Hotel subKult und die BDSM-Idioten. Stefan Bouxsein

Hotel subKult und die BDSM-Idioten - Stefan  Bouxsein


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Hof in einem adäquaten Verhältnis zum zu entrichteten Obolus einer Übernachtung mit Frühstück stand. Seine Gemahlin machte eigentlich einen recht freundlichen Eindruck. Obwohl ihre Versuche, Konversation mit dem Gatten zu betreiben, recht erfolglos blieben. Sie sprach und er nickte geistesabwesend und beschränkte seine Aufmerksamkeit auf die Wurstinspektion.

      »Einen wunderschönen guten Morgen, die Herrschaften. Dürfen wir uns zu Ihnen gesellen?« Heute war ich genau in der richtigen Stimmung, um neue Freunde zu gewinnen. Pornosuite. Ich will nicht mehr Hans Bremer sein, wenn sich die beiden nach einem kleinen Geplänkel mit mir und Susanne nicht in ihre Suite 201 zurückziehen und es dort ordentlich krachen lassen.

      »Natürlich, setzen Sie sich doch zu uns«, sagte die Frau und der Querulant nuschelte etwas in seine Wurst.

      »Setz dich doch schon, Hans, ich hole uns noch was vom Büfett«, sagte Susanne mit honigsüßer Stimme. »Was magst du denn haben?«

      »Zwei Brötchen, Honig und Marmelade«, äußerte ich meine Wünsche.

      »Sie sollten die Wurst probieren«, schlug die Dame aus Suite 201 vor. »Mein Mann ist nämlich Wurstfabrikant und beliefert auch den Frankfurter Hof.«

      »Na so was«, rief ich erfreut und haute mit der flachen Hand auf den Tisch. »Susanne, bring mal eine große Portion Wurst mit und lass den Honig weg.«

      Die Dame lächelte etwas verlegen und der Wurstfabrikant kaute auf seiner Wurst herum.

      »Sind Sie etwa inkognito hier, um zu prüfen, ob das Küchenpersonal Ihre Ware ordentlich zubereitet?«

      »Ach was«, winkte meine Gesprächspartnerin ab. »Mein Mann hat geschäftlich in Frankfurt zu tun. Er führt Gespräche mit einigen potentiellen Neukunden. Alles Großabnehmer, versteht sich.«

      Susanne kam mit Brötchen und einem großen Wurstteller zurück und setzte sich zu uns an den Tisch.

      »Und Sie? Haben Sie auch geschäftlich in der Stadt zu tun?«, erkundigte sich die Frau mit einem erwartungsvollen Blick.

      Bevor ich darauf antworten konnte, schaltete sich Susanne in das Gespräch ein. »Ja, wir sind in der Tourismusbranche tätig und haben gerade ein Landhotel im Odenwald erworben.«

      »Oh, mein Mann und ich haben vorhin gerade darüber gesprochen, dass wir wieder mal einen entspannten Urlaub machen sollten. Haben Sie da auch spezielle Wellness-Angebote im Programm?«

      »Wir wollen eine subkulturelle Erholungsoase erschaffen«, sagte ich mit stolzgeschwellter Brust.

      »Im Odenwald?«, knurrte der Wurstkönig.

      »Ja, in ländlicher Idylle. Wo sind Sie denn zuhause?«, erkundigte ich mich.

      »In der Eifel«, knurrte Hanswurst.

      »Subkulturelle Erholungsoase«, schwärmte die ahnungslose Frau. »Das klingt spannend. Da würde ich jetzt aber gerne mehr darüber erfahren.«

      »Wir sprechen mit unserem Angebot vor allem Leute an, die ihren angeborenen Instinkten und Trieben wieder mehr Freiraum zur Entfaltung geben möchten. Dazu bieten wir ein exklusives Ambiente, in dem sich Gleichgesinnte finden und weiterentwickeln können.«

      Aus Susannes Mund klang das unheimlich gut, musste ich zugeben.

      »Klaus-Peter, das wäre doch mal was für uns«, fand dann auch meine Nachbarin aus Suite 201. »Immer nur in Dubai am Pool rumliegen wird ja auch irgendwann langweilig.«

      »Einfach mal alle Zwänge hinter sich lassen«, fing ich an zu philosophieren. »In unserem Hotel können Sie Ihre Sehnsüchte ausleben. Führen oder geführt werden. Befehlen oder gehorchen. Stehen oder knien. Lack oder Leder. Suite oder Kerker. Penetration oder Strangulation. Genussvolles Schweigen oder lustvolles Schreien. Na, was sagen Sie dazu?«

      Zwei Augenpaare sahen mich erstaunt an.

      »Lackieren und Markieren«, ruderte ich ein wenig zurück. Man muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. »Schauen Sie sich die Füße meiner liebreizenden Begleitung an«, forderte ich unsere Tischnachbarn auf. Susanne schlüpfte unter dem Tisch aus ihren Schuhen, drehte sich auf ihrem Stuhl galant zu meiner Seite und legte ihre Füße artig und gut sichtbar auf meinem Schoß ab. Klaus-Peter und Gemahlin reckten die Hälse und erhaschten einen Blick auf mein Meisterwerk. »Hans Bremer, das bin ich«, fügte ich erklärend mit einem breiten Grinsen hinzu. »Ich habe mein Weib markiert, damit jeder weiß, wem sie gehört.«

      »Gute Idee«, brummte Klaus-Peter anerkennend.

      »Sie sind mir ja ein schönes Paar«, kicherte Klaus-Peters Frau und hielt sich dabei verlegen die Hand vor den Mund.

      »Wir führen zusammen, was zusammen gehört«, flötete Susanne und fing plötzlich an, ihren Fuß sanft an meinem Schoß zu reiben.

      »Suuusanne«, zischte ich ihr zu.

      »Darf ich den Herrschaften noch Kaffee nachschenken?« Jonathan stand plötzlich an unserem Tisch und bedachte Susanne und mich mit einem Blick, der eine Mischung aus tiefer Sorge und ängstlicher Verlegenheit, aber auch bedrohlicher Mahnung und böser Bedrohung ausstrahlte.

      Susanne zog ihre Füße auch unverzüglich aus meiner erogenen Zone zurück und platzierte sie wieder damenhaft unter dem Tisch.

      »Oh ja, bitte, Jonathan, Kaffee«, seufzte ich erleichtert.

      »Sehr wohl, Herr Bremer.«

      »Das klingt wirklich sehr aufregend, was Sie da mit Ihrem Hotel vorhaben«, sagte die Frau von Klaus-Peter, nachdem die Kaffeetassen wieder gefüllt waren.

      »Seitdem wir darüber nachdenken und Pläne schmieden, sind wir auch wahnsinnig stimuliert«, hauchte Susanne ihrer Tischnachbarin zu.

      »Wir müssen jetzt aber los«, polterte Klaus-Peter. »Haben Sie ein Prospekt über Ihr Hotel?«

      »Ist in Arbeit«, versicherte ihm Susanne.

      »Wir bewohnen Suite 202, direkt neben Ihnen. Falls Sie noch Fragen haben, schauen Sie doch einfach mal bei uns rein«, bot ich an.

      »Ach, Sie sind das?« Klaus-Peter ging nun ein Licht auf.

      »Ja, wir sind das«, sagte ich vergnügt.

      Klaus-Peter benötigte einen Moment, um diese Information zu verarbeiten. »Wir sehen uns«, sagte er dann und zog mit seiner Frau im Schlepptau aus dem Frühstückssaal.

      »Die sind doch ganz nett, oder?« Ich sah Susanne fragend an.

      »Vor allen Dingen können sie sich einen Urlaub in unserem Hotel auch leisten«, schlussfolgerte Susanne. »Wir müssen jetzt aber auch gleich los, Hans. Unser Meeting beginnt schon in einer Stunde.«

      Ach, da war ja noch dieses Meeting. Unser neues Personal. Ein wenig skeptisch war ich ja schon. Was für Leute mochten das wohl sein, die Susanne da zusammentrommelte?

      5

      Dank Permanentlichthupe donnerten wir wieder mit 230 Sachen in den Odenwald. Etwas langsamer kurvten wir dann über die Landstraßen und durch die Käffer, bis wir den Hügel zu unserem Landhotel im erhabenen Schritttempo erklommen. Schon aus einiger Entfernung erkannte ich eine kleine Gruppe wartender Menschen vor unserem Hotel. Als Susanne den Porsche vor dem Hotel auf dem Kiesplatz parkte, winkten uns diese Leute schon ganz aufgeregt zu. Was das nur wieder zu bedeuten hatte? Als wir ausstiegen, fingen einige sogar an, begeistert zu klatschen. Sehr merkwürdig. Susanne winkte den Menschen freudig zurück. Ich fing auch an zu winken. Allerdings mehr im Queen Elisabeth Stil. Als wir uns den winkenden und klatschenden Leuten näherten, überkam mich plötzlich ein wahnsinnig wohliger Schauer. Ich erkannte meine alten Freunde aus unseren FKK-Bauernhof-Zeiten wieder. Mein Herz hüpfte vor Freude, als ich die liebgewonnenen Gesichter wiedererkannte. Die letzten Meter rannte ich dann auch, um einem nach dem anderen um den Hals zu fallen.

      Da waren Karel und Maria. Die beiden hatten auf dem Bauernhof schon gearbeitet, als das zerfallene Gehöft noch


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