Wyatt Earp Staffel 4 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 4 – Western - William Mark D.


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auf sie zu.

      Jake Halbot war nicht tot.

      Die erste Kugel, die den Weg zu ihm gefunden hatte, hatte ihn nur gestreift.

      Es hätte dem Verbrecher eine Warnung sein müssen. Aber er war innerlich zu verhärtet, um noch irgend etwas zu begreifen.

      Und Jenny hatte nicht die Kraft, ihn wegzuschicken, obwohl sie sich vor ihm fürchtete.

      Er blieb. Und niemand erfuhr etwas von dem Vorfall.

      Aber der Unstern des Texaners blieb auch. Wenige Tage später traf Halbot auf der Weide Jim Flanagan.

      Ein Wort gab das andere, und bald war eine fürchterliche Keilerei im Gange.

      Dieser folgte ein paar Tage später eine zweite und dann eine dritte.

      Bei diesem dritten Kampf verletzte Halbot, der niemals fair kämpfte, den Gegner mit einem Fußtritt derart schwer am linken Auge, daß Flanagan von diesem Tage an Sehschwierigkeiten hatte.

      Jenny Winters stand Höllenqualen aus. Sie litt unsäglich unter der Gegenwart dieses unseligen Mannes. Aber sie hatte nicht das Herz, ihn davonzujagen.

      Dafür sorgte ein anderer.

      Er hieß John Wells, war ein Riese von Gestalt und kam aus Denver. Er fuhr mit dem Planwagen durch die Lande und verkaufte Stoffe.

      Jedesmal, wenn er in der Stadt war, kehrte er in Ruwells Saloon ein.

      So auch diesmal.

      An der Theke lehnte nur ein Mann.

      Jake Halbot.

      Er hielt sich in letzter Zeit schon am Vormittag in der Schenke auf. Der haltlose Mann trank dann, bis sie ihn hinaustragen mußten.

      An diesem Morgen hatte er erst zwei Gläser getrunken.

      John Wells kam polternd herein, begrüßte dröhnend den Wirt und schob sich neben den Texaner.

      Jake Halbot musterte den Mann.

      Aus einem unbegreiflichen Grund hatte er etwas gegen Männer, die größer und breiter waren als er selbst.

      Der Wirt begrüßte den fahrenden Händler herzlich und machte eine Flasche Brandy auf.

      In seiner jovialen Art warf der Händler ›eine Lage‹. Das hieß, daß auch Halbot ein Glas bekam.

      Wütend stieß der Tex das Glas von der Theke.

      Der Händler zog die Brauen zusammen. »Nanu, Boy, hast wohl schlecht geschlafen.«

      Halbots Gesicht verzog sich zur Grimasse. »Ich nehme keinen Drink von Leuten, die andere Menschen betrügen.«

      »Was soll das heißen?« fragte der Riese.

      »Händler sind Betrüger.«

      Der Riese zog die Brauen zusammen. »Hören Sie, Mister, ich habe ein feines Ohr, vor allem für Leute aus dem Süden. Sie sind Texaner. Und da ist es vielleicht gut, wenn ich Ihnen sage, daß ich bereits drei Texaner getroffen habe. Zwei liegen auf dem Boot Hill und einer humpelt noch. – He!« Wells stieß einen Pfiff aus. »Ich habe erst vor ein paar Tagen einen Steckbrief gelesen, auf dem auch ein Texaner gesucht wurde…«

      Halbot wich ganz langsam von der Theke zurück. Seine Augen waren ganz schmal geworden und sein Gesicht fahlgelb.

      Der Händler merkte es nicht. »Wenn ich es mir recht überlege, paßt die Beschreibung ziemlich gut auf dich, Brother. Wenn du keinen Bart hättest und…«

      Jake Halbot schoß

      Dann floh er.

      *

      Jenny Winters stand tödlich erschrocken da, als er ins Haus stürzte, sie und das Kind brutal zur Seite stieß, sein Bündel schnürte, den Wallach sattelte und im Galopp aus dem Hof sprengte.

      Sie ahnte, daß er nicht wiederkommen würde – und atmete auf.

      Sie wußte jedoch noch nicht, daß er unten im Saloon einen Mann angeschossen hatte, der ihn als steckbrieflich gesuchten Mörder entlarvt hatte.

      Jake Halbot hatte sich selbst entlarvt. Seine Flucht war für die Stadt Florissant ein Eingeständnis.

      Halbot floh hinauf in die Berge.

      Zwischen Baily und Georgetown überfiel er die Overland und raubte dem einzigen Passagier, einem alten Mann aus Baily, einen Proviantkorb und dreißig Dollar.

      Das Schuldkonto des Mörders wuchs.

      Er war vielleicht noch ein Mörder aus Willkür geworden. Jetzt aber war er ein gemeingefährlicher Verbrecher. In allen Sheriff-Büros des Staates hing ein Steckbrief. Zwei Staatenreiter suchten ihn. Auf seinen Kopf waren dreitausend Dollar ausgesetzt.

      Und immer noch schlich der Bandit durch die Berge. Kurz vor der Stadt Pyramid ereilte ihn an einem schwülen Vormittag sein Geschick.

      Das Geschick in Gestalt eines hochgewachsenen schwarzhaarigen Mannes, der dunkle Kleidung trug, tiefblaue Augen hatte und ein Falbpferd ritt.

      Jake Halbot traf den Mann vor einer verlassenen Pferdewechselstation dreizehn Meilen vor der Stadt in einem weiten Tal.

      Halbot sah das Pferd des anderen schon von weitem.

      Seit seiner Flucht aus Florissant war er auf der Hut. Er wußte jetzt, daß er ein Gejagter war. In dunkler Nacht hatte er unten in Dillon an einem Vorbaupfosten des Sheriff-Office seinen Steckbrief gefunden. Es stand der Name darauf, den er in Florissant angegeben hatte: Jess Turner.

      Seitdem wußte er, daß er das Licht des Tages zu scheuen hatte. Auch der Bart schützte ihn nicht mehr. Er hatte sich selbst verraten.

      Als er aus dem Wald auf die verlassene Station zuhielt, ahnte er nicht, daß da unten schon sein Schicksal auf ihn wartete.

      Er sah das Pferd, den hochbeinigen prächtigen Schwarzfalben – und sofort hielt er an, rutschte aus dem Sattel, zerrte seinen Wallach hinter ein Gebüsch und schlich geduckt und hinter Sträuchern verborgen auf die zerfallene Station zu.

      »Heavens, welch ein Pferd!« entfuhr es ihm.

      Jake Halbot war ein Mann geworden, der zu allem fähig war. Das Bewußtsein, ein Outlaw zu sein, hatte in ihm eine grenzenlose Gleichgültigkeit gegenüber den Dingen des Lebens aufkommen lassen.

      Hinter dem letzten Strauch, der etwa fünfzehn Yards von dem alten Holzbau entfernt stand, kauerte er am Boden. Er konnte seinen Blick nicht von dem Pferd nehmen. Schließlich sprang er hoch und lief im blitzschnellen Zickzacklauf auf das Haus zu. Neben der Tür preßte er sich an die Wand und lauschte mit angehaltenem Atem.

      Das Falbpferd wieherte leise.

      Halbot hatte in der rechten Hand seinen Revolver. Er entschloß sich, an der Fassade des alten Baues vorbei bis zum ersten Fenster zu schleichen.

      »He, Mister, wozu das Versteckspiel?« schlug da eine metallische Stimme an sein Ohr.

      Halbot war so erschrocken, daß er steif dastand.

      Er vermochte nicht, sich umzudrehen, so hatte ihn die Stimme gelähmt.

      »Vielleicht ist es besser, Mister, wenn Sie den Revolver wegstecken.«

      Der Texaner senkte den Kopf und starrte auf die Waffe.

      In seinem Genick schien ein Eisklotz zu liegen. Er wußte selbst nicht, was mit ihm los war. Ganz langsam schob er den Colt zurück ins Halfter. Dann drehte er sich um.

      Etwa acht Yards vor ihm stand ein Mann.

      Sein Anblick ließ den Texaner gefrieren.

      By Gosh, welch ein Gesicht hatte der Mann!

      Hart, kantig, tiefbraun, beherrscht von einem Augenpaar, das etwas von der Farbe eines zugefrorenen Bergsees an sich hatte.

      Der Fremde hatte blauschwarzes Haar, trug einen schwarzen, flachkronigen Hut, ein rotes Berghemd, schwarze Levishosen


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