Unternehmenskauf bei der GmbH. Stephan Ulrich
und Umrüstungszeiten, deutet das auf Schwächen in der Organisation des Produktionsablaufs hin.[3]
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Daten über den Materialfluss ermöglichen Aussagen zur Senkung der Durchlaufzeiten. Angaben über die Planung der Fertigungsmittel im Konstruktionsstadium oder eine Optimierung der Vorratshaltung in der Fertigungsplanung können ebenfalls sinnvolle Bestandteile einer technischen Überprüfung sein. Sind bei einer Betriebsbegehung räumlich ungünstig zueinander liegende Produktionsorte augenfällig geworden, so stellen diese ein Indiz für einen suboptimalen Materialfluss dar.[4]
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Zusätzliche Qualifizierungen können Unternehmen durch Zertifizierungen, z.B. ISO/DIS 9001:2000, erlangen und dadurch ihre Wettbewerbssituation als Lieferant verbessern. Oftmals stellt eine solche Zertifizierung die Voraussetzung für einen erfolgreichen Geschäftsabschluss dar. Zertifikate sind daher ein wichtiger Aspekt bei der technische Überprüfung.[5]
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Außerdem sollte über potentielle Engpässe für die Aufrechterhaltung oder eine Erweiterung der Produktion nachgedacht werden.
3. Kapazität der Läger
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Das Fassungsvermögen der Läger eröffnet einem Unternehmen die Möglichkeit, größere Produktionsmengen kostengünstiger herzustellen und abzusetzen. Demgegenüber kann die Ansammlung großer Bestände auch signifikante wirtschaftliche Belastungen für die Finanzierung verursachen, wenn in der Branche üblicherweise Just-in-time-Modelle verwendet werden. Dann ergibt sich aus einem erhöhten Lagerbestand ein Wettbewerbsnachteil.[6]
4. Standort
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Die Auswertung der Vor- und Nachteile eines Unternehmensstandortes sind fester Bestandteil der technischen Due Diligence.[7] Verfügt das Unternehmen über mehrere Standorte (Außenlager), muss sich die Prüfung auch hierauf erstrecken.
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Die Anlieferung von Fertigungsrohstoffen oder Vorprodukten ist besonders im Hinblick auf die Anbindung an die wichtigsten Lieferanten zu prüfen. Gerade bei kurzfristigen Produktionsvorhaben oder bei Unternehmen, die erst auf Nachfrage mit der Produktion eines Gutes beginnen, sind eine bedarfsgerechte Lieferzeit und ein kurzer Anlieferungsweg bedeutsam.[8]
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Gleiches gilt im Hinblick auf die Auslieferung an den Kunden. Große Wegstrecken bis zum Absatzmarkt wirken sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit aus, sofern die Konkurrenz auf Grund von Standortvorteilen kosteneffizienter (durch niedrigere Frachtkosten) auf dem Markt agieren kann. Eine gute Verkehrsanbindung an Autobahnen, Schienenverkehr und Seewege ist grundsätzlich als großer Wettbewerbsvorteil zu werten.
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Neben der Verkehrsanbindung spielen beim Standort auch andere Faktoren eine Rolle. Beispielhaft zu nennen sind etwa Niedriglohngebiete oder regionale staatliche Förderung durch Steuervorteile oder Subventionen.[9] Ob sich hieraus Vor- oder Nachteile ergeben, sollte ebenfalls überprüft werden.
5. Qualifikation des Personals
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Da die Belegschaft einen entscheidenden Teil zur Qualität, Produktivität und Reputation des Unternehmens beiträgt, müssen der Ausbildungsstand und die fachliche Qualifikation der Belegschaft kontrolliert werden. Informationen zum Ausbildungsstand der Mitarbeiter finden sich regelmäßig in der Personalabteilung. Dabei ist das vorzufindende Ausbildungsniveau zunächst branchenspezifisch einzuordnen und anschließend zu bewerten. In dem Zusammenhang sollte auch der drohenden Fluktuation zentraler Kompetenz- und Potentialträger Rechnung getragen werden hinsichtlich einer Kostenschätzung bezüglich des Wiederaufbaus möglicherweise zu verlierenden know-hows.[10]
6. Forschung und Entwicklung
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Die Bewertung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines Unternehmens dient der Feststellung, ob mit dessen vorhandenen Ressourcen und Strukturen eine zukunftsgerichtete Entwicklung erfolgreicher Produkte und Technologien gewährleistet werden kann. Interessant dabei ist, welchen Reifegrad einzelne Entwicklungsprojekte aufweisen, ob geplante Kosten und Termine realistisch sind, welche Innovationsraten das Unternehmen aufweist, welcher Ressourceneinsatz für die Entwicklung eines Produktes erforderlich ist, und ob das Unternehmen in der Forschung und Entwicklung über das erforderliche Wissen verfügt.[11]
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Generell lassen sich vier Schlüsselbereiche identifizieren, die für eine erfolgreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeit unabdingbar sind:[12]
– | strategische Ausrichtung der Forschung und Entwicklung auf technologische Kernkompetenzen, |
– | gezieltes und wirksames Projektcontrolling, |
– | erfolgreiche Kooperation bzw. der Einkauf von Forschungs- und Entwicklungsleistungen, |
– | rechtzeitiges Erkennen und Nutzen neuer Technologien. |
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Voraussetzung für die optimale Organisation von Forschung und Entwicklung ist eine langfristige Budgetplanung und Kontrolle, aus der sich wiederum Rückschlüsse auf die Bemühungen um Effizienzsteigerungen in diesem Bereich erkennen lassen.[13] Es muss gewährleistet sein, dass unter Berücksichtigung des Lebenszyklus der bereits im Vertrieb befindlichen Produkte eine rechtzeitige Fertigstellung neuer Produkte sichergestellt ist. Um dies zu gewährleisten, bedarf es einer gut abgestimmten Kommunikation zwischen Fertigung, Vertrieb und Forschung sowie Entwicklung.
7. Risiken
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Eng verbunden mit der technischen Überprüfung ist die Umwelt-Due Diligence.[14]
Hierbei sollen umweltrelevante Risiken, wie bspw. die Kontamination von Boden und Grundwasser, die aus verschiedenen Bereichen der Produktion oder Lagerung resultieren können, aufgedeckt werden.[15] Solche Risiken können erkennbar (Lagerungszustand von Gefahrgütern) oder aber nur schwer zu entdecken sein (defekte Abwasserleitungen). In jedem Fall sollten Umweltrisiken, aus denen erhebliche wirtschaftliche Belastungen entstehen können, durch ein Expertenteam mit dem notwendigen Wissenshintergrund überprüft werden; nur so können Risikofaktoren erkannt und aufgedeckt werden.[16] In diesem Zusammenhang ist auch zu prüfen, ob eventuell vorhandene Emissionsvorgaben aufgrund des Treibhausgasemissionshandelsgesetzes (TEHG) und weiteren Rechtsvorschriften eingehalten werden.[17]
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Spezialisten können auf Grundlage der Produktionsverfahren eines Unternehmens und der dazu verwendeten Stoffe relativ schnell die Schwerpunkte der Überprüfung festlegen und so eine Marschroute für die entsprechenden Bereiche entwerfen, in denen verstärkte Untersuchungen erforderlich sind. Ein besonderes Augenmerk sollte auf solchen Bereichen liegen, die zu einem Abbruch der Kaufverhandlungen führen könnten.[18]
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Bei allen Unternehmen, die umweltgefährdende Stoffe