Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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zu versuchen, weil sie selbst aus einer gescheiterten Ehe ihrer Eltern stammte. Aber in dem Fall Steinbrecher hätte sie sich auch scheiden lassen. Wenn ein Ehemann den fünfzigsten Geburtstag seiner Frau ignorierte und ebenso die Silberhochzeit, dann war an einer Ehe nichts mehr zu retten.

      Bettina war vor dem ehemaligen, wunderschön restaurierten Gärtnerhaus angelangt, in dem Toni mit Babette und der kleinen Marie wohnte.

      Die Haustür wurde in dem Augenblick geöffnet, als sie den Türklopfer betätigen wollte.

      »Je später der Abend, umso schöner die Gäste«, strahlte Toni sie an. »Wenn das keine freudige Überraschung ist, komm rein, Bettina.«

      Bettina atmete erleichtert auf. Es war die richtige Entscheidung gewesen, hierherzukommen. Daheim wäre sie nur in düstere Grübeleien verfallen.

      Sie drückte Toni den Wein in die Hand und schob sich an ihm vorbei. Babette kam mit der kleinen Marie auf dem Arm aus dem Wohnzimmer, um Bettina zu begrüßen. Marie kreischte vor Vergnügen und begann in Bettinas Gesicht herumzupatschen.

      »Darf ich sie nehmen?«, erkundigte Bettina sich und drückte wenig später den warmen, weichen Babykörper an sich. Sie liebte die kleine Marie, ebenso wie Lindes Zwillinge, von ganzem Herzen, und das beruhte auf Gegenseitigkeit.

      Marie quietschte vor Vergnügen, und Bettina vergaß vorübergehend das Gespräch mit Isabella, die Gedanken an Jan und zum Glück auch an Thomas. Und das war gut so.

      *

      Die Stunden bei Toni und Ba­bette hatten Bettina gutgetan und ihr auch alle aufkeimenden Sorgen genommen. Sie hatte sich von Isabella verunsichern lassen. Klar kannte Isabella Jan sehr gut, aber sie hätte auch nicht für möglich gehalten, dass er heiraten würde, demzufolge konnte sie auch nicht wissen, wie sich sein künftiges Berufsleben gestalten würde.

      Auf Jan konnte man sich verlassen, und er hatte ihr ein Versprechen gegeben, und das würde er einhalten.

      Und Thomas?

      Darum würde sie auch keinen Tanz mehr machen. Sie würde ihn noch einmal treffen, sich seine Geschichte anhören, dann würden sie auch Adieu sagen, und ihre Freunde mussten sich dann endgültig damit abfinden, dass es keine Neuauflage der Beziehung Thomas und Betti­na geben würde. So einfach war das.

      Bettina war richtig gut gelaunt, als sie in die Destille kam. Obschon es noch sehr früh war, traf sie dort auf Toni und Herbert Bischoff, den Betriebsleiter der Produktion. Beide machten zufriedene Gesichter, wenngleich Herbert Bischoff ein wenig übermüdet aussah.

      »Warum sind Sie denn schon so früh hier? Man sieht Ihnen doch an, dass Sie noch nicht ausgeschlafen haben, Herr Bischoff«, sagte Bettina.

      »Noch nicht ausgeschlafen ist gut«, erwiderte der. »Ich habe die ganze Nacht über nicht geschlafen, aber dafür läuft unsere Abfüllanlage wieder wie eine eins.«

      »Sie waren die ganze Nacht über im Betrieb?«, rief Bettina.

      Er nickte.

      »Zusammen mit unserem Mechaniker, aber den habe ich vorhin nach Hause geschickt, nachdem sicher war, dass alle Probleme beseitigt waren.«

      Das war unglaublich, die Einsatzbereitschaft ihrer Mitarbeiter war unglaublich, es war wie früher im Wein-Kontor, als ihr Vater noch der Chef gewesen war. Um eine Anlage wieder in Gang zu bringen, hatten sich die Männer einfach eine Nacht um die Ohren geschlagen.

      »Danke, Herr Bischoff«, sagte Bettina, »aber Sie sollten jetzt auch nach Hause gehen.«

      Doch davon wollte er nichts wissen.

      »Nö, lassen Sie mal, ich bin jetzt viel zu überdreht, ein paar Stunden halte ich noch durch … Aber während wir da so herumschrauben, ist mir das eine oder andere durch den Kopf gegangen. Was halten Sie davon, wenn wir unser Kräutergold nicht nur pur anbieten, sondern auch … als fertig gemixten Cocktail in besonders ansprechenden Flaschen?«

      Unschlüssig zuckte Bettina die Achseln.

      »Ich weiß nicht … Schaapendonk hat ja auch mit seinem Eierlikör herumexperimentiert, und am besten verkauft sich davon immer noch das Original.«

      »Also, Bettina, du willst doch unser Kräutergold nicht mit Eierlikör vergleichen, da sind Kakao beigemischt worden, Früchte …«

      »Und was sollte dem Kräutergold beigemischt werden?«, wollte Bettina wissen.

      »Na ja … Vielleicht Wodka oder Cachaca, gestampfte Limonen, Rohrzucker, Eis …«

      »Das Kräutergold hat schon mehr als hundert Zutaten und dann noch etwas? Außerdem: Cachaca, Limonen, Rohrzucker, Eis …, daraus mixt man doch den Caipirinha, oder?«

      »Genau«, grinste Herbert Bischoff, »der dann nur noch durch unser Kräutergold veredelt wird … Ich hab das zu Hause schon mal ausprobiert, unsere Gäste waren total begeistert, obgleich ich das richtige Mischungsverhältnis noch nicht herausgefunden habe.«

      »Ich find den Gedanken super«, war Toni sofort Feuer und Flam­me, und stellte sich als Verkoster sofort zur Verfügung.

      Bettina lachte. »Danach werden wir dich vermutlich nur noch hier heraustragen können.«

      »He, Bettina, wo denkst du hin, das machen wir doch nicht während der Arbeitszeit, sondern selbstverständlich opfern wir unsere Freizeit dafür.«

      »Ihr seid verrückt«, rief Bettina, »aber warum nicht? Wenn ihr mich überzeugen könnt …«

      Da waren sich die beiden Männer absolut sicher, Bettina ging die Treppe zu den Büros hinauf, und von Stufe zu Stufe gefiel ihr der Gedanke immer mehr. Cocktails waren in, vieles gab es schon fertig gemixt zu kaufen, und dafür gab es bereits einen ordentlichen Markt, auf einen Versuch kam es an … Sie durfte nicht vergessen, das Steuerbüro anzurufen und für die beiden Männer, die sich die Nacht um die Ohren geschlagen hatten, einen kleinen Bonus bei der nächsten Gehaltsabrechnung dazuzurechnen.

      Bettina ging in ihr Büro, setzte sich an den Schreibtisch und schaute auf die beiden Fotos, die vor ihr standen – das Bild ihres Vaters und das von Jan. Das nahm Bettina jetzt in die Hand, strich zärtlich über die Konturen seines Gesichts.

      »Ich liebe dich«, flüsterte sie, »nur dich allein, und ich freue mich darauf, deine Frau zu werden. Aber bitte, melde dich doch wenigstens, ich …«

      Es klopfte an der Tür, Bettina stellte rasch das Bild auf seinen Platz und drehte sich mit ihrem Stuhl herum.

      »Ja, bitte.«

      Inge Koch kam zur Tür herein.

      »Guten Morgen, Bettina. Schön, dass du schon so früh im Büro bist. Hast du einen Augenblick für mich?«

      »Klar, aber sag mal, warum bist du denn schon hier? Du hast doch hoffentlich nicht mit den Männern an der Anlage herumgeschraubt.«

      Das sollte eigentlich ein Witz sein, aber darauf ging Inge nicht ein. Sie wirkte sehr angespannt, und man hatte den Eindruck, dass sie es rasch hinter sich bringen wollte, was immer es auch sein mochte.

      »Ich …, es …«

      Inge konnte keinen Anfang finden, und Bettina bekam eine böse Vorahnung.

      »Du willst doch hoffentlich nicht kündigen«, rief sie geradezu entsetzt aus.

      Verblüfft schaute Inge sie an.

      »Nein, natürlich nicht. Wie kommst du denn darauf?«

      Erleichtert atmete Bettina auf.

      »Komm, setzen wir uns in die Besucherecke. Was immer du mir zu sagen hast, nichts kann so schlimm sein wie meine Angst, du könntest uns verlassen, weil dir der Job nicht mehr gefällt.«

      »Ich arbeite gern hier, ausgesprochen gern und würde von mir aus niemals gehen, aber verlassen … Nun, das trifft in gewisser Weise zu. Ich … ich möchte ausziehen.«

      Voller Nichtbegreifen schaute Bettina ihre Mitarbeiterin an. Inge hatte


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