Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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Veronika von ihrem Vorhaben abbringen würde. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, auf sie einzureden und zu versuchen, sie davon zu überzeugen, das Kind zu behalten.

      Und das Jugendamt einzuschalten, das die Kleine zu völlig fremden Menschen geben würde, das ging auch nicht.

      Sie schaute Veronika eine Weile an, sah die wilde Entschlossenheit.

      »Veronika, dreh jetzt nicht gleich durch, aber ich möchte dir die Frage noch einmal stellen. Ich verspreche dir, es zum letzten Mal zu tun. Willst du die kleine Bettina wirklich zur Adoption freigeben?«

      Ohne zu zögern antwortete Veronika laut und deutlich mit einem klaren »Ja, das will ich, und ich bin mir auch über alle Konsequenzen im Klaren, denn ich habe mich wirklich damit auseinandergesetzt. Es ist keine unüberlegte Entscheidung.«

      Was sollte sie da jetzt noch machen?

      Sie konnte in das junge Mädchen weder Liebe für die Kleine hineintrichtern, noch sie zwingen, das Mädchen zu behalten.

      »Also gut«, sagte Bettina, stand auf, holte ihr Telefon, drückte auf eine der eingespeicherten Nummern.

      Yvonne meldete sich.

      »Hallo, Yvonne, hast du Zeit, in einer äußerst wichtigen Angelegenheit auf den Hof zu kommen, und wenn möglich, dann bringe Markus sofort mit.«

      Bettinas Stimme hatte wohl so eindringlich geklungen, dass Yvonne keine Fragen stellte, sondern sagte: »Wir kommen, Markus sitzt mir gerade gegenüber, wir kommen sofort.«

      Als das Gespräch beendet war, tobten in Bettina die widerstreitendsten Gefühle.

      Veronika hatte ihr das Baby damals klammheimlich vor die Tür gelegt, und sie war nur zufällig dahintergekommen, dass nur Veronika die Mutter sein konnte. Die Kleine hatte die ersten Monate ihres Lebens auf dem Hof verbracht. Für Jan wäre es unmöglich gewesen, mit einer Frau auch gleichzeitig ein adoptiertes Kind zu bekommen. Aber wie sah Thomas so etwas? Sie hatten sich darüber nicht unterhalten. Aber sie würden heiraten, und somit war kein Grund mehr vorhanden, ihr die Adoption zu verweigern. Als Ledige wäre es nicht möglich gewesen, doch als Ehepaar?

      War es zu voreilig gewesen, Yvonne anzurufen und sie und Markus herzubitten? Hätte sie nicht vorher mit Thomas sprechen sollen?

      »Sind das die Leute mit dem Sägewerk? Und die Frau …, sie ist doch Kinderärztin, oder?«, drang Veronikas Stimme in ihre sich überschlagenden Gedanken.

      »Ja, das sind sie«, bestätigte sie.

      Veronika nickte zufrieden.

      »Und es sind ja auch Freunde von Ihnen, die können nicht schlecht sein, ich bin überzeugt davon, dass die Kleine es bei diesen Leuten gut haben wird.«

      Bettina war nicht in der Lage zu antworten.

      Sie war zu spontan gewesen, machte sie sich Vorwürfe, hatte zu schnell zum Telefonhörer gegriffen. Aber Veronika hatte sie auch so überrumpelt, und der Satz, sie würde zum Jugendamt gehen, hatte Bettina schließlich panisch werden lassen.

      Yvonne und Markus hatten geflogen sein müssen, denn normalerweise hätten sie nicht so schnell da sein können. Fahrenbach war zwar ein Dorf, aber so klein war es auch nicht.

      Wie auch immer, sie waren da und standen plötzlich in der Küche.

      »Bettina, was ist passiert?«, erkundigte Yvonne sich besorgt. »Du warst so komisch am Telefon.«

      Erst jetzt bemerkten sie Veronika, und an dem Kinderwagen waren sie wohl auch vorbeigestürmt, ohne ihn bewusst wahrzunehmen.

      Sie waren ohne zu zögern gekommen, das war wohl ein Zeichen, dachte Bettina. Laut sagte sie: »Setzt euch erst mal … Möchtet ihr was trinken?«

      Beide winkten ab, starrten von Bettina auf Veronika, ahnten, dass etwas Ungewöhnliches im Raum lag ohne auch nur die leiseste Idee davon zu haben, was es sein könnte.

      Als die Stille zwischen ihnen unangenehm zu werden begann, räusperte Bettina sich.

      »Danke, dass Ihr so schnell gekommen seid«, begann sie mit vor Erregung heiserer Stimme zu sprechen. »Es ist …, nun, es ist …« Verflixt, warum fiel es ihr so schwer zu sprechen? Warum brachte sie keinen vernünftigen Satz zustande? Der Stein war, von ihr angestoßen, ins Rollen geraten, nun konnte und durfte sie ihn auch nicht mehr aufhalten.

      Sie holte tief Luft.

      »Also, die Sache ist …« Noch ein tiefes Durchatmen, dann brachte sie es endlich heraus. »Veronika ist hier, weil sie die kleine Bettina zur Adoption freigeben will. Das ist ihr fester, unumstößlicher Entschluss.«

      Man hätte eine Stecknadel fallen hören, so still war es nach diesen folgenschweren Worten im Raum.

      Markus, sonst gegen Adoption, hätte damals, als davon noch überhaupt nicht die Rede sein konnte, die kleine Bettina sofort genommen. Bei ihr hätte er eine Ausnahme gemacht.

      Yvonne hätte jedes Kind adoptiert, egal ob weiß, schwarz, gelb oder sonst was, die Hauptsache ein Kind. Aber damit war sie bei Markus auf taube Ohren gestoßen. Wenn Adoption, dann das Kind von Veronika, weil man da wenigs­tens die Mutter kannte.

      Und nun saßen sie hier am Tisch, erschlagen von Bettinas Worten.

      Markus, der coole, erfolgreiche Geschäftsmann, saß da mit hochrotem Kopf, ihm war anzusehen, wie es in ihm arbeitete.

      Und Yvonne?

      Die wirkte wie weggetreten, nur die Tränen, die in ihren Augen schwammen, erinnerten daran, dass sie noch im Hier und Jetzt war.

      Veronika sah sich Markus an, Yvonne, blickte zu Bettina hinüber. Sie griff nach ihrem Glas, trank, diesmal wohl nicht, weil sie Durst hatte, sondern aus Nervosität und auch ein Stück Verlegenheit.

      Bettina konnte verstehen, dass diese Eröffnung ihnen erst mal den Boden unter den Füßen weggezogen hatte, aber dann dauerte ihr das Schweigen der beiden doch zu lange.

      »Veronika ist, wie gesagt, fest entschlossen, die Kleine wegzugeben, und ehe sie zum Jugendamt geht und dort …«

      Jetzt kam Leben in Yvonne.

      »Um Himmels willen«, schrie sie beinahe, »doch kein Jugendamt, das geht nicht … Wir würden die Kleine gern nehmen, das wollten wir doch schon immer, stimmt’s, Schatz?«

      Markus war noch immer durch den Wind. Er konnte es nicht glauben, dass ihnen jetzt, praktisch auf dem Präsentierteller serviert, ein Kind auf den Weg kommen sollte, das Kind, mit dem er sich schon angefreundet hatte.

      Er räusperte sich.

      »Wenn es geht …, ja, Yvonne hat recht, wir würden die Kleine gern nehmen, von Herzen gern«, fügte er nachdrücklich hinzu.

      Wieder schaute Veronika von einem zum anderen.

      »Sie scheinen nett zu sein«, sagte sie, »und Sie sind Freunde von Frau Fahrenbach, der vertraue ich. Sie würde mir niemanden für die Kleine empfehlen, der nicht gut zu ihr sein wird … Aber ich möchte gern sehen, wo sie wohnen wird, und dann möchte ich, dass Sie mir noch mehr über sich erzählen.«

      »Was immer Sie wollen«, sagte Markus sofort, »ich kann Ihnen auch unsere Vermögensverhältnisse darlegen, wir können der kleinen Bettina ein wunderbares, ein sorgenfreies Leben bieten.«

      Veronika überlegte einen Augenblick.

      »Auch Liebe?«, wollte sie schließlich wissen. »Mir kommt es darauf an, dass sie Liebe bekommt, die kann ich ihr nämlich nicht geben.«

      »Alle Liebe der Welt«, schluchzte Yvonne, vollkommen überwältigt von dem Gedanken, Mutter werden zu dürfen, wenn schon nicht eines eigenen Kindes, dann doch eines, das sie kannte und das sie bereits liebte.

      Veronika nickte.

      »Das ist gut.«

      Sie schaute Markus und Yvonne an.

      »Dann würde ich jetzt gern Ihr Haus sehen«, sagte


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