Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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du schon, wann du wieder nach Fahrenbach kommen wirst?«, erkundigte Bettina sich.

      »Nein …, ich schäme mich, weil Leni und Arno mich so betrunken erlebt haben, und ich finde es auf dem Hof auch zu einsam, ich muss mich ablenken, das kann ich besser in der Stadt.«

      »Und was machst du da? Shoppen? Dir eine Dosis Botox holen? Dich mit oberflächlichen Menschen treffen, um oberflächliches Zeug zu reden? Grit, werde wach! Indem du deinen Problemen davonläufst, schaffst du keine Veränderung. Stell dich dem Leben, sammle Kräfte, und dann frage dich ganz ehrlich, was du wirklich willst.«

      »Das weißt du doch, meinen Mann und meine Kinder.«

      Fing die alte Leier schon wieder an? Erst hatte sie Holger und die Kinder nicht schnell genug loswerden können, und nun war der Katzenjammer da.

      »Zu deinen Kindern wirst du wieder einen Weg finden, aber da musst du dir klar darüber sein, wie du mit ihnen umgehen willst. Sie sind keine Spielzeuge, die man mal hervorholt und ein wenig mit ihnen knuddelt, nur weil man sich einsam fühlt. und Holger … Grit nimm doch endlich Vernunft an und quäle dich nicht selbst. Holger ist glücklich, sehr glücklich mit Irina verheiratet, den kannst du nicht mehr bekommen, nicht für alles Geld der Welt. Frag dich doch einmal ernsthaft, ob du ihn wirklich willst oder ob er für dich nur wieder attraktiv ist, weil er nicht mehr zu haben ist. Vielleicht ist er für dich bloß so eine Art Trophäe, die es um jeden Preis zu erlangen gilt.«

      Schwupps, Grit hatte, wie in alten Zeiten, einfach aufgelegt. Einem Impuls folgend, wollte Bettina zurückrufen, doch dann besann sie sich.

      Grit würde schon wieder zur Vernunft kommen.

      Bettina vertiefte sich erneut in ihren Vorgang und hatte ihre Schwester bald vergessen. Der Anwalt eines Lieferanten, der mit ihr in Geschäftsverbindung treten wollte, hatte ihr einen Vorvertrag geschickt, und Bettina konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie da über den Tisch gezogen werden sollte. Also, hier würde sie auf jeden Fall nicht selbst entscheiden, sondern sowohl ihren Steuerberater als auch ihren Anwalt drüberlesen lassen.

      Und außerdem …, wenn sie schon vor Beginn einer Geschäftsverbindung ein ungutes Gefühl hatte, sollte sie es dann nicht ganz lassen? Die Produkte, die angeboten wurden, waren neu auf dem Markt, das bedeutete, dass eine Menge Aquise gemacht werden musste, die viel Geld kostete. Und dann ein solcher Knebelvertrag? Nein! Es war nicht notwendig, ihren Steuerberater oder Rechtsanwalt einzuschalten, sie musste ihrem gesamten Menschenverstand vertrauen und ihrem Bauchgefühl, das sie noch nie im Stich gelassen hatte. Na ja, vielleicht noch nie.

      In diesem Fall war sie sich sicher, es würde Ärger geben und sie eine Menge Geld kosten.

      Ihr Bruder Frieder fiel ihr ein, der ein Modegetränk, einen Bitter, Dalimon, sie würde diesen Namen niemals vergessen, um jeden Preis auf den Markt bringen wollte. Er war damit kläglich untergegangen und hatte das solide Wein-Kontor

      in eine Schieflage gebracht.

      So etwas würde ihr hier nicht passieren, dazu wäre ihr Engagement nicht groß genug, die Spirituosen zu unbedeutend und auch austauschbar.

      Sie war zum Glück jetzt in der Lage, auswählen zu können. Wer weiß, am Anfang ihrer Karriere als Spirituosengroßhändlerin wäre sie vielleicht darauf hereingefallen und hätte einen Fehler gemacht. Heute würde es nicht mehr passieren, und deswegen griff sie auch zum Telefon und ließ sich mit dem Chef dieses Unternehmens verbinden.

      Sie würde ihm persönlich eine Absage erteilen.

      Es dauerte nicht lange, da hatte sie ihn an der Strippe.

      »Guten Morgen, Herr Schirrmacher, ich habe den Vertrag Ihres Anwaltes vorliegen.«

      »Und jetzt, liebe Frau Fahrenbach, möchten Sie mir persönlich mitteilen, dass einer Zusammenarbeit nichts im Wege steht.«

      Dieses Schlitzohr, dachte Bettina, tat superfreundlich und wollte sie in Wirklichkeit begaunern. Vielleicht, weil sie eine Frau war? Egal, darum musste sie sich keine Gedanken mehr machen.

      »Im Gegenteil, lieber Herr Schirrmacher«, flötete sie zuckersüß, »ich möchte Ihnen persönlich sagen, dass aus einer Zusammenarbeit zwischen uns nichts wird. Ich möchte Ihre Firma nicht in meinen Vertrieb aufnehmen.«

      Damit hatte er nicht gerechnet, Bettina spürte förmlich, wie er nach Luft schnappte und konnte sich ein leichtes, schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen.

      »Ja, aber, unsere Produkte sind erstklassig, sind praktisch Selbstläufer«, sagte er.

      »Irrtum, Herr Schirrmacher, Ihre Produkte sind weitestgehend unbekannt, haben nur einen ganz unbedeutenden Marktanteil … Es gibt in diesem Genre ganz andere Qualitäten, aber dennoch hätte ich sie vielleicht in mein Programm aufgenommen, sie als Marken aufgebaut.«

      »Und warum tun sie es nicht?«, ächzte er.

      »Ganz einfach, weil Sie versucht haben, mich übers Ohr zu hauen, wie man so schön sagt. Lesen Sie sich den Vertrag bitte mal durch – Absatz eins, der letzte Satz, Absatz zwei komplett, die Klausel in Absatz vier … Ich könnte fortfahren, aber das muss ich nicht, das Genannte reicht schon … Herr Schirrmacher, ganz ehrlich einmal. Haben Sie geglaubt, damit bei mir durchzukommen? Das ist nicht seriös, fast schon sittenwidrig.«

      »Ich …, äh …, ich habe den Vertrag nicht gelesen, mein Anwalt hat ihn aufgesetzt, tut mir leid, wenn da Passagen enthalten sind, die … Ich mein, man kann doch über alles reden, Frau Fahrenbach.«

      »Das stimmt, Herr Schirrmacher, vorher, nicht dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist … Ich vertrete für Deutschland namhafte Firmen, und unsere Zusammenarbeit beruht auf Vertrauen, gegen­seitige Wertschätzung, die zwischen uns abgeschlossenen Verträge sind seriös.«

      »Es tut mir leid, aber ich …«

      Bettina unterbrach ihn.

      »Sorry, Herr Schirrmacher, der Zug ist abgefahren, das Vertrauensverhältnis von Anfang an gestört, so kann ich nicht mit jemandem arbeiten. Suchen Sie sich einen anderen Vertriebspartner, und versuchen Sie es ohne juristische Winkelzüge … Für mich ist die Angelegenheit erledigt. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«

      Sie erwartete seine Antwort nicht ab, sondern legte auf. So, dachte sie zufrieden, das war erledigt. Es bereitete ihr geradezu ein kindliches Vergnügen, den Vertragsentwurf genüsslich zu zerreißen und zu entsorgen.

      Ja, sie hatte, seit sie hier auf dem Fahrenbach-Hof selbstständig war, viel gelernt, aber auch viel Lehrgeld gezahlt. Vielleicht würde sie durch Insolvenzen ihrer Kunden hier und da wieder Ausfälle haben, davor war man als Unternehmer niemals sicher, und das war halt das unternehmerische Risiko, aber auf Tricks würde sie nicht mehr hereinfallen.

      Adieu, Herr Schirrmacher, murmelte sie, ehe sie sich dem nächsten Vorgang zuwandte. Doch ehe sie sich da hineinvertiefte, blickte sie auf die Fotos in den schmalen Silberrahmen.

      »Papa, ich glaub, du wärst ganz schön stolz auf mich«, murmelte sie, »und du, mein Liebster …, nein, das, was ich hier oben mache, interessiert mich nicht wirklich, muss es ja auch nicht. Es reicht, dass du mich liebst …«

      Sie nahm das Foto in die Hand, drückte einen Kuss darauf und stellte es wieder weg. Bettina wuss­te selbst nicht, warum sie heute so sentimental war.

      Ihre Bürotür wurde geöffnet, Toni kam hereingeschossen.

      Er wedelte ein Blatt hin und her.

      »Hier, guck dir das mal an«, rief er und knallte Bettina das Blatt auf den Schreibtisch. Es waren die Abbildungen von Flaschen.

      Eine davon sah sehr hübsch aus, ziemlich exklusiv … Nein, im Grunde genommen hatten alle fünf etwas Besonderes, waren nicht so herkömmlich. Aber warum zeigte er ihr das? Für das Kräutergold hatten sie ihre zum Glück geschützten Formen, und ihre Lieferanten lieferten ihre Spirituosen in eigenen Flaschen.

      »Schön …, doch warum zeigst du mir das, Toni?«, erkundigte sie sich wenig interessiert.

      »Diese


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