Märchen & Sagen aus dem Lande Baden und der Umgebung. Bernhard Baader

Märchen & Sagen aus dem Lande Baden und der Umgebung - Bernhard Baader


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Hierdurch ward er allmälig sehr reich, ohne daß jemand im Ort errieth, auf welche Weise. Weil die Erdleute alle so lange Kleider trugen, daß ihre Füße ganz davon bedeckt wurden, sie auch überhaupt diese aufs sorgsältigste verbargen, ließ sich der Bauer endlich durch die Neugierde verleiten, Abends in seinen Hausgang gesiebte Asche zu streuen. In dieser zeigten sich dann, nachdem die Männlein darüber gegangen, deren Fußstapfen, die denen der Gänse ganz ähnlich waren. Als die Erdleute das Geschehene merkten, ließen sie nie wieder sich sehen, und wahrscheinlich haben sie die Gegend gänzlich verlassen. Gleich nachher fiel der Bauer in eine langwierige Krankheit, welche fortwährend zunahm; dabei büßte er immer mehr sein Vermögen ein und starb zuletzt im tiefsten Elende.

      Fußnoten

      24. Fußstapfen im Felsen.

       Inhaltsverzeichnis

      Hoch oben auf dem Pfaffenberg bei Mambach wurden einmal zwei Ochsen an einem Fruchtwagen scheu, sprangen vom Weg ab und schossen den steilen Abhang gegen das Wiesenthal hinunter. Ihr Herr, der vorn am Wagen war und mit fortgerissen wurde, gelobte eine Wallfahrt nach Maria-Einsiedeln, wenn er und sein Vieh gerettet würde. Da blieb er mit seinem Fuhrwerk auf einem Felsen, weit unten am Berg, unverletzt stehen, indem seine und der Ochsen Füße, wie auch der Peitschenstiel, auf welchen er sich zu stützen suchte, in den harten Stein wie in weiches Wachs sich drückten. In dem Felsen, welcher derBettlerfelsen heißt, sind die Eindrücke noch heute vorhanden.

      25. Schwarzer Mann will erlös't werden.

       Inhaltsverzeichnis

      Als Morgens am Charfreitag ein Demberger Bube unten an der verfallenen Burg bei Tegernau vorüberging, rief und winkte ihm von dort ein schwarzer Mann, hinaufzukommen. Ohne Furcht ging der Knabe, auf einem Weg, den er jetzt zum ersten Mal an dem steilen Schloßfelsen sah, hin zu dem Gespenste. Dieses sagte ihm, er könne es erlösen und den Schatz auf der Burg gewinnen, wenn er jetzt niederkniee und das nachbete, was es ihm vorsprechen werde. Der Bube gehorchte; während er betete, kamen drei Häfen aus dem Boden, die beiden äußern ganz, der mittlere, worin Gold funkelte, zur Hälfte. Dreimal sprach der Knabe das Gebet, ohne je das letzte Wort nachsagen zu können, da krachte es fürchterlich, Mann und Häfen versanken, und der Bube lief erschrocken davon. Der Weg, worauf er hinauf und herunter gekommen, war nachher wieder verschwunden.

      26. Das unbekannte Mädchen.

       Inhaltsverzeichnis

      Bei einem Bauer in Holl diente ein unbekanntes Mädchen, das sehr fleißig und ordentlich war, aber durchaus nicht sagte, wie es heiße. Als einst der Mann, ein Joch tragend, vom Felde heimging, rief ihm die Stimme eines Unsichtbaren mehrmals nach: »Jochträger! sage der Gloria, der Kanzelmann sei gestorben.« Erst beim Nachtessen erinnerte sich der Bauer wieder des Vorfalls und erzählte ihn dem Mädchen, mit dem Beifügen, nun wisse er, daß sie Gloria heiße. Da sprang das Mädchen über Hals und Kopf davon und ließ niemals sich wieder sehen.

      27. Schönenberg.

       Inhaltsverzeichnis

      Vor Zeiten waren im Schönenberg mehrere ergiebige Silbergruben nebst einem Goldbergwerk, und Wohlstand herrschte in der ganzen Gegend. Da diese keine eigene Pfarrkirche hatte, stiftete, zu deren Erbauung, eine reiche Grubenbesitzerin einen halben oder, wie andere sagen einen ganzen Sester Silber. Hiermit konnte das Gotteshaus, ohne den Thurm, aufgeführt werden, welches, statt auf den Schönenberg, wo die Frau wohnte, darum nach Schönau kam, daß nicht die Thalbewohner ihre Todten auf die beschwerliche Höhe bringen müßten. In der Kirche erhielten die Schönenberger, als die Hauptstifter, gewisse Vorrechte; auch übernahm die Gemeinde, vor jedem Sonn-und Feiertag den Weg von der Wohnung der Bergfrau bis hinunter zum Gotteshaus sauber abzukehren.

      Als es nachmals Krieg gab, verschütteten die Bergleute alle Gruben, nachdem sie ihr Arbeitszeug darein geborgen, um sie vor dem kommenden Feinde zu sichern. Sie hofften, sie später wieder zu öffnen; allein das Landsterben brach herein und ließ niemand übrig, der die Bergwerke wieder zu finden wußte. Damals war die Sterblichkeit so groß, daß von Wieden, Geschwänd, Utzenfeld und Präg nur noch drei Ehepaare in ihre Pfarrkirche zu Schönau kamen. Die Wiedener führten ganze Leiterwagen voll Todter auf den Schönauer Gottesacker. Einmal fiel ihnen unterwegs, bei der Königshütte, ein Leichnam vom Wagen, und davon heißt der Ort noch heute derTodtenhügel.

      28. Heilige Spuren.

       Inhaltsverzeichnis

      Vom Sandbühl auf dem Belchen trat einst der Apostel Petrus mit einem Schritt in das Wiesenthal hinab und fiel dann betend auf sein rechtes Knie nieder. An jenem Ort ließ er den Eindruck seines Fußes, an diesem den seines Kniees im Felsen zurück. Ueber letztern wurde nachmals die Kapelle Schönenbuchen erbaut, worin noch heute die Pilger in die Spur des Heiligen zu knieen pflegen.

      29. Die Schlacht bei Schönenbuchen.

       Inhaltsverzeichnis

      Im dreißigjährigen Kriege zog aus dem obern Wiesenthal ein Heer Schweden feindlich gegen Schönau heran. Als sie dessen Kirchthum erblickten, rief ihr Anführer: »Pfeifer, pfeif' auf, wir sehen das Schönauer Geißhaus!« und rascher rückten sie nun vorwärts. Auf den Bergen bei Schönenbuchen standen aber Engel, wie Schwarzwälder gekleidet, und warfen den Andringenden unbemerkt kleine vierspitzige Eisen in den Weg. Da diese in jeder Lage eine Spitze in die Höhe streckten, so drangen sie den darauftretenden Pferden in die Hufe, wodurch dieselben scheu wurden und das Heer in Verwirrung brachten. Die vordern Truppen gaben den hintern, diese jenen die Schuld, sie geriethen miteinander ins Handgemenge und rieben sich bis auf den letzten Mann auf. Von ihrem Blute röthete sich die Wiese bis nach Kleinhüningen. Schönau war nun gerettet, und zum Danke stifteten seine Bewohner eine Abbildung der Schlacht nach Schönenbuchen, welche, nebst einigen der vierspitzigen Eisen, noch jetzt dort befindlich ist.1

      Fußnoten

      1 Mangelhaft findet sich diese Sage in Schaubinger's Geschichte der Pfarrei Schönau auf dem Schwarzwalde, Freiburg 1834, S. 41–45.

      30. Nonnenmattweiher.

       Inhaltsverzeichnis

      Am Fuße des Berges Kohlgartenstand vor Zeiten ein Frauenkloster. Darin war die Zuchtlosigkeit so groß geworden, daß die Nonnen mit den Mönchen des Gotteshauses in den WeihernLiebschaften unterhielten. Damit dies geheim bleibe, legten die Mönche, wenn sie in das Frauenkloster ritten, ihren Pferden die Hufeisen verkehrt auf. Zur Strafe für dieses Sündenleben versanken beide Gotteshäuser in die Erde. Auf dem Platze des Frauenklosters entstand gleich ein unergründlicher See, der den NamenNonnenmattweiher trägt. Auf seiner Oberfläche schweben, in manchen Nächten, Lichter und weiße Nonnen; auch ertönt aus seiner Tiefe zuweilen Chorgesang und Hahnengekräh. Ein Weg, welcher zu ihm führt, heißt der Nonnenpfad.

      31. Die Maus.

      


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