Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Repertoire. Sie spielten nicht nur die bekannten Lieder, sondern auch die neuesten Hits und Operettenmelodien, die manchmal, von einer Blaskapelle intoniert, sehr lustig klangen.

      Zwischendurch erfrischten sie sich an der Sektbar. Schließlich gingen sie wieder an den Tisch zurück und waren sehr schnell in eine angeregte Unterhaltung geraten. Offenbar hatte Claudia im Gespräch beiläufig erwähnt, daß der junge Mann, der heute mit seiner Freundin ihr Gast war, aus Aachen stammte und mit der Herstellung der berühmten Printen zu tun hatte. Ulli mußte viel erzählen, und es stellte sich heraus, daß Ignaz Herrnbacher, der Inhaber des Supermarktes, in den Wintermonaten genau die Produkte der Firma in seinem Sortiment führte.

      Schließlich forderte Max Eva auf, und umgekehrt bat Ulli die Journalistin zum Tanz.

      Als sie dann wieder zusammen tanzten, waren sich die jungen Leute einig, daß es einer der schönsten Abende war, die sie je erlebt hatten.

      »Ich glaube, ich muß mal ein wenig an die frische Luft«, sagte Eva, als die Kapelle eine Pause einlegte.

      Sie gingen hinaus auf die Straße, wo schon zahlreiche Leute Abkühlung suchten.

      Hand in Hand standen sie vor der Tür, und Ulli wollte Eva gerade küssen, als er jemanden sah, dessen Anblick ihm einen heißen Schrecken versetzte.

      Constanze und Petra waren eben aus der Hoteltür getreten. Gleichzeitig schauten sie sich an, dann zog die junge Frau ihre Freundin rasch wieder zurück.

      »Was ist?« fragte Petra Reuter überrascht.

      Sie sah Constanze verständnislos an.

      »Sie stehen da draußen. Beide.«

      »Na, dann laß uns doch hingehen. Jetzt bin ich auch gespannt, was das für eine Frau ist.«

      Constanze schüttelte den Kopf. Offenbar hatte sie Angst vor der eigenen Courage bekommen.

      »Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Wie sieht das denn aus, wenn wir sie jetzt ansprechen?«

      Petra schüttelte den Kopf.

      »Also, ich verstehe dich nicht«, sagte sie. »Du wolltest doch wissen, wie sie ist. Außerdem kann es dir doch egal sein, was die beiden denken. Ulli muß dir schließlich Rede und Antwort stehen.«

      Constanze zögerte immer noch.

      »Vielleicht war es doch ein Fehler herzukommen«, murmelte sie.

      In diesem Moment kehrte Anna Wieslinger an die Rezeption zurück und sah sie an der Tür stehen.

      »Sie können auch hier über den Flur gehen«, bot sie an. »Zwei Plätze an Tisch vierundzwanzig sind reserviert.«

      Constanze von Werenhofen sah die Freundin einen Moment an, dann wandte sie den Kopf.

      »Im Moment nicht«, sagte sie zu der Haustochter. »Vielleicht später. Mir ist nicht gut.«

      »Soll ich einen Arzt holen?« fragte die Angestellte besorgt. »Unser Doktor ist auch auf dem Saal. Er kann schnell nach Ihnen sehen.«

      »Sehr freundlich«, wehrte Constanze ab. »Es geht schon. Ich muß mich einen Augenblick hinlegen.«

      Sie drehte sich um und ging die Treppe hinauf. Petra folgte ihr mit hochgezogenen Augenbrauen.

      »Sag mal, was ist denn los?« fragte sie, als sie in ihrem Zimmer angekommen waren. »Zuerst kannst du nicht schnell genug herkommen, und jetzt kneifst du?«

      Constanze hatte sich in einen Sessel gesetzt.

      »Kneifen, ja, das ist das richtige Wort«, nickte sie. »Als ich die beiden da habe stehen sehen, da wurde mir plötzlich ganz anders. Ich frage mich, ob ich wirklich das Recht habe herzukommen und Ulli damit vor vollendete Tatsachen zu stellen. Ich mache mich doch lächerlich, wenn ich jetzt die eifersüchtige Braut spiele.«

      »Ja, bist du’s denn nicht?« wollte Petra wissen.

      Constanze hob den Kopf.

      »Eifersüchtig?« fragte sie. »Bis in die Haarwurzeln. Ich könnte sie mit bloßen Händen erwürgen, diese Frau, die mir den Verlobten ausgespannt hat.«

      »Beinahe verlobt«, korrigierte Petra. »Trotzdem verstehe ich dich. Aber was machen wir denn jetzt? Sollen wir tatsächlich ganz umsonst hergekommen sein?«

      »Gib mir ein paar Minuten Zeit«, bat Constanze. »Ich muß mich erst mal sammeln und überlegen. Vielleicht habe ich ja später den Mut, ihnen gegenüberzutreten.«

      Petra Reuter ging an die Minibar und nahm eine Flasche Mineralwasser heraus.

      »Ganz wie du willst. Möchtest du auch?«

      Constanze schüttelte den Kopf, obwohl ihre Kehle sich anfühlte wie ein Reibeisen.

      Petra füllte trotzdem ein Glas und reichte es ihr. Sie wollten eben trinken, als es an der Tür klopfte.

      *

      Eva war der merkwürdige Gesichtsausdruck nicht entgangen, den Ulli zeigte. Allerdings wußte sie nicht, worauf er sich bezog.

      »Was hast du?« fragte sie.

      Der junge Mann schluckte und schaute sie an.

      »Ich… ich glaube, ich habe da eben Constanze gesehen…«, antwortete er mit belegter Stimme.

      Eva spürte, wie sie ein heißer Schrecken durchfuhr.

      »Bist du sicher? Was will sie denn hier?«

      Inzwischen war es draußen dunkel geworden, nur die Laternen vor dem Haus beleuchteten die Straße. Es war gut möglich, daß er einer Sinnestäuschung erlegen war.

      »Ich weiß nicht«, zuckte er die Schultern. »Vielleicht habe ich mich auch geirrt.«

      Aber in seinem Innersten wußte er es besser. Constanze hätte er unter Tausenden erkannt. Sie mußte es gewesen sein.

      Nur, warum war sie hergekommen? Wollte sie ihm eine Szene machen?

      »Bitte, Liebes, ich muß herausfinden, ob sie es wirklich war«, sagte er. »Geh wieder hinein und warte auf mich.«

      Noch immer klopfte ihr Herz vor Aufregung. Auf den Saal zurückzukehren, dazu hatte Eva keine Lust mehr.

      Wie hätte sie sich ins Vergnügen stürzen können, wenn im selben Haus Ulli mit der Frau sprach, mit der er bis vor kurzer Zeit noch eine Beziehung hatte?

      »Vielleicht ist es besser, wenn ich in die Pension gehe«, sagte sie.

      Er faßte sie bei den Händen.

      »Du darfst keine Angst um unsere Liebe haben«, beschwor er sie. »Wenn es wirklich Constanze ist, dann werde ich mit ihr reden und ihr klarmachen, daß es sinnlos war herzukommen. Dich und mich, uns kann nichts auf der Welt wieder trennen.«

      Ulli küßte sie innig, doch Eva war nicht imstande, sich seiner Zärtlichkeit hinzugeben.

      »Wir sehen uns morgen früh«, versprach er.

      Sie nickte stumm und ging davon.

      Tausend Gedanken kreisten in ihrem Kopf.

      Hatte sie Unrecht getan, als sie sich in ihn verliebte?

      Diese Frage stellte sie sich immer wieder, auch noch, als sie längst in ihrem Zimmer in der Pension angekommen war.

      Jetzt ist er bei ihr, dachte sie. Und sie sprechen sich aus. Vielleicht merkt er, daß es gar nicht ich bin, die er liebt. Vielleicht hängt sein Herz doch noch an ihr, auch wenn er das Gegenteil sagt.

      Sie warf sich auf das Bett und vergrub das Gesicht in den Kissen. Die Vorstellung, sie und ihn jetzt zusammen zu wissen, war grausam. Immer wieder kämpfte Eva dagegen an, doch das Bild wollte nicht weichen.

      Ulli war unterdessen an die Rezeption gegangen. Dort versah Anna Wieslinger immer noch ihren Dienst.

      »Guten Abend, Herr Vogler«, begrüßte sie ihn.

      »Guten


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