Hotel subKult und die BDSM-Idioten. Stefan Bouxsein

Hotel subKult und die BDSM-Idioten - Stefan  Bouxsein


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      »Danke, aber das ist nicht nötig, Jonathan«, schaltete sich Susanne ungefragt in das Männergespräch ein. »Wir haben gleich einen Termin und da sollte Hans eine Weile schmerzfrei sitzen können.«

      Jonathan schaute mich wieder an und konnte sich trotz seiner hervorragenden Selbstbeherrschung ein Grinsen nicht verkneifen.

      »Du kannst gehen, Jonathan«, raunte ich ihm zu.

      Augenblicklich setzte Jonathan seine neutrale Roomservice-Miene wieder auf und verließ mit steifen Schritten unsere Suite. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, hörte ich ihn in ein lautstarkes Gelächter verfallen.

      »Du solltest dich vielleicht auch noch etwas intensiver mit der Sekundärliteratur beschäftigen«, schlug ich Susanne mit humorloser Stimme vor. »Eine klare Rollenverteilung ist doch das A und die O in dieser Geschichte.«

      »Deine Zeit kommst schon noch, Hans«, beruhigte mich Susanne. »Aber ohne eigenes Hotel kein Marquis, befürchte ich.«

      Ich schmierte nachdenklich Butter und Kirschmarmelade auf mein Brötchen. »Eigentlich war es gar nicht so übel, dieses Landhotel«, murmelte ich vor mich hin. »Da könnte man was draus machen.«

      Susanne jagte den Porsche wieder mit 230 Sachen über die A3 gen Süden. Dieses Mal nicht zum Landhotel, sondern zu des Maklers Büro. Das befand sich in einem kleinen Kaff zirka 20 Kilometer vom Objekt der Begierde entfernt. Immobilienmakler Joachim Klein stand auf dem großen Messingschild am Eingang des dreigeschossigen Gebäudes am Ende der Hauptstraße des Kaffs. Die Eingangstür klemmte etwas. Das war anscheinend sein Markenzeichen. Wir stiegen in den ersten Stock empor und wurden von einer blonden Immobilienmaklersekretärin in Empfang genommen. Sie bat uns noch einen klitzekleinen Moment Platz zu nehmen, der Herr Klein wäre sofort für uns da. »Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«, erkundigte sie sich höflich.

      Ich überlegte, wie ein echter Marquis de Hans in solch einer Situation seine Wünsche wohl am wirkungsvollsten artikulieren konnte.

      »Bringen Sie uns doch bitte zwei Gläser Wasser«, traf Susanne eine spontane und präzise artikulierte Entscheidung.

      »Genau, Wasser«, bestätigte ich kopfnickend die getroffene Wahl.

      »Mit oder ohne Sprudel?«, kam die sofortige Gegenfrage.

      »Mit Sprudel«, bat Susanne.

      »Ohne Sprudel«, befahl ich dominant und freute mich, in dieser Sache nun doch noch das letzte Wort gehabt zu haben.

      Umgehend bekamen wir unsere Getränke serviert, eines mit und eines ohne Sprudel. Sie machte sogar einen Knicks, nachdem sie serviert hatte, die blonde Sekretärin. Das war zweifelsohne eine unvermeidliche Reaktion auf die neue Aura, die mich umgab. Zufrieden lehnte ich mich auf dem Besucherstuhl zurück und nippte an meinem Wasser ohne Sprudel. Da öffnete sich auch schon die Tür und der Makler namens Klein trat ein.

      »Die Herrschaften sind ja schon da, wie schön. Ich habe auch schon den Vertrag aufgesetzt.« Er wedelte mit ein paar Blättern bedrucktem Papier vor unseren Nasen herum.

      Susanne hielt ihm wortlos die Hand entgegen. Der Makler räusperte sich und reichte ihr die Papiere. Sie überflog das Gedruckte und machte dabei ein sorgenvolles Gesicht.

      »Stimmt etwas nicht?«, erkundigte sich der Makler vorsichtig.

      »Ich bin unsere finanziellen Möglichkeiten gestern noch einmal durchgegangen«, sagte Susanne. »Das wird knapp. Sehr knapp. Ich befürchte, der Kaufpreis liegt jetzt immer noch knapp über unserem Limit.«

      »Aber so was von knapp«, warf ich hinterher und zeigte mit zwei Fingern, wie knapp es war. Obwohl ich gar keine Ahnung hatte, wie hoch der Kaufpreis für die Bruchbude eigentlich sein sollte.

      »Hmm.« Der Makler trommelte mit den Fingern nervös auf der Schreibtischplatte herum. »Ich bin Ihnen schon viel zu weit entgegengekommen. Nur weil wir einen schnellen Abschluss vereinbart hatten, habe ich Ihnen diesen hohen Preisnachlass gewährt. Ich fürchte, da kommen wir nicht ins Geschäft.«

      »Das verstehe ich vollkommen«, sagte Susanne und legte die Papiere auf dem Schreibtisch ab. »Ich dachte, wir könnten vielleicht ein Arrangement treffen.«

      »Ein Arrangement? Woran haben Sie dabei gedacht?«

      »Wenn Sie noch 5 Prozent nachlassen, würde ich Ihnen im Gegenzug die goldene Clubkarte für unser Hotel überreichen. Damit wären Sie berechtigt, drei Wochen pro Jahr kostenlos in unserem Hotel zu logieren. Die goldene Clubkarte ist natürlich für zwei Personen, Sie könnten also eine Begleitperson mitbringen. Außerdem hätten Sie und Ihre Begleitperson Zutritt zu allen Veranstaltungen, die wir für geschlossene Gesellschaften organisieren. Und zwar mit VIP-Status.«

      Der Makler dachte tatsächlich darüber nach. »Was für eine Art von Hotel möchten die Herrschaften noch mal eröffnen?«

      »Eine Oase für subkulturelle Begegnungen«, antwortete Susanne in geschäftsmäßigen Tonfall. »Dominanz und Devotion in all seinen Facetten«, hauchte sie leise hinterher. »Goldene Clubkarten werden eine Rarität sein. Höchstens eine Handvoll wird es davon geben.«

      »Ihre Sekretärin wird bestimmt eine hinreißende Begleiterin sein. Oder sollte ich besser hingebungsvoll sagen?« Ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu.

      Der Makler wand sich nervös auf seinem Stuhl. »Nun ja, das klingt verlockend. Ich biete Ihnen für die goldene Clubkarte noch 3 Prozent Nachlass an. Das ist aber das Äußerste.«

      »3,5 Prozent«, forderte Susanne.

      Der Makler streckte ihr die Hand entgegen und Susanne schlug ein. Nun war ich wohl stolzer Hotelbesitzer. Marquis de Hans vom Odenwald. Ich trank einen großen Schluck Wasser ohne Sprudel.

      Der Makler rief seine Sekretärin herbei. »Sonja, ändern Sie doch bitte in dem Vertrag noch eine Kleinigkeit.« Er reichte ihr die Papiere und nannte die Details.

      »Und ich hätte gerne noch ein Wasser ohne Sprudel«, ließ ich Sonja wissen.

      »Ach was«, wehrte der Makler ab. »Bringen Sie uns drei Gläser Champagner. Wir haben doch jetzt einen Grund anzustoßen.«

      »Ganz genau«, bestätigte Susanne. »Bei einer Win-win-Situation für alle Beteiligten darf es ruhig Champagner sein.«

      Sonja machte brav ihren Knicks und verließ den Raum.

      »Welche Art von Veranstaltungen für geschlossene Gesellschaften haben Sie denn im Sinn, wenn ich fragen darf?« Der Makler lockerte seinen Krawattenknoten und öffnete seinen obersten Hemdknopf.

      »Haben Sie doch noch ein wenig Geduld und lassen sich dann überraschen. Es wird Ihnen bestimmt gefallen. Da bin ich mir ganz sicher«, flötete Susanne.

      »Ja, wenn Sie das organisieren, werden es ganz bestimmt unvergessliche Erlebnisse.« Dem Makler fiel es sichtlich schwer, Susanne bei dem Gespräch in die Augen zu schauen. Susanne fiel es umgekehrt ganz leicht.

      »Wir könnten einen Abend für erfolgreiche Geschäftsmänner und deren Sekretärinnen organisieren«, schlug ich kurzerhand vor. Schließlich lechzte der Makler ja nur so nach Informationen. »Mit einem Wettbewerb, bei dem der Geschäftsmann mit der talentiertesten Sekretärin einen Titel verliehen bekommt, der in subkulturellen Kreisen höchste Annerkennung bedeutet. Natürlich erwarten wir von den teilnehmenden Sekretärinnen ganz besondere Talente, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Ich zwinkerte ihm sicherheitshalber noch einmal zu.

      »Ich verstehe, ich verstehe«, versicherte der Makler und öffnete sich gleich noch einen Hemdknopf. Scheinbar bereitete ihm unser kleines Geplänkel etwas Atemnot.

      »Das ist eine schöne Idee, Hans«, sagte Susanne erfreut. »Und mit Ihrer Sonja gehören Sie ganz bestimmt zum Favoritenkreis der Titelanwärter, Herr Klein.«

      Wie auf Kommando betrat Sonja auch wieder den Raum und servierte drei Gläser Schampus auf einem silbernen Tablett. Den neuen Vertrag hatte sie auch dabei.

      »Wir haben gerade von Ihnen


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