Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
Ich verkenne darum aber nicht ihre Fehler. Darunter muß ich zunächst die Form, den Ton der einzelnen Sagen hervorheben. Ich fühle selbst, daß manche anders hätten erzählt werden müssen; aber wie es Einem oft geht, daß man Fehler einsieht, ohne sie verbessern zu können, so ging es mir auch hier: ich sah den unrechten Ton ein, aber ich konnte den rechten nicht treffen. Ich muß ferner selbst zugeben, daß einige der mitgetheilten Sagen einem etwas strengen Begriffe der Sage, namentlich dem in der Einleitung zu den Preußischen Sagen aufgestellten, nicht entsprechen möchten, z.B. die von dem letzten Pfarrer in Krumke, von dem Dorfe Buch u.e.a., da sie im Grunde nur Anekdoten sind. Aber es sind jedenfalls doch Anekdoten, die das Volk aufgenommen, auf seine Weise einmal verarbeitet und volksthümlich gemacht hat, und die es mit seinen übrigen Sagen sich gern erzählt. Ich habe deshalb geglaubt, sie ebenfalls unter diesen wenigstens dulden zu müssen.
Ganz besonders muß ich aber zum Dritten die Unvollständigkeit meiner Arbeit anerkennen. Dieser Fehler ist indeß freilich nicht der meinige. Ich habe mir gewiß Mühe genug gegeben, etwas Vollständiges zu liefern; wie es mir nicht gelingen konnte, habe ich oben zu zeigen versucht. Ich habe gleichwohl den gewählten Titel des Werkchens nehmen zu dürfen geglaubt. Denn wenn gleich derselbe eine vollständige Mittheilung der Altmärkischen Sagen anzudeuten scheint, so darf ich doch auch hinwiederum darauf aufmerksam machen, daß weder einer Seits die bekannten Sagen der Altmark (Ausnahmen wird es immerhin geben) mitgetheilt sind, daß aber von der andern noch viele Mühe und Jahre erforderlich sein dürften, bevor es gelingen wird, die noch nicht bekannten aus den schwer zugänglichen Schachten der Volksverschlossenheit, in denen sie verborgen liegen, zu Tage zu fördern.
Ueber die Geschichtswerke und Chroniken, aus denen ich geschöpft habe, noch etwas zu sagen, dürfte hier nicht der Ort sein. Ich darf nur noch anführen, daß ich jedesmal, wo ich eine geschriebene Quelle hatte, diese angegeben habe. Diejenigen Sagen, bei denen keine solche Quelle angegeben ist, sind unmittelbar aus dem Munde des Volks, theils durch mich selbst gesammelt, theils durch Freunde und Bekannte, von denen ich den Pastor Pohlmann schon oben dankbar genannt habe.
I. Sagen der Altmark.
1. Das Haus des Kaisers zu Stendal
2. Erbauung des Doms zu Stendal
5. Die gottesschänderischen Juden
6. Das wunderbare Feuer zu Stendal
8. Der Betrug um die Leichengebühren
10. Die alte Glocke in Koblake
11. Das steinerne Kreuz bei Großen-Möhringen
13. Die Pferdetrappe bei Darnstedt
14. Der Teufel und der Schreiber zu Klein-Schwechten
16. Der Teufelsstein zu Ostheeren
17. Die Wahrzeichen an der Stephanskirche zu Tangermünde
19. Die Papenkühle bei Bellingen
22. Das Gespenst zu Schorstett
24. Die alte und die neue Stadt Gardelegen
25. Die Sanct Georgen-Capelle vor Gardelegen
26. Die Wette um das Thor zu Gardelegen
28. Die Isern-Schnibbe bei Gardelegen
30. Die goldene Laus bei Bismark
33. Das Stadtholz bei Salzwedel
36. Der Elternmörder in Salzwedel
39. Die großen Steine bei Ballerstedt