In der inneren Welt (Band 2). Hero Leander

In der inneren Welt (Band 2) - Hero Leander


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seine Sonne von Atlantis wieder um und sie verließen zum letzten Mal ihre Wohnung. Da ihre freundlichen Nachbarn nicht zu Hause waren, steckte Wolfgang in den Briefkasten ein Kuvert mit all ihren Schlüsseln, Papieren und einem Briefbogen, auf dem stand:

       Leipzig am 19. April 2028

       Liebe Nachbarn!

       Wir danken euch für diese angenehme Nachbarschaft, denn wir werden diesen Ort jetzt für immer verlassen. Unser Auto und alles was sich in unserer Wohnung befindet, schenken wir euch. Soviel wir wissen, sucht doch euer Sohn mit seiner Freundin eine Wohnung. Er kann alles haben. Wir wollen nichts dafür! Wir kommen nie wieder!!!

       Alles Gute für euch.

       Diana und Wolfgang Nebsi.

      Danach meinte Diane: „Und dir, Diana, soll ich die Mutter ersetzen, hat mir deine Mama gesagt. Das werde ich sicher nie schaffen, aber ich versuche es, so gut ich kann.“

      Wolfgang starrte Diane plötzlich an. Ihm lief es eiskalt den Rücken herunter. „Ersetzen! Du willst Diana die Mutter ersetzen?“

      „Ja“, antwortete Diane etwas verwirrt. Noch bevor sie es in seinen Gedanken lesen konnte, platzte es aus ihm heraus. „Eine Mutter ist doch die Quelle oder die Basis eines Lebens. Und du wirst sie ersetzen. Das ist der letzte Orakelspruch! So etwas hat es sicher unter den Atlantern noch nie gegeben.“

      Überrascht sah sie ihn an. „Du hast recht! Das ist es! Damit hat sich das gesamte Orakel erfüllt.“ Glücklich umarmte sie Wolfgang. Als sie Diana etwas unglücklich abseits stehen sah, nahm Diane jetzt zusätzlich auch ihre neue Tochter in die Arme. Ihr wurde in dem Moment bewusst, dass sie jetzt auch eine kleine Familie hatte und dass das Orakel all diese Dinge schon zu ihrer Geburt kannte; sogar Marinas vorzeitigen Tod. Das verstand nicht einmal sie selbst, obwohl sie als Atlanterin über viele Dinge Bescheid wusste. Noch immer umarmte sie die beiden.

      Minuten später gingen sie zusammen zu Dianes Lande- und Startplatz in dem Industriegelände, stiegen in den Transporter und flogen einer neuen Zukunft entgegen. Wolfgang sah wehmütig nach unten, als sein Leipzig unter ihm verschwand. Es war 54 Jahre seine Heimat gewesen und nun sollte sich alles ändern. Im Grunde genommen hielt ihn hier nichts mehr, doch diesmal war es ein Abschied für immer. Und so kam in ihm doch so manche Erinnerung wieder hoch. Hatte er doch hier eine glückliche Kindheit verbracht, bis sich dann seine Eltern vor 40 Jahren scheiden lassen hatten. Ja, hier war er aufgewachsen. Die meisten seiner Bekannten wohnten noch hier. Allerdings wirkliche Freunde hatte er hier nie gehabt. Deshalb fiel ihm auch der Abschied nicht so schwer. Seine Mutter war hier vor rund 25 Jahren gestorben und sein Vater fünf Jahre später tödlich verunglückt. All diese Dinge gingen ihm jetzt durch den Kopf.

      Damals, im Sommer 2007, hatte sich sein Leben gewaltig geändert. Nichts war mehr so wie vorher. Nun kamen auch die Erinnerungen an seinen Wanderurlaub zurück, den er sich in diesem Sommer vor zwanzig Jahren vorgenommen hatte. Dabei fiel ihm auch seine Zugbekanntschaft Wassili ein, der ihn in voller Begeisterung auf das Sonnenobservatorium in Goseck aufmerksam gemacht hatte. Trotz Verabredung im Zug hatte er Wassili aber später nie wieder gesehen. Das machte Wolfgang wieder nachträglich traurig. Er hätte ihm so viel zu erzählen gehabt, denn sein Tipp, im Sonnenobservatorium zu meditieren, hatte sein Leben total verändert. Durch diese Meditation war er völlig unerwartet nach Posid teleportiert. Hier hatte er Diane und ihre Schulklasse kennen gelernt. Sharula, die Lehrerin der Klasse, hatte damals viel zum Verständnis für seine neue Situation beigetragen. Diane und all ihre Klassenkameraden waren ihm damals zu echten Freunden geworden. Ebenso dachte er jetzt an die Tiger Toni, Sira und ihre Tigerbabys zurück. Ihnen konnte er nicht mehr begegnen, denn sie lebten nicht mehr. Aber den Hyperboreaner Zohar, den Arianni Ag-Agria, die Lemurer Angelina, Luriel und Celestia und vielleicht auch Adama könnte er jetzt vielleicht wieder sehen. Auch hatte er damals vor zwanzig Jahren den Neuschwabenländern Herbert Nussbaum, Rudolf Holzer, Gertraud Werner und Ingrid Jentzsch versprochen wieder zu kommen, wenn sich eine Gelegenheit bot. Und die bot sich jetzt. Darauf freute er sich. Doch dann kam ihm wieder der schmerzliche Abschied auf der Schulwiese in den Sinn. Die Umarmung von Sira. Hatte sie gefühlt, dass sie sich nie wiedersehen würden? Vielleicht! Trotzdem hatte sie bis zu ihrem Tod auf ihn gewartet, hatte Diane ihm berichtet.

      Nach seiner Rückkehr in die äußere Welt war sein Herz voller Sehnsucht nach Posid, dem Bergkristall-Clan und besonders nach Diane. Doch irgendwann hatte er die Hoffnung aufgegeben, sie wiederzusehen und ein neues Leben begonnen, als Marina seinen Lebensweg kreuzte. Augenblicklich trieb es ihm Tränen in die Augen. Die glückliche Zeit mit Marina dauerte nur achtzehn Jahre. Es war erst Stunden her, dass sie beigesetzt wurde.

      Nun blickte er etwas verstohlen auf Diane. Ob ihre Liebe noch einmal so erblühen würde wie damals vor 20 Jahren? Er war jetzt für sie ein relativ alter Mann mit seinen 54 Jahren. Dagegen war ihr Alterungsprozess bei etwa 35 Jahren stehen geblieben. Wird ihre Liebe groß genug sein und diese zwanzig Jahre überwinden? Und wird Diane auch seiner Tochter die Mutter ersetzen können? All diese Fragen gingen ihm durch den Kopf. Und dann warteten auch noch zwei Söhne in Posid auf ihn, von denen er bis jetzt noch gar nichts wusste.

       Ein neues Zuhause

      Inzwischen passierten sie schon die Polöffnung und helles Licht schlug ihnen entgegen. In Leipzig dagegen war es schon dunkel, als sie von dort wegflogen. Doch hier im Inneren war noch heller Tag.

      „Du bist so nachdenklich. Bereust du, dass du mitgekommen bist?“, fragte ihn Diane mit einem besorgten Gesicht. Sie hatte bewusst seinen Gedanken nicht zugehört. Konnte sie sich doch denken, was ihn jetzt bewegte. Zum anderen wollte Diane Wolfgang das Gefühl geben, dass sie nicht immer seinen Gedanken lauschte.

      Erschrocken kam Wolfgang aus seinen Erinnerungen in die Wirklichkeit zurück und schüttelte den Kopf. Vor ihm stand seine große Liebe, die er auch während seiner wirklich glücklichen Ehe mit Marina nicht vergessen konnte. Nun waren sie wieder zusammen. Er versuchte die Erinnerungen abzuschütteln. Schließlich ging doch sein größter Wunsch in Erfüllung. Leider ohne Marina. Gern hätte er auch sie mitgenommen. Wie das dann gegangen wäre, konnte er sich zwar nicht vorstellen, aber das Leben in Posid war sowieso ganz anders. Sicher hätte auch das irgendwie funktioniert. So aber musste er sie in Leipzig auf dem Friedhof zurück lassen. Auch wenn er jetzt wieder mit Diane zusammen war, würde er Marina nie vergessen. Das hatte er sich und jetzt auch ihr versprochen.

      „Du musst sie nicht vergessen. Niemand erwartet das von dir. Und ich am allerwenigsten“, unterbrach ihn Diane schon wieder, die jetzt doch aus Sorge um ihn in seine Gedanken eingedrungen war.

      „Was willst du denn vergessen, Papa?“, meldete sich jetzt auch Diana.

      Wolfgang schüttelte mit dem Kopf und entgegnete: „Ich will niemand vergessen. Mir ist nur deine Mama eingefallen. Sie fehlt mir.“

      Da ging Diana auf ihren Vater zu und drückte ihn ganz lieb. Ihr fehlte sie auch so sehr. Doch dann sah sie erschrocken zu ihrer neuen großen Ersatzmutter auf. Noch bevor sie etwas sagen konnte, beruhigte sie Diane: „Mir fehlt sie auch. Oh nein, ich habe deine Gedanken nicht belauscht. Man sieht es dir an, was du gedacht hast. Deine Mama war sehr lieb und sie war mir auch eine gute Freundin. Ich bin nicht eifersüchtig! So etwas gibt es bei uns nicht. Warum es das in Posid nicht gibt, wirst du bald kennen lernen. Und wenn ihr die Kristall-LICHT-Kammer hinter euch habt, werde ich dir lernen, wie du mit deiner Mama auch jetzt noch kommunizieren kannst.“

      Ungläubig sah Diana ihre große Wahl-Mama mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Das soll ich dann wirklich können?“

      „Ja sicher! Wenn deine zehn gestörten DNS repariert sind, kannst du das auch. Vertrau mir. Es wird bald für dich vieles möglich sein, was du bist jetzt vielleicht als Zauberei bezeichnest.“

      Fragend sah Diana jetzt ihren Papa an und dieser nickte. „Du kannst ihr ruhig glauben. Ich habe damals vieles bei ihr und den andere gesehen, was ich nie für möglich gehalten hatte.“

      Jetzt war Diana plötzlich ganz aufgeregt. „Heißt das, dass ich


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