Wyatt Earp Staffel 4 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 4 – Western - William Mark D.


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Earp war auch hinausgegangen.

      Als das Gericht zurückkam, verstummte der Lärm.

      Richter Black blickte den Gefangenen ernst an. »Halbot, Sie haben durch Ihre Tat den Strick verdient und sind von den Geschworenen auch als schuldig erkannt worden. Wyatt Earp hat für Sie gebeten. Da er es war, der Sie gestellt hat, wollen wir seinen Worten Gewicht beimessen. Sie sind zu lebenslänglicher Zwangsarbeit in den Steinbrüchen von Sescattewa verurteilt.«

      Halbots fahles Gesicht wurde von einem schwachen Rot übergossen. Er atmete auf.

      In die Stille hinein sagte der Richter: »Sie haben jedoch keinen Grund, erfreut zu sein. Yeah – am Strick sind Sie vorbeigekommen. Aber vielleicht ist das Leben in den Steinen oben schlimmer…«

      *

      Yeah, der Richter von Pyramid hatte recht.

      Sescattewa war die Hölle – die Hölle auf Erden!

      Oben im Norden Colorados, hoch in den Bergen zwischen Timberlake und Craig in dem einsamsten Landstrich des Westens gelegen, befanden sich die Steinbrüche der Lebenslänglichen.

      Mitten in den riesigen Iron-Hills, vierzig Meilen nördlich der berühmten Cedar Mounts, lagen die großen Brüche, die wie von einer Gigantenfaust in das Felsmassiv gebrochen worden waren. Viele Hunderte von Yards stießen die Steilhänge in die Tiefe. Nur vereinzelt konnte sich hier und da eine zerzauste Bergkiefer an den Hängen halten.

      Unten auf der winzig scheinenden Gesteinssohle war das Camp.

      Wer das Camp zum ersten Mal sah, erschrak.

      Es war keineswegs groß.

      Vor der trostlosen und gähnenden Leere einer kahlen, himmelragenden grauen Felswand gelegen, standen die fünf Blockhäuser. Die kleine Talsohle wurde nach Süden hin von einem siebenfach gezogenen Stacheldraht abgeschlossen, den zu überklettern unmöglich war, da er von mehreren scharfen Wolfshunden ständig bewacht wurde.

      Es hatten schon Männer den Ausbruch versucht, aber es war keinem von ihnen gelungen. Entweder hatte der Draht sie aufgehalten – oder aber die Hunde.

      Niemand konnte den Tieren entgehen. Von den Wachen ganz zu schweigen.

      Auf drei trutzigen sogenannten Indianer-Holztürmen standen je zwei Wächter, die alle paar Stunden abgelöst wurden.

      An dieser kleinsten Grenze des Camps gab es also kein Entkommen.

      Zwei Drittel des Straflagers wurden von einer vielfach zerrissenen Felswand abgeschlossen. Von den ›Steinen‹, wie die Sträflinge es nannten. Man konnte es eine große bogenförmige Wand und Klüften und Absätzen nennen.

      Und durch diese Wand gab es ebenfalls kein Entkommen. Sie war mehrere hundert Yards hoch und so abschüssig, daß allein ihr Anblick auch den waghalsigsten Menschen abgeschreckt hätte.

      Dennoch hatten es auch da Wahnwitzige versucht, in der Nacht hochzusteigen.

      Es war keinem gelungen.

      *

      Es war ein glasklarer Tag, als der zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilte Mörder Jake Halbot in Sescattewa eintraf.

      Hatte er sich nach seiner Verurteilung über die Tatsache gefreut, daß er dem Strick entgangen war, so war er auf dem Transport hierher völlig in sich zusammengesunken.

      Welch ein Land! Welch eine Gegend!

      Und dann das Camp.

      Ein wilder Aufschrei der Hoffnungslosigkeit würgte dem Sträfling die Kehle zu, ließ ihn erschauern und wie ein todwundes Tier nur noch vorwärtstaumeln.

      Er war von zwei Männern hierhergebracht worden. Selbst wenn es ihm gelungen wäre, ihnen zu entkommen – er hätte den Weg durch diese Mondlandschaft, durch dieses kraterartige Bergland nie zurückgefunden.

      Ein bulliger Mann mit eingeschlagener Nase und brutalen Gesichtszügen öffnete das Tor.

      Halbot war vom Pferd genommen worden. Er blieb stehen und starrte auf die Blockhütten, richtete dann den Blick auf die graue, riesige Felswand.

      Ein Schauer rann eisig über seinen Rücken.

      Da wurde er von dem bulligen Mann vorwärtsgestoßen.

      Jake wandte sich um und blickte in das graue Gesicht des anderen, das in seiner grausamen Härte irgendwie der Felswand glich.

      »Geh voran, Kerl!« herrschte ihn der Wächter schroff an.

      Jake torkelte weiter. Der Mann schob ihn auf eine der Hütten zu.

      Die beiden anderen, die ihn gebracht hatten, waren am Tor stehengeblieben und hatten aus einer Pferdetränke Wasser geschöpft, das sie sich in ihre staubigen Gesichter warfen.

      Vor dem ersten Blockhaus lagen seltsame Ketten mit Kugeln.

      Der Sattelnäsige bückte sich, nahm eine etwa anderthalb Yard lange, schwere Kette, ließ die Manschetten aufklappen und schob sie mit einem raschen, tausendfach geübten Griff um die Fußgelenke des Sträflings.

      Die Manschetten klappten zu. Der Wächter legte das Schloß vor.

      Der lebenslängliche Halbot war an seiner letzten Station angekommen. Ein gurgelnder Laut entrang sich seiner Kehle.

      Da richtete sich der Wächter auf und stieß ihn derb in die Seite. »Vorwärts!«

      Jake Halbot wurde der Gruppe sieben zugeteilt, die bereits um fünf Uhr in der Frühe des nächsten Morgens in die Steinbrüche zu klettern hatte.

      Was wurde überhaupt getan in diesem Todescamp?

      Das Teufelsgehirn eines Menschen hatte hier eine sinnvolle Arbeitseinteilung ausgeklügelt. Die Lebenslänglichen brachen Steine aus den Klüften.

      Die Werkzeuge waren denkbar primitiv und mußten mit äußerster Vorsicht behandelt werden. Wer ein Gerät zerstörte, verlor oder beschädigte, wurde rücksichtslos bestraft.

      Die Ordnung im Camp war streng.

      »Wer hierhin geschickt wird«, pflegte der Lagerboß zu sagen, »hat die ganze Härte des Gesetzes verdient und soll sie spüren.«

      Sie bekamen sie zu spüren, die Männer in den Steinbrüchen. Die Kettensträflinge, deren Schritte durch die Felsspalten und Klüfte klirrten, deren Hämmer und Meißel das ewig gleiche Lied einer grausamen Arbeit sangen.

      Steine wurden immer gebraucht.

      Und Sescattewa lieferte sie billiger als sonst irgendeine Stelle in diesem weiten Land.

      Es war eine Arbeit ohne Ende. Denn die Felswand zeigte nur wenige Spuren der Nagearbeit, die hoffnungslose Menschen in einem langen Jahrzehnt in sie hineingegraben hatten.

      »Da sind Steine für tausend Jahre«, hatte der Lagerboß gesagt.

      Vorwärts und Steine, das waren die Worte, die das Leben in Sescattewa beherrschten.

      Bei der Arbeit durfte nicht gesprochen werden. Wer dabei überrascht wurde, mußte mit einer Strafe rechnen.

      Halbot stieg mit seiner Gruppe im kühlen Morgennebel des grauenden Tages in die Wand.

      Es ging von der Talsohle aus über schrägabfallende Absätze in eine Schlucht und einen wendeltreppenähnlichen Aufstieg hinauf zur ersten ›Stufe‹.

      Diese Stufe war eine Plattform, die vor Jahren von Sträflingen gebrochen worden war, die heute zum größten Teil draußen vor dem Lager auf dem Friedhof lagen.

      Dieser Friedhof war ein abschüssiges Stück in den Bergen, auf dem lauter weiß-graue Steine dicht beieinander standen.

      Nicht etwa jeder tote Sträfling hatte einen Stein. Es war so eingerichtet worden, daß auf einem Stein die Namen und Todesdaten wenigstens von zehn Sträflingen, die alle darunter lagen, aufgeführt werden konnten.

      Von der ersten Stufe an ging es weiter in die ›Wand‹.


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