Dies Meer hat keine Ufer. Отсутствует

Dies Meer hat keine Ufer - Отсутствует


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ich, dass sie der Sünde verfallen wird und dass dann also ich dafür verantwortlich sein werde. Daher ist es besser, ich füge mich ihr und ertrage ihre Ausfälle mit Geduld.«

      Wollust jenseits des Leibes

      Sufi-Sehnsucht, Sufi-Ekstasen, Sufi-Visionen

      Gläubiger und Heuchler werden sich erst dann versöhnen, wenn sich Wolf und Lamm versöhnt haben.

      Malik ibn Dinar

      Ich betete hinter Bayezid das Mittagsgebet. Als er die Hände zum »Allahu akbar« erheben wollte, vermochte er es nicht, aus Ehrfurcht vor Gottes Namen. Seine Brust bebte, sodass ich seine Knochen krachen hörte und ich mich entsetzte.

      Anonymer Zeitgenosse über Bayezid al-Bastami

      Abu Yazid, Dun Nun al-Misri, Muhammad ibn Hafif, al-Hussein ben Mansur, Yahya ibn Mu’ad und andere lehren, das karamat (Huldwunder) werde vom Gottesfreund nur gewirkt, wenn er sich im Zustand der Trunkenheit befindet.

      Abu Bakr al-Wasiti über Bayezid al-Bastami

      Die Zustände sind wie Blitze. Bleibt es, so ist es ein Reden der Seele.

      Dschunaid

      Wenn genug Erkenntnis da ist, schadet mangelnde Verzückung nicht. Erkenntnis ist vorzüglicher als Verzückung.

      Dschunaid

      Wie nötig brauchen doch die Menschen eine Trunkenheit, die sie fortführt von ihrer Ich-Wahrnehmung, ihren Taten und Zuständen!

      Schibli

      Ich merkte, dass ich das Geschaffene überschritten hatte. Da rief ich: »Labbayka Ilahumma labbayka«, trat ein in den göttlichen Zustand, begab mich auf die Wallfahrt in der Alleinheit und die tawaf (Umwanderung). Das göttliche Haus pilgerte zu mir, die Ka’ba verkündete mein Lob und die Engel priesen mich.

      Kharaqani

      Dschunaid erzählte: »Ich traf in der Wüste einen jungen Mann, einen Schüler, unter einer Akazie. Ich fragte, warum er hier sitze. ›Weil ich einen (mystischen) Zustand verloren habe.‹ Ich ging weiter, kam nach meiner Wallfahrt wieder hier vorbei und sah ihn nicht mehr unter, sondern unweit der Akazie sitzen. Er erklärte: ›Was ich suchte, habe ich an dieser Stelle gefunden. Darum bin ich an ihr geblieben.‹« Dschunaid kommentierte später: »Ich weiß nicht, was von beidem besser ist: sein Verharren, weil er seinen Zustand verloren hatte, oder sein Verharren an dem Ort, wo er sein Ziel erreicht hat.«

      Quschayri

      Der Ekstatiker betet, ohne etwas davon zu merken.

      Ibn Arabi: »Futuhat«

      Leute, die Lustgefühle jenseits des Leibes leugnen, befinden sich schon zu Lebzeiten in einer Hölle.

      Baha’uddin Walad

      Schon daraus, dass so viele gern meinen Zustand hätten und ich gar kein Verlangen nach ihrem Zustand trage, ergibt sich, dass mir Allah eine schönere Welt als ihnen beschieden hat.

      Baha’uddin Walad

      Wenn ich eine Fessel entdecke, bitte ich Allah, diese Fessel zu zerreißen und den betreffenden Ort aufzubrechen, damit Ehrfurcht, Barmherzigkeit, Gerührtheit und Weinen aus dem Ort herauskommen und aus mir herausquellen. Wenn ich die Göttlichkeit, Verehrungswürdigkeit und die Eigenschaften Gottes anschaue, erscheinen solch wunderbare Helligkeiten, dass mein Geist zerspringt und hüpft, wie wenn Glas vom Feuer hüpft und zerspringt. Und hunderttausend Wunderbarkeiten gucken und kommen aus jedem Riss hervor.

      Baha’uddin Walad

      Wie Muscheln der Erleuchtung im Meer der Seele

      Sufi-Beredsamkeit, Sufi-Schöngeist, Sufi-Poesie

      Zwölf Jahre lang war ich der Schmied meiner Seele. Ich warf meine Seele in das Feuer der Disziplin und ließ sie glühend heiß werden in den Flammen harter Anstrengungen, dann legte ich sie auf den Amboss der Reue und schlug sie mit dem Hammer der Selbstanklage, bis ich aus meiner Seele einen Spiegel gefertigt hatte. Fünf Jahre lang war ich mein eigener Spiegel und polierte diesen Spiegel mit allen erdenklichen Arten von Gottesdienst und Gehorsam. Danach schaute ich meine eigene Widerspiegelung ein Jahr lang und sah um meine Leibesmitte einen Ungläubigengürtel des Selbstbetrugs, der Gefallsucht und der Selbstüberschätzung, weil ich auf meinen eigenen Handlungen des Gehorsamseins mich stützte, überzeugt von meinen eigenen Verhaltensweisen. Fünf weitere Jahre lang arbeitete ich, bis dieser Gürtel zerriss und ich erneut zu einem Musulmanen wurde.

      Bayezid

      Göttliche Erleuchtungsstunden liegen wie Muscheln im Meer der Seele; vom Morgen der Auferstehung ans Ufer geworfen, springen sie auf.

      Halladsch

      O Mond, wie gleichst du einem müden Auge. / Erscheinst du, leuchten deine beiden Ränder. / Ich weinte über mich um seinetwillen. / Doch als er fortsank, da weinte ich um seinetwillen über ihn.

      Eine von Abu Bakr Schibli gern zitierte Strophe

      Jede Zunge hat Buchstaben, und jeder Buchstabe hat eine Zunge.

      Schibli

      Jetzt rate, was ein Vögelchen am Morgen zu mir sagte! / »Du willst ein Mensch sein, ohne dass du liebst? / Wo selbst Kamele singen möchten, und Vergnügen fühlen, / da ist der Mensch ein Esel, wenn er nichts empfindet. / Der Wind, der über Wiesen fegt, / verbiegt die Äste. Doch der Stein bleibt reglos.«

      Saadi: »Dschulistan«

      Der eine, der geht irre wie ein Schwein, / der andere schleicht fintenreich als Fuchs umher. / Der eine prescht als Elefant durch Busch und Wand, / der andre hetzt als Krabbeltierchen vorwärts, / der eine in Natur und Tat ein Hund, / der andre neunmalklug gleichwie die Maus. Der eine tappt in eine Falle, für ein Korn, / der andre findet sich im Feuer wieder, angeröstet. / Der eine fleddert Leichen wie ein Geier, / der andere krächzt klagend wie ein Rabe. / Des einen Kummer bricht hervor als Wutanfall, / des andern Untat bricht hervor als böser Blick. / Der dort ein Richter, aufgebläht von angemaßter Macht, / der andre Wächter, trüb wie Monatsblut. / Der eine Löwe, aufgerissen vom Gebrüll, / der andre Wolf, der kläffend sich ins Fleisch verbeißt. / Der eine, der als Krokodil die Beute unzerkaut verschlingt, / der andre, der als Tiger alles kurz und klein reißt. / Der da will schwimmen, aber japst als Fisch auf festem Land, / dort der will fliegen, aber hinkt als Rebhuhn durch die Luft.

      Fariduddin ’Attar

      Schaum hier, Schaum dort, und du? Bist eine Blase nur. / Falls das an Rang dir nicht genügt – glaubst du, es gäbe mehr? / Am Ende heißt es: Geh’ und ahne davon nichts, / was war, was wird, was werden sollte. / Am Anfang geht das Leben dir zu langsam; / wenn’s aufhört, geht dir alles viel zu schnell. / Bin irgendwo dazwischen, weder dies noch jenes, / weiß über Leib und Seele wenig, bin weder das noch dies. / Ein Ketzer von Natur, mit schwachem Glauben, / Gelüste übermächtig und das Herz zerbrechlich. / Was soll ich tun? Was soll ich denn nur tun!? Hab’ viel gesucht. / Erst kam Verwirrung, nun kam noch Liebeswahn hinzu. / Ratlos steh ich in dieser Zeit, voll Sehnsucht, ohne Hoffnung, / und blicke eifersüchtig auf beflügelte Insekten. / Weiß nicht, woher es kommt, wohin es geht und was das soll. / Arm mein Verstand, das Innere zum Bersten voll mit Drangsal. / Obwohl ich anfing, Wissen zu erwerben, weiß ich nichts. / Selbst wenn ich alles wüsste, wüsst’ ich nichts. / Mein Wissen müsste Ungelehrtheit heißen, / und Ungelehrtheit steigert nur Verwirrung. / Mein irres Streunen hat mich starr und hart gemacht, / und so verhärtet geh’ ich in den Tod.

      Fariduddin ’Attar

      Die Leute reißen sich in den Läden der Welt um Ansehen und Geld, und die Wünsche sind wie eine lange Leiter oder eine hohe Halde. Stufe um Stufe steigen sie da hinan. Ich weiß aber sicher, dass sie mitten von der Leiter herunterpurzeln werden.

      Baha’uddin Walad

      Um ein Brotkrümchen sammeln sich soundsoviele Ameisen. Bist du etwa weniger als ein Brosämchen, dass die Dämonen nicht


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