IRONCUTTER - Die Geheimnisse der Toten. David Achord
doch ihre Hände zitterten dafür zu sehr. Ich zog mein Feuerzeug hervor und half ihr. Sie nahm dankbar einen tiefen Zug.
»Sie sagten, sie würden mich anrufen, falls ich vor Gericht erscheinen müsse«, sagte sie schluchzend. Dann rauchte sie minutenlang, bevor sie weitersprach.
»Die ganze Sache mit ihm ist einfach so passiert, Thomas. Eines Tages tauchte er im Klub auf und wir lernten uns kennen. Ich dachte, er wäre ganz süß. Wir redeten, ich gab ihm meine Telefonnummer und wir gingen zusammen aus. Es war nichts Ernstes … zumindest nicht für mich. Ich meine, ich mochte ihn, aber es war nichts Ernstes.« Sie beendete ihre erste Zigarette, und als sie feststellte, dass sich ihr Zittern davon etwas beruhigt hatte, zündete sie sich direkt eine weitere an.
»Also, an jenem Abend war ich mit meinen Freundinnen aus, und wir sprachen darüber, einen Ausflug zu machen. Wir gingen ins Netz und buchten uns kurzerhand Flugtickets und ein Zimmer in Vegas. Das war so eine ganz spontane Idee, wissen Sie? Als ich zurückkam, wartete er in meinem Appartement auf mich. Er besaß gar keinen Schlüssel, also kann ich nicht sagen, wie er hereingekommen ist. Er flippte total aus und beschuldigte mich, ich sei ihm untreu gewesen. Ich hatte daraufhin nur gesagt: Ist das dein Ernst, Kumpel? Haben Sie vielleicht ihren Flachmann dabei?«
»Ich dachte, Sie mögen keinen Scotch?«, sagte ich, während ich in meine Jackentasche griff und ihr die Flasche reichte. Sie nahm einen kleinen Schluck daraus und verzog das Gesicht.
»Jedenfalls haben wir uns gestritten, und schließlich habe ich ihm gesagt, dass er sich verpissen solle. Das schien ihm überhaupt nicht zu gefallen. Tja, und hier bin ich nun.« Sie sah mich mit einem Blick an, in dem nicht wenig Angst zu lesen war. »Als sie ihn abgeführt haben, hat er sich noch einmal zu mir umgedreht und mir gedroht, mich umzubringen. Diese beiden Detectives standen direkt neben ihm und es schien sie überhaupt nicht zu stören, und um dem Ganzen noch eines draufzusetzen, kam eine meiner Mitbewohnerinnen nach Hause, als ich gerade meine Klamotten zusammenpackte, und erzählte mir, dass er mit einer anderen Mitbewohnerin geschlafen hatte, während ich in Vegas war.«
Ich hörte ihr schweigend zu. Zuhören war meine große Stärke. Sie nahm noch einen Schluck, dieses Mal einen großen, hustete und gab mir die Flasche zurück. Ich hatte meinen kleinen schweigsamen Freund schon den ganzen Tag über schmählich vernachlässigt und nahm deshalb selbst einen großen Schluck.
»Ich war Ihnen gegenüber sehr unfair, Thomas. Ich habe mich letzte Nacht praktisch selbst eingeladen und Sie auf diese Weise in meine blöden Probleme hineingezogen. Ich möchte, dass Sie wissen, dass es mir sehr leidtut.«
»Ist schon okay«, sagte ich.
»Ich habe beschlossen, ganz aus meinem Appartement auszuziehen, und ich denke, ich höre auch mit dem Strippen auf. Ich meine, es ist zwar leicht verdientes Geld, aber der Hauptgrund, warum ich diesen Job damals angenommen habe, war, etwas über meine Schwester herausfinden, und das hat überhaupt nicht funktioniert. Ich dachte schon die ganze Zeit daran, aber das, was jetzt passiert ist, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Wenn Sie so freundlich wären, mich heute noch einmal hier übernachten zu lassen, verspreche ich Ihnen auch, dass ich mir morgen eine neue Bleibe suchen werde und Sie mich los sind.«
Wahrscheinlich war mir der großzügige Schluck Scotch auf leeren Magen zu Kopf gestiegen, aber ich fällte eine spontane Entscheidung. »Machen Sie sich nicht lächerlich. Das zweite Schlafzimmer steht sowieso leer. Wenn Sie möchten, können Sie bei mir einziehen.«
Sie sah mich überrascht an, so als würde ich mir einen schlechten Scherz erlauben. »Meinen Sie das ernst?«
»Natürlich meine ich das ernst. Aber es gibt Regeln«, sagte ich.
»Okay.« Schnell nahm sie noch einen kleinen Schluck aus meinem Flachmann. »Was für Regeln wären das denn?«
Ich grunzte. »Keine Ahnung, aber es gibt welche, und ich erwarte, dass Sie sie befolgen.« Anna kicherte. Ich musste ebenfalls lachen. Manchmal konnte ich ein echter Blödmann sein. »Wie viel haben Sie denn zusammenpacken können?«, fragte ich.
»Das meiste meiner Klamotten und meiner Frauensachen. Ein paar Möbel und meinen Fernseher musste ich leider dalassen, weil mein Auto nicht groß genug ist, um alles auf einmal hineinzubekommen.«
»Kein Problem. Wir holen den Rest morgen zusammen ab und bringen dann alles hier her.«
»Das wäre wundervoll.«
»Wir kümmern uns am Nachmittag darum, vorher muss ich mich noch mit einer potenziellen neuen Klientin treffen. Mein Gefühl sagt mir, dass sie bereit ist, Geld auszugeben, also werde ich mir anhören, was sie zu sagen hat. Sie können mich gern begleiten, aber dafür müssten Sie sich etwas züchtiger anziehen. Haben Sie so etwas?«
»Züchtige Kleidung?«, fragte sie lachend. »Ja, ich denke, das kriege ich hin.«
»Ausgezeichnet. Dann ist es beschlossene Sache: Sie sind nun offiziell meine Mitbewohnerin und Assistentin.«
»Moment mal, bin ich nicht Ihre Partnerin?«, fragte sie. Ich leerte meinen Flachmann, bevor ich ihr darauf antwortete und kicherte.
»Sie müssen sich zuerst als kompetente Privatermittlerin bewähren, bevor ich Sie zur Partnerin befördern kann.«
Anna quiekte vor Begeisterung, sprang auf und umarmte mich fest. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich lerne schnell«, rief sie. »Wir beide sind in Nullkommanichts Partner.«
Ich entgegnete irgendetwas, aber ich hatte keinen blassen Dunst mehr, was es war. Alles, worauf ich mich konzentrieren konnte, waren ihre Brüste, die sich gegen meinen Körper drückten.
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