Griechische Mythologie. Ludwig Preller
ἀνδροκτόνοι. 298 ὑπ' Αἴτνῃ τῇ πυριστάκτῳ πέτρᾳ. 599 Ἥφαιστ' ἄναξ Αἰτναῖε.
367 Macrob. S. 5, 19, 18, Steph. B. Παλική, Röm. Myth. 523.
368 Das Feuer des Hephaestos im Kampf mit den Fluthen des Xanthos Il. 21, 330 ff. Als Künstler heißt Hephaestos sonst auch πολύμητις, πολύφρων, περίκλυτος, χαλκεύς u. s. w.
369 Auch sind die Wörter δαιδάλλω δαίδαλον δαιδαλέος von sehr allgemeiner Bedeutung, Il. 14, 179 τίϑει δ' ἐνὶ δαίδαλα πολλά, Pind. P. 5, 36 τεκτόνων δαίδαλα, N. 4, 59 τᾷ δαιδάλῳ μαχαίρᾳ, Aesch. Eum. 635 δαιδάλῳ πέπλῳ, Lucr. 1, 228 daedala tellus, 5, 234 natura daedala rerum, Virg. A. 7, 282 daedala Circe, Enn. ap. Fest. Minerva daedala. Παλαμάων ist eigentlich der geschickte Handarbeiter.
370 Ἡφαίστειος δεσμός sprichwörtlich ἐπὶ τῶν αφύκτων, Suid. s. v. Paroem. gr. 1 p. 418.
371 In quo stante in utroque vestigio atque vestito leviter apparet claudicatio non deformis, Cic. N. D. 1, 30, 83, Val. Max. 8, 11 ext. 3. Gewöhnlich führt er den Hammer und die Zange. Thonbilder für den Heerd werden erwähnt b. Schol. Arist. Av. 436. Mehr b. Müller Handb. § 366. 367, D. A. K. 2, t. 18, Braun K. M. t. 98–100.
372 So auf dem Kasten des Kypselos, Paus. 5, 19, 2.
4. Athena.
Sie ist wieder ganz eine Gottheit des Himmels und zwar in merkwürdiger Weite und Tiefe der Anschauung, so daß sie gewissermaßen die Einheit von Zeus und Hera darstellt, nur daß als tieferer Grund des Bildes immer die Anbetung des reinen klaren Himmels, des Aethers als der höchsten Naturmacht durchblickt, wie sich dieses so schön in dem Character der Jungfräulichkeit ausdrückt. Ueberall ist der Himmel in Griechenland von bewunderungswürdiger Schönheit und Klarheit, nirgends in solchem Grade als in Attika; daher Athena in diesem Lande am meisten verehrt wurde und mit allen Segnungen und Erinnerungen der Stadt, der Landschaft, des Staates so verwachsen ist, daß die Göttin Athena nicht ohne ihre Lieblingsstadt gedacht werden kann und diese nicht ohne jene. Aber auch sonst in Griechenland finden wir diesen Glauben in vielen eigenthümlichen Formen verbreitet und überall mit den ältesten Erinnerungen, besonders der Heldensage verschmolzen. So waren auch Argos und Korinth zwei alte Mittelpunkte dieser Religion und durch die eigenthümlichen Symbole und Mythen, die sich in diesem Kreise gebildet, in Argos die von Perseus und Diomedes, in Korinth die von Bellerophon, höchst bedeutsam. Desgleichen gehörte in Arkadien der Cult der Athena Alea zu den ältesten und heiligsten der ganzen Halbinsel, während sich in Elis Achaja und Lakonien viele andere alte und eigenthümliche Dienste dieser Göttin fanden, in denen je nach der besonderen Natur des Landes und dem Character seiner Bewohner bald die natürlichen bald die ethischen Eigenschaften der Göttin mehr hervorgehoben wurden. Wieder einer anderen Gruppe alter Athenaculte begegnen wir im nördlichen Griechenland von Thessalien bis Boeotien, in welchem letzteren schon das kadmeische Theben dieser Gottheit huldigte und Alalkomenae am kopaischen See sich einer der ältesten Sitze derselben Religion zu sein rühmte, während der aeolische Stamm der Boeoten, von Thessalien in diese Gegenden eingewandert, sowohl in seinen älteren als in diesen späteren Wohnungen sich zur Itonischen Pallas als zu seiner Stammesgottheit bekannte. Ferner zeigen Kreta und Rhodos, auf dem kleinasiatischen Festlande die Gegend von Troja und Lydien eigenthümliche Formen des Athenadienstes, von denen sich der lydische in wesentlichen Zügen von dem griechischen unterschieden zu haben scheint, obwohl die troische Pallas, die burghütende Göttin mit ihrem alten Cultusbilde, dem berühmten Palladion, in der griechischen Sage wenigstens ganz der hellenischen entspricht. Endlich hatte die große Auswanderung der aeolischen dorischen achaeischen, besonders der attisch-ionischen Colonieen denselben Cult der jungfräulichen Göttin über alle Küsten von Asien Libyen Italien und Sicilien getragen, so daß wir Pallas Athena und ihre alten Bilder, ihre Helden, ihre Stiftungen, ihre Kunstübungen auch in Ionien, in Libyen, auf Sicilien und in Großgriechenland bis nach Massilien wiederfinden, mit einer überschwenglichen Fülle von bildlichen Gebräuchen und Ueberlieferungen, überall als die gleich ernste und kriegerische, gleich reine und sinnige, gleich muthige und wohlthätige Göttin.
Ihre Namen geben leider keinen sicheren Aufschluß. Zu unterscheiden ist Ἀϑήνη, welcher Name schon allein die Göttin bezeichnet, und Παλλὰς Ἀϑήνη, welche bei Homer und Hesiod nur verbunden vorkommen. Pallas muß also ursprünglich eine prädicative Bedeutung gehabt haben, am ersten dieselbe welche bei dem Namen des Titanen Pallas zu Grunde liegt, in dem Sinne einer schwingenden Kraft, wie sich dieses bei den Palladien durch das alte Symbol der geschwungenen Lanze von selbst näher bestimmt373. Bei dem Namen Ἀϑήνη liegt eine Wurzel zu Grunde, deren Bedeutung noch nicht klar ist374. Von ihm ist der Städtename Ἀϑῆναι gebildet, deren es mehrere gab, vor allen anderen berühmt das attische. Aus dem Namen dieser Stadt ist dann wieder Ἀϑηναία und daraus Ἀϑηνᾶ entstanden375, wodurch also eigentlich die Göttin von Athen bezeichnet wird.
Die auf den Ursprung der Athena bezüglichen Mythen und überhaupt die ältesten Bilder und Symbole ihres Dienstes sind reich an eigenthümlichen kosmogonischen Ideen, welche ein hohes Alterthum verrathen und sich am nächsten an die Vorstellungen anschließen, welche die Welt aus dem Okeanos und aus Nacht und Dunkel entspringen lassen (S. 31). Athena selbst erscheint in ihnen deutlich als eine starke Macht des Himmels, welche sowohl über Blitz und Wolken als über Sonne und Mond gebietet und in schrecklicher Majestät einherfährt, aber auch wieder lieblich und milde glänzt und segnet, Aecker befruchtend, menschliche Geschlechter erzeugend und erziehend, Alles ohne ihre ätherische Reinheit und Klarheit aufzugeben, durch welche sie zugleich zur Göttin aller geistigen Thätigkeit d. h. alles besonnenen Nachdenkens und alles künstlerischen Erfindens geworden ist.
So deutet zunächst das alte Epithet Τριτογένεια (Il. 4, 515; 8, 39; 22, 183) ohne Zweifel auf einen Ursprung aus dem Wasser d. h. aus dem Okeanos, aus welchem ja nach Homer alle Dinge und alle Götter entsprungen sind. Auch die Griechen haben bei dem Worte Τρίτων immer an Wasser gedacht, nur daß sie nach ihrer Weise nicht die früher vorhandene mythische Vorstellung, sondern immer bestimmte Oertlichkeiten, Flüsse oder Seen im Sinne gehabt haben, bald in Boeotien bald in Thessalien bald in Libyen, für welches sich zuletzt die meisten Stimmen entschieden376. Die wahre Bedeutung des Wortes aber ist die der rauschenden Fluth, wie in den beiden Namen Ἀμφιτρίτη und Τρίτων, im theogonischen Sinne der aufrauschenden Urfluth, aus welcher Geist und Luft und der Himmel mit allen seinen leuchtenden Erscheinungen hervorgegangen ist. Eine Folge davon war für den Gottesdienst der Athena daß diese oft an Seen und Flüssen verehrt wurde, besonders in Boeotien, wo der alte Cultusort Alalkomenae, der sich auch der Geburt der Göttin sowie eines Tritonflusses und eines ersten aus dem kopaischen See geborenen Menschen rühmte, dicht über diesem See an einem quellenreichen Abhange des Gebirges lag377, und der Koralios d. i. der Bach der Jungfrau wesentlich zur Itonischen