Hotel subKult und die BDSM-Idioten. Stefan Bouxsein

Hotel subKult und die BDSM-Idioten - Stefan  Bouxsein


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Die Umstellung vom landwirtschaftlichen Betrieb zur FKK-Erholungsoase war den beiden erstaunlich leicht gefallen und sie hatten maßgeblichen Anteil an unserem Erfolg gehabt. Dann waren da noch unsere FKK-Investoren Karl und Trude. Die beiden hatten wir bereits auf unserem Trip zum erotischen Urlauberdorf auf die Seychellen kennen gelernt. Karl war ein übergewichtiger und stark schwitzender Metzgermeister, der mehrere Metzgerei-Filialen in Karlsruhe betrieben hatte. Die hatte er dann verkauft und das Geld in unseren FKK-Bauernhof investiert. Seine Traumfrau, die Trude, hatte er auf den Seychellen kennen gelernt. Sie war ebenfalls übergewichtig und hatte mehrere Kneipen in Berlin besessen.

      Außerdem waren tatsächlich auch einige der Animateure gekommen, die ursprünglich auf den Seychellen gearbeitet hatten. Dort waren sie dafür verantwortlich, dass die Urlauber so richtig Spaß hatten. Susanne hatte einige von ihnen engagiert, um den Tag der offenen Tür in unserer FKK-Oase professionell und pressewirksam über die Bühne zu bringen. Und das hat dann ja auch richtig gut geklappt.

      Jetzt drückte ich Basti innigst an mich. Den hatte ich ursprünglich ja als Gefahr betrachtet und ihn loswerden wollen, weil er schwul und ohne Partner war. Aber dann entpuppte er sich als eine herzensgute Seele, die man einfach gern haben musste. Als Nächstes umarmte ich Betty. Betty war schwarz wie die Nacht, sie kam aus dem Sudan, sah aus wie ein Top-Model und konnte Kühe melken wie sonst niemand. Ihr Spezialgebiet im Erotikdorf war Öl und Massage gewesen.

      Nun musste ich mich ein wenig zurücknehmen. Vor mir stand nämlich Hitoshi, der kleine, stets höfliche Japaner, der im Erotikdorf als Fesselkünstler im BDSM-Viertel tätig gewesen war. Auch auf unserem Bauernhof hatte er stets mit Seilen hantiert und für fesselnde Momente gesorgt. Den konnten wir in unserem Hotel natürlich gut gebrauchen. Ich verbeugte mich leicht vor ihm. Hitoshi verbeugte sich etwas tiefer vor mir. Damit war das offizielle Begrüßungsritual auch schon wieder beendet und ich drückte ihn genauso wie die anderen herzlich an mich.

      Sehr erfreut war ich auch über die Anwesenheit von einigen unserer ersten offiziellen FKK-Urlaubsgäste. Da stand doch tatsächlich Stella vor mir. Stella war eigentlich Vorstandssekretärin in Köln und der erste Eindruck, den sie vermittelte, war der einer grauen Maus oder eines scheuen Rehs. In einer beneidenswerten weiblichen Naivität stürzte sie sich aber stets mit Vergnügen in neue Abenteuer. Nun wollte sie also auch in unserem neuen Landhotel mit von der Partie sein. Wehmut durchzog mich, als ich mich daran erinnerte, wie die Jungs von der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Nachbarort bei unserer legendären FKK-Party völlig ausflippten und Stella wie eine Königin zu ihrer Wache schleppten, als unser Hof gerade in Flammen aufging. Die Löschfahrzeuge blieben deswegen jedenfalls in der Garage, als das Unheil seinen Lauf nahm. Vielleicht erfuhr ich demnächst ja noch ein paar pikante Details von Stella über ihren damaligen Ausflug mit der außer Kontrolle geratenen Freiwilligen Feuerwehr. Ich umarmte Stella herzlich und drückte ihr zwei Küsschen auf die Wange. Als devotes Zimmermädchen war sie bestimmt ein Knaller.

      Und dann stand ich fast sprachlos vor einem weiteren mir zum guten Freund gewordenen jungen Mann. Nämlich vor Stanislaw. Stanislaw hatte damals eigentlich nur irgendwie aus Versehen den FKK-Urlaub bei uns gebucht, sich dann aber hervorragend in die Truppe integriert. Mit einer stoischen Ruhe passte sich der sympathische Tscheche jeder noch so skurrilen Situation an. Außerdem hatte er sich als Naturtalent beim Minigolf erwiesen. Auf unserer hauseigenen Anlage hielt er sich am liebsten auf und lochte jeden Ball mit einem einzigen Schlag ein. Obwohl er angeblich vorher noch nie einen Minigolfschläger in der Hand gehalten hatte. Dafür herzte ich ihn jetzt umso mehr.

      Und dann war ich wirklich sprachlos. Vor mir stand Joachim, der Pornosachse. Joachim hatte damals zwar eine Woche FKK-Urlaub bei uns gebucht, war dann aber tierisch misstrauisch, weil er einen verkappten Pornoladen hinter unserer FKK-Oase vermutete. Bis er besoffen war, da wollte er plötzlich unbedingt und nur noch Porno. Dieser Ur-Sachse war hier auf jeden Fall völlig fehl am Platz. Was hatte sich Susanne nur dabei gedacht, als sie den hierher bestellt hat? Nichtsdestotrotz umarmte ich ihn jetzt nicht ganz so herzlich.

      »So, Freunde, dann lasst uns mal reingehen«, forderte Susanne die Mannschaft auf. Allerdings scheiterte das zunächst an der klemmenden Eingangstür.

      »Karel, mach die Tür auf«, forderte Maria ihren stämmigen Mann auf. Karel hatte dann auch weniger Mühe damit. Neugierig schritt unser neues Personal in das Hotel. Aufgeregt tuschelten sie alle miteinander, als wir in der Eingangshalle standen.

      »Was soll denn der Joachim hier?«, flüsterte ich Susanne ins Ohr.

      »Die Jobs verteilen wir gleich«, sagte Susanne und führte die Truppe dann erst mal durch das ganze Hotel. »Das wird natürlich alles umgebaut«, erklärte sie. »Das Hotel bekommt ein unverwechselbares Flair.«

      »Fantastisch«, quiekte Basti.

      »Gibt es auch einen Kuhstall?«, wollte Betty wissen.

      »Nein. Aber einen Kerker«, klärte ich meine schwarze Schönheit auf.

      »Hitoshi muss wieder nackt rumlaufen?«, wollte Hitoshi wissen. Obwohl Hitoshi als stolzer Japaner eine Ausnahmegenehmigung auf unserer FKK-Oase erhalten hatte und sich mit einem Lendenschurz bekleiden durfte.

      »Nein, Hitoshi. Unsere Bediensteten bekommen spezielle Uniformen«, beruhigte Susanne ihn. »Jetzt lasst uns in den Speisesaal gehen und die Einzelheiten besprechen.«

      Im Speisesaal setzten wir uns kreisförmig zusammen. Susanne hielt eine kleine Rede. »Ich habe euch in groben Umrissen ja schon mitgeteilt, um was es geht. Hans und ich haben wochenlang an einem neuen Urlaubskonzept gearbeitet und ich bin davon überzeugt, dass wir gemeinsam wieder neue Maßstäbe in der Tourismusbranche setzen werden. Unser Landhotel wird bald ein Geheimtipp in der weltweiten subkulturellen Szene sein. BDSM ist gerade dabei, seinen Platz in der verruchten Ecke zu verlassen und sich zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen zu entwickeln. Und wir werden als Trendsetter vorneweg reiten und die Maßstäbe ganz neu definieren.«

      »BD was?« Joachim verstand nur Bahnhof.

      »Bondage«, flüsterte Betty ihm zu.

      »Bonndetsch? Genn isch nisch.« Joachim verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

      »Betty bringt dir das schon bei. Im Kerker.« Ich schaute Betty grinsend an und Betty lächelte mir bestätigend zu.

      »Wie soll das Hotel denn heißen?«, wollte Karl wissen.

      »Darüber habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen«, seufzte Susanne. »Vielleicht hat von euch ja jemand eine gute Idee?«

      »Hotel zur lustigen Peitsche«, schlug Basti spontan vor.

      »Nein.« Susanne winkte ab. »Das klingt ja nach Karneval.«

      »Hodell Bonndetsch«, meldete sich Joachim zu Wort.

      »Du solltest erst mitreden, wenn du auch weißt, worum es geht«, maßregelte Susanne ihn.

      »Landhotel zum Dark Room«, warf Betty einen Vorschlag in die Runde.

      Susanne kam ins Grübeln. »Das nehmen wir in die engere Auswahl«, entschied sie.

      »Schloss Frivol«, schlug nun Maria vor.

      »Schloss! Das passt. Ich bin nämlich der Marquis. Marquis de Hans«, klärte ich unser neues Personal auf.

      »Wow, das ist ja super, Hans.« Basti zeigte mir den erhobenen Daumen.

      »Hotel Frivol ist auch eine gute Idee«, befand Susanne. »So ein Brainstorming bringt doch bemerkenswerte Ergebnisse.«

      »Hotel zum seligen Schmerz«, piepste Stella etwas verschüchtert aus dem Hintergrund.

      »Auch schön«, lobte Susanne.

      »Wir können ja gleich ein paar Tochtergesellschaften gründen«, kam es Maria ob der vielen guten Vorschläge in den Sinn.

      »Fifty Hotels of Hans«, rief ich begeistert. »So nennen wir die Holding.«

      »Eins nach dem anderen«, beruhigte Susanne die Gemüter wieder. »Jetzt reden wir erst mal über eure Jobs in unserem Hotel.«

      »Was


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