Ausgewählte Werke von Arthur Schnitzler (76 Titel in einem Band). Ðртур Шницлер
Fritz Das ist gescheit...
Theodor Ich bin aber so gerannt, daß ich um die Erlaubnis bitten muß, mich auf zehn Sekunden niederzusetzen.
Christine Bitte sehr – macht sich beim Fenster zu schaffen.
Fritz leise Gibt's was Neues? – Hast du etwas über sie erfahren?
Theodor leise zu Fritz Nein. Ich hol' dich nur da herunter, weil du leichtsinnig bist. Wozu noch diese überflüssigen Aufregungen? Schlafen sollst du dich legen... Ruhe brauchst du!... Christine wieder bei ihnen.
Fritz Sag, findest du das Zimmer nicht wunderlieb?
Theodor Ja, es ist sehr nett... Zu Christine Stecken Sie den ganzen Tag da zu Haus? – Es ist übrigens wirklich sehr wohnlich. Ein bißchen hoch für meinen Geschmack.
Fritz Das find' ich grad so hübsch.
Theodor Aber jetzt entführ' ich Ihnen den Fritz, wir müssen morgen früh aufstehn.
Christine Also du fährst wirklich weg?
Theodor Er kommt wieder, Fräulein Christin'!
Christine Wirst du mir schreiben?
Theodor Aber wenn er morgen wieder zurück ist –
Christine Ach, ich weiß, er fährt auf länger fort...
Fritz zuckt zusammen.
Theodor der es bemerkt Muß man denn da gleich schreiben? Ich hätte Sie gar nicht für so sentimental gehalten... Dich will ich sagen – wir sind ja per Du... Also... gebt euch nur den Abschiedskuß, da ihr auf so lang... Unterbricht sich Na, ich bin nicht da.
Fritz und Christine küssen einander.
Theodor nimmt eine Zigarettentasche hervor und steckt eine Zigarette in den Mund, sucht in seiner Überziehertasche nach einem Streichholz. Wie er keines findet Sagen Sie, liebe Christine, haben Sie kein Zündholz?
Christine O ja, da sind welche! Auf ein Feuerzeug auf der Kommode deutend.
Theodor Da ist keins mehr. –
Christine Ich bring' Ihnen eins. Läuft rasch ins Nebenzimmer.
Fritz ihr nachsehend, zu Theodor O Gott, wie lügen solche Stunden!
Theodor Na, was für Stunden denn!
Fritz Jetzt bin ich nahe dran zu glauben, daß hier mein Glück wäre, daß dieses süße Mädel – Er unterbricht sich aber diese Stunde ist eine große Lügnerin...
Theodor Abgeschmacktes Zeug... Wie wirst du darüber lachen. –
Fritz Dazu werd' ich wohl keine Zeit mehr haben.
Christine kommt zurück mit Zündhölzchen Hier haben Sie!
Theodor Danke sehr... Also adieu. – Zu Fritz Na, was willst du denn noch? –
Fritz sieht im Zimmer hin und her, als wollte er noch einmal alles in sich aufnehmen Da kann man sich kaum trennen.
Christine Geh, mach dich nur lustig.
Theodor stark Komm. – Adieu, Christine.
Fritz Leb wohl...
Christine Auf Wiedersehn! – Theodor und Fritz gehen.
Christine bleibt beklommen stehen, dann geht sie bis zur Tür, die offen steht; halblaut Fritz...
Fritz kommt noch einmal zurück und drückt sie an sein Herz Leb wohl!...
Vorhang
Dritter Akt
Dasselbe Zimmer wie im vorigen. Es ist um die Mittagsstunde.
Christine allein. Sie sitzt am Fenster; – näht; legt die Arbeit wieder hin.
Lina die neunjährige Tochter Katharinens, tritt ein Guten Tag, Fräul'n Christin'!
Christine sehr zerstreut Grüß dich Gott, mein Kind, was willst denn?
Lina Die Mutter schickt mich, ob ich die Karten fürs Theater gleich mitnehmen darf –
Christine Der Vater ist noch nicht zu Haus, Kind; willst warten?
Lina Nein, Fräul'n Christin', da komm' ich nach dem Essen wieder her.
Christine Schön. –
Lina schon gehend, wendet sich wieder um Und die Mutter laßt das Fräulein Christin' schön grüßen, und ob's noch Kopfweh hat?
Christine Nein, mein Kind.
Lina Adieu, Fräul'n Christin'!
Christine Adieu! –
Wie Lina hinausgeht, ist Mizi an der Tür.
Lina Guten Tag, Fräul'n Mizi.
Mizi Servus, kleiner Fratz!
Lina ab.
Christine, Mizi
Christine steht auf, wie Mizi kommt, ihr entgegen Also sind sie zurück?
Mizi Woher soll ich denn das wissen?
Christine Und du hast keinen Brief, nichts –?
Mizi Nein.
Christine Auch du hast keinen Brief?
Mizi Was sollen wir uns denn schreiben?...
Christine Seit vorgestern sind sie fort!
Mizi Na ja, das ist ja nicht so lang! Deswegen muß man ja nicht solche Geschichten machen. Ich versteh' dich gar nicht... Wie du nur aussiehst. Du bist ja ganz verweint. Dein Vater muß dir ja was anmerken, wenn er nach Haus kommt.
Christine einfach Mein Vater weiß alles.
Mizi fast erschrocken Was? –
Christine Ich hab' es ihm gesagt.
Mizi Das ist wieder einmal gescheit gewesen. Aber natürlich, dir sieht man ja auch gleich alles am Gesicht an. – Weiß er am End' auch, wer's ist?
Christine Ja.
Mizi Und hat er geschimpft?
Christine schüttelt den Kopf.
Mizi Also was hat er denn gesagt? –
Christine Nichts... Er ist ganz still weggegangen, wie gewöhnlich. –
Mizi Und doch war's dumm, daß du was erzählt hast. Wirst schon sehn... Weißt, warum dein Vater nichts darüber geredet hat –? Weil er sich denkt, daß der Fritz dich heiraten wird.
Christine Warum sprichst du denn davon!
Mizi Weißt du, was ich glaub'?
Christine Was denn?
Mizi Daß die ganze Geschicht' mit der Reise ein Schwindel ist.
Christine Was?
Mizi Sie sind vielleicht gar nicht fort.
Christine Sie sind fort – ich weiß es. – Gestern abend bin ich an seinem Hause vorbei, die Jalousien sind heruntergelassen; er ist nicht da. –
Mizi Das glaub' ich schon. Weg werden sie ja sein. – Aber zurückkommen werden sie halt nicht – zu uns wenigstens nicht. –
Christine angstvoll Du –
Mizi Na, es ist doch möglich! –
Christine Das sagst du so ruhig –
Mizi Na ja – ob heut oder morgen – oder in einem halben Jahr, das kommt doch schon auf eins heraus.
Christine Du weißt ja nicht, was du sprichst... Du kennst den Fritz nicht