Griechische Mythologie. Ludwig Preller
dem goldenen Sessel der Hera370. Ja die Sage scheint mit ihren Erzählungen von solcher dämonischen Metallurgie auch den Gedanken verbunden zu haben, der von selbst an gewisse nordische Sagen erinnert, daß ihre Schätze und Geschenke böse Verhängnisse unter die Menschen bringen. So sind namentlich alle Berg- und Schmiedegeister, die idaeischen Daktylen und die rhodischen Telchinen, auf die wir zurückkommen werden, zugleich große Künstler und arge Kobolde, und daß auch die Kunst des Hephaestos von diesem Nebengedanken nicht frei war beweist die Geschichte des Halsbandes der Harmonia, wenigstens nach der späteren Sage.
In der bildenden Kunst ist die gewöhnliche Vorstellung des Hephaestos die eines kräftigen und werkthätigen Schmiedes, der durch sein Costüm und Schmiedegeräth als solcher bezeichnet wird. Die Lahmheit wurde früher derber, später zarter angedeutet; besonders gerühmt wird in dieser Hinsicht ein Bild des attischen Künstlers Alkamenes371. Unter den Vasengemälden zeigen ihn außer den schon erwähnten, wo Dionysos ihn auf den Olymp zurückführt, besonders die Vorstellungen von der Geburt der Athena, auf denen Hephaestos dem Zeus gewöhnlich mit seinem Beile das Haupt spaltet, ferner solche wo er die Athena verfolgt, endlich die von der Geburt des Erichthonios. Auch seine Schmiede wurde oft dargestellt, besonders wie er mit den Waffen des Achill beschäftigt ist oder dieselben an die Thetis ablieferte372, auf anderen Bildwerken sein Fall vom Himmel oder wie er den Prometheus anschmiedet oder noch andere mythologische Acte.
Fußnote
347 Der Name wahrscheinlich ἀπὸ τοῦ ἧφϑαι, Schol. Od. 8, 297, Cornut. 19, vgl. λύχνων ἁφαί, δᾴδων ἁφαί und Kuhn Z. f. vgl. Spr. 5, 214.
348 Auch der nordische Völundur und der deutsche Wieland sind lahm und vom indischen Feuergotte Agni heißt es im Rig-Veda: aegre prehenderis, suboles quasi serpentum. Vgl. Serv. V. A. 8, 414 claudus dicitur, quia per naturam nunquam rectus est ignis. Lucr. 2, 188 sursus enim versus gignuntur et augmina sumunt (flammae).
349 Il. 18, 411 χωλεύων, ὑπὸ δὲ κνῆμαι ῥώοντο ἀραιαί. Od. 8, 311 ἠπεδανός, 329 βραδύς, Nikand. Ther. 458 χαλαίπους. Sein Bruder Ares war um so rüstiger auf den Beinen, ἀρτίπος und ὠκύς.
350 Welcker Aesch. Tril. 316.
351 Schol. Theokr. 7, 149. Stesichoros dagegen dichtete von großer Freundschaft der beiden und wie Hephaestos dem Dionysos auf Naxos für seine Gastfreundschaft das Kleinod eines goldenen Bechers geschenkt habe, das später an die Thetis und durch diese an Achill gekommen sei, Schol. Il. 23, 92.
352 Sappho fr. 66 ὁ δ' Ἄρευς φαῖσί κεν Ἄφαιστον ἄγην βίᾳ, vgl. Liban. b. Westerm. Mythogr. 372, 30 und das Vasenbild El. céramogr. 1, 36. Alkaeos, der die γονὰς Ἡφαίστου durch ein eignes Gedicht verherrlicht hatte, fr. 11 ὥστε ϑέων μηδέν' Ὀλυμπίων λῦσαι ἄτερ ϝέϑεν. Von Pindar und Epicharm s. Suid. Phot. Ἥρας δεσμοί, über den Hephaestos oder die Komasten des letzteren Müller Dor. 2, 354, Welcker kl. Schr. 1, 292.
353 Paus. 1, 20, 2; 3, 7, 3; 18, 9.
354 EI. céramogr. 1, 41–49, vgl. Mon. d. Inst. V. t. 35 und O. Jahn Ann. d. Inst. 23, 283, Einl. in die Vasenk. 154.
355 Apollon. 3, 41 ἀλλ' ὁ μὲν εἰς χαλκεῶνα καὶ ἄκμονας ἦρι βεβήκει.
356 Buttmann im Mus. d. A. W. 1, 295–312, Welcker Tril. 7. 160 ff. Lemnos führte wegen seiner vulkanischen Natur oder als alter Mittelpunkt der Metallurgie den Namen Αἰϑάλη Αἰϑάλεια, wie die Insel Elba an der etruskischen Küste, vgl. Röm. Myth. 526, Schol. Ap. Rh. 1, 608 und Λήμνιος ἄκμων von der Schmiede des Hephaestos Nonn. D. 28, 6.
357 Von καίω ἔκηα und δαλός. Auf Naxos hauste er nach Eust. Il. p. 987, 7, auf Lemnos nach der Orionssage von Chios. Ueber das Satyrspiel Kedalion von Sophokles s. Nauck fr. trag. p. 160.
358 S. den Anhang.
359 Attius Philoct. b. Ribbeck trag. lat. p. 173 sqq. Auch Sophokles in seinem Philoktet gedenkt wiederholt des lemnischen Feuers vs. 800. 986 ὦ Λημνία χϑὼν καὶ τὸ παγκρατὲς σέλας Ἡφαιστότευκτον. Vgl. Antimachos u. Eratosthenes b. Schol. Nik. Ther. 472.
360 Philostr. Her. p. 740. Die alte Schuld ist der lemnische Männermord, welcher nach Phot. v. Κάβειροι auch die Kabiren von Lemnos verscheuchte.
361 Hermann Gottesd. Alterth. § 56, 32. 33. Einige nennen dieses Fest Ἀϑήναια, auch begann an demselben Tage die Arbeit am Peplos der Panathenaeen. Auch die attische Phyle Hephaestias und die Demen der Hephaestiaden und der Aethaliden beweisen das Alterthum und die weite Verbreitung des attischen Hephaestosdienstes, der mit dem der Athena immer Hand in Hand ging, Plat. Krit. 109 C Ἥφαιστος δὲ κοινὴν καὶ Ἀϑηνᾶ φύσιν ἔχοντες – μίαν ἄμφω λῆξιν τήνδε τὴν χώραν εἰλήχατον.
362 Istros b. Harpokr. v. λαμπάς, vgl. Hermann a. a. O. § 56, 29–31, Schoemann Gr. Alterth. 2, 485. Der Hom. H. 20 spricht ganz die Stimmung dieser Feierlichkeit aus.
363 Polemon b. Harpokr. l. c. τρεῖς ἄγουσιν Ἀϑηναῖοι ἑορτὰς λαμπάδας, Παναϑηναίοις καὶ Ἡφαιστείοις καὶ Προμηϑείοις. Die Hephaesteen erwähnt Andokides Myster. 132, vgl. Herod. 8, 98 κατάπερ Ἕλλησι ἡ λαμπαδηφορίη, τὴν τῷ Ἡφαίστῳ ἐπιτελέουσι, oben S. 78, [Anmerkung 159] und Krause Gymnastik 1, 370. Bildliche Darstellungen des Spiels auf panathenaeischen Preisvasen.
364 Strabo 6, 275, vgl. Kallim. in Dian. 46 ff., Apollon. 4, 761, Virg. A. 8, 416 ff., Iuvenal 1, 8; 13, 45. Daher Λιπαραῖος Ἥφαιστος Theokr. 2, 133. Bei Pozzuoli die ἀγορὰ Ἡφαίστου Str. 5, 246.