einzigartige Atmosphäre, die von einem großen Vorstellungsraum voller Menschen und einem sich mit Instrumentenstimmung vorbereitenden Orchester kurz vor dem Einsetzen der Ouvertüre und dem Heben des Vorhangs ausgeht. Dieses Summen und Brummen, verursacht durch die letzten Unterhaltungen, bevor es ganz still wird und der Begrüßungsapplaus für den ans Pult tretenden Maestro aufbrandet, empfand er als zutiefst anregend und die wohlige Erwartung des Kunstgenusses steigernd. An diesem Abend war es für ihn zugleich die Erwartung nicht nur finanziell beglückender erotischer Stunden.
Da erklangen die letzten Gongtöne als Aufforderung die Plätze einzunehmen, bevor die Zugänge geschlossen und erst zur Pause wieder geöffnet würden, die Beleuchtung wurde zügig heruntergefahren. Es schimmerte nur noch schwach das Licht aus dem Orchestergraben, der Dirigent, ein Italiener, kam herein, verneigte sich, der Applaus verstummte, der Maestro hob den Taktstock − und es begann.
Alexander und Berenice waren allein in der Loge, offenbar eine Dauerloge der Wildenbruchs, wie der Prinz annahm, weshalb es allein an ihnen lag, ob man alle vier Plätze belegte oder nicht. So bemerkte außer Alexander niemand, was während der musikalischen Ouvertüre geschah. Die erotische hob ebenfalls an.
Berenice hielt ihren Blick fest auf die Bühne gerichtet, doch ihre rechte Hand begann, Alexanders Schoß zu erkunden. Zärtlich strich sie über die deutlich tastbare Wölbung. Alexander rutschte ein wenig nach vorn, öffnete seine Beine und lehnte sich wieder zurück. Er spürte, wie sein Blut dorthin strömte, wo Berenice es haben wollte und es ihm selbst sehr willkommen war. Als er ihre Hand nahm und führen wollte, entzog sie sich ihm und klopfte ihm mit einem stummen „Na, na!” auf die Finger. Sein Schwanz hatte sich bald zur vollen Größe gestreckt. Als sie es fühlte, ging sie einen Schritt weiter und knöpfte langsam seinen Schritt auf, ehe sie hineinfaßte und den „Großfürsten” ergriff. Alexander atmete unwillkürlich tief ein und zitternd wieder aus. Dabei schloß er die Augen. Berenice hatte es bereits geschafft, ihn von der schönen Musik und dem Gesang abzulenken. Er hatte nicht damit gerechnet, daß sie, wenn auch im Dunklen sitzend, schon während der Vorstellung die Initiative ergreifen würde − und wie sie sie ergriff − buchstäblich. Und sie ergriff sie nicht nur, indem sie „ihn” ergriff, sie stimulierte ihn durch sanfte Bewegungen, übte Druck mit ihrem Daumen aus, daß es Alexander bald schwerfiel, nicht hörbar aufzustöhnen.
In der Loge genau gegenüber wurde ein Opernglas nicht auf die Bühne gerichtet, um die Kostüme zu studieren, sondern dazu benutzt, aus dem Halbdunkel heraus die Vorgänge in der Wildenbruch-Loge zu beobachten.
Madame de Treville hatte ihre Busenfreundin Müller-Gantermann in ihre Familienloge eingeladen und ihr eine interessant-anregende Extravorstellung versprochen. Dagmar-Schätzchen konnte dem nicht widerstehen.
„Sieh nur, wie gelassen sie tut und zur Bühne schaut, dabei hat sie den jungen Hengst bereits im Griff, wenn Du verstehst, was ich meine.”
„Ob ich verstehe, was Du meinst, Du schlimmes Geschöpf! Genau da, wo sie ihre Hand hat, hätte ich meine jetzt auch gern.”
Die Freundinnen kicherten leise auf.
„Der Junge hat schon die Augen geschlossen − kannst Du es sehen?”
Eleonore de Treville leckte sich die Lippen. Sie wußte, was kommen würde, denn sie hatte par distance den gleichen lustvollen Gedanken.
„Berenice wird bald etwas fallenlassen, und dann abtauchen, um ihn …”
„Sprich es nicht aus, ich bitte Dich, sonst kann ich mich nicht mehr beherrschen.”
„Oh, wie ungeschickt von mir“, schalt Berenice sich mit unterdrückter Stimme. „Jetzt sind mir doch tatsächlich die Bonbons heruntergefallen. … Bemüh’ Dich nicht, mein Lieber, ich mach’ das schon.”
Sie erhob sich, um sich im nächsten Moment zur Seite zu bücken und im Halbdunkel der Loge zu verschwinden. Einen Augenblick später seufzte Alexander leise auf, sog scharf seinen Atem ein, atmete durch die Nase aus und biß sich auf die Unterlippe. Berenice hatte gefunden, wonach es sie gelüstete.
*
Michael hatte sich fesch zurechtgemacht. Er wußte noch nicht, wie seine Partnerin für die nächsten Stunden aussah, wie sie auf ihn wirken würde. Er hoffte insgeheim, sie möge ihm auch privat gefallen, denn als rein mechanisch abarbeitender Jungfernheld war er sich in dem Moment doch etwas zu schade.
Auch die beiden sollten sich vor dem „Chez Alexandre” treffen. Michael bezog gerade Position, als er sie kommen sah. Er hatte nur eine vage Beschreibung erhalten, aber er wußte augenblicklich, daß sie es sein mußte.
Cecilia.
Sie stach unter all den Menschen, die den Platz vor dem großen Bistro belebten oder einfach nur vorbeiliefen, wie ein leuchtendes Signal hervor. Das Mädchen fiel auf, obwohl es das, von seiner Aufmachung her, selbst wohl eher verbergen wollte. Es hätte nur noch gefehlt, daß sie eine altmodische Hornbrille getragen haben würde. Sie kam näher und hatte Michael offenbar als ihr Rendezvous erkannt.
„Verzeihen Sie, sind Sie der Chevalier?” Sie sah ihn mit offenem Blick an, aber Michael bemerkte ihre Zurückhaltung dennoch. Ihr schien nicht wirklich wohl zu sein bei dieser Begegnung. Wer weiß, dachte Michael sich, was ihre Mutter ihr zur Einstimmung auf den Abend und eventuell gar die ganze Nacht an Instruktionen mitgegeben hatte. Er ahnte es nicht. Daß er bereits bezahlt worden war, erfuhr er sogleich.
„Ihre Agentin hat Sie uns vorhin so beschrieben, als Sie bei uns war.”
Die geschäftstüchtige Lou! Sie hatte nichts dem Zufall überlassen und die Peinlichkeit, daß das Mädchen das Geld hätte übergeben müssen, bereits ausgeschaltet.
„Zu Ihren Diensten, mein Fräulein”, verneigte sich Michael und nahm Cecilias Hand. Beider Händedruck war fest. Daß ihrer es war, überraschte ihn ein wenig. Er hatte mit einer gewissen Laschheit gerechnet. Den Handkuß vermied er in der Öffentlichkeit.
„Ich freue mich, daß wir uns gleich erkannt haben”, lächelte er sie an. „Wollen wir uns bei einem kleinen Aperitif im Bistro ein wenig unterhalten?”
Sie nickte, sagte aber nichts. Michael nahm sie bei der Hand und zog sie sanft mit sich.
Im Alexandre fand er zu dieser Stunde noch ein Plätzchen, das ihnen ein gewisses Maß an Intimität beim ersten Kennenlernen bot. Er rückte ihr einen Stuhl zurecht und nahm an dem kleinen Tisch genau ihr gegenüber Platz. Die Bedienung kam schnell, und er bestellte zwei Fruchtsaftcocktails mit etwas Armagnac, wenn es ihr recht sei. Cecilia nickte wieder − stumm.
Michael betrachtete sie. Nicht aufdringlich, aber ein freundliches Interesse signalisierend, das über oberflächliches Kennenlernen hinausging. Er wollte wissen, wen er vor sich hatte.
Cecilia war schwarzhaarig. Sie trug ihre