Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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Bäumen flankierenden Straße nach Ladue, ein schönes Haus. Er hatte sogar eine photographische Aufnahme davon machen lassen und sie den Eltern geschickt.

      Es war ein prächtiges Haus.

      Und der alte Overland-Kutscher und seine Frau sollten die beiden schönen Zimmer im Obergeschoß bewohnen dürfen. Und Joel hatte ein farbiges Mädchen, das alles sauber hielt.

      Mit zittriger Hand wischte sich der Alte durchs Gesicht. Lieber Gott, wenn es doch noch ein paar Monate bis dahin wäre, oder doch wenigstens ein paar Wochen…

      Yeah, er fürchtete sich vor der großen Stadt, vor ihrem lauten Getriebe, vor den vielen elegant gekleideten Menschen – und vor dem Leben im Obergeschoß des gepflegten Hauses.

      In der Nacht würde er in einem Bett liegen und von der Prärie träumen – sofern er überhaupt Schlaf finden konnte. Er würde wieder die auf- und niedertanzenden Rücken seiner vier Pferde sehen, das lederne Geschirrzeug knarren hören.

      Er würde den Duft der Savanne verspüren. Oder sich danach sehnen.

      Das machte ihm tiefe Sorgen.

      Sorgen, die wohl kein Mensch auf dieser Erde verstehen konnte. In der Stadt beispielsweise beneideten ihn alle, die ihn kannten.

      Und der junge Bursche da, der herkulisch gebaute Mann mit den vierkantigen harten Händen, dem ernsten wetterbraunen Gesicht – der würde es auch nicht verstehen.

      Und in dieser Minute begann der alte Overland Driver zu sprechen. Er erzählte von seiner Zukunft und auch von seinen Sorgen.

      Er erzählte es einem Menschen, von dem er überzeugt war, daß er ihn auch nicht im mindesten würde verstehen können.

      Der Missourier hörte ihm zu – und verstand ihn.

      Und zu Boswells Verblüffung, ja, zu seinem Schrecken, hörte er ihn plötzlich sagen:

      »Ich würde nicht nach St. Louis ziehen.«

      Der Fahrer ließ den Pferdekopf los. Er hatte den Mund offen stehen und stampfte dann auf den Mann am Gatter zu.

      Er blieb breitbeinig vor ihm stehen, achtete nicht auf die Eidechse, die über seinen staubigen linken Stiefel kroch – sondern starrte unverwandt in das eherne Gesicht des Marshals.

      »Was – haben Sie da eben gesagt, Hawkins?«

      Wyatt schnippte den Rest seiner Zigarette von sich. »Ich habe gesagt, daß ich dann nicht nach St. Louis reisen würde.«

      Boswell nahm den alten zerschlissenen Hut ab und wischte mit dem linken Ellbogen in einer tausendfach geübten Bewegung durchs Schweißband.

      »Aber – ich verstehe Sie nicht. Ich muß doch. Ich kann doch gar nicht hierbleiben, Joel…«

      Da rutschte der große Mann vom Gatter herunter und blickte den Overland Driver offen an. »Es ist doch Ihr Leben, Mister – und nicht das Ihres Sohnes. Was hat er davon, wenn Sie in der Stadt unglücklich werden…?«

      Gedankenvoll starrte der alte Mann in den Sand.

      Das, was der Fremde ihm da gesagt hatte, war so unfaßlich, daß es gar nicht in seinen Schädel hinein wollte.

      Er sollte nicht gehen.

      Er sollte daran denken, daß es auch für Joel kein Glück wäre, wenn er unglücklich wäre.

      Der Missourier ging auf den Wagen zu und kletterte aufs Dach.

      John Boswell wandte sich um. Er stand noch drüben am Gatter und blickte zu der Kutsche hinüber, sah die katzenhaft gewandten Bewegungen, mit denen der junge Mann auf das Dach der Kutsche kletterte – und sah es doch nicht.

      In seinem Kopf gingen die Gedanken hin und her.

      »He! John!« unterbrach ihn die schrille Stimme des Stationshalters. »Willst du hier Wurzeln schlagen? In einer Stunde ist es Mittag.«

      Boswell nickte und trat langsam an den Wagen heran. Dann blieb er noch einmal stehen, starrte in den Sand, wandte sich um, sah zum Korral hinüber, auf die Hütten und auf Lawrence.

      Dann wandte er sich um und ging mit schweren, sandschaufelnden Schritten auf den Stationshalter zu, reichte ihm stumm die Hand und ging zum Wagen zurück.

      Als er auf seinem Platz saß, die Zügelleine bereits in seinen schwieligen Händen hatte, wandte er sich um und sah in das ernste Gesicht des Fremden. »Es geht nicht, Hawkins – es geht nicht.«

      Wyatt zog seine breiten Schultern hoch und ließ sie wieder fallen. »Ihre Sache, Mister. Das müssen Sie allein wissen.«

      Boswell nickte. Dann sagte er halblaut vor sich hin, indem er auf das schrägvorstehende Stiefelbrett starrte: »Es geht nicht. Und – wir werden es so gut haben in St. Louis. Joel wird alles für uns tun. Hier haben wir ein altes, baufälliges Haus, das in einem schlechteren Zustand ist als dieser Karen hier… Nein, es geht nicht.«

      Dann hob er die Leinen an und ließ sie leise auf die Pferderücken klatschen.

      »Heya!«

      Der scharfe Ruf zerschnitt die flimmernde Luft.

      Die vier Pferde bäumten sich nach vorn und spannten die hanfenen Stränge.

      Knarrend setzte sich die alte Overland in Bewegung.

      Minuten später war sie bereits den Blicken des Stationshalters entschwunden.

      *

      Kaum eine Dreiviertelstunde später erreichte die Postkutsche den Weidehügel, an dessen Fuß die Männer standen, die beschlossen hatten, ihrer Fahrt ein Ende zu bereiten.

      Der Missourier lag flachausgestreckt auf dem immer heißer werdenden Wagendach und spähte nach vorn.

      Es war ermüdend, dieses starre Ausschauhalten.

      Hin und wieder schloß er die Augen und senkte den Kopf, legte das Gesicht auf die Hände.

      Und in einer solchen Sekunde geschah es.

      Schüsse peitschten auf.

      Wyatt, der den Kopf instinktiv untengelassen hatte, sah den Körper des alten Drivers wie von einem Keulenschlag getroffen vom Kutschbock stürzen.

      Ein Überfall!

      Drei Reiter – nahm er bei dem kurzen Blick wahr, den er über den Rand der Gepäckhalterstange riskierte.

      Damned, sie mußten ihn hier oben sehen und würden ihn abknallen wie einen Hasen.

      Immer noch befand sich die Kutsche in fast unverändert rascher Fahrt.

      Da ließ sich der Marshal zur Seite rollen und warf sich, ohne sich zu erheben, kaltherzig rechts vom Wagendach, suchte seinem Körper im Fall eine seitliche Drehung zu geben und hatte auch fast schon das Gebüsch erreicht, in dem er aufkommen wollte, als ihn die Kugel traf.

      Er schlug hart auf den Boden am Wegrand auf – und dann umgab ihn schwarze Nacht.

      Nur drei Yards hinter dem Driver war er aufgekommen.

      Knirschend löste sich ein Wagenrad, die alte Overland stürzte und rutschte zur Seite.

      Einer der Banditen hatte die Pferde gestoppt.

      »Das wäre geschafft! Sieh nach, Jeff, ob die Halunken tot sind!«

      Es war die Stimme des Verbrechers Jubal Moris. Der Missourier jedoch konnte sie nicht mehr erkennen.

      Er vermochte nur noch dumpf zu vernehmen, wie sich ihm Schritte näherten, vorbeigingen und neben dem Körper des Fahrers Halt machten.

      »Der ist tot!«

      Daß der Bandit zurückkam, ihn mit dem Fuß umwandte, so daß sein Gesicht nach oben kam, spürte er nicht mehr.

      Der Missourier hörte auch nicht mehr, daß der Mann einen Ruf der Verblüffung ausstieß.

      »He, Jub – sieh dir den an! Du glaubst es nicht, aber es


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