Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg
mit der Vermietung des Hauses beauftragt.«
Bettina wollte da nicht tiefer einsteigen, zum Glück musste sie nicht antworten, sie waren oben angekommen.
Sie eilte Linde voraus, riss eine der Türen auf und rief strahlend: »Tataaaaa.«
Dann gingen sie hinein, und Bettina freute sich über Lindes Begeisterung, die nicht gespielt war.
Es war schön, auch von ihrer allerbesten Freundin zu hören, dass sie die richtige Auswahl getroffen hatte.
*
Bettina saß vor ihrem Schreibtisch und starrte zum Fenster hin, an das der Regen klatschte. Über Nacht hatte das Wetter sich verändert, man konnte angesichts des grauen Himmels überhaupt nicht glauben, dass es nur einen Tag zuvor wunderschön gewesen war, warm, mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein.
Hoffentlich besserte sich das Wetter wieder!, dachte sie beklommen. In jetzt genau noch vier Tagen würde sie heiraten, erst einmal standesamtlich, aber da wollte sie doch auch Sonnenschein haben statt über Regenpfützen zu springen.
Es war schrecklich, zumal niemand diese Schlechtwetterfront vorausgesagt hatte.
Tom machte das nichts aus, der hatte lachend versichert, dass das Wetter ihm vollkommen einerlei sei und er sie auch bei Schneegestöber heiraten würde, schließlich hätten sie die Sonne im Herzen.
Aber Männer sahen das wohl anders. Frauen dachten dabei auch an ihre Frisur, an ihre Schuhe, sie wollten, dass ihr Kleid nicht nass wurde. Schönes Wetter war einfach schöner, da konnte man vor dem Standesamt noch verweilen, sein schönstes Gesicht mit dem schönsten Lächeln für die Fotografen aufsetzen.
Bei Regen konnte man gerade mit aufgespanntem Regenschirm ins Auto springen, sorgsam darauf achtend, dass man sich nicht bespritzte und auf seinem Kleid unschöne Flecken bekam.
Hör auf, Regen, dachte sie beschwörend, doch draußen änderte sich nichts.
Vielleicht hätten sie den Hochzeitstermin vorverlegen sollen? Ihn hatten sie nur gewählt, um die standesamtliche und kirchliche Trauung nicht so weit auseinanderliegen zu haben, und das hatte im Grunde genommen an den Gästen gelegen.
Sie hätten nicht so lange herumfragen und auf jeden Rücksicht nehmen sollen. Es war im Grunde genommen ihre Schuld gewesen, weil sie möglichst alle an ihrem schönsten Tag im Leben dabeihaben wollte.
Linde und Markus hatten da nicht lange gefackelt bei ihren Hochzeiten. Sie hatten gemeinsam mit ihren Partnern, also Martin und Yvonne, die Termine festgelegt und damit basta. Sie hatten es allerdings auch einfacher gehabt, denn die meisten der geladenen Gäste waren Fahrenbacher gewesen.
Nun, jetzt konnte sie deswegen nicht herumjammern, sie musste mit den Gegebenheiten leben und nur darauf hoffen, dass die Sonne scheinen, es zumindest nicht regnen würde, und wenn nicht, dann musste sie daraus das Beste machen. Manche Leute sagten sogar, dass Regen am Hochzeitstag Glück bedeutete. Aber daran wollte Bettina nicht unbedingt glauben.
Sie wandte sich wieder einem Vorgang zu, den sie schon einige Male von links nach quer geschoben hatte, weil sie keine Lust hatte, sich damit zu beschäftigen.
Aber ob sie wollte oder nicht, es musste erledigt werden, und zwar noch heute.
Statt in den Regen zu starren, wäre sie damit längst schon fertig. Es war schließlich nicht die einzige Arbeit, die auf sie wartete. Sie hatte sich geschworen, bis zur Hochzeit alles abzuarbeiten, wenn sie allerdings in diesem Schneckentempo weitermachte, würde sie es niemals schaffen.
Sie hatte gerade angefangen, sich in den Vorgang zu vertiefen, als ihr Telefon klingelte.
Unwillig hob Bettina den Kopf. Sie hatte doch ausdrücklich gesagt, dass sie nicht gestört werden wollte, und normalerweise hielt man sich auch daran.
Sie griff zum Telefon und meldete sich mit barscher Stimme: »Fahrenbach.«
Eine kurze Pause.
Hatte sie den anderen Gesprächsteilnehmer verschreckt?
Das allerdings wäre peinlich, sie wusste schließlich nicht wer der Anrufer war.
Schon wollte sie mit sanfterer Stimme nachlegen, als jemand sagte:
»Sorry, Bettina, ich störe dich hoffentlich nicht?«
Es war Holger, ihr Schwager, der Exmann ihrer Schwester Grit.
»Nein, Holger, natürlich störst du nicht«, sagte sie sofort, und das war die Wahrheit. Sie mochte Holger wirklich sehr gern, daran hatte sich auch durch die Scheidung nichts geändert.
»Wenn du viel zu tun hast, kann ich auch ein andermal anrufen, Bettina«, sagte er.
»Nein, du störst wirklich nicht, Holger. Aber dein Anruf …, du willst doch jetzt hoffentlich nicht sagen, dass ihr nicht zur Hochzeit kommen werdet, oder?«
Er lachte.
»Nein, um Himmels willen, wie kommst du denn darauf? Wir freuen uns, vor allem die Kinder sind außer Rand und Band, und das nicht nur, weil sie Schule schwänzen können, sondern weil sie sich so sehr auf euch, auf das Leben auf dem Hof, die Tiere freuen. Du weißt doch, wie glücklich Niels und Merit immer bei euch sind. In der Hinsicht sind sie echte Fahrenbachs, die Liebe zum Landleben liegt ihnen im Blut.«
»Aber nicht nur das, sie sind in Vancouver auch sehr glücklich, Holger, und das ist ja eine ganz schön große Stadt.«
»Ja, das stimmt.«
»Na ja«, sagte Bettina, »ich bin auf jeden Fall froh, dass du mir jetzt keine Absage unterjubeln wolltest, da wäre ich echt traurig gewesen. Ich freue mich nämlich schon wahnsinnig auf euch.«
»Ich rufe aus einem anderen Grund an. Ich brauche jetzt einfach mal deinen Ratschlag, weil ich ganz schön durch den Wind bin.«
»Ist was mit den Kindern oder mit Irina?«, erkundigte sie sich angstvoll.
»Nein, nein«, beruhigte er sie, »mit denen ist alles bestens, auch mit Irinas Familie … Es geht um meinen Job.«
Bettina schluckte.
Holger war damals, als Grit angefangen hatte zu spinnen und sich diesen jugendlichen Lover genommen hatte, nach Kanada gegangen, um dort für seine Firma zu arbeiten. Und bislang hatte ihm das auch Spaß gemacht.
»Und was ist damit?«, erkundigte sie sich.
»Ach, hier ist alles okay … Ich habe ein Angebot von der Konzernspitze aus Deutschland bekommen. Man hat mir einen Vorstandsposten angeboten.«
»Aber das ist doch fantastisch, Holger«, rief Bettina begeistert.
»Ja, natürlich, aber es gibt einen Haken bei der Sache …, ich müsste dafür wieder nach Deutschland zurück.«
»Und das willst du nicht?«
Zwischen ihm und Grit war alles klar, Holger war neu verheiratet, und dieser Job in Vancouver war eigentlich nur für eine Übergangszeit gedacht gewesen.
»Ich schon, schließlich bin ich Deutscher, auch wenn es hier wunderschön ist. Die Kinder mosern herum, die würden lieber hierbleiben, denn sie haben jetzt ihre Freunde hier. Gut, sie werden auch wieder welche in Deutschland finden. Nein, ich denke da an Irina.«
»Die will nicht mit nach Deutschland«, bemerkte Bettina, die das sogar verstehen konnte. Irina war Kanadierin russischer Abstammung, ihre ganze Familie lebte in Vancouver, und die lebten nicht neben-, sondern miteinander, im wahrsten Sinne des Wortes waren sie einander herzlich verbunden.
Für Irina würde es wohl schwer werden in ein anderes Land, dessen Sprache sie nicht kannte und in dem die Menschen eine ganz andere Mentalität hatten.
»Nein, so ist es nicht«, widersprach er. »Irina macht da keine Probleme, sie würde mitkommen. Aber ich frage mich, ob ich sie aus ihrem Lebenskreis reißen soll. Ich fühle mich in Kanada wohl, und die Kinder sind glücklich in Irinas Familie. Soll ich für die Karriere, für einen Sprung nach oben,