Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman - Michaela Dornberg


Скачать книгу
getan hatte, weil ihm der Vater als zu übermächtig erschienen war.

      Heute nun sollte Doris mit Sack und Pack auf den Hof kommen, und Bettina war wirklich gespannt darauf zu sehen, was sie in ihr neues Leben mitnehmen würde. Sie konnte es ohnehin nicht fassen, in welch kurzer Zeit Doris mit ihrem bisherigen Leben abgeschlossen hatte. Dabei war sie bestens gelaunt gewesen. Auch etwas, was Bettina nicht begreifen konnte, denn sie hatte doch dem armen Hubert Brodersen das »Aus« verkündet.

      Aber Doris war halt ein anderer Mensch, was sie nicht weniger liebenswert machte.

      Als Bettina in die Bibliothek kam, fand sie Jörg vor, der die Zeitung las. Das war etwas, was er ganz besonders genoss, manchmal hatte Bettina schon fast den Eindruck, dass er die weißen, unbedruckten Stellen versuchte mitzulesen, so lange hielt er sich an den einzelnen Artikeln fest.

      »Nun, Bruderherz, schon alles verschlungen?«, erkundigte Bettina sich.

      Er ließ die Zeitung fallen.

      »Genossen«, entgegnete er. »Jede Zeile, wenn meine quirlige Doris erst einmal hier sein wird, ist es damit ohnehin vorbei.«

      »Du freust dich auf sie, stimmt es?«

      Er nickte.

      »Ja, ich freue mich sehr. Sie hat zwar einige Macken, doch wer hat die nicht, aber ich weiß ganz genau, dass sie die Richtige für mich ist. Grundsätzlich stimmen wir sehr überein und wissen, was wir aneinander haben … Ich finde es übrigens erstaunlich, in welcher Windeseile sie ihr Leben bei und mit Brodersen hinter sich gelassen hat. Aber konsequent war sie schon immer und auch für jede Über­raschung gut. Apropos Überraschung, sie hat sich was überlegt, was sie uns heute noch verkünden will. Ihrer Stimme nach zu urteilen muss es was Ernstes sein.«

      »Na, hoffentlich hat sie sich das mit euch nicht überlegt und will jetzt was ganz anderes«, wandte Bettina ein.

      Das brachte Jörg zum Lachen.

      »Nicht im Leben. Wenn ich eines ganz sicher weiß, dann, dass das mit uns jetzt für immer ist. Wir haben endlich begriffen, was wir aneinander haben.«

      »Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Bettina, »und wenn ich mir so recht überlege …«

      Sie musste es nicht mehr aussprechen, denn in diesem Moment kam Doris in die Bibliothek gepoltert.

      »Hier seid ihr«, sagte sie, »sitzt einfach ganz gemütlich herum. Ich hatte eigentlich einen großen Bahnhof erwartet, so mit Fahnen, Transparenten …«

      »Und bestimmt auch einer Blaskapelle«, wandte Bettina ein.

      So typisch Doris, kaum war sie da, da kam Leben in die Bude.

      »Mindestens«, antwortete Doris und begrüßte Bettina. »Da bin ich, bereit für mein neues Leben.«

      »Und ich?«, beschwerte Jörg sich. »Hast du mich übersehen? Werde ich nicht begrüßt?«

      »Doch, mein Liebster«, lachte Doris, »doch dafür brauche ich mehr Zeit, und ich hoffe, dass unsere liebe Bettina sich jetzt diskret zurückzieht, damit wir uns leidenschaftlich in die Arme fallen können.«

      »Hätte ich auch ohne deine Bemerkung getan«, fiel Bettina in das Lachen ein, »ich weiß schließlich, was sich gehört. Wir sehen uns später …«

      Sie winkte ihnen zu und sah, wie Doris in Jörgs Arme flog.

      »Ach, mein Liebster«, flüsterte sie, »ich habe dich ja so sehr vermisst.«

      Jörgs Antwort bekam Bettina nicht mehr mit, denn sie hatte diskret die Tür hinter sich geschlossen.

      *

      Den ganzen Tag über hatte Doris sehr geheimnisvoll getan und darauf bestanden, mit Jörg, Bettina und Thomas essen zu gehen, nicht etwa zu Linde in den Gasthof oder in ein x-beliebiges Restaurant, nein, sie hatte sich für ein teures, chices Restaurant in Bad Helmbach entschieden.

      Sie hatte die meisten ihrer Sachen zu einem guten Preis verkauft, einem Spediteur einige Kartons als Beipack mitgegeben, die irgendwann einmal in Frankreich ankommen würden.

      Und da saßen sie nun inmitten all der Reichen und Schönen, die Doris doch sonst im Allgemeinen verabscheute. Doch heute schien es ihr nichts auszumachen. Sie fielen ja auch nicht unangenehm auf, weil sie sich selbst schick gemacht hatten. Der einzige Unterschied lag wohl darin, dass sie vor lauter Schmuck, der an ihnen hing, nicht wie die Christbäume glitzerten und dass ihre Gesichter in ihrer natürlichen Pracht schön waren und kein Schönheitschirurg da mehr oder weniger nachgeholfen hatte.

      Bettina wusste wirklich nicht, warum sie ausgerechnet hierher hatten kommen müssen. Und als Doris schließlich als erstes Champagner bestellte, dachte Bettina, dass sie vermutlich alles Geld, das sie für den Verkauf ihrer Sachen erzielt hatte, an einem einzigen Abend, nämlich diesem, auf den Kopf hauen würde.

      Das war Doris offensichtlich bewusst, und es schien ihr nichts auszumachen.

      Als der Champagner in ihren Gläsern perlte, sagte sie gut gelaunt: »Ich möchte mit euch auf ein wundervolles neues Leben trinken, und es soll auch mein Abschiedsessen sein, weil ich mit meinem Jörg am liebsten schon morgen nach Frankreich aufbrechen will.«

      Bettina hätte sich fast an ihrem Champagner verschluckt, und auch Jörg und Thomas blickten etwas irritiert drein.

      »Ja, aber … die Hochzeit … Ich meine, ihr wolltet doch vorher heiraten … Das … das … geht doch nicht so schnell.«

      Doris nippte an ihrem Champagner, stellte ihr Glas ab.

      »Es wird keine Hochzeit geben, wenigstens vorerst nicht«, sagte sie, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt.

      »Liebes …« Jörg versuchte etwas zu sagen, brach seinen begonnen Satz irritiert ab.

      »Aber … das ist doch das, was du unbedingt wolltest«, ächzte Bettina.

      »Eben, meine Liebe, was ich unbedingt wollte … Ich habe meine Meinung geändert.«

      »Ich glaube, Doris, du solltest jetzt aufhören in Rätseln zu sprechen und uns eine Erklärung abgeben«, Thomas war der Vernünftigs­te unter ihnen, »im Augenblick ist alles nämlich ein wenig verwirrend.«

      »Du hast recht, Thomas, also, es ist Folgendes«, sie warf Jörg einen liebevollen Blick zu, ehe sie zu sprechen begann, »Jörg wollte zuerst mit mir einfach nur so auf’s Chateau zurück, aber ich hatte meine Bedenken, ich habe ihn bekniet, mich vorher zu heiraten, weil ich glaubte, mich dann besser zu fühlen, Sicherheit zu haben …, und da Jörg ein Schatz ist, ein wunderbarer Mann, hat er zugestimmt. Nachdem ich Hubert den Laufpass gegeben hatte, meine Sachen verkauft, verschenkt oder verpackt waren, wurde mir so deutlich klar, dass es keine Sicherheit gibt, für nichts im Leben, dass ich meinen Wunsch auf einmal als lächerlich empfand. Ich möchte mit Jörg verheiratet sein, nichts lieber als das. Aber ich möchte es nicht unter Druck tun, nur damit von mir eine Erwartungshaltung erfüllt wird. Hubert war sich sicher, dass ich ihn heiraten würde, Jan hat auch nicht damit gerechnet, dass er verlassen werden würde …«

      Sie trank noch etwas von ihrem Champagner, stellte das Glas ab, um fortzufahren: »Ich möchte mit Jörg nach Frankreich gehen, weil ich ihn liebe, weil ich ihn immer lieben werde. Und das muss reichen, ich brauche kein Netz und keinen doppelten Boden. Sicherheit gibt mir seine Liebe, das kann kein Ring am Finger und auch kein Dokument bewirken … Irgendwann einmal wird der Augenblick kommen, dass wir unsere Verbindung legalisieren, vielleicht kommt er auch nicht. Es ist nicht mehr wichtig für mich. Für mich zählt nur, mit dem Mann, den ich liebe, mein Leben zu teilen, mit ihm schlafen zu gehen und mit ihm aufzuwachen, gemeinsam mit ihm auf die Reise zu gehen. Dazu brauche ich nicht viel Gepäck und auch kein Geld, deswegen will ich es mit euch heute und hier verjubeln.«

      Es dauerte eine Weile, bis jemand in der Lage war, etwas zu Doris’ Eröffnung zu sagen. Und es war Bettina, die das Wort ergriff: »Doris, es ist beeindruckend, was du da gesagt hast, man kann dir zu deiner Kraft und deinem Mut nur gratulieren. Aber jetzt mal ganz ehrlich …, wenn du dein Geld unbedingt


Скачать книгу