Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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hat die Hände im Schoß zusammengelegt. »Wie gut alle zu mir sind«, haucht sie ergriffen. Noch kann sie es nicht fassen, daß Milchen alle Ersparnisse geopfert hat, nur um ihr die Untersuchung und, wenn es nötig wird, einen Aufenthalt in der Klinik des bekannten Professors Bergmann zu ermöglichen.

      Maritta wirft ihr schnell einen Seitenblick zu, dann blickt sie wieder auf die Fahrbahn.

      »Zu dir kann man nicht anders denn gut sein«, bemerkt sie, und dabei hält sie Ausschau nach etwas, was sie nicht entdecken kann.

      Als sie den Ort passieren, steht wie aus dem Erdboden gewachsen Professor Keller vor ihnen.

      Maritta bringt den Wagen zum Stehen und streckt ihm die Hand hin.

      »Wiedersehen, Professor«, lacht sie, und ihre Zähne blitzen dabei. »Hoffentlich sind Sie besserer Laune, wenn wir wieder zurück sind.«

      »Das dürfte nur an Ihnen liegen«, sagt er, dabei preßt er Marittas Hand.

      Er wartet keine Antwort ab, sondern wendet sich Stefanie zu.

      »Meine guten Wünsche begleiten Sie, Stefanie«, sagt er mit viel Wärme und Herzlichkeit. »Kommen Sie mit guten Nachrichten zurück.«

      Maritta legt den ersten Gang ein. Der Motor brummt auf.

      »Springen Sie zur Seite«, ruft sie dem verblüfft dreinschauenden Professor zu, »sonst nehme ich Sie als Glücksfigur auf dem Kühler mit nach München.«

      Eine aufwirbelnde Staubwolke hinter sich lassend, in der der Professor verschwindet, braust sie davon.

      »Hexe«, murmelt er vor sich hin. »Süße Hexe!«

      *

      In Bergmanns Klinik ist alles bestens geordnet. Schwester Elisabeth, Bergmanns rechte Hand, ist über alles orientiert. Hollweg, in einen weißen Kittel gehüllt, kontrolliert das Zimmer, das Stefanie während der Beobachtung bewohnen soll, wohl schon zum hundertsten Mal. Er rückt die Vase mit den Blumen zurecht, streicht über die weiche Decke des Bettes und tritt an das Fenster heran, das tief bis zum Erdboden reicht und gleichzeitig die Tür zu einem vorgelagerten Balkon ist.

      Er kehrt zurück in das Zimmer der Oberschwester.

      »Noch niemand gemeldet?«

      »Noch nicht, Herr Professor.« Die Frau mit dem weißen Haar unter der leuchtenden Haube versteht die Unruhe des Mannes, und sie versucht, ihn zu trösten. »Es kann nicht mehr lange dauern, dann muß der Wagen da sein. Vielleicht sollten Sie eine Tasse Kaffee trinken? Soll ich ihnen eine bereiten?«

      »Ach ja, wenn Sie so freundlich sein wollen?«

      Hollweg läßt sich neben dem Schreibtisch Schwester Elisabeths nieder.

      Nach kurzer Zeit bringt sie ihm eine Tasse duftenden Kaffee.

      »Zucker? Sahne?« fragt sie.

      »Beides«, bittet er.

      Er fühlt, wie der Kaffee ihn belebt, denn er ist erschöpft vom vielen Grübeln und vor Erregung vor dem Augenblick, da er sein Kind überhaupt zum ersten Male sehen wird.

      Dann ist es soweit. Schwester Elisabeth erhebt sich.

      »Sie sind da, Herr Professor«, sagt sie, und Hollweg schnellt empor. »Sie begleiten mich doch?« Bangnis klingt durch diese Frage.

      Sie nickt stumm und folgt ihm.

      Die Schritte des Mannes klingen von den hellen Wänden wider. Seine Züge sind beherrscht. Es ist, als lausche er nach innen.

      Besorgt wirft die neben ihm gehende Schwester einen Blick auf ihn und lächelt. Er hat sich gefangen. Die Nervosität ist wie ein lästiger Mantel von ihm abgefallen.

      Dann steht er im Empfangszimmer, ein Mann mit hellen gütigen Augen, hochgewachsen, die Sonne fängt sich in seinem weißen Haar.

      Bezwungen von seiner Erscheinung, streckt Stefanie ihm die Hand entgegen.

      Die Gefühle scheinen Hollweg zu übermannen. Er preßt die Lippen zusammen. Seine Backenmuskeln spielen. Vor ihm steht ein süßes Geschöpf mit einem bezaubernden Lächeln, vertrauensvoll sind ein paar unwahrscheinlich blaue Augen auf ihn geheftet. Die Hand zittert leicht in der seinen. Warm umspannt er sie. Sie ist so schön wie Nina.

      Meine Tochter! Mein Kind! Stefanie! irrt es ihm durch den Sinn. Noch immer hält er die schmalen Finger umfaßt, bis es ihm bewußt wird.

      »Es ist alles vorbereitet.« Seine Stimme klingt ihm selbst fremd. Besorgt blickt Schwester Elisabeth auf ihn. »Sind Sie allein gekommen?«

      Er lauscht. Jetzt hört er ihre Stimme. Er lauscht wie ein Verdurstender, der sich nach einem Trank sehnt.

      »Nein, Herr Professor, ich bin in Begleitung. Im Wartezimmer sitzt meine Freundin.«

      »Bitte«, fordert er sie auf und nimmt ihren Arm, »kommen Sie. Wir gehen gleich an die Untersuchung.« Er neigt sich etwas zu ihr, denn sie reicht ihm in ihrer Zierlichkeit etwas über die Schulter. »Sie haben doch nicht etwa Angst?«

      »Doch, Herr Professor«, gibt sie unumwunden zu. »Vor der Untersuchung nicht – doch vor dem Ergebnis.«

      »Sie müssen Vertrauen haben.«

      »Zu Ihnen habe ich Vertrauen«, hört er sie antworten, und sein Herz schlägt rascher. Sie hat Vertrauen zu ihm, zu ihm, ihrem Vater!

      Hinter der weißen Tür verschwinden sie, Stefanie, der Professor und die Schwester.

      Maritta geht ruhelos hin und her. Sie zählt die Sekunden. Immer wieder gleiten ihre Blicke zu der großen Uhr. Wie lange wartet sie nun schon? Was wird Professor Bergmann feststellen?

      Sie meint, es seien Stunden vergangen, als sie sich angerufen hört. Rasch wendet sie sich um und unterdrückt einen kleinen Überraschungslaut.

      »Sie, Herr Professor?« stammelt sie fast.

      Er zieht sie mit sich.

      »Ich habe Ihnen einiges zu erklären, Fräulein Leubner, kommen Sie bitte mit mir.«

      Sie folgt ihm in Professor Bergmanns Zimmer. Dort drückt er sie auf einen Stuhl und spricht rasch und überstürzend.

      »Ich selbst übernehme Stefanies Behandlung. Mein Freund hat mir seinen Namen geliehen. Nur ein kleiner Kreis, zu dem auch Sie gehören, weiß darum. Stefanie soll ahnungslos bleiben. Bitte«, fleht er, »verraten Sie mich nicht. Sie müssen mir Stefanie hierlassen. Aber jetzt werden Sie sich sicher von ihr verabschieden wollen.«

      So schnell kann Maritta das gar nicht fassen. Sie bemerkt nur die große Erregung des Mannes, den sie bereits achten gelernt hat. Sie blickt verständnisvoll zu ihm auf.

      »Natürlich werde ich Sie nicht verraten. Und wie – wie steht es mit Stefanie?«

      »Stefanie muß eine Zeitlang unter Beobachtung bleiben, bis der Zerstörungsprozeß weiter fortgeschritten ist. Dann erst kann ich eingreifen.« Er wendet sich rasch um. Tiefernst, aber entschlossen ist er. »Ich werde, wenn es soweit ist, Stefanie selbst operieren.«

      »So schlimm ist es?« Maritta preßt die Hand gegen den Mund.

      Er kommt wieder zu ihr zurück.

      »Kehren Sie heim, Maritta. Ich rufe Sie laufend an. Sie sollen sich nicht mehr ängstigen, als nötig ist.«

      An seiner Seite legt sie den Weg in das Untersuchungszimmer zurück. Stefanie plaudert gedämpft mit der Schwester und gibt willig Auskunft.

      Schwester Elisabeth hat das junge Menschenkind bereits in ihr gütiges Herz geschlossen, wenngleich ihrer beherrschten Miene nicht viel anzusehen ist.

      Aber Stefanie mit dem feinen Fingerspitzengefühl merkt, daß diese Frau ein gütiges Herz hat. Und dann erst Professor Bergmann! Ja, diesem Manne wird sie sich willig in die Hände geben. Er scheint nicht nur ein gu-ter Arzt, sondern auch ein guter Mensch zu sein.

      Sie weiß nicht, daß sie damit schon


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