AUF MESSERS SCHNEIDE (The End 6). G. Michael Hopf

AUF MESSERS SCHNEIDE (The End 6) - G. Michael  Hopf


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was schlägst du vor?«, wollte Hunter wissen.

      »Im Augenblick sind unsere Verbündeten in Olympia an der Macht«, so Gordon, »aber früher oder später werden der demografische Wandel und die Unfähigkeit unserer eigenen Regierung dazu führen, dass alles, wofür wir sehr hart gearbeitet haben, hinfällig ist.«

      Hunter beugte sich ein wenig nach vorn und fragte wieder: »Was schlägst du vor?«

      »Eine Revolution«, antwortete Gordon.

      »Ach, Dad, jetzt tust du aber arg dramatisch«, warf Haley ein.

      Hunter beachtete sie nicht. »Eine Revolution?«

      Gordon stand auf und ging zu der Schiebetür, die auf die Terrasse führte. Er hielt sich die Tasse wieder an den Mund und trank einen kräftigen Schluck.

      »Mom, was meint er damit?«, insistierte Hunter.

      Haley neigte sich ihm zu und flüsterte: »Ich glaube, dein Großvater wird senil.«

      Daraufhin lachte Gordon herzhaft auf. »Ich werde nicht senil, ganz im Gegenteil.« Er drehte sich um und fuhr fort: »Als deine Mutter starb, habe ich versprochen, auf dich und die Jungs aufzupassen. Das hat mich vor ein Problem gestellt, weil man mich für tot hielt, aber ich hatte noch meine engen Freunde, die das ganz wunderbar geregelt haben. Jetzt hebt die Tyrannei ihr Haupt aufs Neue, bloß dass sie sich hinter Begriffen wie ›Toleranz‹, ›politische Korrektheit‹ oder ›Einkommensgleichheit‹ versteckt, wofür sich eine große Zentralregierung einsetzen soll. Ich nenne das eine sanfte Gewaltherrschaft, doch einige ihrer Befürworter zeigen sich schon willens, gewaltsam gegen jeden vorzugehen, der nicht ihre Meinung teilt. Erinnert euch nur daran, wie es jenen Bauern mitten im Staat Washington ging: Ihre Ernte wurde zerstört, womit sie auch ihren Lebensunterhalt verloren, weil sie im vergangenen Jahr gegen das Gesetz zur Gleichaufteilung von Ländereien protestiert haben.«

      »Dieser Entwurf war nichts als …«, begann Haley leidlich überzeugend, um die strittige Reglung herabzuwürdigen, die man beinahe als Gesetz festgelegt hatte.

      »Mein liebes Mädchen, da irrst du dich. Dieser Entwurf weist den Weg in die Zukunft unserer Politik. Ich fürchte, wir haben uns vor Jahren der Ketten eines Unterdrückers entledigt, bloß um uns freiwillig an einen schlimmeren zu binden, indem wir uns auf ein Bündnis mit Charles' Radikalen einließen. Ich habe einen Fehler gemacht – ich habe es förmlich vor meinen eigenen Augen gesehen, war aber erschöpft und wollte nur noch, dass alles vorbei ist. Die Katastrophe und der Krieg haben ihre Spuren bei mir, bei uns allen hinterlassen. Unsere Familie hat stark darunter gelitten, weshalb ich einfach dachte … Ich habe mir zugetraut, mit diesen Leuten umgehen zu können, habe mich aber getäuscht, was mich sozusagen mein Leben gekostet hat.«

      »Was ist geschehen?«, fragte Hunter. »Warum musstest du deinen eigenen Tod inszenieren?«

      Gordon trat näher, nahm seine Tasse herunter und legte Hunter eine Hand auf die Schulter. »Mein Junge, du wirst alles erfahren. Bald.«

      »Das versprichst du nicht zum ersten Mal«, murrte Hunter.

      »Hab Geduld«, sagte Haley.

      »Schon gut. Er ist auf Draht und neugierig. Diese Eigenschaften mag ich an ihm. Er liebt sein Land, und er liebt seine Familie; das sind bewundernswerte Züge für einen so jungen Mann.«

      Haley wechselte das Thema: »Darf ich dir was zum Frühstück machen, Dad?«

      »Klar, aber zum Mitnehmen«, bat Gordon.

      Das verwunderte sie. »Gehst du aus dem Haus?«

      »Wir gehen«, antwortete er, bevor er sich wieder Hunter zuwandte. »Du wolltest meinen Vorschlag hören. Er lautet: Wir holen uns unsere Regierung zurück. Ich habe euch aus zwei Gründen zu mir bestellt. Erstens ging es mir natürlich darum, euch wiederzusehen und alles zu erzählen, was ich über unsere Familie weiß, doch darüber hinaus glaube ich, dass erneut ein Van Zandt den Weg weisen wird, wenn Kaskadien seine Gegner in die Schranken gewiesen hat und wieder Ordnung herrscht.«

      »Aber Großvater, ich bin ein Rutledge«, erinnerte Hunter.

      »Mein Junge, der Name Rutledge ist ein guter und angesehener, aber du siehst aus und handelst wie ein Van Zandt, zumal auch mein Blut durch deine Adern fließt.«

      Haley machte ein besorgtes Gesicht. »Dad, was planst du?« Einen kurzen Moment lang fragte sie sich, weshalb ihre Kontakte in Olympia über die Unruhen geschwiegen hatten. Möglicherweise waren sie dazu angehalten worden.

      »Wie gesagt, wir holen uns unsere Regierung zurück«, erwiderte Gordon, wandte sich ab und ging los.

      »Wann erzählst du mir den Rest?«, rief Hunter.

      Gordon blieb stehen und drehte sich wieder um. »Auf dem Weg nach Olympia. Jetzt zieht euch an, und packt eure Taschen; ich möchte in einer Stunde aufbrechen.«

      Damit stieß er Haley vor den Kopf. War das alles von langer Hand geplant gewesen?

      Gordon ging aus der Küche und verschwand in sein Schlafzimmer, wo er die Tür hinter sich schloss.

      Nun erschien auch Sebastian auf der Treppe. »Hab ich da etwas von Aufbrechen gehört?«, fragte er.

      Hunter sprang auf und lief an ihm vorbei nach oben. »Ja, geh packen! Wir fahren nach Olympia.«

      Sebastian kratzte sich am Kopf. »Hä?«

      Sein Bruder stürzte in sein Zimmer und fing an, Sachen in eine Tasche zu werfen.

      Haley schüttelte abermals den Kopf. Sie schenkte Sebastian ein liebliches Lächeln.

      »Mom, was ist los?«

      »Wir fahren nach Olympia, du hast es gehört.«

      »Wer? Wir alle, auch Großvater?«

      »Ja.«

      »Aber ich dachte, er wird für tot gehalten.«

      »Ja, dort glaubt das jeder.«

      »Ich verstehe nicht. Was soll das?« Die Verwirrung stand Sebastian ins Gesicht geschrieben. »Ist es nicht gefährlich für ihn, nach Olympia zurückzukehren? Bringen wir uns dabei vielleicht auch in Gefahr? Wie sollen wir vorgehen?«

      Haley stellte sich vor Sebastian und streichelte zärtlich seine Wange. »Du wolltest wissen, wie es bei uns zuging, während ich aufwuchs, und nun ja – genau so. Willkommen in meiner Kindheit.«

      ***

      Als Gordon auf der Landebahn die Gulfstream 985 mit der texanischen Flagge am Heck sah, bekam er vor Aufregung Herzklopfen.

      Er versetzte John einen leichten Stoß in die Seite. »Scheint neu zu sein«, sagte er.

      »Vom Aussehen her auf jeden Fall«, erwiderte John.

      Als Hunter das Flugzeug bemerkte, war er gespannt darauf, wer drinsaß.

      »Texas hat gut für sich gesorgt«, befand Gordon.

      John stimmte zu. »Oh ja, das kannst du laut sagen.«

      »Es setzt sich für Kultur und solide Werte ein«, fuhr Gordon fort.

      »Identität nicht zu vergessen«, ergänzte John. »Die Menschen dort wissen, wer sie sind und woher sie kommen.«

      »Vorübergehend war das auch hier so, aber diese Tugend ist verloren gegangen.«

      »Bei manchen, aber nicht bei allen. Doch es ist an der Zeit, wieder klar Schiff zu machen. Um ehrlich zu sein, hätte ich dir vor Jahren einen Rüffel dafür erteilt, dass du das hier tust, aber jetzt … Mensch, nach all dem Elend, das du durchgemacht hast, bin ich davon überzeugt, dass du nicht sterben kannst.« John lachte.

      »Und ich für meinen Teil, du Sack, hätte dich angesichts der vielen Leben, die du schon hinter dir hast, glatt für eine Katze gehalten, wenn du nicht auf zwei Beinen laufen und sprechen würdest.«

      Hunter schloss in der Hoffnung,


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