Hotel subKult und die BDSM-Idioten. Stefan Bouxsein

Hotel subKult und die BDSM-Idioten - Stefan  Bouxsein


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habe ich Sie zu lange warten lassen?«, erkundigte Sonja sich sorgenvoll.

      »Aber nicht doch«, sagte Susanne freundlich. »Wir haben uns nur überlegt, dass wir Sie gerne zu der einen oder anderen Veranstaltung in unserem neuen Hotel einladen möchten. Sie und Herrn Klein.«

      »Ach, da freue ich mich aber drauf«, erwiderte Sonja erfreut.

      »Wir uns auch«, sagte ich und zwinkerte dem Makler wieder zu.

      »Perfekt«, sagte Susanne, nachdem sie den umgeschriebenen Vertrag in Augenschein genommen hatte. »Dann brauche ich jetzt nur noch einen Kugelschreiber.«

      Sonja reichte ihr umgehend das Schreibgerät. Susanne unterschrieb den Vertrag und reichte ihn dem Makler. Der setzte ebenfalls seine Unterschrift darunter und dann stießen wir mit der Prickelbrause an.

      4

      Die nächsten drei Tage verbrachten wir hauptsächlich in Suite 202 im Frankfurter Hof. Susanne saß stundenlang am Telefon und am Laptop. Sie holte sich Kostenvoranschläge von diversen Odenwälder Handwerkerbetrieben ein und handelte nachträglich mit unzähligen Telefonaten bessere Konditionen aus. Sie entwarf auch schon das Konzept für unseren Internetauftritt und tüftelte die Preise aus, die unsere potentiellen Gäste für Übernachtung, Frühstück, Abendessen und vor allen Dingen für den subkulturellen 24-Stunden-Service mit allem drum und dran zu entrichten hatten. Ich beschäftigte mich derweil intensiver mit der mir zur Verfügung stehenden Sekundärliteratur und wurde dabei regelmäßig von ernsthaften Zweifeln über das nun mit vollem Elan in Angriff genommene Projekt geplagt. Allein die Frage, welche Rolle ich bei dem ganzen Prozedere spielen sollte, bereitete mir doch einige Kopfschmerzen. Nach längerer, aber ergebnisloser Grübelei erkundigte ich mich ganz beiläufig mal bei Susanne, wie sie sich das eigentlich vorgestellt hatte.

      »Ich dachte, du hättest dich schon für eine Rolle entschieden, Marquis de Hans. Oder magst du doch kein Marquis sein?«

      »Doch, doch. Eigentlich schon. Allerdings bin ich mir noch nicht ganz schlüssig, was ein Marquis den lieben langen Tag eigentlich so macht. Und was er in der Nacht so alles treibt. Außerdem sollte ich vielleicht auch mal über mögliche Alternativen nachdenken, bevor ich eine solch schwerwiegende Entscheidung treffe. Viele Ideen sind mir dazu allerdings noch nicht gekommen.«

      »Och, du könntest dich auch als Haussklave zur Verfügung stellen.«

      »Nein.«

      »Wir könnten dir hübsche Fußketten anlegen, damit das auch authentisch wirkt.«

      »Ich habe doch nein gesagt.«

      »Du dürftest zu jeder Tages- und Nachtzeit die Befehle unserer dominanten weiblichen Gäste ausführen. Und meine natürlich.«

      »Nein. Nein, nein, nein.«

      »Schade eigentlich. Das würde dir bestimmt Spaß machen.«

      »Nein.«

      »Denke lieber noch mal in Ruhe drüber nach.«

      »Nein. Welche Rolle willst du dabei eigentlich übernehmen? Du könntest meine Sekretärin sein.«

      »Nein.«

      »Aber immer mit Strapsen, damit das klar ist.«

      »Ich habe doch nein gesagt.«

      »Beim Wettstreit der talentiertesten Sekretärinnen musst du dich aber ein bisschen anstrengen, wenn du gegen Sonja bestehen willst.«

      »Ich bin die Managerin. Ich organisiere das Geschehen und werde mich hauptsächlich im Hintergrund halten.«

      »Na gut. Ich bleibe der Marquis de Hans und schaue mir das Spektakel aus der Nähe an. Ich überlege mir besser schon mal, in welchen Disziplinen sich die talentierten Sekretärinnen bewähren müssen.«

      »Da fallen dir bestimmt ein paar nette Sachen ein. Morgen Mittag haben wir übrigens ein Meeting in unserem Hotel.«

      »Ein Meeting? Mit den Handwerkern?«

      »Nein, die kommen später. Morgen treffen wir uns mit unserem Hotelpersonal. Ich habe schon ein paar fähige Leute für unser Projekt gewinnen können. Da besprechen wir die Aufgabenverteilung dann im Detail und machen schon mal eine Ortsbegehung.«

      »Ui, da bin ich aber gespannt.«

      »Ach, Hans, das wird eine wunderbare Zeit werden, glaub mir.«

      »Ach, Susanne. Die Zeit mit dir ist immer wunderbar. Komm her zu mir und bring den Nagellack mit. Ich mach dir deine Füße schön.«

      »Ja, Marquis. Markiere mich als dein Weib.«

      Mmhhh. Das Leben als Marquis de Hans begann vielversprechend. Ich lackierte und markierte mein Weib und mein Weib dankte es mir mit füßelnden Füßen. Das Spiel mit den Füßen brachte mich mehr und mehr in Verzückung, bis ein zaghaftes Klopfen an der Zimmertür die Stimmung etwas schmälerte.

      »Ich habe eine Flasche Rotwein bestellt«, klärte Susanne mich über die plötzliche Störung meiner gerade in Wallung geratenen Ekstase auf. Jonathan kam auch schon in die Suite und schob sein Wägelchen mit dem georderten Rotwein und den passenden Gläsern dazu herein.

      »Jonathan, altes Haus«, begrüßte ich ihn. »Schau dir mein neues Werk an. Wie gefällt es dir?« Ich deutete auf Susannes Füße, die noch auf meinen Oberschenkeln ruhten. Jonathan beugte sich mit interessiertem Gesichtsausdruck über die ihm dargebotenen Füße. Mit markantem Künstlerstrich hatte ich jeden Zehennagel mit einem Buchstaben markiert.

      »Hansb remer«, nuschelte er und machte ein fragendes Gesicht.

      »Jonathan, du bist ein Idiot«, pflaumte ich ihn an. »Kennst du denn nicht den Unterschied zwischen Groß- und Kleinbuchstaben?«

      Jonathan ließ seine Augen langsam von Susannes rechtem kleinen Zeh bis zum linken kleinen Zeh wandern, dann hellte sich sein Gesicht auf. »Hans Bremer«, rief er erfreut aus.

      »Ganz genau, Jonathan. Ich habe sie markiert. Sie gehört nämlich mir.«

      »Sie sollte Sandalen tragen, wenn sie das Haus verlässt«, merkte Jonathan fachmännisch an.

      Susanne lachte herzhaft. »Jonathan, du kannst wieder gehen. Wenn wir noch etwas brauchen, melde ich mich.«

      Jonathan verbeugte sich leicht. »Stets zu Diensten, Madame.«

      Als Jonathan die Tür hinter sich geschlossen hatte, gingen die markierten Fußzehen wieder auf Wanderschaft. »Wo hat er sich denn versteckt, der kleine Hans?«, neckte Susanne.

      »Dem kleinen Marquis de Hans wird es gleich zu eng im Gewand«, gluckste ich. Der arme Jonathan musste sich wohl bald wieder die Beschwerden aus Suite 201 und 203 anhören.

      Am nächsten Morgen führte ich mein Weib standesgemäß zum Frühstücksbüfett. Zu meiner Freude trug Susanne zehenoffene Schuhe und Jonathan zeigte mir den erhobenen Daumen, als wir den Speisesaal betraten.

      »Gab es heute Nacht wieder ausreichend Beschwerden wegen frivoler Lärmbelästigung in Suite 202?«, erkundigte ich mich im Vorbeigehen bei ihm.

      »Mehr als ausreichend, Master Bremer. Der Herr aus Suite 201 hat sich beim Direktor über die Pornosuite 202 beschwert.«

      »Pornosuite? Dieser Kulturbanause ist wohl nicht mit den Gepflogenheiten des blaublütigen Geschlechts vertraut?«

      »So ähnlich habe ich dem Direktor gegenüber auch argumentiert, Master Bremer.«

      »Sehr gut, Jonathan, sehr gut.«

      »Der Herr sitzt mit seiner Frau übrigens am Tisch 14.«

      »Ach, da sind doch bestimmt noch zwei Plätze frei am Tisch 14?« Ich hakte mich bei Susanne ein und führte sie schnurstracks zu besagtem Tisch. Dass es sich bei dem Herrn aus Suite 201 um einen notorischen Querulanten handeln musste, bemerkte ich schon auf den ersten Blick. Stocksteif saß er am Frühstückstisch und machte


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