Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Группа авторов
und der Kultur- und Medienwissenschaften). Theoretische Arbeiten sind nicht gleichzusetzen mit der Literaturanalyse, die als Voraussetzung jeder Art wissenschaftlicher Forschung zu gelten hat, sondern schließen diese ein (vgl. Kapitel 6.3 Literaturüberblick und Forschungsstand).
Eine Möglichkeit der Systematisierung theoretischer Forschung bieten ihre unterschiedlichen Funktionen. Diese sollen zunächst unter Berücksichtigung exemplarischer Arbeiten skizziert werden. Danach werden vier Meilensteine theoretischer Forschung in der Fremdsprachendidaktik vorgestellt, die aus unterschiedlichen Fachkulturen stammen und Arbeitsweisen solcher Forschung verdeutlichen. Das besondere Verhältnis theoretischer Forschung zur Empirie soll in einem letzten Abschnitt angesprochen werden.
3.2.1 theoretische ForschungTypenTypenForschungTypen theoretischer und Funktionen theoretischer theoretische ForschungFunktionenForschungForschungFunktionen theoretischer
Die folgende Zusammenstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern bietet die Möglichkeit der Orientierung in einem weiten Feld teils sehr unterschiedlicher Forschungsaktivitäten. Die zur Verdeutlichung herangezogenen Arbeiten haben exemplarischen Charakter. Soweit als möglich wurden Studien zu unterschiedlichen Fremdsprachen berücksichtigt. Die zur Bezeichnung von Typen und Funktionen theoretischer Forschung gewählten Begriffe sind nicht trennscharf. Auch wenn deshalb Mehrfacheinordnungen möglich sind, bieten Typen und Funktionen eher die Möglichkeit der Systematisierung und Orientierung als ein Versuch, theoretische Forschung über ihren Bezug zu affinen Wissenschaftsdisziplinen zu bündeln. Selbst Arbeiten, die vorwiegend einer Disziplin verpflichtet scheinen, wie die folgenden Beispiele und die Meilensteine zeigen, belegen, dass die FaktorenkomplexionFaktorenkomplexion fremdsprachlichen Lehrens und Lernens fachdidaktische Forschungsgegenstände nur durch interdisziplinäre Zugriffe analysierbar macht.
1 Entwicklung umfassender Konzepte der SprachvermittlungKonzepte derKulturvermittlungKonzepte derSprachvermittlungLiteraturvermittlungKonzepte der
In der Konsolidierungsphase der Fremdsprachendidaktik in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts (vgl. Doff 2008) stellten theoretische Forschungen den Hauptanteil der Forschungsaktivitäten dar. Sie beförderten die Konturierung des Faches und seiner Teildisziplinen. Für die Sprachdidaktik wären als Beispiele zu nennen: Werner Hüllens Didaktische Analysen zum Verhältnis von Linguistik und Englischunterricht (Hüllen 1971, 1979, s.u. „Linguistik und Englischunterricht“), Harald Gutschows schulstufenspezifische Ausdifferenzierung der Englischdidaktik für die Hauptschule (Gutschow 1964, 1973), Hans-Eberhard Piephos Arbeiten zur Kommunikativen Kompetenz als übergeordnetem Lernziel des Englischunterrichts (Piepho 1974) oder Helmut Heuers lerntheoretische Fundierung des Englischunterrichts (Heuer 1976). Die Literaturdidaktik wurde als eigenständige Teildisziplin konturiert durch die Arbeiten Lothar Bredellas (1976), der die Hermeneutik und Rezeptionsästhetik für die Fremdsprachendidaktik nutzbar machte (s.u. „Das Verstehen literarischer Texte“). Konzepte einer politisch engagierten Landeskundedidaktik legte Gisela Baumgratz-Gangl vor (1990, s.u. „Persönlichkeitsentwicklung und Fremdsprachenerwerb“). Für den Komplex Literatur- und KulturdidaktikLiteratur- und Kulturdidaktik wären auch die an einer skeptischen Hermeneutik orientierten Arbeiten Hans Hunfelds zu nennen (z.B. Hunfeld 2004). Beispielhaft für den hier zusammengefassten Typus theoretischer Forschung kann ferner die Kritische Methodik des Englischunterrichts von Rudolf Nissen (1974) gelten.
2 Entwicklung und/oder kritische Analyse tragender Konstrukte der FremdsprachendidaktikFremdsprachendidaktikKonstrukte der
Arbeiten dieses Typus fokussieren zentrale Konstrukte der Fremdsprachendidaktik, deren Herausbildung interdisziplinär verortet und deren Grenzen und Möglichkeiten für unterschiedliche Praxisfelder kritisch erörtert werden, beispielsweise für die Materialentwicklung, die Unterrichtsgestaltung, die Aufgabenkonstruktion oder die Lehrerbildung. Drei Beispiele sollen diesen Typus verdeutlichen. (1) Mit seiner Studie Aufgeklärte Einsprachigkeit. Zur Entdogmatisierung der Methode im Fremdsprachenunterricht, ebenfalls situiert in der Konstituierungsphase der Fremdsprachendidaktik, positioniert sich Wolfgang Butzkamm (1973) in der Debatte um die Einsprachigkeitsproblematik, indem er Befunde der Bilingualismusforschung, der Lernpsychologie und der Spracherwerbsforschung auswertet und zu einer Unterrichtmethodik verdichtet, die dem gezielten Gebrauch der Muttersprache eine angemessen funktionale Verwendung im Unterricht zuweist.1 (2) Für Daniela Caspari ist Kreativität im Umgang mit literarischen Texten im Fremdsprachenunterricht Untersuchungsgegenstand (Caspari 1994). Sie arbeitet zentrale Aspekte der psychologischen Kreativitätsforschung und der rezeptionstheoretischen Lesetheorien heraus, die sie vergleichend analysiert, um auf diesem Hintergrund das kreative Potenzial fremdsprachlicher literarischer Texte zu erfassen, das in unterrichtlichen Lehr- und Lernprozessen genutzt werden kann. Caspari wertet dabei ein breites Spektrum dokumentierten Unterrichts und problematisierender fachdidaktischer Arbeiten aus. (3) Aus der Perspektive des Deutschen als Fremdsprache skizziert Swantje Ehlers (1998) in ihrer Arbeit Lesetheorie und fremdsprachliche Lesepraxis einen theoretischen Entwurf für eine fremdsprachliche Lesedidaktik („Ansätze einer fremdsprachlichen Leselehre“), die der Eigengesetzlichkeit fremdsprachlichen Lesens Rechnung tragen soll. Sie wertet dazu lesetheoretische Positionen zum Lesen in der Erst- und Zweisprache aus, bündelt entwicklungs- und kognitionspsychologische Forschung, um dann die Besonderheiten fremdsprachlichen Lesens zu fokussieren. Dabei setzt sie sich kritisch mit der empirischen Leseforschung in der Fremdsprachendidaktik auseinander.
Dem hier angesprochenen Typus wären auch Arbeiten zuzuordnen wie die von Corinna Koch (2013) und Elena Bellavia (2007), die das fremdsprachendidaktische Potenzial der Metapher untersuchen. Bellavia fokussiert Deutsch als Fremdsprache, Koch die Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch. Die Theoriebildung ermöglicht es beiden Autorinnen, ein Instrument zur kritischen Analyse und Optimierung von Lehrmaterial zu entwickeln.
3 ModellbildungModellbildung
Die Entwicklung und kritische Erörterung von Modellen gehört zu den zentralen Aufgaben theoretischer Forschung, denn Modelle haben die Funktion, komplexe Zusammenhänge und Abläufe verständlich zu machen – sie sind ein notwendiger Teil von Theoriebildung, die deshalb auch ohne Modelle nicht vorstellbar ist. Insofern arbeiten alle bisher erwähnten Beispiele mit mehr oder weniger expliziten Modellen. Wenn hier dennoch ein eigener Typus theoretischer Arbeiten markiert wird, so geschieht dies im Anschluss an die Tradition didaktischer Modelle, die den Anspruch erheben, handlungsleitend zu sein. Im Kontext fachdidaktischer Forschung spielen Modellbildungen eine bedeutende Rolle (Jank & Meyer 2002). Für das Lehren und Lernen von Fremdsprachen repräsentieren zwei Arbeiten den hier gemeinten Typus: (1) Ausgehend vom kulturwissenschaftlichen Konzept der IntertextualitätIntertextualität modelliert Wolfgang Hallet (2002) das fremdsprachliche Klassenzimmer als hybrid-kulturellen Handlungsraum für die diskursive Aushandlung und die Erprobung gesellschaftlicher Partizipationskompetenz. Das Modell ist handlungsleitend für die Konzeption von Lehr- und Lernmaterial (s.u. „Das Spiel der Texte und Kulturen“). (2) In der Referenzarbeit Autonomes Fremdsprachenlernen: Komponenten, Kompetenzen, Strategien entwickelt, validiert und erprobt Maria Tassinari ein „dynamisches Autonomiemodell“ mit seinen Deskriptoren. Das Modell liefert die Basis für Checklisten zur Reflexion eigener Lernprozesse von Studierenden (Tassinari 2010).
4 Analyse und Auswahl von Lehr- und Lehr- und LernmaterialAuswahlLernmaterialLehr- und LernmaterialAnalyse
Der Komplex Analyse von Lehr- und Lernmaterial lässt sich nach zwei Gruppen von Arbeiten ordnen, nämlich nach solchen, die sich mit einem Lehrwerksystem oder Materialien einer Fremdsprache befassen und solchen, die lehrwerkvergleichend mehrere Fremdsprachen berücksichtigen. Innerhalb der beiden Gruppen kann nach den Bezugstheorien unterschieden werden, aus denen die Analysekriterien entwickelt werden. So bestimmen beispielsweise lerntheoretische Überlegungen die Studie von Dietmar Rösler (1984) zum Spannungsverhältnis von Lernerbezug und vorgefertigtem Lehrmaterial für Deutsch als Fremdsprache. Politik- und sozialwissenschaftlich orientiert ist die Analyse von Angelika Kubanek-German (1987): Dritte Welt im Englischlehrbuch der Bundesrepublik Deutschland. Aspekte der Darstellung und Vermittlung.