Hotel subKult und die BDSM-Idioten. Stefan Bouxsein

Hotel subKult und die BDSM-Idioten - Stefan  Bouxsein


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unseren hoteleigenen Shop leitet«, sagte Susanne aufmunternd.

      »Shop? Einen Kiosk oder was?« Karl war noch nicht überzeugt von seiner neuen Aufgabe.

      Aber Trudes Augen bekamen einen gewissen Glanz. »Einen SM-Shop?«

      »Genau. Aber nur mit exklusiven Produkten. Ich dachte mir, dass wir das eine oder andere vielleicht auch von Hand in der Region fertigen lassen können.«

      »Oh ja, das machen wir«, zeigte Trude sich einverstanden.

      »Was machen wir?« Karl war noch nicht ganz im Bilde.

      Trude klärte ihn auf. »Handschellen, Peitschen, Rohrstöcke, Knebel, Ketten, Seile, Lack- und Lederklamotten, Stiefel, Korsetts, Dildos, Keuschheitsgürtel, Halsbänder, Kopfmasken, Gleitmittel, Käfige, Lanzen, Andreaskreuze, Ritterrüstungen, Armbrüste, Daumenschrauben, Morgensterne, Folterwerkzeuge aller Art, Särge ...«

      »Ja, ja«, unterbrach Susanne Trudes aufgeregte Auflistung des Produktprogramms. »Dazu gehört natürlich auch eine fachmännische Beratung.«

      »Machen wir«, sagte Karl. Damit waren die ersten zwei Jobs also schon vergeben.

      »Gut. Dann kommen wir zu den Zimmermädchen. Ich dachte da an ein dominantes und an ein devotes Zimmermädchen.«

      Alle Blicke ruhten auf Betty und Stella.

      »Ich mache das dominante Zimmermädchen«, piepste Stella.

      »Nein«, kam es aus mehreren Mündern synchron.

      »Na gut, ich mache das devote Zimmermädchen«, gab sich Stella umgehend kompromissbereit.

      »Geht das in Ordnung, Betty?«

      »Kein Problem.«

      Ich stellte mir Betty in hohen Lederstiefeln als unerbittliches Zimmermädchen vor. Allein bei dem Gedanken blieb mir die Luft weg.

      »Hitoshi kann Sushi-Bar im Speisesaal betreiben«, schlug Hitoshi nun vor.

      »Hitoshi ist aber doch als Fesselkünstler qualifiziert«, bemerkte Susanne spitz und sah Hitoshi fragend an.

      »Hitoshi hat schon so viel gefesselt. Zeit für neue Herausforderung für Hitoshi. Hitoshi ist auch super Sushi-Meister.«

      »Also gut. Hitoshi macht Sushi im Nebenjob. Hauptjob bleibt aber das fachmännische Fesseln. Du könntest auch Fesselkurse für Fortgeschrittene anbieten.«

      »Okay. Hitoshi fesselt und macht Sushi.«

      Susanne machte sich nebenbei Notizen und schien bisher recht zufrieden zu sein mit unserem Meeting.

      »Karel und Maria, ihr macht im Prinzip das Gleiche wie früher auf unserer FKK-Oase. Maria, du bist die Hausdame und kümmerst dich um die Küche und organisierst die Arbeit der Zimmermädchen. Karel, du bist der Hausmeister und die rechte Hand von Hans.«

      »Bin ich dann auch Marquis?«, fragte Karel vorsichtig nach.

      »Du bist der Hilfs-Marquis«, versprach ich ihm großzügig.

      Karel nickte und wusste offensichtlich noch nicht so recht, was es mit dieser Ehre nun eigentlich auf sich hatte. Da war ich jetzt wenigstens nicht mehr allein mit dieser nagenden Unsicherheit.

      »So, dann kommen wir auch schon zu Stanislaw«, fuhr Susanne mit der Verteilung der Arbeitsbereiche fort.

      »Ich mache die Aufsicht an der Minigolfanlage«, erklärte mein tschechischer Freund ohne Umschweife. Alle anderen schauten ihn verwundert an.

      »Minigolfanlage?« Susanne schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Minigolfanlage, Stanislaw. BDSM und Minigolf passt nämlich so gar nicht zusammen.«

      »Doch. Ich kann eine BDSM-Minigolfanlage konzipieren. Perfekt abgestimmt auf die Vorlieben unserer Gäste.« Stanislaw trug das äußerst selbstsicher und emotionslos vor. Aber so war er halt.

      Susanne schaute Stanislaw an und dachte nach. »Ich weiß nicht, ob wir Platz für eine Minigolfanlage haben.«

      »Wenn das Hotel noch komplett umgebaut wird, kann man das doch mit einplanen«, ließ Stanislaw nicht locker.

      »Okay, BDSMMG. Machen wir.« Susanne machte sich eine kurze Notiz. »Das gibt aber auch nur einen Nebenjob, Stanislaw. Im Hauptjob bist du Portier und für den Empfangsbereich zuständig. Der erste Eindruck ist ja bekanntlich ein wichtiger Erfolgsfaktor und deswegen brauche ich dort jemanden, der äußerst diskret wirkt.«

      »Wirke ich diskret?«, fragte Stanislaw verunsichert.

      »Aber so was von diskret«, versicherte ich ihm.

      »Hundert Prozent diskret«, gab Basti mir recht.

      »Dann ist das also auch geklärt«, hakte Susanne das Thema ab. »Basti, kommen wir zu dir. Dich würde ich gerne als BDSM-Serviceleiter einstellen.«

      »Aber ich bin doch schwul«, sagte Basti und unterstrich das mit einer äußerst tuntigen Geste.

      »Ja eben«, sagte Susanne. »Wie gemacht für den Servicebereich. Du begleitest unsere Gäste durch unsere vielfältigen Angebote und sorgst dafür, dass sich alle so richtig wohl fühlen. Außerdem bist du dafür verantwortlich, dass von uns gesteckte Grenzen von niemandem überschritten werden und sich alle an die Regeln halten. Einverstanden, Basti?«

      »Hey, cool. Ich bin der Sheriff. Bekomme ich auch einen Sheriffstern?«

      »Nein. BDSM-Serviceleiter. Kein Cowboy. Verstehst du das?«

      »Hach, da brauche ich aber eine Uniform.«

      »Bekommst du, Basti, bekommst du.«

      »Super. In orange. Geht das? Mit weißen Streifen. Und Sternen auf den Schulterpolstern.«

      »Nein, geht nicht.« Mehr sagte Susanne nicht dazu.

      Ich sprang in die Bresche. »BDSM, Basti. Schwarz. Lack. Leder. Nackte Haut. Alles klar?«

      »Ja, ja. Weiß ich doch. Eine orangefarbene Uniform für den Serviceleiter passt farblich perfekt zu dem Outfit unserer Gäste. Glaubt mir, mit Klamotten und Farben kenne ich mich aus. Da bin ich vom Fach. Orange ist die neutrale Ebene zwischen dominant und devot.«

      »Kein orange«, ließ sich Susanne nicht beirren und Basti schmollte still vor sich hin.

      »Un was is mid mir?« Joachim wirkte schon ziemlich ungeduldig.

      »Das frage ich mich allerdings auch«, sagte Basti etwas garstig.

      Die Frage hatte ich mir ja auch schon gestellt und ich hatte immer noch keinen blassen Schimmer, was wir in unserem Hotel mit diesem Sachsen anstellen sollten. Joachim rutschte auch schon ganz nervös auf seinem Stuhl hin und her. Die ganze Gruppe schien krampfhaft zu überlegen, welche Aufgabe Joachim in unserem BDSM-Hotel wohl übernehmen könnte. Das pikante Schweigen sprach Bände, bis Susanne die spannungsgeladene Atmosphäre schließlich ins Unermessliche steigerte.

      »Für dich habe ich einen Job, der deine ganze Autorität in Anspruch nehmen wird, Joachim.«

      »Audoridääd?«

      »Genau. Deine autoritäre Ausstrahlung, Joachim.«

      »Audoridääre Ausschdraalung? Da bin isch dorbai. Was muss isch n da mochn?«

      »Du, mein lieber Joachim, wirst unser Kerkermeister.« Susanne strahlte ob ihres vermeintlichen Schachzugs über das ganze Gesicht.

      »Gergermeesder? Des glingd guud. Des moch isch!«

      »Was hat der Kerkermeister denn für Aufgaben?«, wollte Basti wissen.

      Susanne zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger nach unten. »Im Untergeschoss richten wir einen hübschen, düsteren Kerker ein. Nur ein paar Kerzen an den Wänden und den ein oder anderen dezenten Deckenstrahler. Zwei oder drei karge Zellen und ein ansprechender Folterraum mit dem entsprechenden Equipment. Und Joachim ist das Sahnehäubchen, der gibt dem ganzen Ambiente als Kerkermeister noch das richtige Flair.«


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