Das tödliche Spiel. Stefan Bouxsein

Das tödliche Spiel - Stefan  Bouxsein


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noch ein sehr knackiges Hinterteil. Wenn wir unter Menschen waren, duldete sie meine Hand dort unter keinen Umständen. Waren wir allein in einer einsamen Gegend, konnte sie meine Hand nicht lang genug auf ihrem Hintern spüren. Hanni hatte ihr Leben lang gespart. Sie war nie verheiratet gewesen und Liebhaber hatte sie auch kaum welche gehabt. Hier und da mal ein Techtelmechtel, aber da war niemand, der wirklich mal zu ihr vorgedrungen wäre. Ich hatte mich bemüht, hatte ihr tagelang den Hof gemacht, sie mit kleinen unverfänglichen Komplimenten überschüttet, mich stundenlang mit ihr unterhalten. Vornehmlich über klassische Musik. Bach, Chopin, Wagner. Sie liebte alte Filme und lange Spaziergänge. Oft kehrten wir nach solchen Spaziergängen in einem Café ein. Das erste Mal hatte ich noch bezahlt. Aber Hanni verstand bald, dass ich eine kleine Durststrecke vor mir hatte und eine große hinter mir. Bald zückte sie bereitwillig ihre Geldbörse, wenn Kaffee und Kuchen abgerechnet wurden. Als sie sich daran gewöhnt hatte, bezahlte sie auch ohne Aufhebens die Karten für die Oper und das Taxi. Ich revanchierte mich in ihrem Bett. Hanni war eine Genießerin. Nichts durfte zu schnell gehen. Sie genoss mich mit allen ihren Sinnen. Sie betrachtete mich, roch an mir, befühlte mich, schmeckte mich und legte manchmal sogar ihr Ohr auf meine Brust, um mein Herz schlagen zu hören. Hanni nahm sich beim Sex viel Zeit. Sie konnte stundenlang küssen, fragte mich zwischendurch, an was ich dachte. Ich dachte natürlich nur an sie, an uns, an sonst nichts. Wenn ich ihr das sagte, küsste sie mich wie von Sinnen. Hanni brauchte nicht viel Schlaf. Wir liebten uns oft bis in die frühen Morgenstunden. Danach schlief sie glücklich noch drei bis vier Stunden und machte sich dann fertig für die Schule. Ich blieb dann oft bis mittags in ihrem Bett liegen. Leider hatte Hanni keinen Fernseher im Schlafzimmer. Hanni hatte nur einen winzig kleinen würfelförmigen Apparat mit Zimmerantenne im Wohnzimmer stehen. Im Zeitalter vom Flachbildschirm mit hochauflösender Bildqualität war es eine Zumutung, auf diesem Ding fernzusehen. Gleich am nächsten Tag startete ich meinen ersten Versuch, Hanni einen modernen Fernseher schmackhaft zu machen. Sie winkte gelangweilt ab. Ich ließ nicht locker und bald führten wir eine hitzige Diskussion über das kulturelle Leben und schließlich hatten wir unseren ersten handfesten Streit. Hanni hatte Prinzipien. Ich beantwortete Hannis Sturheit mit konsequentem Liebesentzug. Drei Tage später standen wir in einem Elektronikmarkt. Der Verkäufer zeigte uns die Neuheiten, ich entschied mich für das teuerste Modell und Hanni zückte ihre Kreditkarte.

      Till klappte das Buch schmunzelnd wieder zu. Die Anekdoten des Philipp von Mahlenburg und das Auftreten von Jens Schäfer brachte er nicht zusammen. Er fragte sich, ob es sich tatsächlich um ein und dieselbe Person handelte, oder ob Schäfer nur ein Strohmann war, hinter dem sich Philipp von Mahlenburg versteckte. Das mussten ihm aber Sarah Fischer und Nadja Sydow beantworten können. Oder Hanni, dachte er. Till klappte sein Handy auf und rief Charly Hofmeier an.

      »Ich mache jetzt Feierabend«, knirschte Charly.

      »Habe ich schon gemacht, mehr oder weniger«, gab Till zur Antwort.

      »Bei mir ist es jetzt eher mehr als weniger.«

      »Aber gleich morgen früh könntest du mal was erledigen. Ich brauche die Adresse von einer Hanni.«

      »Von einer Hanni? Da fragst du besser Nanni.«

      »Witzbold. Schreib mit. Lehrerin an einem Frankfurter Gymnasium, ledig, 46 Jahre alt, vielleicht ist sie mittlerweile auch 47. Der richtige Vorname dürfte wohl Hanna oder Johanna sein.« Till dachte plötzlich an seine Ex-Freundin Johanna. Anderthalb Jahre war es nun her, seit sie ihn verlassen hatte. Es war genau in der Phase auseinandergebrochen, in der sie sich ernsthaft um die Familienplanung Gedanken gemacht hatten. Johanna wollte nur ein Kind und damit basta. Till träumte von zwei Kindern. Und plötzlich war es aus. Einfach so. Till träumte immer noch von seinen zwei Kindern und fragte sich, ob Johanna ihres jetzt von einem anderen Mann bekommen würde.

      »Ich probiere mein Glück morgen im Kultusministerium und jetzt ist Feierabend«, hörte Till Charly sagen. Was er davor noch gesagt hatte, war an Till vorbeigerauscht.

      6

       Dienstag, 1. Juni 2010

      Staatsanwalt Jensen saß auf dem Platz von Siebels, als dieser sein Büro betrat. »Da sind Sie ja endlich«, begrüßte er ihn. »Was hat es denn mit dem neuen Fall auf sich. Beate Sydow. Können wir einen Unfall ausschließen?«

      »Die Frau hat um ihr Leben gekämpft. Sie wollte aus dem Pool raus. Ihr Mörder hat ihr auf die Hände getreten oder geschlagen. Einen Unfall können wir ausschließen.«

      »Hm. Ich habe da was von einem Buch gehört. Ist es das, was Sie da in der Hand haben? Kann ich das mal sehen?«

      Siebels drückte das Kamasutra-Buch mit beiden Händen fest gegen seine Brust. »Das ist es nicht. Das ist privat. Herr Krüger hat das Buch. Er hat gestern noch mit dem Autor gesprochen.«

      »Aha. Ist er tatverdächtig?«

      »Wir ermitteln.«

      »Das will ich hoffen. Dafür werden Sie schließlich bezahlt. Was haben Sie denn da eigentlich für ein Buch?«

      Siebels schaute sich hilfesuchend im Raum um, aber weit und breit war keine Hilfe zu sehen. »Am 25. September ist Hochzeit. Frau Karlson und ich wollen Nägel mit Köpfen machen. Sie sind herzlich eingeladen.« Siebels hätte sich im selben Moment am liebsten die Zunge abgebissen. Aber es war das Einzige, was ihm einfiel, um Jensen von diesem Buch in seinen Händen abzulenken.

      Jensen hüpfte von Siebels Stuhl hoch, sprang auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Das ist ja eine schöne Nachricht. Da komme ich doch gerne.«

      »Ihre Frau können Sie natürlich auch mitbringen.« Siebels verfluchte sich innerlich. Jensen rief umgehend in seinem Büro an und gab seiner Sekretärin den Auftrag, den 25. September in seinem Terminkalender einzutragen.

      »Schreiben Sie Siebels Hochzeit rein«, sagte er ausgelassen. »Welche Uhrzeit?«

      »Um 10:30 Uhr« sagte Siebels und wurde immer blasser um die Nase.

      »10:30 Uhr«, wiederholte Jensen. »Und danach trinken wir einen Sekt. Also halten Sie mir den Tag mal mindestens bis 14:00 Uhr frei.«

      Siebels verstaute das Buch in einer Schreibtischschublade. »Ich schicke Ihnen natürlich noch eine offizielle Einladung.«

      »Sagen Sie Ihrer Zukünftigen einen schönen Gruß von mir. Ich freue mich schon sehr, sie wieder mal zu sehen. Sie war eine wirklich gute Polizistin. Eigentlich schade, dass wir sie an Sie verloren haben.« Jensen lachte laut und klopfte Siebels wieder auf die Schulter. Dann stapfte er aus dem Büro. An der Türschwelle drehte er sich noch einmal um. »Wann bekomme ich denn mal etwas Schriftliches im Fall Sydow?«

      »Schnellstmöglich.«

      »Am liebsten sind mir Ergebnisse. Handfeste Beweise. Schnelle Aufklärung. Na, Sie wissen schon. Wünsche noch einen schönen Tag.«

      Siebels setzte sich, atmete dreimal tief durch und rief bei Sabine an.

      »Du, mir ist da ein kleines Missgeschick passiert. Ich habe aus Versehen Jensen samt Frau zu unserer Hochzeit eingeladen.«

      »Aus Versehen? Was heißt das denn?«

      »Na ja, ich musste ihn dringend von etwas ablenken. Und da habe ich ihn halt zur Hochzeit eingeladen.«

      »Wenn das zur Masche wird mit deinem neuen Ablenkungsmanöver, dann wird es doch noch ein richtig großes Fest.«

      »Ha ha. Also schreib Herr und Frau Jensen bitte noch auf die Liste.«

      »Schon erledigt. Ist vielleicht gut für deine Karriere.«

      »Karriere? Was für eine Karriere? Ich bin Hauptkommissar.«

      »Eben. Noch ein weiter Weg bis zum Polizeipräsidenten.«

      »Ähm, ja. Ich muss dann mal Schluss machen.«

      »Warte mal, ich muss dir noch was sagen.«

      »Ja, was denn?«

      »Letzte


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