Kraftverkehrs-Haftpflicht-Schäden. Kurt E. Böhme
Mit Wirkung zum 1.2.2001 wurde die StVO um das sog. Handy-Verbot erweitert (§ 23 Abs. 1a StVO). Danach ist dem Fahrzeugführer „die Benutzung eines Mobil- oder Autotelefons untersagt, wenn er hierfür das Mobiltelefon oder den Hörer des Autotelefons aufnimmt oder hält. Dies gilt nicht, wenn das Fahrzeug steht und bei Kraftfahrzeugen der Motor ausgeschaltet ist“.
Benutzt der Fahrer ein Headset, muss er gemäß § 23 Abs. 1 StVO dafür sorgen, dass sein Gehör nicht durch das Gerät beeinträchtigt wird. Er muss also die Lautstärke so regeln, dass er die Geräusche des Verkehrs noch in ausreichendem Maße wahrnehmen kann.
Als Fahrzeug gilt auch das Fahrrad. Den Fahrradfahrer trifft das Handy-Verbot gleichermaßen.
Das Telefonieren ohne Freisprechanlage im Fahrzeug (oder auf dem Fahrrad) beeinträchtigt das Reaktionsvermögen und die Aufmerksamkeit des Fahrzeugführers[549] und ist generell als gefährlich anzusehen. Die Rechtsprechung zu § 81 VVG (§ 61 VVG-alt) sieht es je nach dem Umständen als grob fahrlässig an.[550] Ein grob fahrlässiges Handeln führt auch im Rahmen des § 254 BGB zu einem Mitverschulden und einer Mithaftung, wenn es mitursächlich für den Unfall und die Unfallfolgen geworden ist. Bereits der Versuch eines Handy-Telefonats ohne Freisprechanlage kann zu einer Mithaftung des Vorfahrtberechtigten von 20 % führen.[551]
1. Kapitel Die Haftung des Kraftfahrzeughalters und -führers › V. Verhalten im Straßenverkehr › 22. Motorsportveranstaltungen
22. Motorsportveranstaltungen
302
Ersatzansprüche der Teilnehmer an einer Motorsportveranstaltung gegen andere Teilnehmer können durch eine Vereinbarung mit dem Veranstalter auf Schäden begrenzt werden, die grob fahrlässig oder vorsätzlich herbeigeführt worden sind.[552] Bei gefährlichen motorsportlichen Veranstaltungen kann allerdings im Regelfall nicht davon ausgegangen werden, dass die Teilnehmer untereinander konkludent auf die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen verzichten bzw. die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen als treuwidrig anzusehen ist, wenn über die KH-Versicherung des Unfallverursachers Versicherungsschutz besteht.[553] Motocrossfahrten im Trainingsbetrieb können sportlichen Kampfspielen bzw. Wettkämpfen mit erheblichem Gefahrenpotenzial gleichzusetzen sein, die zu einer konkludenten Haftungsbeschränkung auf Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit führen können, sofern kein KH-Versicherungsschutz besteht.[554]
Anmerkungen
BGH VersR 1963, 627; 1977, 58.
OLG Frankfurt VersR 1974, 580 (Klinikgelände).
OLG Düsseldorf NZV 1988, 831 (§ 8 StVO gilt nicht); OLG Karlsruhe NJW-RR 1989, 1112 (bei Tankstelleneinfahrt gilt Vorfahrtsregelung); LG Itzehoe SchlHA 2017, 191.
OLGR Hamm 1993, 268.
OLG Düsseldorf DAR 1983, 90; OLG Frankfurt VersR 1982, 556; OLG Oldenburg VersR 1990, 398 (Militärflughafen).
BGH VersR 2012, 504.
BGH VersR 1996, 469 = NZV 1996, 191 = RuS 1996, 136 = zfs 1996, 169.
BGH VersR 1990, 537; NJW 1970, 2033; VersR 1967, 880OLG Stuttgart (BGH) RuS 1991, 338; OLG Zweibrücken (BGH) RuS 1988, 72.
BGH VersR 1996, 1249 = DAR 1996, 462 = NJW 1996, 3003 = NZV 1996, 444 = RuS 1996, 482.
OLG Stuttgart RuS 2017, 265; BGH VersR 1958, 611; OLG Frankfurt SP 1999, 153 (Vorfahrtsver.); OLG Oldenburg zfs 1992, 78 u. OLG Köln VRS 20, 230 (Fahren entgegen der zugelassenen Fahrtrichtung).
BGH VersR 1956, 515.
BGH VersR 1958, 643.
BGH VersR 1958, 29 u. 260; 1977, 36.
OLG Hamm DAR 1965, 248.
BGH RuS 2003, 256; VersR 2000, 736; KG NZV 1996, 235.
BGH VersR 1956, 796; 1965, 712; 1959, 373 (besonders bei regennasser Straße); VersR 2000, 736; OLG München Urteil vom 12.6.2015 – 10 U 3981/14 – juris.
BGH VersR 1965, 290; 1970, 924.
BGH VersR 1957, 583; 1976, 729.
BGH VersR 1967, 862.
BGH VersR 1967, 808.
BGH VersR 1963, 639; OLG Hamm VersR 2002, 76; NJW-Spezial 2010, 362.
BGH