Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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War sie auch nicht für ein Leben in der Gemeinschaft geschaffen so wie Jan? Aber nein, sie war gern mit Leni und Arno zusammen, hatte sich mit Toni und Babette angefreundet, war die Patentante der kleinen Marie, die sie abgöttisch liebte.

      »Ich …, warum, Inge? Wird dir das Leben hier oben zuviel? Oder ist es dir auf dem Hof zu einsam?«

      Vielleicht war es ja das, Inge war häufig abends nicht zu Hause gewesen.

      »Nein, es ist großartig hier, ein Paradies.«

      »Also, dann lass mich nicht länger herumrätseln, erkläre mir bitte sofort, warum du dann ausziehen willst.«

      »Ich … ich weiß nicht, wo ich anfangen soll … Es ist so …« Sie verschränkte ihre Hände ineinander, verknotete ihre Finger. Sie war die Nervosität pur!

      »Also los, heraus mit der Sprache«, ermunterte Bettina sie, die wirklich mehr als gespannt war. Alles, was sie bislang erfahren hatte, machte keinen Sinn.

      Inge atmete tief durch.

      »Also gut …, ich hätte niemals für möglich gehalten, dass ich nach dem Tod meines Mannes noch jemals Gefühle für einen Mann entwickeln würde … Dafür ist mein Mann auf zu grausame Weise gestorben, war ich viel zu traumatisiert, weil er sich vor einen Zug geworfen hatte und ich immer dieses Bild im Kopf hatte, das ich auch in der Selbsthilfegruppe nicht verlor. So etwas wollte ich nicht noch einmal erleben, ich wollte niemals mehr einen Mann an mich heranlassen. Aber es ist geschehen, ich habe jemanden kennengelernt, außerhalb der Selbsthilfegruppe, einen sehr mitfühlenden, verständnisvollen, zärtlichen Mann, an dessen Seite ich wieder zu mir finde, das Grauen vergesse … Wir möchten den Versuch wagen und zusammenziehen, und ich möchte mich darauf einlassen, weil ich bei Frank, so heißt er, ein gutes Gefühl habe.«

      »Inge, das hört sich doch ganz wunderbar an. Ich freue mich für dich, dass du wieder einen Partner gefunden hast und an das Glück glauben kannst. Und dein Frank hat etwas gegen das Leben in ländlicher Idylle, auf einer ehemaligen Hofanlage … Kann ich verstehen, nicht jeder ist für ein Leben auf dem Lande geschaffen.« Sie blickte Inge an. »Auch wenn ich es schade finde, weil du eine so angenehme Hofbewohnerin bist, und die anderen hier werden es auch bedauern. Ich kann dich verstehen. Manchmal muss man sich entscheiden, auch gegen das, was einem eigentlich gefällt.«

      »Bettina, das ist es nicht … Ich meine, Frank war noch niemals hier oben auf dem Hof. Ich bin überzeugt davon, dass es ihm sehr gefallen würde.«

      »Aber warum willst du dann ausziehen?«

      Wieder begann das Herumgeknete mit den Fingern.

      »Na ja, weil … Nun …, du hast das Haus mir vermietet, da geht es doch nicht, dass ich da einfach einen Mann anschleppe, der bei mir einziehen soll.«

      Das war der Grund? Deswegen die ganze Aufregung? Bettina hätte am liebsten laut gelacht. Um welche Ecken Menschen manchmal dachten.

      »Also, ich finde, dass das Häus­chen groß genug ist, für zwei, sogar drei Leute. Bring deinen Frank einfach mal mit, zeige ihm hier alles, wenn es ihm gefällt, wird es Leni sicherlich ein ganz besonderes Vergnügen machen, ein excellentes Menü zu zaubern, zu dem wir alle kommen werden, und dann können wir einander kennenlernen. Er weiß dann sofort, was auf ihn zukommt, und wenn er mit uns nicht so viel am Hut haben will, macht das auch nichts. Jan findet das auch nicht so prickelnd. Er kann dann aber doch auf jeden Fall bei dir einziehen, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, und du musst deswegen schon lange nicht ausziehen, Inge.«

      Inge konnte zuerst nichts sagen, dann sprang sie auf und umarmte Bettina so wild, dass sie fast mit ihrem Sessel umgekippt wäre.

      »Danke«, rief Inge glücklich, »tausend Dank, von mir aus hätte ich dich niemals darum gebeten … Da wäre ich mir zu unverschämt vorgekommen.«

      Bettina lachte.

      »Kann es sein, dass du einen Knall hast, meine liebe Inge? Als du hier oben eingezogen bist, war niemals die Rede davon, dass du dein Leben lang allein in dem Haus leben musst … Ich freue mich wirklich, dass du deinen Frank gefunden hast oder er dich, und ich wünsche dir, dass du so glücklich wirst, am liebsten hier oben auf dem Hof. Also, ruf ihn an, deinen Frank, damit er sich den Fahrenbach-Hof mal ansehen kann und er weiß, was auf ihn zukommt.«

      »Vom Hörensagen kennt er alles schon, und er war immer ganz neidisch, wenn ich ihm erzählt habe, wie schön es hier bei uns ist. Ach, Bettina, du bist ein so guter, verständnisvoller Mensch, und ich …«

      Lachend hielt Bettina sich die Oh­ren zu.

      »Hör auf, sonst bekomme ich noch einen Heiligenschein.«

      »Den hättest du verdient«, sagte Inge ganz ernsthaft.

      »Du bist immer für andere da, hast für alle ein offenes Ohr, du bist großzügig, unterstützt arme Menschen und hast ein Vermögen in die Stiftung deines Vaters gesteckt, damit jungen Leuten geholfen wird. Wie kann man denn jemanden wie dich nennen? Mit dir hat der liebe Gott schon einen ganz besonderen Menschen geschaffen. Nochmals tausend Dank.«

      Sie richtete sich auf, dann verließ sie eilig das Büro.

      Welch ein Morgen, dachte Bettina und stand auf, um wieder an ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen, zuerst die Überraschung da unten, jetzt das mit Inge.

      Diese verrückte Nudel, dachte Bettina, während sie sich einen Vorgang aus ihrem Ablagekörbchen fischte. Wollte ausziehen, anstatt an das Naheliegende zu denken, ihren Frank bei sich einziehen zu lassen.

      Hoffentlich gefiel es diesem Mann hier oben, und hoffentlich gefiel er ihnen. Aber eigentlich machte sie sich darum keine Sorgen. Inge war ein ernsthafter Mensch, die würde nicht auf einen Schönschwätzer hereinfallen, nicht nach allem, was sie hinter sich hatte.

      Also, zwei Dinge waren passiert. Wie sagte man noch …, sagte Leni – aller guten Dinge sind drei.

      Wenn das wirklich zutraf, wünschte sie sich, auch wenn das unsinnig war, Jan möge sie anrufen, und wenn es nur für wenige Minuten war. Was gäbe sie nicht alles dafür, um wenigstens seine Stimme wieder mal zu hören. Wie es sich anfühlte, von ihm umarmt und geküsst zu werden, wusste sie ja beinahe schon nicht mehr.

      Um nicht in Wehmut zu verfallen, vertiefte Bettina sich rasch in den vor ihr liegenden Vorgang und blickte erst wieder hoch, als Inge mit einem Kaffee ins Büro kam.

      »Ich denke, den kannst du brauchen«, sagte sie und stellte die Tasse auf Bettinas Schreibtisch, doch das war nicht der eigentliche Grund, sie war auch gekommen, um etwas loszuwerden.

      »Ich habe mit Frank telefoniert. Er freut sich tierisch darauf, mich besuchen zu dürfen. Stell dir vor, er will sogar schon heute kommen, weil er es vor lauter Neugier kaum erwarten kann, das alles hier zu sehen. Dafür hat er sogar seine Schicht mit einem Kollegen getauscht.«

      »Schicht getauscht? Wieso? Was macht er denn?«, wollte Bettina wissen.

      »Er arbeitet in Bad Helmbach als Physiotherapeut in einem dieser Luxusschuppen. Sein Beruf macht ihm unheimlich Spaß, und er ist auch gut, sonst wäre er nicht immer ausgebucht, aber das Gesülze dieser feinen Damen geht ihm manchmal tierisch auf die Nerven. Irgendwann wird er sich selbständig machen, das ist sein großer Traum, und darauf spart er und erträgt das in Helmbach, denn manche der Damen verteilen die Trinkgelder so großzügig wie bunte Smarties.«

      »Vielleicht lässt er sich ja mal in Fahrenbach nieder, ein wunderbarer Gedanke, nicht weit fahren zu müssen, um sich mal die Muskeln lockern zu lassen.«

      Bettinas Telefon klingelte, und Inge zog sich diskret zurück.

      Es war Grit.

      »Störe ich dich?«, erkundigte sie sich, sie hörte sich nicht gut an und hatte bestimmt wieder geweint.

      »Nein, natürlich nicht, Grit, das weißt du doch, dass du mich Tag und Nacht anrufen kannst.«

      »Schön, das zu wissen.«

      Grit hatte sich verändert. Der Schock,


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