Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg
in unserem Fahrenbach, dann fehlt nur noch ein Zahnarzt.«
Markus hatte keine Lust auf Themenwechsel.
»Christian ist nur dein Halbbruder«, bemerkte er, »er ist das Kind, das deine Mutter vor ihrer Ehe mit deinem Vater hatte …, und so lange kennst du ihn auch überhaupt nicht. Er hat schließlich selbst nicht gewusst, dass seine Unvermeintliche Mutter nicht seine leibliche Mutter war und dass es da Geschwister gibt …, Halbgeschwister.«
Bettina winkte ab.
»Markus, hör auf, Kümmel zu spalten. Christian ist mein Bruder, ich bin froh, ihn zu haben, und er steht mir näher als mein leiblicher Bruder Frieder … Du magst Christian doch auch, warum betonst du das jetzt mit den verwandtschaftlichen Verhältnissen so sehr?«
Markus grinste sie an.
»Der arme Christian kann nichts dafür, ich bin noch immer sauer auf dich, weil du, was Thomas betrifft, so verbohrt, so uneinsichtig bist. Also, wenn es nach mir ginge, dann wäre mein Herzenswunsch, dass du und Thomas wieder ein Paar würdet. Ihr seid füreinander geschaffen, ihr passt zusammen, wie Linde immer gesagt hat, wie Pott und Deckel, ihr ward immer so eng, dass kein Blatt Papier zwischen euch passte. Das kann doch nicht vorbei sein? Bettina, erinnere dich daran, wie schön es mit Thomas nicht nur für dich war …, auch für uns.«
Bettina schluckte.
Klar mochten ihre Freunde Thomas lieber, er war ihnen vertraut, so vertraut, wie es Jan niemals werden würde. Aber Thomas und Jan waren auch grundverschiedene Menschen.
Sie stand auf.
»Sorry, alter Freund, dass ich deine Erwartungshaltung nicht erfüllen kann. Nur, damit es für euch nett ist, werde ich mich ganz gewiss nicht mit Thomas zusammentun, kein Fluss fließt zurück. Jan, Jan, Jan van Dahlen ist der Mann an meiner Seite, und wenn ihr das nicht endlich voll akzeptiert, werdet ihr auch auf mich verzichten müssen, so einfach ist das.«
Sie wollte gehen, doch Markus hielt sie am Arm zurück.
»Bettina, du redest Mausemist, entschuldige bitte, dass ich das so krass sage. Es hat niemand etwas gegen Jan van Dahlen, er ist ein netter Mann, aber für uns …, für uns ist eben Thomas die No. one … Und, liebste Freundin, wenn du dir gegenüber ehrlich bist, so richtig ehrlich, dann wirst du dir eingestehen müssen, dass du mit Thomas längst nicht fertig bist … Ich sage es dir auf den Kopf zu …, du liebst ihn noch immer, und Jan van Dahlen ist nur deine zweite Wahl.«
Mit einer heftigen Bewegung riss Bettina ihren Arm weg.
»Du solltest Romane schreiben«, giftete sie Markus an, »und wenn hier jemand … Mausemist redet, dann du.«
Ohne sich zu verabschieden, stolperte sie davon. Lächelnd schaute Markus ihr nach. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, dachte er, Bettina liebte Thomas noch immer, auch wenn sie sich das jetzt nicht eingestehen wollte. Markus bestellte sich bei dem vorbeieilenden Kellner einen Averna, den hatte er sich jetzt verdient.
*
Nach dem Gespräch mit Markus waren einige Tage vergangen, aber Bettina war noch immer durcheinander. Sie schüttete sich mit Arbeit zu, um nicht an Thomas denken zu müssen, aber in ruhigen Minuten schob sich sein Gesicht in ihre Gedanken, kamen Erinnerungen an längst vergangene Zeiten in ihr hoch.
Wenn doch Jan jetzt bei ihr wäre, oder wenn sie wenigstens etwas von ihm hören würde. Dieses andauernde Schweigen war geradezu unerträglich. Spürte er denn nicht, wie sehr sie ihn brauchte? Wie sehr sie ihn vermisste?
Wenn er bei ihr wäre, würde sie nicht einen einzigen Gedanken an Thomas Sibelius verschwenden, der in ihr herumgeisterte, als habe man einen Virus in sie verpflanzt.
Bettina war gerade aus der Destille gekommen und hatte es sich in ihrem Lieblingssessel gemütlich gemacht, als das Telefon klingelte.
Es war Isabella Wood!
Isabella war nicht nur eine berühmte Filmschauspielerin, sondern vor allem Jans engste Freundin, die beiden waren mehr oder weniger miteinander aufgewachsen, sie kannten sich vom Sandkasten her.
Endlich konnte sie mit einem Menschen reden, der Jan kannte, der Jan mochte.
»Isabella, wie schön, deine Stimme zu hören«, sagte Bettina nach der Begrüßung. »Wo bist du? Noch in Hollywood?«
»Nein, ich bin wieder zu Hause, glücklicherweise. Der Film ist abgedreht, alles ist im Kasten, und ich glaube, dass er ganz gut wird, jetzt brauche ich nur noch Erholung, bis die nächsten Dreharbeiten beginnen, und da falle ich gleich mit der Tür ins Haus … Ist das Gesindehaus frei? Kann ich es wieder komplett mieten?«
»Nein, das tut mir leid«, entgegnete Bettina bedauernd, »wir sind gut belegt. Babette, Tonis Lebensgefährtin, macht die Werbung, und das macht sie mit großem Erfolg.«
Vor lauter Enttäuschung konnte Isabella nichts sagen.
»Isabella, du kannst doch bei mir im Haus wohnen, du weißt, dass du hier jederzeit herzlich willkommen bist.«
»Das weiß ich, aber ich kann mich nicht unsichtbar machen, wenn Fremde auf dem Hof sind, erkennen sie mich, wollen Autogramme, mit mir reden. Darauf habe ich keine Lust … Ich hatte gehofft, wieder diese paradiesischen Zustände vorzufinden wie bei meinem ersten Aufenthalt auf dem Hof, wo es nur die Hofbewohner und mich gab … Aber ich will nicht egoistisch sein, für dich ist es ja gut, wenn es mit der Vermietung klappt und der Rubel rollt. Du hast schließlich genug in dieses Gästehaus investiert.«
»Klar bin ich froh, dass es gut läuft, aber ich würde dich auch so gern wiedersehen. Willst du es dir nicht doch überlegen und hier in mein Haus einziehen?«
»Danke, Bettina, das ist lieb, aber ich brauche wirklich Ruhe vor anderen Menschen … Ich werde dann wohl das Angebot eines Kollegen annehmen und mich in seinem abgelegenen Haus irgendwo in Norwegen einmieten, da kennt mich unter Garantie niemand. Ich hätte es halt nur schön gefunden, auch euch alle wiederzusehen und Lenis gute Küche zu genießen, aber da kann man halt nichts machen. Ich schick euch Einladungen, wenn wieder Events, Preisverleihungen oder Premieren sind.«
»Das wird ganz besonders Leni freuen«, sagte Bettina, die noch immer enttäuscht war, dass Isabella nicht kommen würde. Sie hätte sie wirklich gern wiedergesehen.
»Und was gibt es bei dir Neues, Bettina?«, wechselte Isabella das Thema.
Rasch erzählte Bettina ihr von Jans Aufenthalt in Afghanistan, der sich hinzog, aber dann schloss sie tapfer: »Aber das wird sich ändern, bald schon … Isabella, ich muss dir etwas Wunderbares sagen. Jan und ich werden heiraten, und er hat mir versprochen, das Reisen zu reduzieren, wenn nicht gar einzustellen.«
Bettina wusste, dass Isabella sie sehr mochte, sie hatten sich schon längst angefreundet, und es gefiel ihr auch, dass Jan und sie zusammen waren, warum freut sie sich jetzt nicht, dass sie heiraten würden? Dass Jan seine Abneigung gegen eine Heirat überwunden hatte?
Isabella sagte überhaupt nichts.
»Hallo, Isabella, bist du noch da?«, rief sie, weil es für sie nur die Erklärung gab, dass die Verbindung auf irgendeine Weise unterbrochen worden war.
»Ja, ja, ich bin noch da«, antwortete Isabella.
»Freust du …, ich meine, freust du dich mit uns?«, rief Bettina irritiert. »Du weißt doch, wie ablehnend Jan der Legalisierung einer Beziehung immer gegenüberstand. Die Idee zu heiraten kam einzig und allein von ihm, ich habe ihn in keiner Weise gedrängt, weil ich mich damit abgefunden hatte, nur als seine … Lebensgefährtin neben ihm zu leben.«
Wieder dauerte es eine Weile, ehe Isabella antwortete, und das, was sie sagte, gefiel Bettina überhaupt nicht.
»Bettina, ich finde es wunderbar und freue mich. Das beweist mehr als alles andere, wie sehr Jan dich liebt … Aber glaube bitte nicht, dass er sein Leben verändern wird, auch wenn er es dir versprochen hat. Jan wird immer der einsame Wolf bleiben, und er wird nicht aufhören, interessanten Stories nachzureisen. Das war immer so. Er liebt dich, mehr als er je eine