IRONCUTTER - Die Geheimnisse der Toten. David Achord

IRONCUTTER - Die Geheimnisse der Toten - David Achord


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Kapitel 36

       Kapitel 37

       Kapitel 38

       Kapitel 39

       Kapitel 40

       Kapitel 41

       Kapitel 42

       Kapitel 43

       Kapitel 44

       Kapitel 45

       Kapitel 46

       Kapitel 47

      Kapitel 1

      Ich hatte mir das ganz genau überlegt. Wirklich, kein Witz. Der Plan war brillant. Ich holte den Klappstuhl aus meinem Kofferraum, lief über den Parkplatz und pflanzte meinen Hintern auf ein Stück Parkplatz, auf dem mit roter Farbe sorgfältig »Reserviert« auf dem Asphalt stand.

      Dann machte ich es mir gemütlich, was bedeutete, dass ich einen Schluck aus meinem Flachmann nahm, mir eine Zigarre anzündete, und mich in Ruhe umsah. Schließlich blieb mein Blick an dem Neonschild über dem Eingang hängen. Das Einzige, was mir dazu einfiel, war: Gentlemans Club, dass ich nicht lache. Das war ein Tittenlokal … einer dieser Orte, wo Männer ihre Kohle aus dem Fenster warfen und dabei zusahen, wie nackte Mädchen aufreizend für sie tanzten. Nicht, dass ich jemals darauf hereingefallen wäre. Das glauben Sie mir doch, oder?

      Der Laden hatte in den letzten Jahren ein paar Mal seinen Namen geändert. Derzeit nannte er sich das Red Lynx. Damals, als ich meinen allerersten Mordfall untersucht hatte, hieß er noch das Cutie Cats. Um genau zu sein, hatte sich dieser Mord genau hier auf diesem Parkplatz, nur unweit von dem Platz, an dem ich nun saß, ereignet. Die Erinnerung ließ mich kurz in mich hineinlachen und mit halbem Auge bemerkte ich, dass meine Zigarre mittlerweile fast heruntergebrannt war.

      Ich sah auf die Uhr und dann wieder zu der Leuchtreklame zurück. Laut der Anzeige würde der Klub um sechzehn Uhr öffnen, also in fünfzehn Minuten. Eigentlich sollte man annehmen, dass mittlerweile zumindest schon ein paar der Angestellten hier aufgekreuzt wären. Sie wissen schon, um das Licht anzumachen und so etwas, aber offensichtlich galten für dieses Lokal derlei ausgefeilte Geschäftspraktiken nicht. Ich zwang mich, geduldig zu sein. Schließlich ist Geduld nicht die schlechteste Eigenschaft für einen Privatschnüffler.

      Ich blickte noch einmal auf die Uhr.

      Während ich mich umsah, fiel mir plötzlich auf, wie sauber der Parkplatz war. Nicht eine einzige Zigarettenkippe war zu sehen. Die Geschäftsleitung musste dafür wohl eines von diesen enervierend lauten Saugfahrzeugen eingesetzt haben, die einen um vier Uhr in der Früh aufweckten. Ich schnippte meinen Zigarrenstummel im hohen Bogen davon und sah zu, wie er direkt in der Mitte dieses tadellos sauberen Parkplatzes landete. Na bitte, so sah das schon viel besser aus.

      Schließlich bog ein würfelförmiger blauer Kleinwagen auf den Parkplatz ein und hielt drei Plätze neben mir. Die dünne Aluminiumverkleidung des Wagens erzitterte förmlich unter den Bässen der vollkommen überdimensionierten Stereoanlage, was mich wieder daran erinnerte, wie sehr ich doch die Optik der meisten neumodischen Wagen hasste.

      Neugierig beobachtete ich die Fahrerin. Sie blieb noch ein paar Minuten mit geschlossenen Augen in ihrem Wagen sitzen und wiegte sich zum Takt irgendeines geistlosen Rap-Songs hin und her, bevor sie ausstieg. Sie war Anfang zwanzig, etwas größer als der Durchschnitt, hatte hellbraune Haare, die nicht ganz auf ihre Schultern herab reichten und zwei schlanke Beine, die aus einem Paar abgewetzter Shorts herausragten. Ein pinkfarbenes knappes Shirt gab den Blick auf ihren flachen, trainierten Bauch frei. Kein BH. Sehr süß und sehr jung.

      Zuerst tat sie so, als wäre ich unsichtbar, als sie mit ihrer riesigen Umhängetasche an mir vorbeilief, doch dann hörte ich, wie sie anhielt. Ich drehte den Kopf zu ihr um und sah, dass sie mich fragend anstarrte. Vielleicht, weil ich hier auf einem Klappstuhl mitten auf dem Parkplatz saß, oder weil ich an einem so heißen Nachmittag im Juni ein Sakko trug, oder, noch besser, sie starrte mich einfach nur deshalb an, weil ich so verdammt gut aussah.

      »Guten Tag«, begrüßte ich sie höflich.

      »Hey, Sportsfreund, ich habe keine Ahnung, was Sie da treiben, aber Sie sitzen auf Bulls Parkplatz.«

      »Bull?«, fragte ich unschuldig.

      »Ja, er ist einer der Türsteher hier, und keiner, mit dem man sich anlegen will«, antwortete sie.

      »Sie wissen nicht zufällig seinen vollen Namen?«, fragte ich.

      Jetzt musterte sie mich argwöhnisch. »Wer zum Teufel sind Sie?«

      Ich legte die flache Aktenmappe, die ich bei mir hatte, ab und griff in meine Jackentasche, aus der ich ein paar Zwanziger hervorkramte und gut sichtbar in die Luft hielt. Sie starrte mich eine Weile an und ich versuchte, so zu tun, als würde ich nicht bemerken, dass sich ihre Nippel mittlerweile durch den Stoff ihres Shirts bohrten. Ich schätzte, dass dies eine natürliche Reaktion von Stripperinnen war, wenn sie einen Mann sahen, der mit Geld herumfuchtelte. Nach einem kurzen Moment der Unentschlossenheit siegte schließlich die Verlockung über die Vorsicht. Sie blickte sich um, kam zu mir und streckte ihre Hand nach dem Geld aus. Ich umklammerte es daraufhin fester.

      »Den Namen, bitte«, erinnerte ich sie höflich.

      Ihre Hand blieb auf meiner Hand liegen. »Sein Name ist Robert Turnbull und er dürfte jeden Moment hier sein.«

      Bingo, da hatte ich meine Bestätigung. Ich lockerte meinen Griff und sie zog mir langsam die Geldscheine aus der Hand.

      »Sind Sie ein Cop oder so was?«, fragte sie und sah mich mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht an.

      Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin kein Cop.« Nicht mehr, wie ich in Gedanken hinzufügte.

      Sie musterte mich weiter. »Sie sehen aber wie ein Cop aus.«

      »Wie heißen Sie? Ihr richtiger Name, meine ich.« Den Zusatz hielt ich für wichtig, denn die meisten Stripperinnen benutzten ein Pseudonym.

      Sie schenkte mir ein kleines schüchternes Lächeln, bevor sie antwortete: »Ich heiße Anna und Sie?«

      »Thomas.« Aber bevor ich noch etwas hinzufügen konnte, schnitt mir das kehlige Auspuffbrummen mehrerer Motorräder, die die Straße herunterkamen, das Wort ab.

      Sie sah in die Richtung, aus der der Lärm kam. »Hören Sie, ich will nicht dabei gesehen werden, wie ich mich mit Ihnen unterhalte.« Da war plötzlich ein Anflug von Unruhe in ihrer Stimme, als sie die Straße hinuntersah. »Seien Sie vorsichtig. Bull ist groß und gemein und er hat gute Freunde.«

      Ich verstand. Ich zog noch schnell meine Visitenkarte aus meiner Jackentasche und reichte sie ihr. »Danke«, sagte ich. »Vielleicht kann ich Ihnen ja eines Tages mal einen Gefallen tun.«

      Sie zögerte einen Moment, bevor sie sich die Karte schnappte und in das Lokal eilte. Die Tür war nicht verschlossen. Also war vielleicht doch schon jemand darin. Wenn ich nicht anderweitig beschäftigt gewesen wäre, hätte ich ihnen gesagt, dass sie endlich das verdammte Schild


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