Märchen & Sagen aus dem Lande Baden und der Umgebung. Bernhard Baader

Märchen & Sagen aus dem Lande Baden und der Umgebung - Bernhard Baader


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er sich in einem Gewölbe, welches unter dem dreifachen Verschlusse seiner Begleiter stand, und worin Gold und Silber, gemünzt und in Stangen, klafterweis aufgesetzt war. Die Geistlichen vergönnten ihm, sich so viel Silber zu nehmen, als er in beide Hände fassen konnte, verbanden ihm dann wieder die Augen und führten ihn ins Kloster zurück.

      St. Blasien hatte so viele Besitzungen, daß seine Mönche, wenn sie nach Rom reis'ten, jede Nacht in ihrem Eigenthum einkehren konnten.

       Inhaltsverzeichnis

      1.

      Im Schwarzwald war vor Zeiten ein Sumpf, der wegen seiner tödtlichen Ausdünstung das Todtmoos hieß. Später siedelten sich in den Wäldern um ihn mehrere Waldbrüder und Holzhauer an. Als einst einer der letzteren an dem Sumpf eine Tanne fällen wollte, rief aus ihr eine Stimme ihm dreimal zu: Halt ein! Er fragte, was sie wolle, worauf sie erwiederte: »Sage den Leuten, daß sie hier zu Ehren der Mutter-Gottes eine Kapelle bauen sollen.« Nachdem der Holzhauer dies ausgerichtet, untersuchte ein Priester den Baum und fand darin ein kleines hölzernes Vesperbild. Dasselbe kam auf den Altar der Kapelle, die man neben dem Tannenbaum errichtete. Bald wurde dahin gepilgert, und es geschahen bei dem Bilde viele Wunder. Gegenwärtig ist weder das Bild, noch die Tanne mehr vorhanden; ersteres jedoch durch eine treue Nachbildung in lebensgroßen Gestalten ersetzt.

      2.

      Ein Einsiedler im Schwarzwald hatte öfters einen schönen Gesang gehört, ohne entdecken zu können, wo derselbe herrühre. Nachdem er hierwegen eifrig gebetet, ging er einst wieder dem Gesang nach und kam zu einer Tanne, in deren Stamm ein hölzernes Mariabild in einer Blende stand. Er verehrte es andächtig und verkündete das Geschehene in der ganzen Gegend, worauf zu dem Baume gepilgert und dabei so viel geopfert wurde, daß unweit desselben eine Kapelle errichtet werden konnte. Auf deren Altar stellte der Einsiedler verschiedene Mal das Bild, allein stets kehrte es von selbst in die Blende zurück. Da ließ er es endlich darin stehen und, als die Wallfahrten und Opfer immer zunahmen, über die Tanne eine schöne Kirche bauen, bei welcher das Dorf Todtmoos nach und nach entstand.

      3.

      Auf dem St. Antoniusberge wollte man eine kleine Kirche bauen, aber was man am Tag aufführte, ward in der Nacht durch unbekannte Gewalt wieder eingerissen. Da warf der Maurer von dort seinen Hammer in Gottes Namen in die Luft, um zu erfahren, wohin das Kirchlein kommen solle. Derselbe fiel, eine halbe Stunde davon, in einer sumpfigen Wüste, die das Todtmooshieß, bei einer Tanne nieder. Auf diesen Platz beschloß man nun zu bauen, und als zu diesem Zwecke der Baum umgehauen wurde, fand sich darin ein hölzernes Mariabild. Zu dem Kirchenbau wollte man schöne Felsen in der Nähe verwenden, allein der Teufel machte sie unbrauchbar, indem er mit seinen Klauen die Ritze und Spalten hineinkratzte, welche heute noch zu sehen sind. Gleichwohl ward das Kirchlein aufgeführt, und darin das Bild zur Verehrung ausgesetzt. Auf dem Antoniusberg errichtete man ein Kreuz, wobei die Pilger zu halten und zu beten pflegen.

      Fußnoten

      15. Die Holzbeuge.

       Inhaltsverzeichnis

      Auf einem Speicher zu Bernau befand sich seit lange eine Holzbeuge, welche die Hauseigenthümer dort schon angetroffen hatten. Ohne jemands Zuthun stand dieselbe bald auf diesem, bald auf jenem Platze des Speichers. Endlich wollte man sie zur Feuerung benutzen, aber beim Verbrennen der ersten Stücke brannte das ganze Haus ab. Als dieses wieder aufgebaut war, hatte auf dem Speicher sich auch wieder die Holzbeuge eingefunden, welche forthin niemand mehr anzufechten wagte.

      16. Kind dem Teufel verschrieben.

       Inhaltsverzeichnis

      Ein armer Landmann gerieth mit einer Fuhr Holz so tief in den Koth, daß er sie, trotz aller Anstrengung, nicht mehr herausbrachte. Da kam aus dem nahen Wald ein Jäger auf einem Schwein geritten und erbot sich, den Wagen herauszuziehen, wenn der Mann ihm das verschriebe, was jetzt hinter seiner Stubenthüre stehe; nach sieben Jahren müßte er es dann hieher auf den Platz bringen. In der Meinung, es sei, wie gewöhnlich, nur der Besen hinter der Thüre, willigte der Bauer ein, sagte aber, daß er keine Tinte bei sich habe. »Schwarz gilt bei mir nichts, bei mir ist alles schwarz, ich muß roth haben!« erwiederte der Jäger, worauf der Mann sich den Finger ritzte und mit seinem Blute schrieb. Als dies geschehen, zog der Jäger den Wagen aus dem Koth und gab noch dem Bauer einen großen Beutel mit Gold. Voll Freude brachte derselbe den Reichthum nach Haus und erzählte seiner Frau das Geschehene. Da erfuhr er von ihr, daß er sein Kind verschrieben, welches damals zur Strafe hatte hinter der Thüre stehen müssen. Sie waren nun sehr traurig und beschlossen, das Kind zu aller Frömmigkeit zu erziehen, was sie in den sieben Jahren auch thaten. Während dieser Zeit befanden sie sich in stetem Wohlstande, weil das Geld, welches sie vom Jäger erhalten, niemals ausging. Als die bedungene Frist um war, brachte der Mann, in Begleitung vieler Leute, sein Kind auf den bestimmten Platz; der Jäger kam wieder auf dem Schwein angeritten und führte das Kind auf immer hinweg. Nachher hat auch das Geld des Bauers ein Ende genommen.

      17. Räuber gebannt.

       Inhaltsverzeichnis

      In ein Wirthshaus, das in einer Einöde des Schwarzwaldes stand, hatte sich ein Mädchen als Magd verdingt. Bald merkte sie, daß sie bei Raubmördern sei, welche ihr auch sagten, daß sie sie niemals mehr aus dem Hause lassen, ihr aber stets einen guten Lohn geben würden. Nach einem Jahre war ihr ihre Lage so unerträglich geworden, daß sie um Befreiung daraus Tag und Nacht betete. Da kam eines Abends ein verirrter Metzgergesell mit einem Gurt Geld und einem gewaltigen Hunde und begehrte im Haus zu übernachten. Das Mädchen hatte mit dem hübschen Bursche großes Mitleid, und als sie ihm, während die Wirthin in der Küche war, Wein in die Wirthstube brachte, worin er allein saß, flüsterte sie ihm schnell zu, daß er sich unter Räubern befinde, bei denen auch sie wider ihren Willen sei, und er augenblicklich entfliehen solle, ehe dieselben heimkämen und ihn umbrächten. »So gefährlich ist es nicht, ich werde mir schon helfen!« erwiederte ruhig der Bursch, ließ darauf Essen und Trinken sich wohlschmecken und zuletzt einen ganzen Kübel Wein vor sich hinstellen. Um zwölf Uhr kam der Wirth mit seinen elf Genossen nach Hause, und als sie den Metzger sahen, erklärten sie ihm gleich, daß er jetzt sterben müsse. Derselbe bat nur noch um einige Augenblicke, um sich zum Tode vorzubereiten, zog ein Büchlein hervor und sprach daraus ein Gebet her, wodurch die Räuber gebannt wurden, daß sie kein Glied bewegen konnten. Hierauf nahm er den Kübel und begoß sie mit dem Weine, ließ dann einen nach dem andern durch seinen Hund niederreißen und hieb ihm mit einem ihrer Säbel den Kopf ab. Als alle erlegt waren, kam gerade die Wirthin ins Zimmer und ward auch von ihm getödtet. Nachher suchte er das Mädchen auf und fand sie im Hühnerstall, wohin sie sich, aus Furcht vor ihm, versteckt hatte. Auf ihre Bitte um Schonung ihres Lebens betheuerte er ihr seine Liebe und begab sich dann mit ihr in den nächsten Ort, wo sie alles anzeigten. Bei Durchsuchung des Wirthshauses fand man im Keller die Knochen der von den Räubern Erschlagenen und den zusammengestohlenen Reichthum. Dieser wurde dem Metzger und dem


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