Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg
das ist noch eine andere Liga.«
»Yvonne wäre ja bereit dazu, ich aber nicht, weil ich ganz einfach Angst davor hätte, ein Kind zu bekommen, das meine Erwartungshaltung nicht erfüllt, und ich glaube, wenn man en Kind adoptiert, denkt man in diese Richtung, ob man es will oder nicht. Ein eigenes Kind muss man nehmen wie es ist, an ein … adoptiertes Kind … Ich glaube, es beginnt an einem zu nagen, wenn es sich anders entwickelt als erwartet.«
»Also, Markus, ich habe dich wirklich sehr gern, das weißt du, aber diese Einstellung finde ich so was von bescheuert … Erinnere dich bitte daran, dass deine Yvonne auch adoptiert wurde, weil Leni sie nach der Geburt abgeben musste. Glaubst du, deren Adoptiveltern haben sich solche Fragen gestellt? Nein, die waren nur glücklich darüber, dass ihr Kinderwunsch in Erfüllung gegangen ist.«
»Vergiss bitte nicht, dass Yvonne für sie so was wie ein Sechser im Lotto war, in jeder Hinsicht. Sie ist schön, klug, hat sich um ihre Eltern bis zu deren Tod gekümmert.«
»Es hätte auch anders sein können. Glaubst du, dass Dr. Wiedemann und seine Frau sie deswegen weniger geliebt hätten?«
»Ich weiß es nicht. Jetzt darüber zu spekulieren wäre müßig – Yvonne war ein Glücksfall für sie. Und die kleine Bettina hätte ich genommen, bei der hätte ich wenigstens gewusst, wer die Mutter ist.« Er trank etwas von seinem Kaffee, stellte bedächtig die Tasse wieder ab. »Das hast du ja vereitelt.«
»Zum Glück, Markus, zum Glück, denn die Kleine ist jetzt bei ihrer Mutter, da, wo sie hingehört. Im Übrigen, kein Mensch weiß, wie sie sich entwickeln wird. Das kann Linde auch nicht von ihren Zwillingen behaupten, Babette nicht von ihrer kleinen Marie.«
»Babette und Marie …, das kann ich nicht beurteilen, aber die Zwillinge, also, ich bin fest davon überzeugt, dass Amalia und Frederic sich prachtvoll entwickeln werden. Bei den Genen … Linde ist ein großartiger Mensch, und das war Martin, Gott hab ihn selig, auch.«
»Die Gene sind es nicht allein, denn es sind auch schon Kinder aus allerbesten Elternhäusern Verbrecher geworden …, schlechter Umgang in falscher Gesellschaft …«
Markus unterbrach sie.
»Komm, Bettina, lass uns davon aufhören. Ich möchte die Verantwortung für ein adoptiertes Kind nicht tragen, da bleibe ich eben kinderlos. Irgendwann hört alles auf, und wenn es nach mir mit den Herzogs zu Ende sein soll, dann ist es eben so. Ganze Völkerstämme sind sang- und klanglos untergegangen, da wird ja wohl keine Welt zusammenbrechen, wenn es in Fahrenbach keine Herzogs mehr geben wird, dann fangen eben die Müllers an oder die Schulzes oder was weiß ich. Eines ist gewiss, ich liebe meine Yvonne, sie liebt mich, und daran wird sich, solange wir leben, nichts ändern, denn wir sind nicht nur ein sich liebendes Ehepaar, sondern auch Seelenpartner. Ich werde auf jeden Fall alles tun, um Yvonne glücklich zu machen. Wenn sie die Praxis will, dann soll sie sie haben, wenn sie zwischendurch für Ärzte ohne Grenzen oder eine andere Organisation arbeiten möchte, um das Elend dieser Welt zu mildern, soll sie es tun. Ansonsten werden wir die Stiftung deines Vaters weiterhin tatkräftig unterstützen.«
Bettina fand diese Einstellung großartig, und es wurde ihr dabei ein wenig weh ums Herz. Würde Jan auch so selbstlos zu ihr stehen? Waren sie mehr als nur ein Liebespaar, das bald heiraten würde? Waren sie Seelenpartner?
Bettina konnte darüber nicht weiter nachdenken, denn Markus’ nächste Worte zogen ihr buchstäblich den Boden unter den Füßen weg.
»Übrigens, Bettina, ehe du es von anderer Seite erfährst, Thomas wird in Kürze für ein paar Tage nach Fahrenbach kommen. Er hat in Deutschland zu tun und kommt mich besuchen.«
Thomas …
Thomas Sibelius …
Bettina spürte, wie sie abwechselnd blass und rot wurde, wie ihr der Atem stockte.
Sie hatte alle Gedanken an Thomas, ihre erste große Liebe verdrängt, einen Termin für ein letztes, klärendes Gespräch aufgeschoben, weil sie ihn nicht treffen wollte, obschon sie Nancy, seiner Ehefrau, die auf den Hof gekommen war, um alles zu klären, es mehr oder weniger versprochen hatte.
Thomas …
Der Gedanke, dass er nach Fahrenbach kommen würde, war für sie geradezu unerträglich.
Nicht nur Markus, der Kumpel aus Jugendzeiten, würde ihn sehen, auch Linde, und Bettina war sich sicher, dass Leni, Arno und Toni ihn treffen würden.
Und sie?
Wie sollte, wie würde sie sich verhalten?
Wie sollte sie sich verhalten?
Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, ihr war bei dem Gedanken an Thomas schwindelig. Es war geradezu unerträglich zu wissen, dass er nach Fahrenbach kommen würde.
Ihr Blick glitt unwillkürlich zu ihrem linken Handgelenk, in das unverkennbar dieses vernarbte ›T‹ eingeritzt war. Dieses bleibende Zeichen einer längst erloschenen Liebe.
»Sag mir …, sag mir, wann er hier sein wird … Ich … ich werde dann auf jeden Fall … nicht in Fahrenbach sein.«
Es dauerte eine Weile, ehe Markus dazu etwas sagte.
»Bettina, du weißt schon, dass ein solches Verhalten kindisch ist. So etwas passt überhaupt nicht zu dir. Thomas hat diese Aussprache verdient, und wenn du dich so beharrlich weigerst, ihn zu treffen, kann ich daraus eigentlich nur schließen, dass du ihn noch immer liebst.«
Bettinas Kopf ruckte hoch.
»Bist du verrückt?«, rief sie. »Thomas Sibelius …, das ist Schnee von gestern … Erinnere dich bitte daran, dass ich mit Jan van Dahlen liiert bin, sobald er aus Afghanistan zurück ist, werden wir heiraten.«
»Na, umso besser, dann weiß ich erst recht nicht, warum du nicht mit Thomas sprechen willst. Er hat doch kein Schwerbrechen begangen, sondern dir dummerweise etwas verschwiegen.«
»Klar, bloß die Tatsache, dass er verheiratet ist.«
»Bettina, wärm keine alten Kamellen auf. Seine Exfrau hat alles aufgeklärt, richtiggestellt, als sie bei dir auf dem Hof war. Als du mit Thomas wieder zusammengekommen bist, hat er jahrelang von Nancy getrennt gelebt, zwischen ihnen ist nur noch Freundschaft. Das zeugt doch auch davon, dass sie nach Fahrenbach gekommen ist, um euch wieder zusammenzubringen.«
»Zu spät … Jan ist der Mann an meiner Seite.«
Markus bestellte sich einen weiteren Kaffee, Bettina wollte keinen mehr haben.
»Warum wiederholst du das eigentlich immerfort, Bettina«, bemerkte er, nachdem der Kellner gegangen war, »um dich selbst zu überzeugen?«
Bettina wäre am liebsten aufgestanden, davongelaufen. Aber Weglaufen war auch keine Lösung. Sie sagte nichts, sondern starrte in ihre Tasse, in der sich noch ein Rest längst kaltgewordenen Kaffees befand, den sie ganz gewiss nicht mehr trinken würde.
»Bettina, du musst mit Thomas sprechen, danach kannst du einen Strich unter die Vergangenheit ziehen. Als die Geschichte zwischen Doris und mir zu Ende war, wollte ich auch nicht mehr mit ihr reden. Zum Glück hat Doris auf dieser Aussprache bestanden, bei der ich sie ganz schön rund gemacht habe. Aber es war dann ausgesprochen und konnte ad acta gelegt werden. Thomas ist doch kein Verbrecher, er hat nur einen Fehler gemacht, den er längst bereut. Gib dir einen Ruck, rede mit ihm, schließlich werden auch Mörder irgendwann einmal begnadigt.«
»Na bravo, ein treffender Vergleich«, sagte Bettina, »aber also gut, ich werde mit ihm reden, ein letztes Mal, auch wenn ich nicht einzusehen vermag, was das bringen soll.«
»Reine Luft«, bemerkte Markus, »wie nach einem Gewitter.«
Der Kaffee wurde serviert, und Markus begann genüsslich zu trinken.
Bettina wäre jetzt am liebsten aufgestanden und gegangen, doch das wäre unhöflich.
Aber über Thomas wollte sie unter keinen Umständen mehr sprechen.
»Wenn Yvonne sich