Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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unter, stahl einem Aufseher Geld, mußte wieder fliehen und landete schließlich im Mittelwesten.

      Eigentlich war er noch kein Bandit, als er hierher ins nordwestliche Kansas kam. Das Pferd, das er von der Weide des Nachbarn gestohlen hatte, war ein alter Rappe gewesen, und der Nachbar hatte es nicht tragisch genommen, weil er mit Onkel Ted befreundet war. Beim Bahnbau hatte Mike wieder gestohlen, ganze drei Dollar – man hätte ihn vielleicht verprügelt, dabei wäre es geblieben.

      Aber Mike Donegan war auf dem Wege zum Desperado, zum vagabundierenden Tramp, zum Banditen.

      Er hatte in Edmond in einer Schenke als Knecht gearbeitet, dann zog er weiter nach Colorado hinüber, blieb nur wenige Monate auf verschiedenen Ranches, bis er nach Arizona und schließlich herauf nach Utah kam. Dann begann er wieder, auf der Weide zu arbeiten. Seine düstere Jugend hatte er fast vergessen. Er war kein guter Cowboy; ein Bursche, den man nur auf den Vorwerken, an Weiderändern und eben auf unwichtigen Posten einsetzen konnte. Er war träge, verschlossen, unfreundlich und konnte nur wenig.

      Dreiundvierzig Jahre war er darüber geworden.

      Wenn er auch nichts geschafft hatte – eines war ihm doch gelungen: vom Grauen Trail abzuspringen. Er war kein Bandit geworden. Nicht aus Charakterstärke, sondern aus Mangel an Mut und Gelegenheit.

      An diesem Morgen lag er – anstatt wachend die Weide im Auge zu behalten – träumend im Gras.

      Yeah, er träumte, der Kuhtreiber Donegan. Er träumte von einer großen Ranch, die ihm gehören würde, von vielen Cowboys, von schnellen Pferden und einer gewaltigen Herde. Er träumte noch mehr, er träumte von Unmengen blanker Dollars, die er besitzen würde – und sogar von einer schönen blondhaarigen blauäugigen Frau träumte er.

      Es war kein neuer Traum. Der Cowboy durchlebte ihn seit Jahren in seinen einsamen Nächten und endlosen Stunden auf der Weide. Daß er sich nie auch nur teilweise verwirklichen würde, war ihm klar. Aber er liebte es, ihm nachzuhängen. Es war das einzige, was ihm dieses graue, rauhe, eintönige Leben überhaupt lebenswert machte: der Traum vom Reichtum.

      Auch jetzt hatte er ihm wieder nachgehangen. Er kaute an einer Binse herum und blinzelte in das Weißblau des Himmels.

      Da drang plötzlich ein Geräusch an sein Ohr.

      Er richtete sich auf, da es ein fremdes Geräusch war. Es kam nicht von der Herde, die weit unten am Westhang des Hügels stand. Es war das Geräusch, das entstand, wenn ein Pferdehuf einen Stein berührte.

      Mike Donegan sah nichts, was seine Aufmerksamkeit hätte erregen können. Seine Weide – und nur die hatte er jetzt eines Blickes gewürdigt – war still.

      Aber das Pferd des Banditen Jeff Calligan hatte wieder mit dem Huf gescharrt.

      Und jetzt flog der Kopf des Weidemannes herum.

      Mike Donegan zuckte zusammen. Verblüfft blickte er auf die drei Reiter, die unten hinter den Büschen standen.

      By Gosh! Die Männer hatten schwarze Tücher vor den Gesichtern.

      Wenn der Cowboy auch kein helles Licht war – das begriff er doch: Da unten standen drei Banditen.

      Und was sie vorhatten, war auch nicht schwer zu erraten.

      Hinten links im Westen rollte vor einer gewaltigen Staubfahne die Overland heran.

      Donegan hatte Mund und Augen weit offen. Er schüttelte den Kopf und flüsterte tonlos: »Aber, das ist doch…«

      Er stockte, als er sah, daß die drei Männer ihre Revolver in den Halftern lockerten.

      »Zounds!« kam es heiser aus seiner Kehle.

      Fünf Inches neben seinem rechten Arm lag ein altes Sharpsgewehr im hohen Weidegras.

      Er hatte es nicht neben sich liegen, weil er etwa ein besonders wachsamer Weidereiter war, der wußte, daß ein Cowboy hier auf einsamer Prärie ein Gewehr in Griffnähe haben mußte. Es war mehr Gewohnheit – und Angst, die ihn das Gewehr immer bei sich haben ließ.

      Seine Rechte spannte sich jetzt um den Schaft und zog die Waffe heran.

      Heavens! Nur noch fünfhundert Yards war die Overland entfernt. In schneller Fahrt kam sie näher, der Wagenspur folgend, die unweigerlich an der Buschgruppe vorüberführte, hinter der die drei Männer mit den Gesichtsmasken standen.

      Der Cowboy war plötzlich schweiß-naß vor Erregung. Er wischte sich mit dem linken Rockärmel über die Stirn.

      Seine Rechte umklammerte den hölzernen Schaft des Gewehrs.

      Jetzt war sie gekommen, die große Stunde, auf die der unbedeutende Cowboy mit der grauen Vergangenheit fast drei Jahrzehnte gewartet hatte.

      Jetzt konnte er mit einem Schlag, mit einer einzigen Kugel seine Vergangenheit, die ihn immer noch belastete, auslöschen. Denn eine einzige Kugel hier von der Höhe hinunter würde den Überfall auf jeden Fall verhindern.

      Eine Kugel nur – und die drei schwarzgesichtigen Banditen würden in panischer Angst davonstieben, weil sie ja nicht wissen konnten, wie viele Männer hier oben auf der Hügelkuppe lagen.

      Eine Kugel nur…

      Aber Mike Donegan war ein Schwächling. Er hatte das Sharpsgewehr an sich gepreßt, als könnten ihm das kühle Metall und das harte Holz Mut eingeben.

      Er atmete hastig und starrte über die flimmernden Gräser hinunter auf den Fahrweg.

      Dreihundert Yards trennten die Overland jetzt nur noch von der Buschgruppe.

      Zweihundert – Hundert!

      Der Cowboy Donegan sah, daß sich die maskierten Reiter tiefer in den Sätteln niederduckte.

      Er sah, daß sie ihre Revolver zogen.

      Da drückte der Mann aus Dakota sein Gesicht ins Gras, ließ das Gewehr los und preßte die Hände auf die Ohren.

      Die Overland hatte die Buschgruppe erreicht.

      *

      Da, wo heute die kleine saubere Stadt Blackhill inmitten goldgelber, sich im Sommerwind wiegender Weizenfelder liegt, stand damals, an der Nordseite der alten Fahrstraße, die Pferdewechselstation. Es war etwa auf halber Strecke zwischen Quiney und Stockton.

      Hal Lawrence hatte seine zernagte Maiskolbenpfeife gerade mit gestoßenen Durrhamblättern gestopft, als er in der Ferne das unverkennbare Geräusch der nahenden Postkutsche vernahm, die hier durch das Tal des Hillman River hinüber nach Stockton fuhr.

      Von Quiney her hatten die Pferde zwar erst sechzehn Meilen hinter sich, aber da das Gelände anstieg, kurvenreich war und immer in scharfer Gangart genommen werden mußte, hatte die Company hier zur Schonung des Pferdematerials eine Wechselstation errichtet.

      Hal Lawrence stand vor dem Gatter und rieb sich sein stoppeliges graues Kinn, zog die Hosen über seinen schweren Leib und ließ die Träger, die die Hose bis fast unter die Achselhöhlen zogen, mit den Daumen zurückschnellen.

      Der große Pfeifenkolben rauchte wie ein Schornstein, drei ganze Inches war das Mundstück noch lang, den Rest hatte der Alte im Laufe der Jahre abgenagt.

      Sein verwittertes, von tausend Falten zerschnittenes Gesicht zog sich zusammen wie ein Winterapfel, als er die Kutsche hinter einem Hügelkamm hervorkommen sah.

      Er schob sich den in allen Regenbogenfarben schimmernden Hut in den Nacken und nickte.

      Dann sah er zur Sonne.

      »Pünktlich wie immer, der alte Boswell«, murmelte er vor sich hin.

      Dann kamen die vier hellen Füchse mit stampfenden und trommelnden Hufen näher.

      Der Alte schob den Pfeifenstumpf in eine Zahnlücke und hob gewohnheitsmäßig die Hand.

      »He, John!« rief er dem Fahrer zu, »bist ja auf die Minute pünktlich. Und das heute…«

      Der Fahrer brachte die vier Pferde zum Stehen. Er war wenigstens ebenso


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