Wyatt Earp Staffel 4 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 4 – Western - William Mark D.


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glaubte nicht richtig gehört zu haben. »He, Sie müssen verrückt sein, Mann.«

      Die Augen des Fremden verengten sich zu schmalen Spalten. Ein unheimliches Glimmen brannte in ihnen. »Sie haben gehört, was ich gesagt habe.«

      Mit einem Satz federte der Texaner zur Seite und riß im Sprung den Colt aus dem Halfter.

      Da fauchte an der linken Hüfte des Fremden ein Schuß auf und sprang ihn an. Der Colt wurde ihm aus der Hand geschleudert. Entgeistert sah er zu dem anderen hinüber.

      Der öffnete die Lippen nur um einen Spalt. »Die Kunststücke sind jetzt vorbei, Tex – ich sage es Ihnen zum dritten und letzten Male: Holen Sie Ihren Gaul und steigen Sie auf. Wir reiten nach Pyramid.«

      Die Knie Jake Halbots begannen zu zittern. »Ich denke nicht daran«, würgte er heiser hervor.

      Da kam der Fremde auf ihn zu.

      Für den Bruchteil einer Sekunde dachte der Bandit an seinen zweiten Revolver. Aber die eisigen Augen des Fremden lähmten ihn. Da endlich kam die Frage über seine Lippen, die er schon vor einer Viertelstunde hätte stellen sollen: »Wer sind Sie?«

      »Ich fürchte, mein Name wird Ihnen nicht gefallen, Mister. Ich heiße Wyatt Earp.«

      Wenn Jake Halbot von einem Keulenschlag getroffen worden wäre, hätte er nicht benommener sein können. »Wyatt Earp«, stammelte er.

      »Yeah, Mister – und jetzt vorwärts, in den Sattel. Ich muß weiter!«

      Willenlos torkelte der Mörder auf die Büsche zu, holte sein Pferd und zog sich in den Sattel.

      Wyatt Earp!

      Diese beiden Worte standen groß und breit in seinem Gehirn und gaben nichts anderem mehr Raum.

      Wie kam er hierher, ausgerechnet hierher, der berühmte Marshal von Dodge?

      Und wie hatte es geschehen können, daß er, der flüchtige Mörder Jake Halbot, ausgerechnet ihm in die Hände lief?

      War das wirklich ein Zufall?

      Halbot war davon überzeugt, daß der Mann hinter ihm hergewesen war, daß er ihm gefolgt sein mußte. Unmöglich konnte er hier zufällig auf ihn gestoßen sein.

      Der Missourier hatte sich auf seinen Falben geschwungen und wartete, bis der Texaner bei ihm war.

      »So, Mister – und jetzt reiten Sie drei Yards vor mir her. Damit Sie sich keine Späße mehr einfallen lassen, will ich Ihnen sagen, daß ich absolut humorlos bin.«

      Halbot hatte den Kopf gesenkt, hob ihn jetzt langsam an.

      Ohne dem Marshal in die Augen zu sehen, fragte er: »Was haben Sie mit mir vor?«

      »Ich bringe Sie dahin, wo Sie hingehören.«

      Nach einer Pause forschte der Verbrecher: »Und wo soll das sein?«

      »Wissen Sie es nicht selbst?«

      »Nein.«

      »Dann denken Sie nach. Vorwärts jetzt!«

      Als nach einer Wegbiegung die ersten Häuser der Stadt auftauchten, hielt Halbot seinen Wallach an. »Sie werden doch nicht im Ernst glauben, Earp, daß ich mich widerstandslos von Ihnen in die Stadt bringen lasse.«

      Das Gesicht des Missouriers war hart wie Felsstein. »Well, dann leisten Sie Widerstand. Aber ich habe Sie gewarnt. Sie kommen in die Stadt – so oder so.«

      »Weshalb?« wagte der Tex zu fragen.

      »Weil Sie ein Verbrecher sind.«

      Die breite Brust des Banditen hob und senkte sich.

      Ich muß es riskieren! Ich muß den Revolver hochbringen. Es ist meine letzte Chance.

      »Reiten Sie weiter!« zerschnitt die metallische Stimme des Marshals seine Gedanken.

      Jake Halbot ritt weiter.

      Er war bereits geschlagen. Jeder Widerstand war in ihm unter den Augen dieses seltsamen Mannes erstorben.

      Sie trabten in die Stadt.

      Vor dem Sheriff-Office gebot der Marshal Halt.

      Halbot rutschte langsam aus dem Sattel.

      Noch immer hatte er den Colt im linken Halfter.

      Wyatt Earp stand jetzt fünf Yards hinter ihm.

      Oben öffnete sich die Tür.

      Ein kleiner, spindeldürrer Mann trat auf den Vorbau. Er hatte ein zerknittertes Gesicht, helle Falkenaugen und strähniges graues Haar. Links auf seiner schmalen Brust blinkte ein fünfzackiger Stern.

      »Wyatt Earp!« rief er mit hoher Fistelstimme. »Ist es die Möglichkeit!«

      Der Missourier deutete auf den Tex. »Nehmen Sie den Mann da fest, Sheriff.«

      Langsam kam der Hüter des Gesetzes die Vorbaustufen hinunter, blieb einen Augenblick musternd vor Halbot stehen, streckte dann seine Hand nach dem Colt aus und nahm ihn an sich.

      »Komm, Junge – ich habe eine prächtige Eckzelle für dich frei.«

      Halbot hatte den Kopf gesenkt.

      »Wie lange werde ich ihn beherbergen müssen?« erkundigte sich der Sheriff.

      »Nicht lange. Er kommt an den Strick.«

      Halbot wirbelte herum.

      Dieses eine Wort ›Strick‹ hatte ihm augenblicklich alle Widerstandskraft zurückgegeben. Er blitzte den Marshal an und fletschte die Zähne.

      »Well, dann stirbst du mit, Hund«, bellte er, versuchte erneut einen Sidestep und zerrte den Colt hervor.

      Wieder brüllte an der linken Hüfte des Missouriers der große Revolver auf.

      Diesmal bekam Halbots Hand das glühende Blei zu spüren. Die Kugel streifte seinen Zeigefinger und riß ihm den Colt aus der Hand.

      »All right, Sheriff. Nehmen Sie ihn mit. Er nennt sich Jess Turner und wird wegen Mordes gesucht.«

      »Turner?« wiederholte der Sheriff verblüfft. »By Gosh! Ich habe drinnen einen Steckbrief von ihm hängen, aber er –«

      »Er ist es«, versetzte der Marshal eisig. »Lochen Sie ihn endlich ein.«

      *

      Jake Halbots Weg war zu Ende. Jedenfalls schien es so.

      Schon am nächsten Tag fand die Verhandlung gegen ihn statt.

      Der Texaner war so deprimiert, daß er nichts leugnete.

      Er wurde zum Tode durch den Strick verurteilt.

      Wyatt Earp saß in der vordersten Reihe während der Verhandlung in der City Hall.

      Richter Black würdigte die Verdienste des Missouriers wortreich.

      Dies war dem Marshal sichtlich unangenehm. Er erhob sich und machte Anstalten, den Saal zu verlassen.

      »Mister Earp!« rief ihm der Richter zu. »Das Land verdankt Ihnen die Befreiung von diesem Scheusal. Haben Sie noch irgend etwas zu sagen?«

      Wyatt war bereits an der Tür. Er wandte sich um und schoß dem Verbrecher einen kurzen Blick zu. »Yeah, wenn Sie mich fragen. Schicken Sie den Mann nach Sescattewa.«

      Ein vielstimmiges Geraune ging durch den Saal.

      Der Richter war ein noch junger Mann mit ernstem, scharfem Gesicht und durchdringenden Augen. »Nach

      Sescattewa? Ich verstehe nicht, Mister Earp. Der Mann hat den Galgen verdient. Er hat einen Menschen getötet und…«

      »Ich weiß. Ich habe es ja auch nur gesagt, weil Sie mich gefragt haben.«

      Richter Black erhob sich. »Ich bitte die Männer von der Geschworenenbank in den Nebenraum.«

      Die


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