Louisianas Eskorts. Georg von Rotthausen
sind denn das für Reden?”
„Ach hör auf! Dir läuft der Sabber doch auch schon aus den Mundwinkeln!”
„Mir läuft der Saft ganz woanders, Schätzchen, und achte mal lieber auf Dich selbst, nicht wahr.”
„Und wir wären ganz zufrieden, wenn die Damen nebenan dazu übergehen könnten, wieder auf die schöne Vorstellung zu achten, statt erotische Volksreden zu halten”, ertönte eine ungehaltene Männerstimme aus der Loge rechts von ihnen.
„Ups!”
„Meine Güte auch”, und das unterstrichen die beiden Vernachlässigten mit einem leisen Kichern.
Alexander bemerkte erst etwas später, daß ihn sein rechter Zeigefinger schmerzte. In der nächsten Pause betrachtete er ihn. Er hatte sich im Höhepunkt selbst quer gebissen.
„Oh!”
*
Cecilia war mit Michael auf der Party ihres Cousins York Heygenrath sofort aufgefallen. Niemand konnte sich erinnern, sie je in männlicher Begleitung gesehen zu haben, wenn man von ihrem Vater und ihren Brüdern einmal absah. Entsprechend wurde sie bestaunt und Michael eingehend gemustert.
York feierte seinen 25. Geburtstag und zugleich sein bestandenes Physikum. Er war Medizinstudent. Ein großer, gutgewachsener und blendend aussehender Mensch, braungebrannt, mit streng, ohne Scheitel zurückgekämmten goldblonden Haaren. Für sein Alter eher ungewöhnlich, trug er einen ebenso goldblonden Schnurrbart.
Er hatte die Nichte seiner Mutter sehr herzlich mit zwei Wangenküssen begrüßt, sich artig für das mitgebrachte Buchgeschenk bedankt und mit nur kurz aufblitzendem Staunen, dann aber sehr freundlich Michael willkommen geheißen. Der entschuldigte sich ein wenig verlegen, ohne Präsent gekommen zu sein, wurde aber formvollendet beruhigt, daß seine Anwesenheit Geschenk genug sei. York fragte ihn sogleich, ob er Lateinamerikanisch tanzen könne, was Michael mit einem kessen Lächeln bestätigte. Das sei gut, denn gleich gehe das Tanzen los, und als erstes wäre Lambada aufs Parkett zu legen.
Cecilia wollte erst abwehren, aber Michael ließ es nicht zu, sie solle einfach locker mitmachen, er führe sie schon. Im Obergeschoß des Hauses war ein großer Salon bis auf Sitzmöbel am Rande ausgeräumt worden und als York das Signal für die Musik gab, legten zehn Paare, die sich aufgestellt hatten, schwungvoll los. Die meisten Mädchen trugen kurze Röcke und waren mit knappen, bunten Oberteilen bauchfrei bekleidet. Sie waren allesamt gertenschlank und sahen toll aus. Ihre Tanzpartner waren durch die Bank durchtrainierte junge Männer in körperbetonter Kleidung.
Michael fiel sofort aus dem Rahmen, denn er legte seine Oberbekleidung ab und tanzte als Einziger mit nacktem Oberkörper. Cecilia wurde rot, aber es gefiel ihr. Sie bekam einen weiteren optischen Vorschuß auf das, was sie nach der Party erwartete, denn sie hatte sich längst entschlossen, mit Michael die Nacht zu verbringen − und er offenbar auch, Auftrag ihrer Mutter hin oder her, denn bei dem körperengen Tanzen bemerkte sie schnell, wie erregt er war, sie zu spüren. Die Musik packte sie beide und bald tanzten sie in der Mitte der sich lasziv miteinander bewegenden Körper. Cecilia verlor alle Scheu, verlor alle Angst, sie könnte vielleicht nicht mithalten. Michael führte sie so mitreißend, daß sie in einen innerlichen Schwebezustand geriet. Für sie war es bereits Sex, was sie mit ihm erlebte, was sie fühlte. Und so nah bei ihm, sein schönes Gesicht vor sich, seinen herrlichen Oberkörper, seinen Schoß, der sich im Rhythmus der Musik an ihrem rieb, seine Erektion − in Wellen durchströmte sie das wachsende Verlangen mit ihm allein zu sein, ganz allein, sich ihm hinzugeben, seine Haut, seine Wärme, seine erotische Hitze zu spüren und seinen angenehmen Körperduft in sich aufzunehmen, sich mit ihm zu vermischen. Sie konnte nicht mehr verstehen, warum sie als erste Reaktion auf den Vorschlag ihrer Mutter ungehalten, ja böse reagiert hatte. Nun war sie dankbar, daß sie die mit Siebzehn gemachte, schlechte, ja böse Erfahrung hinter sich zu lassen bereit war. Ihre Neugier und ihr Wille, endlich ein gerade auch erotisch erfülltes weibliches Leben zu leben, hatten gesiegt.
Da wirbelte Michael sie noch einmal herum und die Musik war zu Ende. Aufjauchzend umarmte Cecilia ihren Tanzpartner und küßte ihn vor aller Augen − und sie küßte ihn intensiv. Ihr Cousin sah es und staunte nicht schlecht, welche Wandlung sie durchmachte.
Nachdem die mittlerweile aufgewühlten Paare sich gesammelt hatten, wurde die Samba als nächster Tanz aufgerufen. Cecilia sah Michael kurz fragend an, sein Blick sagte ihr „kein Problem” − und schon ging es los.
Michael hatte es total drauf. Er führte sich auf, als wären sie beim Straßenkarneval in Rio. Kurz sah Cecilia ihm zu, staunte einfach nur − und dann riß er sie wieder mit.
Nach einigen Minuten heißer Rhythmen und wilden Tanzfiguren drehte Michael sie so, daß sie mit dem letzten Wirbeln genau in seinen Armen landete. Im allgemeinen Jubeln hatte er sie fest im Griff und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuß auf den Hals. Er roch ihren Schweiß, spürte ihre Hitze und wäre mit ihr am liebsten in einem leeren Zimmer verschwunden. Sie sah ihn an. Er las in ihren Augen, daß sie ihm widerstandslos folgen würde, doch dann rief York zum Tango auf. Die Bandonion-Musik hob an, und nun zeigte Michael seiner Gespielin, was er unter erotischem Tanzen verstand. Schon bald hörten die anderen Paare auf und sahen den beiden nur zu.
Cecilia gab sich vollständig Michaels Führungskraft hin, dabei zog sie mit, als hätte sie es zuvor trainiert. Ihre eigene Musikalität half ihr vortrefflich dabei.
Als das Bandonion-Playback verklang und Cecilia tief atmend, an Michaels Körper gepreßt, in seine Augen sah, war es um sie geschehen. Ihr Kopf wollte ihn, ihr Schoß wollte ihn. Seine fühlbare Erregung übertrug sich auf sie − und im nächsten Augenblick küßte sie ihn so wild und leidenschaftlich, daß ein Raunen durch die Anwesenden ging. York begann Beifall zu klatschen, in den alle einstimmten und ihn mit lautem Jubel begleiteten.
Lachend sah sich das neue Paar an und herzte sich gleich darauf Wange an Wange, ehe alle Mittänzer auf es zutraten und mit Schulterklopfen beglückwünschten.
„Cilly, ich wußte gar nicht, daß Du so phantastisch tanzen kannst”, kommentierte ihr Cousin, wessen er gerade Zeuge geworden war.
„Du weißt so manches nicht, Yo”, erwiderte sie keck mit einem gewissen Stolz in der Stimme und lächelte ihn mit neuem Selbstbewußtsein an.
„Und Du, mein Lieber”, wandte er sich an Michael, „Du bist wirklich ein Teufelskerl auf dem Parkett. Alle Achtung!”
„Ach, nicht so wild”, wehrte Michael bescheiden ab, „das gehört zur gesellschaftlichen Ausbildung dazu. Aber es hat mir Spaß gemacht, hier mal wieder aufdrehen zu dürfen.”
„Das hat man wahrlich gesehen, und Deine Ausbildung muß vom Feinsten gewesen sein, denke ich mir.”
„Ja, es war ganz gut”, stapelte Michael tief.
„Und was hast Du sonst noch so zu bieten, ich meine tanzmäßig?”
Michael räusperte sich, um sich nicht zu versprechen und meinte …
„Wenn Du zwei Säbel und einen Kilt samt Dudelsackspieler im Haus hättest, dann zum Beispiel auch den schottischen Säbeltanz, aber jetzt würde ich mich gern ein wenig frisch machen, sonst wischte ich meinen Schweiß nur in den Polstern ab.”
„Oder an mir”, dachte Cecilia, und es gefiel ihr, daß sie das dachte.
„Aber natürlich, mein Lieber. Folge mir bitte zum Bad.” Mit einem frechen Augenzwinkern verabschiedete Michael sich kurz von der überwältigten Cecilia, die sich mit beiden Händen Kühlung zufächelte, und ging York hinterher.
„Sag’ mal, wo hast Du denn dieses Prachtexemplar her?” wollten gleich zwei Tänzerinnen von Cecilia wissen.
„Ach, er ist mir zugelaufen”, schmunzelte sie und beendete mit einem „Wo gibt’s denn ‘was zu trinken?” jeden Ansatz zu einer Nachfrage, aber das alles hörte Michael nicht mehr.
*
York öffnete eine Tür und schaltete das Licht an. „So,